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Stand: 28.02.2023 von Jörg Bernhard
Der altbewährte Inflationsschutz Gold hat in der vergangenen Woche nicht von wachsenden Inflationssorgen profitieren können – ganz im Gegenteil. Selbst in Japan ist die Inflationsrate erstmals seit über 41 Jahren wieder über die Marke von vier Prozent angestiegen.
Goldpreisschwäche trotz hartnäckiger Inflation

Japan mit höchster Inflation seit vier Jahrzehnten

Zur Erinnerung: Im Jahr 2009 meldete das „Land der aufgehenden Sonne“ mit weniger als minus zwei Prozent p.a. noch eine starke Phase der Deflation. In der Finanzwelt gilt Deflation als besonders großes Problem, da dies in der Regel mit einer massiven Wirtschaftsschwäche einhergeht. In einigen Punkten haben die Schwierigkeiten der Japaner eine starke Ähnlichkeit mit der problematischen Lage der deutschen Wirtschaft. Beide Volkswirtschaften sind nämlich in hohem Maße vom Export abhängig und leiden unter einer fortschreitenden Überalterung der Bevölkerung.

Sobald die Babyboomer-Generation vom Erwerbsleben in den Ruhestand wechselt, dürfte nachhaltiges Wirtschaftswachstum immer schwieriger werden und die Finanzierung des Rentensystems vor immer größere Probleme stellen. Weil deutsche Renten durch das Umlageverfahren finanziert werden, müssen aufgrund des demografischen Wandels immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner aufkommen.

Bislang haben die massiven Zinserhöhungen weder diesseits noch jenseits des Atlantiks zu einem signifikanten Rückgang der Inflation geführt. In Deutschland war für Januar sogar ein Anstieg von 8,1 auf 8,7 Prozent p.a. gemeldet worden, während in der Eurozone für denselben Monat ein leichter Rückgang der jährlichen Teuerungsrate von 9,2 auf 8,6 Prozent zu Buche schlug.

Innerhalb Europas verliert Geld unterschiedlich stark an Kaufkraft.

Laut Daten von TradingEconomics.com reichen die Teuerungsraten innerhalb der G20-Staaten von 2,1 Prozent in China bis fast 99 Prozent in Argentinien. Trotz deutlich gesunkener Energiepreise verharrt die Geldentwertung weiterhin auf einem ungesund hohen Niveau.

Am stärksten leiden innerhalb Europas derzeit die Bevölkerungen der Ukraine (26,0 Prozent), Moldawiens (27,3 Prozent) und der Türkei (57,7 Prozent) unter dem massiven Anstieg der Konsumentenpreise.

Am erträglichsten dürfte unter Berücksichtigung dieser volkswirtschaftlichen Kennzahl die Lage in Liechtenstein (3,3 Prozent), in der Schweiz (3,3 Prozent) und in Luxemburg (4,8 Prozent) sein.

Inflation – gekommen, um zu bleiben?

Prognosen zur Inflation sind derzeit mit einem hohen Maß an Unsicherheit behaftet. Dies gilt vor allem für den weltweit wichtigsten Rohstoff Öl, der sich gegenwärtig im Sägezahnmodus befindet und von Russland-Sanktionen und Rezessionsrisiken stark beeinträchtigt wird. Und auch bei Agrarrohstoffen sehen die Marktbedingungen ähnlich schwierig aus.

Ukraine-Krieg sowie wetterbedingte Ernteeinbußen durch Dürren, Überschwemmungen oder Frost gelten hier als schwer kalkulierbare Risiken, die unter Umständen zu einer besonders hartnäckigen Inflation führen können.

Aktuelle Inflationsraten in Europa

Land aktuell (%) Vormonat (%) Tendenz
Liechtenstein 3,30 2,80
Schweiz 3,30 2,80
Luxemburg 4,80 5,40
Spanien 5,90 5,70
Frankreich 6,00 5,90
Malta 6,80 7,30
Griechenland 7,00 7,20
Norwegen 7,00 5,90
Zypern 7,10 7,93
Albanien 7,20 7,40
Neiderlande 7,60 9,60
Dänemark 7,70 8,70
Irland 7,80 8,20
Belgien 8,05 10,35
Finnland 8,40 9,10
Portugal 8,40 9,60
Eurozone 8,60 9,20
Deutschland 8,70 8,10
Island 9,90 9,60
Europäische Union 10,00 10,40
Italien 10,00 11,60
Slowenien 10,00 10,30
Färöer-Inseln 10,10 8,80
Großbritannien 10,10 10,50
Österreich 11,20 10,20
Schweden 11,70 12,30
Russland 11,80 11,80 -
Weißrussland 12,00 12,80
Kosovo 12,10 11,10
Kroatien 12,70 13,10
Bosnien-Herzegowina 14,80 16,30
Rumänien 15,07 16,37
Slowakei 15,20 15,40
Serbien 15,80 15,10
Montenegro 16,20 17,20
Bulgarien 16,40 16,90
Mazedonien 17,10 18,70
Polen 17,20 16,60
Tschechien 17,50 15,80
Estland 18,60 17,60
Litauen 20,00 21,70
Lettland 21,50 20,80
Ungarn 25,70 24,50
Ukraine 26,00 26,60
Moldawien 27,30 30,24
Türkei 57,68 64,27
Quelle: TradingEconomics; Stand: 27.02.2023

Ausblick für die laufende Woche

Die Krisenwährung Gold musste zum vierten Mal in Folge ein Wochenminus hinnehmen, wodurch sich sämtliche Jahresgewinne wieder in Luft aufgelöst haben. Weil sich die Inflation hartnäckig weigert, in Richtung des von EZB und Fed kommunizierten Zielwerts von zwei Prozent p.a. zu entwickeln, bremsen derzeit – wie im vergangenen Jahr ebenfalls zu beobachten war – Zinssorgen und Dollarstärke den traditionellen Inflationsschutz aus.

Ob Staatsanleihen in Krisenzeiten, wie wir sie derzeit zweifellos erleben, auf lange Sicht eine gute Geldanlage bieten, darf angesichts der hohen Inflation und den markant negativen Realzinsen durchaus bezweifelt werden.

Die Gefahr nachhaltiger Wohlstandsverluste in Deutschland ist gegenwärtig nicht von der Hand zu weisen, schließlich stellen steigende Lebenshaltungskosten in Kombination mit verhaltenen Lohnsteigerungen sowie hohen Kreditkosten kein gutes Umfeld für prosperierendes Wirtschaftswachstum dar.

Für eine Exportnation wie Deutschland haben sich die Perspektiven somit empfindlich eingetrübt, was durch die geopolitischen Risikofaktoren mit Blick auf Russland und China verstärkt wird.

Am kommenden Freitag dürften sich Investoren daher für die deutsche Januar-Handelsbilanz besonders stark interessieren. Nachdem die Exporte im Dezember gegenüber dem Vormonat um 6,3 Prozent eingebrochen waren, sollen sie sich im Januar laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten um 1,2 Prozent erholt haben. Für eine generelle Entwarnung dürfte die Zeit weiterhin noch nicht reif sein.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von solider Anleger | 02.03.2023, 18:20 Uhr Antworten

"Die Gefahr nachhaltiger Wohlstandsverluste in Deutschland ist gegenwärtig nicht von der Hand zu weisen"
Hausgemachtes linksgrünes Problem, aber .... Politiker lösen bekanntlich Probleme, die durch sie selbst geschaffen haben. Bei Duo Bärbock/Habeck mit stetigen Forderungen nach höheren Energiepreisen (für Deutschland!!) habe ich allerdings geringe Hoffnungen.

2 Antworten an solider Anleger anzeigen
von meerettich | 28.02.2023, 23:05 Uhr Antworten

Beim Thema Geld kommt es ja immer auf die Position des Beobachters an. Das was Konsumenten, Sparer und Rentner schmerzt, ist nicht nur der Anstieg der allg. Lebenshaltungs-Kosten, sondern auch der Kaufkraft-Verlust auf alle gesparten Löhne von gestern. Genau das ist in der Inflations-Statistik aber gar nicht berücksichtigt. Bei Gold ist das insofern anders, als es diesen Verlust einfach nach Angebot u. Nachfrage über den Preis ausgleicht.

Vermutlich doch weiter steigende Geld-Entwertung läßt sich hinsichtlich der Alters-Vorsorge auch ausgleichen, wenn die Anleihe-Zinsen für RENTEN-Werte wieder über die Inflations-Rate steigen. Das würde zusätzlich zu höheren Leit-Zinsen der €ZB noch Anleihe-Verkäufe erforderlich machen.

Nur was ist mit den Steuer-optimierten Spekulanten, die nach niedrigen Hypoth.-Zinsen rufen aber horrende Miet-Zinsen verlangen? Da wurden oft sogar noch Steuer- u. Zins-Vorteile der Investoren bzw. Eigennutzer vorab auf die Immobilien-Preise drauf geschlagen. Dabei hat dieser Markt vermutlich ein ebenso inflationäres BILLIONEN-Volumen wie die verbotene Staats-Finanzierung durch Anleihe-Käufe, na ja angeblich vorübergehend.

Also, wenn die bürgerliche Mitte solch konzertierter Irreführung keine Grenzen setzt, muß man sich über links alternative Extreme nicht wundern.

von Leo DIN A4 | 01.03.2023, 16:10 Uhr Antworten

"Ausländer tragen deutsches Beschäftigungswachstum" wurde Nahles von Fokus ausgelegt. Zwar nicht ganz originalgetreu, aber vielleicht kann Japan sich ein Beispiel daran nehmen. Wenn ich ad-hoc das Land wechseln müsste, kämen für mich zunächst die "Neiderlande" laut Tabelle in Betracht.

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