Gold: 2.942,31 € 1,24 %
Silber: 29,68 € 0,00 %
Stand: 08.04.2025 von Jörg Bernhard
In der vergangenen Woche überwand das Gold/Silber-Ratio die Marke von 100 und wies damit den höchsten Wert seit Mai 2020 aus. Das heißt: Der Goldpreis entwickelte sich gegenüber Silber deutlich besser und eröffnet damit seinem „kleinen Bruder“ erhebliches Nachholpotenzial.
Gold/Silber-Ratio explodiert auf Fünfjahreshoch

Was das Gold/Silber-Ratio konkret bedeutet

Seit dem Jahreswechsel hat sich der Goldpreis um 15,3 Prozent verteuert und auf Sicht von zwölf Monaten sogar ein Plus von über 28 Prozent erzielt, während bei Silber im selben Zeitraum lediglich Zuwächse von 3,8 bzw. 7,5 Prozent zu Buche schlugen.

Im April kam es zu einer regelrechten Explosion der Outperformance von Gold (siehe Chart). Bevor Geldanleger diese Entwicklung interpretieren und entsprechend investieren, sollten sie sich allerdings über die Bedeutung der Kennzahl Gold/Silber-Ratio im Klaren sein.

Das Gold/Silber-Ratio zeigt stets den in Silberunzen gemessenen Gegenwert von einer Unze Gold an und ergibt sich, indem man den Goldpreis durch den Silberpreis dividiert.

Wichtig zu wissen: Die Kennzahl sagt absolut nichts über die Kursrichtung der beiden Edelmetalle aus, sondern bildet lediglich deren Relation zueinander ab.

Ein steigendes Gold/Silber-Ratio tritt auf, wenn Gold stärker ansteigt als Silber bzw. weniger stark zurückfällt als das Weißmetall.

Ein fallendes Gold/Silber-Ratio entsteht hingegen, wenn Silber stärker ansteigt als Gold bzw. weniger stark zurückfällt als das gelbe Edelmetall.

Der jüngste Ausbruch nach oben dürfte vor allem auf die Angst vor einer globalen Rezession zurückzuführen sein. So rechnen z.B. die Analysten von JPMorgan Chase, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Rezession mittlerweile auf 60 Prozent beläuft.

Vereinfacht ausgedrückt fungiert Silber jeweils zur Hälfte als monetäres Edelmetall und als konjunktursensitives Industriemetall, so dass eingetrübte Konjunkturperspektiven häufig zu einer nachlassenden Silbernachfrage aus der Industrie führen.

In solchen Marktphasen besitzt die altbewährte Krisenwährung Gold in der Regel eine stärkere Anziehungskraft als Silber.

Ein historisch hohes (niedriges) Gold/Silber-Ratio würde bei einem Vergleich beider Edelmetalle Silber als relativ preisgünstig (teuer) einordnen – allerdings nur im Vergleich zu Gold.

Gold/Silber-Ratio auf Sicht von fünf Jahren

Gold/Silber-Ratio im April 2025Quelle: GOLD.DE

Was beim Gold/Silber-Ratio zu beachten ist

Bei der Interpretation des Gold/Silber-Ratios sollten Investoren folgendes beachten: Grundsätzlich eignet sich der Indikator in erster Linie für Geldanleger, die gegenüber beiden Edelmetallen tendenziell positiv eingestellt sind, schließlich bedeutet das Erzielen einer Outperformance nicht zwangsläufig, dass eine positive Performance erzielt wurde.

Außerdem drängt sich das derzeit hohe Gold/Silber-Ratio angesichts der unzähligen derzeitigen Finanzmarktrisiken keineswegs als Verkaufssignal für Gold auf, das sich seit vielen Generationen Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz bestens bewährt hat.

Vielmehr sollte man die historisch hohe Kennzahl dahingehend interpretieren, dass Silber aufgrund der vorherigen Underperformance gegenüber Gold möglicherweise über erhebliches Nachholpotenzial verfügt und sich deshalb ein Aufstocken der Silberbestände anbietet.

Während nämlich der Goldpreis Anfang April ein neues Rekordhoch markiert hat, müsste sich Silber für ein neues Allzeithoch um ungefähr 66 Prozent verteuern.

Ausblick für die laufende Woche

Am Mittwoch stehen aktuelle Zahlen zur Entwicklung der US-Inflation zur Bekanntgabe an. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten sollen sich die Konsumentenpreise im März um 2,6 Prozent p.a. (Februar: 2,8 Prozent) verteuert haben, während bei der Kernrate ein Rückgang von 3,1 auf 3,0 Prozent p.a. prognostiziert wird.

Die derzeit regelrecht kollabierenden Ölpreise könnten die Inflation zwar weiterhin in Schach halten, die von Trump verkündeten Zölle könnten allerdings andere Güter deutlich verteuern, was weder der US-Bevölkerung noch den Investoren gefallen dürfte.

Auch die Fed zeigte sich besorgt, dass sich die Wirtschaft bei hoher Inflation abschwächen könnte.

Trotz dieser Warnhinweise erwarten die Finanzmärkte im Jahresverlauf mehrere Zinssenkungen.

So zeigt z.B. das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent an, dass die US-Leitzinsen bis Ende des Jahres um mindestens 100 Basispunkte sinken werden.

Vor vier Wochen war hier ein Wert von unter 27 Prozent angezeigt worden. Grundsätzlich besteht zwar das Risiko, dass sich Investoren aufgrund von Verlusten in anderen Anlageklassen zu Gewinnmitnahmen bei Gold genötigt sehen – ein echtes Verkaufssignal für Gold existiert derzeit aber eher nicht.

Autor: Jörg Bernhard
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von Peter leichtweis | 09.04.2025, 17:06 Uhr Antworten

Es ist nicht alles Gold was gglänzt

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