Gold: 2.160,61 € -0,19 %
Silber: 25,29 € -0,39 %
Stand: 27.02.2023 von Hannes Zipfel
In dieser an Konjunkturdaten reichen Börsenwoche stechen vor allem die Daten zur Preisentwicklung in Deutschland und der Eurozone hervor. Diese werden am Mittwoch und Donnerstag veröffentlicht und weiterhin deutlich über der Marke von acht Prozent erwartet. Bereits am Montag wird sich der Chefökonom der EZB zur Inflationsentwicklung und weiteren Zinserhöhungen äußern.
Inflation bleibt auch im Februar hoch

Im Euroraum ist das Ende des relativ zu den USA spät gestarteten Zinszyklus noch nicht in Sicht.

Folgende Termine sind für die Edelmetallpreise in der KW 9 ebenfalls von Bedeutung:

  • Montag: Schwebende Hausverkäufe USA im Monatsvergleich (e: 1,0 % | Dez.: 2,5 %), Rede des Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane zur aktuellen Geldpolitik
  • Dienstag: Importpreise Deutschland für Januar ggü. Vormonat (e: -1,5 % | Dez.: -1,6 %), US-Verbrauchervertrauen Februar (e: 108,5 | Jan.: 107,1)
  • Mittwoch: Chinesischer Gesamt-Einkaufsmanager-Index für Februar (e.: 53,1 | Jan.: 52,9), Einzelhandelsumsätze Deutschland für Januar ggü. Vorjahresmonat (e: -1,8 % | -6,4 %), Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe Deutschland im Februar (e: 46,5 | Jan.: 46,4), Arbeitslosenquote Deutschland im Februar (e: 5,5 % | Jan.: 5,5 %), Verbraucherpreisindex (VPI) Deutschland Februar ggü. Vorjahresmonat (e: 8,5 % | Jan.: 8,7 %)
  • Donnerstag: Verbraucherpreisindex (VPI) Euro-Zone Februar ggü. Vorjahresmonat (e: 8,2 % | Jan.: 8,6 %), US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe KW 8 (e: 195k | KW 7: 192k)
  • Freitag: Deutscher Gesamt-Einkaufsmanager-Index für Februar (e 51,1 | Jan.: 51,1), nach wie verzögerte Veröffentlichung der aggregierten COT-Daten der US-Aufsichtsbehörde CFTC für die Gold- und Silber-Terminmärkte in den USA ab 21:30 Uhr MEZ (wegen Cyber-Attacke am 24. Januar).

Inflationsrate verharrt über 8 Prozent

Die Inflationsrate in Deutschland, gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat, lag im Januar 2023 bei 8,7 %. Die Inflationsrate hatte im Dezember 2022 nach der Revision der Berechnungsmethode auf das neue Basisjahr 2020 bei +8,1 % und im November 2022 bei +8,8 % gelegen.

Gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI; europäischer Berechnungsstandard) betrug die Inflationsrate im Januar 2023 in Deutschland sogar 9,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat (Quelle: DeStatis).

Für den Februar 2023 wird mit einem leichten Rückgang wegen des Basiseffekts zum Vorjahr gerechnet.

Dass die Teuerungsrate nach wie vor über acht Prozent liegt, ist v. a. Ursache der Preissteigerungen auf Jahresbasis bei folgenden Gütern:

  • Speiseöle (+68,6 %)
  • Zucker (+67,5 %)
  • Erdgas (+57,4 %)
  • Heizöl (+50,1 %)
  • Brennholz (+49,6 %)
  • Nahrungsmittel allgemein (+21 Prozent)
(Quelle: Statistisches Bundesamt; Preisveränderung auf Jahresbasis; Stand: Januar 2023)

Die neuen Sanktionen (Importverbot für Mineralölprodukte aus Russland etc.), die stark gestiegenen Transportkosten für Energieträger per Schiff, aufkommender Lohndruck sowie die nachfragewirksamen Lockerungen der Corona-Beschränkungen werden trotz sich abschwächender Konjunktur für ein anhaltend erhöhtes Inflationsniveau sorgen.

Die Europäische Zentralbank, die sehr lange mit einer geldpolitischen Reaktion auf die bereits vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine deutlich sichtbaren Inflationsdynamik gewartet hatte, wird im März die Zinsen erneut anheben und ab März monatlich Staatsanleihen im Gegenwert von 15 Milliarden Euro auf den Markt werfen.

Nächste EZB-Zinserhöhung am 16. März

Seit Mitte letzten Jahres hat die Europäische Zentralbank (EZB) nach langem Zögern die Leitzinsen in fünf Schritten von 0,0 auf 3,0 Prozent angehoben. Auf der kommenden Sitzung am 16. März sollen Kredite an Banken, die sich von der EZB Geld kurzfristig leihen und anschließend mit entsprechenden Aufschlägen längerfristig weiterverleihen, nochmals um 0,5 Prozentpunkte p. a. teurer werden.

Darüber hinaus sind weitere Zinsschritte geplant, über deren Höhe aber noch große Uneinigkeit im 26-köpfigen EZB-Rat – dem höchsten Entscheidungsgremium der EZB - herrscht.

Leitzinsentwicklung der EZB

Ebenso wie ihr amerikanisches Pendant will die EZB vermehrt „auf Sicht“ fahren, also ihre Geldpolitik von den hereinkommenden Wirtschaftsdaten abhängig machen. Dies wird in nächster Zeit zu erhöhten Schwankungen auch bei den Edelmetallpreisen führen, da auf jede neue Zahl mehr oder weniger intensiv am Markt durch die Anleger reagiert wird (mangels geldpolitischer Orientierung bzw. der sog. „Guidance“).

Umfeld für Gold und Silber nicht ideal

Für die unverzinsten Edelmetalle Gold und Silber ist ein Umfeld mit sinkender Liquidität, steigenden Zinsen und speziell bei Silber einer nachlassenden Konjunktur suboptimal.

Dazu kommt noch die neuerliche Stärke des US-Dollars gegenüber dem Euro, dessen Kurs i. d. R. negativ mit der Preisentwicklung der beiden Edelmetalle korreliert. Grund für die Dollarstärke ist die Annahme, dass die US-Notenbank ihren Leitzins (Fed Funds Rate) weit über die 5-Prozentmarke hinaus anheben könnte, wenn die Datenlage dies zulässt.

Gold-Silber-Preis in Euro vs. US-Dollar in Euro

Rahmenbedingungen können sich schnell ändern

Allerdings mehren sich die Stimmen, die vor der Kombination aus restriktiver US-Geldpolitik und Überschuldung warnen.

So befürchtet der US-Top-Ökonom Mohamed El-Erian, Chef-Wirtschaftsberater der Allianz S. A. und Kolumnist bei der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die US-Notenbank Fed eine Inflationsrate über ihrem Inflations-Ziel von 2 Prozent tolerieren muss.

Wörtlich sagte er gegenüber Bloomberg:

„Ich glaube nicht, dass sie (die Fed, Anm. der Redaktion) die Inflationsrate auf 2 Prozent bringen können, ohne die US-Wirtschaft zu zerstören“.

Als Lösung schlägt El-Arian vor, den Zielsatz für die Teuerungsrate von aktuell 2 Prozent auf 4 Prozent anzuheben. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte diese Idee bereits in einem Arbeitspapier im Jahr 2014 ins Spiel gebracht („The Case for a Long-Run Inflation Target of Four Percent“; WP-14-92).

Höheres Inflationsziel statt höhere Zinsen

Dies käme jedoch einer Kapitulation der mächtigsten Notenbank der Welt vor der Inflation gleich.

Es wäre nicht unwahrscheinlich, dass der Reputations- und Vertrauensschaden in Sachen Inflationsbekämpfung für die Fed damit noch größer werden würde und alternatives Geld, wie z. B. Gold und Silber, zur mittel und langfristigen Werterhaltung an Attraktivität gewinnen würden.

Nach fast einem Jahr aggressiver Geldpolitik ist es, analog zu früheren Zyklen und in Anbetracht der heute deutlich höheren Verschuldung zudem sehr wahrscheinlich, dass die Geldpolitik zum Umsteuern gezwungen wird, um die Schuldentragfähigkeit von Staaten, Unternehmen, Banken, Schattenbanken und Privathaushalten nicht zu gefährden und eine neue Weltfinanzkrise auszulösen.

Weitere wichtige Daten-Termine, Details und Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
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von Heinrich | 06.03.2023, 04:12 Uhr Antworten

Die Deutschen haben (Stand 2022) rund 538 Milliarden Euro Spareinlagen.
Die einzige Frage, die sich die regierenden Parteien stellen ist - Wie kommen wir da ran.
Inflation ist nur ein anderes Wort für Enteignung (Diebstahl).

von Tom | 01.03.2023, 22:18 Uhr Antworten

Man hat den Eindruck umso höher und länger sich die Inflation hält umso schneller fällt Silber. Früher war das mal ein Inflationsschutz, heute das Gegenteil. Aktien hingegen laufen. Minen ebenfalls schwach.

von Leo DIN A4 | 27.02.2023, 20:15 Uhr Antworten

Wer Soldaten braucht will ein gewisses Maß an Krise.
Auch an Schöffen werden keine besonderen Anforderungen gestellt, trotzdem oder gerade weil sie volksnah sein sollen und notfalls "müssen".

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