Gold: 2.923,81 € -0,26 %
Silber: 31,22 € -1,45 %
Stand: 10.06.2025 von Jörg Bernhard
In den vergangenen vier Wochen erzielte der Silberpreis eine Outperformance in Höhe von fast neun Prozentpunkten gegenüber seinem „großen Bruder Gold“. Auf lange Sicht besteht weiterhin erhebliches Nachholpotenzial.
Kommt beim Silberpreis jetzt die Aufholjagd?

Starke Outperformance bei Silber

Aus charttechnischer Sicht spricht derzeit einiges für das mit großem Abstand günstigste Edelmetall, schließlich datiert das Allzeithoch von Silber in Höhe von fast 50 Dollar noch aus dem Jahr 2011.

Seither hat sich der Goldpreis mehr als verdoppelt,
während sich Silber um mehr als ein Viertel verbilligt hat.

Das heißt: Eine stark positive Korrelation beider Edelmetalle, die von Analysten in der Vergangenheit häufig erwähnt wurde, erwies sich als Totallausfall.

Dies lässt sich besonders gut an einer Kennzahl ablesen – dem Gold-Silber-Ratio. Dieses gibt nämlich an, wie viele Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden (siehe Chart).

Gold-Silber-Ratio seit 1973

Gold Silber RatioQuelle: GOLD.DE

Vor 14 Jahren lag dieser Wert bei etwas mehr als 31.

Vom diesjährigen Jahreshoch bei 104,75 (22.04.25) brach die Kennzahl mittlerweile auf rund 91 ein, wodurch die markante Outperformance von Silber (gegenüber Gold) der vergangenen Wochen zum Ausdruck kommt.

Mit Blick auf Silber hat in diesem Jahr auch eine andere vermeintliche Börsenregel auf der ganzen Linie enttäuscht.

Normalerweise erwarten die Investoren nämlich, dass der Silberpreis dem Goldpreis in gehebelter Form folgt – nach oben, aber auch nach unten. Auch diese „Gesetzmäßigkeit“ trat nicht ein.

Eine These hat sich in den vergangenen Jahren hingegen bewahrheitet. Der Silberpreis gilt als „wilder“ und birgt dadurch ein erheblich höheres Kursschwankungs- bzw. Verlustrisiko.

So hat sich das Weißmetall in den vergangenen 25 Jahren von fünf auf fast 50 Dollar vervielfacht, um 2018 wieder auf 14 Dollar abzustürzen.

Buy-&-Hold-Strategie ist bei Silber wenig empfehlenswert

Bei einer Achterbahnfahrt sollten Anleger von einer Buy-&-Hold-Strategie Abstand nehmen und stattdessen verstärkt auf die Aspekte Timing und Momentum achten.

Aus charttechnischer Sicht deutet der jüngste Kursausbruch bei Silber darauf hin, dass das Edelmetall aus seiner mehrjährigen Lethargie erwacht ist. Für eine solche Interpretation sprechen neben diversen charttechnischen Kaufsignalen auch mehrere fundamentale Faktoren.

  • Erstens: Nach dem stark gestiegenen Goldpreis kommt in der Schmuckbranche aus Kostengründen verstärkt Silber zum Einsatz, insbesondere in Indien.

  • Zweitens: Ein regelrechter Nachfrageboom ist zudem im Photovoltaiksektor auszumachen, wo Silber als besonders wichtiger Rohstoff gilt.

  • Drittens: Megatrends wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz sowie Elektromobilität dürften die industrielle Silbernachfrage weiter nach oben treiben.

  • Viertens: Seit dem Jahr 2019 fällt bei Silber die Nachfrage höher als das Angebot aus und führte seither zu Defiziten zwischen 73,5 Millionen (2019) und 210,5 Millionen Feinunzen (2024). Gemäß den betriebswirtschaftlichen Gesetzen von Angebot und Nachfrage spricht dies „normalerweise“ für einen steigenden Silberpreis.

Ausblick für die laufende Woche

An den Goldmärkten gelten die Sommermonate als nicht sonderlich performanceträchtig. Dies ist u.a. auf die saisonal schwache Schmucknachfrage in Asien, die urlaubsbedingt geringe Marktliquidität sowie die in der Regel impulsarme Geldpolitik der Notenbanken zurückzuführen.

Deshalb darf man gespannt sein, ob es nach der rasanten Rallye nun beim Goldpreis zu Gewinnmitnahmen und somit zu rückläufigen Notierungen kommen wird.

Angesichts der geopolitischen Krisen, der konjunkturellen Unsicherheit und explodierender Schuldenberge und Haushaltsdefizite spricht wenig für einen nachhaltigen Trendwechsel nach unten.

Am Mittwoch stehen wichtige US-Inflationsdaten zur Bekanntgabe an. Bei den Konsumentenpreisen wird mit einem Anstieg der Teuerungsrate von 2,3 auf 2,5 Prozent p.a. gerechnet, während sich die Kerninflation von 2,8 auf 2,9 Prozent beschleunigen soll.

Danach dürften sich die Marktakteure für die US-Produzentenpreise (Donnerstag) stark interessieren. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten sollen sich diese von 3,1 auf 3,0 Prozent p.a. verlangsamt haben.

Wichtige Stimmungsindikatoren werden vor dem Wochenende zudem von der Uni Michigan veröffentlicht. So erfahren die Marktakteure u.a., mit welcher Inflationsrate die US-Konsumenten auf Zwölfmonatssicht rechnen.

Der Erwartungswert soll Analystenschätzungen zufolge von 6,5 Prozent (April) auf 6,6 Prozent p.a. ansteigen Dies bedeutet: Das Vertrauen in die Kaufkraft des Dollars befindet sich weiter im Sinkflug und stärkt dadurch die Attraktivität des „Kaufkraftbewahrers“ Gold.

Autor: Jörg Bernhard
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von Freddy | 12.06.2025, 12:33 Uhr Antworten

Silber steigt nur wenn es Morgan Stanley will. Jede andere Spekulation ist zum scheitern verurteilt. Angebot und Nachfrage spielen keine Rolle, wenn die gesamte Jahresproduktion auf short gewettet wird.

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