Gold: 2.244,87 € 0,00 %
Silber: 26,93 € 0,00 %
Stand: 14.02.2022 von Hannes Zipfel
Neben schockierenden Teuerungsdaten aus Deutschland verunsichert das zunehmende Säbelrasseln in der Ukraine-Krise die Anleger zum Wochenauftakt. Verstärkt wird diese Unsicherheit durch die Ankündigung einer Sondersitzung der US-Notenbank Fed für den Montag kommender Woche, was eine erste Zinserhöhung bereits in wenigen Tagen bedeuten könnte. Den Anlegern steht somit eine der turbulentesten Wochen des Jahres bevor.
Krieg oder Frieden?

Folgende Termine sind in der aktuellen Handelswoche von besonderer Relevanz:

  • Montag: Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte Deutschland (akt.: +22,1 % p. a.)
  • Dienstag: Großhandelspreise und ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland
  • Mittwoch: Einzelhandelsumsätze USA, Sitzungsprotokoll der letzten US-Notenbanksitzung
  • Donnerstag: Monatsbericht der Europäischen Zentralbank mit Stellungnahme zur Inflation
  • Freitag: Konjunktur-Frühindikatoren USA, CFTC-Terminmarkt-Daten für Gold und Silber
(Details und weitere wichtige Termine finden Sie in der Tabelle unten)

Kriegsrhetorik treibt die Gold- und Silberpreise nach oben

Die Warnung der USA vor einem kurz bevorstehenden Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die Preise für die Edelmetalle Gold und Silber bereits in der vergangenen Woche deutlich ansteigen lassen.

Besonders spürbar war der Kurssprung in Euro gerechnet, da die beiden Metalle in US-Dollar am Weltmarkt gehandelt werden (Spot-Preis) und der Euro-Kurs unter der wachsenden Kriegsangst in Europa leidet. (Mehr zu dem Thema Zuspitzung der Ukraine-Krise weiter unten im Wochenausblick).

In der Gemeinschaftswährung konnte der Goldpreis am Freitag um 2,4 Prozent zulegen und kostet aktuell 1.640 Euro pro Feinunze. Damit notiert das gelbe Edelmetall in der für deutsche Anleger relevanten Euro-Betrachtung nur noch 5,6 Prozent vom Allzeithoch entfernt, das am 7. August 2020 erreicht wurde.

In US-Dollar kostet eine Feinunze aktuell 1.856 US$/Unze.

Der Silberpreis notiert am Montagvormittag bei 23,75 US-Dollar bzw. 21 Euro pro Feinunze. Anleger müssen somit aktuell ca. 5 Prozent mehr für die Feinunze Silber bezahlen als zu Beginn der letzten Woche.

Neben den geopolitischen Risiken stützt auch die anhaltend hohe Inflationsdynamik die Edelmetallpreise.

Kosten für Güter des täglichen Bedarfs explodieren weiter

Die hohen Teuerungsraten werden in den kommenden Monaten für die Verbraucher noch mehr als bisher spürbar werden. Darauf deuten heute Morgen vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Daten zu den Erzeugerpreisen landwirtschaftlicher Produkte aus dem Dezember 2021 hin, die mit zeitlichem Versatz an die Konsumenten teilweise weitergegeben werden müssen.

Die Kosten zur Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte waren im Dezember laut den Statistikern in Wiesbaden um 22,1 Prozent höher als noch im Dezember 2020 und erreichten damit den höchsten Preisanstieg auf Jahresebene seit über einer Dekade.

Die Preise für pflanzliche Erzeugnisse stiegen besonders stark: Sie lagen im Dezember 2021 um 28,8 Prozent höher als vor 12 Monaten. So stiegen beispielsweise die Kosten für die Erzeugung von Speisekartoffeln um 60,2 Prozent an.

Auch die Preise für tierische Produkte lagen um 17,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Der Milchpreis verteuerte sich im Dezember 2021 um 22,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau; im November 2021 waren es noch +18,2 Prozent.

Im Jahresdurchschnitt 2021 stiegen die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte insgesamt um 8,8 Prozent gegenüber 2020 an. Die pflanzlichen Erzeugnisse verteuerten sich dabei um 18,3 Prozent.

Diese Steigerung ist vor allem auf erhöhte Preise für Getreide (+29,3 Prozent) zurückzuführen.

Preissteigerungen gab es jedoch auch bei Gemüse wie Salat (+24,4 Prozent) sowie bei Pflanzen und Blumen (+15 Prozent).

Damit bleibt die Inflationsdynamik ein breit angelegtes Phänomen, das nicht primär auf die dynamisch steigenden Energiekosten zurückzuführen ist. Ungeachtet dessen notiert der Rohölpreis der europäischen Sorte „Brent Crude Oil“ zum Wochenauftakt über der Marke von 95 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) auf einem Achtjahreshoch.

Damit einhergehend stiegen die Treibstoffpreise in Deutschland am Wochenende auf neue absolute Höchststände. Wesentlich mitverantwortlich für die steigenden Ölpreise ist die verbale Zuspitzung in der Ukraine-Krise.

Krieg während der Olympischen Spiele?

Die USA warnen mit zunehmender Dramatik vor einer Invasion Russlands in die Ukraine. Am Sonntag wiederholte der Berater des US-Präsidenten für nationale Sicherheit, Jake Sullivan auf dem Fernsehsender CNN, dass ein Angriff Russlands auf die Ukraine jeden Augenblick beginnen könne.

Bereits am Freitag äußerte Sullivan die Vermutung, dass gegen Ende der aktuellen Woche der Befehl zum Einmarsch in den Nachbarstaat aus dem Kreml kommen könnte. Und zwar unmittelbar nach dem Antrittsbesuch des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz bei dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, der für diesen Dienstag geplant ist.

Russland hingegen weist Gerüchte über einen kurz bevorstehen Einmarsch in die Ukraine als Hysterie und provokative Spekulationen zurück.

Auch die ukrainische Regierung rechnet nicht mit einer Invasion in den nächsten Tagen.

Gegen Kriegshandlungen ausgehend von Russland noch in dieser Woche sprechen auch die gerade in Peking stattfindenden Olympischen Winterspiele, die vor allem wegen der Corona-Lage besonders aufwendig organisiert werden müssen.

Dass Moskau seinen wichtigen Verbündeten China vor der großen Abschlussfeier am kommenden Sonntag im „Vogelnest“ in der Landeshauptstadt Peking durch einen medial alles andere verdrängenden Kriegsbeginn in die Parade fährt, ist anzuzweifeln.

Wichtige Signale von der US-Notenbank erwartet

Bereits bei der Veröffentlichung des Protokolls zur letzten US-Notenbanksitzung (Fed-Minutes) am kommenden Mittwoch um 20:00 Uhr MEZ könnte es konkrete Hinweise auf eine kurz bevorstehende Zinsanhebung geben. Eigentlich war ein solcher Schritt von den Anlegern erst für die nächste reguläre Sitzung am 16. März erwartet worden.

Doch nun hat die Fed für kommenden Montag kurzfristig eine Sondersitzung angekündigt.

Die letzten Daten zur US-Konsumentenpreisinflation stiegen im Januar mit 7,5 Prozent p. a. auf den höchsten Stand seit Februar 1982 (Vierzigjahreshoch). Damit gerät die Fed, die immer noch Geld druckt und den effektiven Leitzins bei aktuell 0,08 % p. a. nahe der Nulllinie hält, massiv unter Zugzwang.

Als die US-Notenbank das letzte Mal im November 2015 eine Sondersitzung abhielt, hob sie kurz darauf die Zinsen an. Da das Fed-Protokoll redaktionell nachbearbeitet und kurz vor der Veröffentlichung an aktuelle Entwicklungen angepasst wird, könnte sich in den „Fed-Minutes“ bereits ein konkreter Hinweis auf einen kurz bevorstehenden Zinsschritt und dessen Höhe befinden.

Vor der Veröffentlichung des Fed-Protokolls am Mittwoch werden noch für die US-Wirtschaft wichtige Einzelhandelsdaten veröffentlicht, die für die Entscheidungsfindung der Geldpolitiker ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Abgesehen von der latenten Kriegsgefahr könnte somit die zweite Wochenhälfte auch aus zinspolitischer Sicht für die Märkte turbulent werden.

Weitere wichtige Termine können Sie der folgenden Übersichtstabelle für die KW 7 entnehmen:

Wochentag Zeit (MEZ) Datenart Prognose Vorherig
Montag 8:00 Uhr DE: Erzeugerpreise landwirtschaftliche Produkte Deutschland (Dez. | Jahr) akt.: 22,1 % 20,8 %
Montag 12:00 Uhr DE: Monatsbericht der Deutschen Bundesbank zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung - -
Dienstag 8:00 Uhr DE: Großhandelspreise (Jan. | Jahr) 16,2 % 16,1 %
Dienstag 11:00 Uhr DE: ZEW-Konjunkturerwartungen 55,0 51,7
Dienstag 14:30 Uhr USA: Erzeugerpreise (Jan. | Jahr) 9,1 % 9,7 %
Dienstag 14:30 Uhr USA: Erzeugerpreise (Jan. | Monat) 0,5 % 0,3 %
Dienstag 22:30 Uhr USA: API Rohöl-Lagerbestände in Mio. Barrel - -2,025
Mittwoch 14:30 Uhr USA: Einzelhandelsumsätze (Jan. | Jahr) - 16,95 %
Mittwoch 14:30 Uhr USA: Einzelhandelsumsätze (Jan. | Monat) 1,8 % -1,9 %
Mittwoch 16:30 Uhr USA: Rohöllagerbestände in Mio. Barrel - -4,756
Mittwoch 20:00 Uhr USA: Protokoll zur US-Notenbanksitzung am 26. Januar (aktualisierte Fed-Minutes) - -
Donnerstag 10:00 Uhr EU: Monatsbericht der EZB mit Stellungnahmen zur Inflation und zur Geldpolitik - -
Donnerstag 14:30 Uhr USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Vorwoche) 220k 223k
Donnerstag 14:30 Uhr USA: Philadelphia Fed Herstellungsindex 20,0 23,2
Freitag 16.00 Uhr USA: Konjunktur-Frühindikatoren (Jan. | Monat) 0,2 % 0,8 %
Freitag 21:30 Uhr CFTC-CoT-Daten der Comex zu Gold und Silber - -
Datenquelle: Thomson Reuters, Investing.com
Autor: Hannes Zipfel
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von Peter L Ustig | 14.02.2022, 21:29 Uhr Antworten

Alles scheint sich amplitudenartig zu wiederholen.
Erst Inflation / Hyperinflation in den 1920'er Jahren , dann wieder Krieg.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Inflation_1914_bis_1923)
Momentanes Gebaren der NATO-Truppen vor dem "Gartenzaun Russlands" in Verbindung mit der Ukraine / Krim und die Kombination mit rasant galoppierender Inflation, die Teuerungsexplosion hierzulande in Sachen Kraftstoff / Heizöl und Gaspreis / höchste Strompreise europaweit (weltweit) / merklich gestiegene Lebensmittelpreise in den Lebensmitteldiscountern / etc. und die jetzt nach fast 24 Monaten zu bemerkenden CORONA-Auswirkungen auf Leben-und Wirtschaft und die Folgen daraus, zeigen deutlich auf wo zukünftig für uns alle die Reise hingehen soll und wird.
Es bleibt zu befürchten, dass die BRD aktiv mit in den Konflikt hineingezogen wird und sich die Schieflage weiter verschärfen wird, sollte Russland sich gegen die DAUERPROVOKATION und Sanktionen (Einmischungen) des Westens tatsächlich aktiv zur Wehr setzen.
Fragt man Mitbürger, so will KEINER jemals wieder einen Krieg haben....jedoch lässt das Bürgervolk untätig und bequem den jetzigen VOLKSVERTRETERN freie Hand ohne mittels Widerstand entgegenzuwirken.....die Überraschung wird noch kommen, wenn die Wohlfühlzonen hierzulande für alle Bürger sich in das Gegenteil verkehren werden und das Gejammer groß.
Was das alles mit den Edelmetallpreisentwicklungen machen wird, kann man geschichtlich betrachten / nachlesen.
Fazit: Gute Zeiten für Edelmetallinvestoren, welche bereits versorgt sind , schlechte Zeiten für unaufmerksame Bürger und Ignoranten der Realität.....Rosarote Brillen haben bisher noch nie gegen vorliegende unbequeme Fakten geholfen....Hinterfragen und faktenbasiert zu handeln jedoch. Spannende Zeiten.

von Wehrpflicht vs. Impfpflicht | 14.02.2022, 17:21 Uhr Antworten

Söder hat völlig Recht. Aussetzen ist möglich, siehe Präzedenzfall. Es gibt Gesetze und es gibt Recht. Vernunft muss siegen.
Wenn nicht, muss Mann sich demnächst überlegen wohin mit dem Gold: Im Haus lassen und seiner "Regierung" vertrauen, ins Bankschließfach oder mit an die Front.

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