Gold: 2.167,13 € -0,79 %
Silber: 25,36 € -0,67 %
Stand: 21.02.2023 von Hannes Zipfel
Die Spannungen an den Finanzmärkten nehmen weiter zu: im Kampf gegen die Inflation ziehen die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank EZB die Zins- und Liquiditätszügel unvermindert an. Gleichzeitig bahnt sich in den USA eine Gewinnrezession an. Die Anleger reagieren daher sehr nervös auf jede neue Konjunktur -und Unternehmenszahl. Gold könnte von dieser Unsicherheit profitieren.
Kriegt der Goldpreis die Kurve?

Wegweisende Daten: Ifo, ZEW, Fed-Protokoll und PCE-Inflation

  • Montag: Zinsentscheidung der People’s Bank of China (e: 3,65 % | akt.: 3,65 %), Monatsbericht der Bundesbank für Februar 2023 zu Konjunktur und Inflation
  • Dienstag: ZEW-Konjunkturerwartungen Deutschland für Feb. (e: 22,3 | 16,7), Gesamt-Einkaufsmanager-Index Deutschland für Feb. (e: 50,4 |Jan.: 49,9), Verkäufe bestehender Häuser USA für Jan. (e: 4,1 Mio. | Dez.: 4,02 Mio.), Gesamt-Einkaufsmanager-Index USA für Feb. (e: 47,5 | 46,8)
  • Mittwoch: Ifo-Geschäftsklima-Index für Feb. (e: 91,4 | Jan.: 90,2), Index für den US-Hypothekenmarkt (e: 228,6 | KW 7: 230,4), Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung („Fed-Minutes“) vom 1. Feb.’23 (20:00 Uhr MEZ)
  • Donnerstag: US-PCE-Kerninflation für Januar (Kernteuerung gemäß BIP-Rechnung) auf Jahresbasis: (e: 4,3 % | 4,4 %)
  • Freitag: GfK-Konsumklimaindex Deutschland für März (e: -42 | Feb.: -45), US-Verbrauchervertrauen Universität Michigan für Feb. (e: 66,4 | Jan.: 66,4), nach wie vor keine Veröffentlichung der aggregierten COT-Daten der US-Aufsichtsbehörde CFTC für Gold und Silber erwartet (letzte Veröffentlichung am 24. Januar).

War's das schon mit der Korrektur?

Knappe 5 Prozent (4,68 %) hat der Goldpreis in US-Dollar pro Feinunze am Spot-Markt vom Hoch am 1. Februar bis zum letzten zyklischen Tief am 15. Februar verloren und dabei die gleitende 50-Tage-Durchschnittslinie nach unten durchbrochen.

Zuvor hatte das gelbe Edelmetall seit Anfang November 2022 ca. 20 Prozent zulegen können.

Goldpreis in US-Dollar

Mittlerweile zeigen einige Indikatoren (wie z. B. die Oszillatoren RSI und Stochastik) kurzfristig eine ausgeprägte "Überverkauftheit" an.

Die wichtige Korrekturmarke bei 38,2 Prozent (Fibonacci-Retracement) der vorherigen Aufwärtsbewegung konnte der Goldpreis ebenfalls verteidigen, ebenso wie die 1.800er Marke in US-Dollar.

Doch nun liegt die weitere Entwicklung neben den geopolitischen Einflüssen (Gold wandert wegen der geopolitischen Fragmentierung massenhaft von West nach Ost) an der Geldpolitik der Zentral- und Notenbanken.

Zinszyklus überrascht nach oben

Bislang war die Mehrheit der Anleger in Anbetracht der abflauenden Inflation und der sich parallel einstellenden wirtschaftlichen Abkühlung davon ausgegangen, dass der zinspolitische Straffungskurs in den USA im März seinen Zenit erreicht ist und die Leitzinsen noch maximal 0,25 Prozentpunkte auf dann 4,75 - 5,0 Prozent p. a. ansteigen werden.

Doch nun haben die zuletzt extrem starken offiziellen US-Arbeitsmarktdaten (200 Prozent über den Konsensschätzungen der Bankenanalysten und über den privaten Erhebungen des US-Datenanbieters ADP) die Zinserwartungen weiter erhöht, was auch bei der Preisentwicklung der Edelmetalle, v. a. bei den Weißmetallen wie Silber Spuren hinterlassen hat:

Silberpreis in US-Dollar

Erst die 50 Prozent-Fibonacci-Korrekturmarke stoppte den Preisverfall des weißen Edelmetalls. Aber auch beim Silberpreis sind viele Indikatoren (auch Stimmungsindikatoren) kurzfristig stark unterkühlt. Dieser Pessimismus kann unterstützend wirken, da die sogenannten "zittrigen" Hände den Markt bereits verlassen haben.

Nun kommt es auf das fundamentale Umfeld und hier ganz besonders auf die Inflationsdaten und die Statements der Geldpolitischen "Elite" an.

Trotz der horrenden Verschuldung gehen v. a. die US-Fed und die EZB volles Risiko, wohlwissend, dass ihre Zinsanhebungen und Liquiditätsentzüge erst mit einer zeitlichen Verzögerung von 3 bis 9 Quartalen in der Realwirtschaft voll durchschlagen.

Bis auf 6 Prozent könnte der Leitzins nach Aussagen einiger Fed-Gouverneure in den USA ansteigen (in der Welt-Finanzkrise waren es in der Spitze 5,5 Prozent).

Im Euroraum gehen die Erwartungen in Richtung 3,5 bis 4,5 Prozent Leitzinsen (aktuell 3,0 Prozent p. a.).

Noch vor Monatsfrist waren die Erwartungen in Bezug auf den Zinsgipfel für den aktuellen Zyklus wegen der unsicheren globalen Lage um gut 0,5 bis 1,0 Prozentpunkte niedriger.

Für die nächste und eigentlich letzte Zinserhöhung am 22. März 2023 wurde und wird bislang eine moderate Erhöhung um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) an den Märkten "eingepreist".

Doch nun tauschen auf einmal weitere Zinserhöhungen bei zukünftigen Zinssitzungen der Fed über die 5-Prozentmarke hinaus in den Erwartungen der Terminmärkte auf – und das mit einer extrem hohen Wahrscheinlichkeit von aktuell 72,3 Prozent:

Feed Watch Tool - Zinserhöhung

Achtung! Die Fed spielt mit dem Feuer!

Gleichzeitig kommen von den ökonomischen Frühindikatoren der US-Wirtschaft alarmierende Signale in Richtung Rezession (die Gewinne der Unternehmen schrumpften im Abschlussquartal 2022 bereits im Durchschnitt prozentual zweistellig).

Aktuell steht der Sammelindikator für die US-Konjunktur trotz robuster Arbeitsmarktzahlen nur noch knapp über der Nulllinie (Rezession) bei 0,93 Punkten, also ungefähr auf dem Niveau des Sommers von 2008.

USA-Weekly-Economics-Index - Frühindikator

Der Arbeitsmarkt ist hingegen der ökonomische Nachlaufindikator schlechthin.

Hochspannung am Freitag

Wenn am kommenden Freitag um 14:30 Uhr MEZ die vom US-Department of Commerce ermittelten Daten zu den Personal Cosumtion Expenditures (PCE-Daten) über die Bildschirme flackern, dürfte es hektisch werden an den Finanzmärkten.

Eigentlich ist diese speziell berechnete Inflationsrate, die in die Volkswirtschfatliche Gesamtrechnung als sogenannter „PCE-Deflator“ mit einfließt, seit dem Höhepunkt im Juni letzten Jahres konstant rückläufig.

USA - PCE: Preisindex auf Jahresbasis

Doch die US-Notenbank und auch ihr europäisches Pendant haben Angst vor einem Wiederaufflackern der Inflation in Folge der Preis-Lohn-Preis-Spirale, die sich über Massenstreiks und so erkämpfte Lohnsteigerungen (aktuell entwickeln sind die Reallöhne noch negativ) mit Zeitverzug wieder beschleunigend auf die Inflation auswirken - wie in den 1970-ger Jahren.

Allerdings war damals die Gefahr eines überschuldungsbedingten Unfalls im Finanzsystem nicht einmal ansatzweise so hoch wie heute.

Sollten die Inflationszahlen (PCE) wieder steigen, wäre das wohl das Ende der zwischenzeitlichen Aktien- und Anleihehausse.

Wie die Edelmetalle, z. B. Gold dann reagieren, hängt von der Heftigkeit des Kursverfalls an den Börsen und möglichen sichtbar werdenden Systemrisiken ab.

Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass eine derart restriktive Zinspolitik á la 70-er Jahre in einer Welt am Rande des Dritten Weltkriegs mit historisch hohen Schulden (schon vor dem Krieg) nicht lange durchhaltbar ist.

Weitere wichtige Daten-Termine, Details und Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.
Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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