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Stand: 02.12.2022 von Hannes Zipfel
Wohl aus Angst vor Knappheit, Preisverzerrungen und der Umgehung des Handelsplatzes hat die London Metal Exchange (LME) das Handelsverbot mit russischen Basismetallen, zu denen auch die Edelmetalle gehören, zurückgenommen.
Londoner Börse nimmt Handel mit russischen Metallen wieder auf

Angst vor Engpässen

Bereits jetzt sind die Lagerbestände an Silber an der LME stark rückläufig und Experten erwarten bei Metallen, die speziell für die Digitalisierung, die Elektrifizierung und für Katalysatoren wichtig sind, Engpässe, wenn die v. a. aus Russland stammenden Bestände in den Lagern der LME mit einem Handelsverbot belegt sind.

Russlands Bergbaugiganten Norilsk Nickel (Nornickel), Rusal und Polyus Gold versorgen die Welt zum Teil als Marktführer mit Kupfer, Platin, Palladium, Zink, Aluminium, Gold, Silber etc.

Ein Großteil des für die Automobilindustrie unentbehrlichen Katalysator-Metalls Palladium kommt aus Russland:

Anteil der Weltweiten Palladium Produktion

Auch bei anderen Edelmetallen wie Platin spielt Russland immerhin auf Platz zwei ganz vorn mit in der globalen Rohstoffliga:

Anteil der Weltweiten Palladium Produktion

Die Entscheidung der LME vom 7. Oktober dieses Jahres aus Russland stammendes Metall nicht mehr zu handeln und das in den eigenen Lagerbeständen vorhandene Metall für illegal zu erklären, hatte einige Käufer dazu veranlasst, die Unterzeichnung von Lieferverträgen mit Nornickel und Rusal auf Eis zu legen.

Nun werden die zum Teil langfristigen Vereinbarungen dennoch abgeschlossen.

Trotz des Handelsverbots haben die Verkäufe laut des Aluminiumherstellers Rusal in Summe in diesem Jahr gleichwohl zugenommen.

Es gab mehr Verträge auf bilateraler Ebene unter Umgehung des Handelsplatzes LME.

Lieferverträge in die USA und nach Kanada werden ebenfalls weiterhin abgewickelt, obwohl die Verkäufe um 4 bis 5 Prozent zurückgehen könnten, weil einige Kunden nicht bereit sind, russisches Metall zu kaufen, sagt Brian Hesse, Eigentümer und Chief Executive Officer der Perennial Group, dem exklusiven Vermarkter von Rusal-Aluminium in Nordamerika.

Dies sei in Anbetracht der angedrohten massiven Sanktionen dennoch ein überschaubarer Rückgang.

Nornickel, der weltweit führende Produzent von raffiniertem Nickel, hat seit der LME-Entscheidung ebenfalls ein signifikantes Wachstum seiner bilateralen Verkaufsaktivitäten zu verzeichnen. Zu Details von Vertragsabschlüssen und deren Volumina äußert sich das Unternehmen aber nicht.

Auch neue Lieferungen aus Russland sind wieder legal

Erst Anfang Oktober wollte die Regierung in London mit neuen Sanktionen der russischen Wirtschaft weitere Finanzierungsquellen trockenlegen.

Die LME kündigte nun jedoch überraschend am vergangenen Freitag an, dass sie weiterhin die Lieferung von russischen Basismetallen entgegen den vorherigen Sanktionsankündigungen zuzulassen, sofern keine neuen Sanktionen durch die Regierungen in London beschlossen werden.

Offenbar hatten sich große Rohstoffkonzerne und deren Lobbyverbände vehement gegen solche Sanktionen ausgesprochen und auf Lieferengpässe in der Verarbeitenden Industrie, v. a. im Automobilsektor, in der chemischen Industrie und in der Batteriefertigung hingewiesen.

Außerdem drohten massive Preisverzerrungen an der LME, wenn weder das bereits gelagerte noch neues Metall aus Russland der Börse für den Handel zur Verfügung stünden.

Die Metall-Verarbeiter hatten binnen kürzester Zeit damit begonnen, das ursprünglich aus Russland stammende Material über Drittländer zu importieren oder direkt Verträge mit den russischen Lieferanten abzuschließen, sofern dies die Sanktionen zuließen.

Rusal, Russlands einziger Aluminiumproduzent, bekräftigte diese Woche, dass es

„keine Absicht hat, Metall an die Börse (in London, Anm. d. Redaktion) zu liefern“.

Nornickel hat sich diesbezüglich noch nicht geäußert. Der Konzern rechnet damit, dass die Unterzeichnung der Jahresverträge mit den Abnehmern bis Mitte Dezember abgeschlossen sein werden.

Nornickel erwartet, dass die Verkäufe für Palladium und Platin, die nicht an der LME gehandelt werden, im Rahmen der Budgetplanungen liegen werden. Gleichwohl ist es wegen der Handelssanktionen höchst unwahrscheinlich, dass die Ziele für Nickel und Kupfer zu erreichen, die an der LME gehandelt werden sollten.

Die LME schadet sich aber auch selbst durch entgangene Lagergebühren, fehlende Courtagen und geringere Provisionen in Millionenhöhe (Quelle: Metals Focus).

Umorientierung nach Osten und Süden

Schon vor den LME-Sanktionen erwog Nornickel, bei Bedarf einige Verkäufe nach Osten und in Richtung China umzuleiten, sagte Chief Executive Officer Vladimir Potanin im September in einem russischen Fernsehinterview mit RT.

Bei Aluminium will die Perennial Group, die US-Vertriebseinheit von Rusal, die in diesem Jahr von der Unternehmensleitung aufgekauft wurde, in Mexiko expandieren und die Absatzmengen für bestehende Kunden dort deutlich steigern, um die geringeren Verkäufe in Nordamerika auszugleichen.

Mexiko hat den Handel mit russischen Basismetallen bislang nicht sanktioniert.

Die Situation für russische Aluminiumlieferungen nach Nordamerika wurde durch Maßnahmen der US-Regierung stark verkompliziert. Das Weiße Haus erwägt laut der Politik-Nachrichten-Plattform Axios neue mögliche Sanktionen oder Zölle auf russisches Metall, da die bisherigen Maßnahmen nur unzureichend Wirkung entfalten würden.

„Russisches Aluminium fließt immer noch, nur sehr wenige Kunden sagen, wir wollen kein russisches Metall“, sagte Brian Hesse. „Wir haben einige Kunden, die diese moralische Entscheidung getroffen haben, aber insgesamt besteht eine Nachfrage nach dem Metall (Aluminium, Anm. d. Red.).“

Im Gegensatz zu Rusal lehnte ein Sprecher von Nornickel eine Stellungnahme zu den neuen Entwicklungen an der London Metal Exchange und der Geschäftsentwicklung ab und verwies auf die aktuellen Geschäftsberichte (Quellen: Metals Focus, LME, LBMA, Axios, RT).

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von J.P.-Moran | 06.12.2022, 09:33 Uhr Antworten

Schocknachricht, jetzt soll J.P. Morgan GOLD ETF verwalten nachdem herausgekommen ist das sie wegen Preismanipulationen im Goldmarkt verklagt worden sind. Da macht man den Bock zum Gärtner. Die halten doch immer noch alle zusammen, verwand mit Scholz? Man kann es meinen.

von Richard | 04.12.2022, 11:24 Uhr Antworten

Tja, jetzt verkauft Russland weniger, aber dafür für 3-4 fachen größere Preise.

von Wissen schafft | 02.12.2022, 20:41 Uhr Antworten

Sämtliche Sanktionen gegen Russland haben bisher allein der deutschen Wirtschaft, den deutschen Verbrauchern und den deutschen Steuerzahlern erheblichen Schaden zugefügt. Große "Milliarden - Gewinnerin" dieser völlig hirnlosen Aktionen ist und bleibt allein das breit grinsende "Mütterchen Russland" !

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