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Stand: 08.05.2023 von Jörg Bernhard
Am vergangenen Freitag veröffentlichte der World Gold Council (WGC) seinen Marktbericht „Gold Demand Trends“ für das erste Quartal 2023. Bei der Nachfrage stellte sich auf Jahressicht ein Rückgang um 13 Prozent auf 1.080,8 Tonnen ein.
Markante Schwäche der Goldnachfrage in Q1

ETF-Investoren fungieren als „Bremsklotz“

Hauptverantwortlich für diesen Negativtrend (siehe Tabelle) war vor allem der Investmentsektor, der unter starken ETF-Abflüssen gelitten hat. Nachdem im Vorjahresquartal noch Zuflüsse in Höhe von 270,7 Tonnen zu Buche schlugen, flossen in diesem Jahr weltweit 28,7 Tonnen aus ETFs ab.

Ein völlig gegensätzliches Bild bot sich jedoch bei der Nachfrage von Goldbarren & -münzen, wo im Berichtszeitraum ein Zuwachs von 287,7 auf 302,4 Tonnen (+5,1 Prozent) registriert worden war. Dass die Abflüsse im ETF-Sektor den Goldpreis keineswegs belastet haben, war auf das starke Interesse an Gold-Futures zurückzuführen. Nachdem im Vorjahresquartal noch ein Minus von 73,3 Tonnen zu beobachten war, stellte sich nun ein Plus in Höhe von 93,6 Tonnen ein.

Ein besonders starker Goldappetit war auch unter den Notenbanken auszumachen.

Hier gab es im ersten Quartal Nettokäufe in Höhe von 228,4 Tonnen (Q1 2022: 82,7 Tonnen) zu vermelden. Damit wurde das vergleichbare Vorjahresquartal um 176 Prozent übertroffen. Vier Zentralbanken fielen in den Monaten Januar, Februar und März durch ihr massives Kaufinteresse besonders auf:

  • Singapur (69 Tonnen)
  • China (58 Tonnen)
  • Türkei (30 Tonnen)
  • Indien (7 Tonnen)

Rote Vorzeichen gab es hingegen in der Schmuckbranche zu vermelden, dem mit Abstand wichtigsten Marktsegment. Hier stellte sich nämlich gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal ein leichter Rückgang von 516,4 auf 508,6 Tonnen (-1,5 Prozent) ein. Gegenüber dem Vorquartal belief sich das Minus sogar auf über 15 Prozent.

Während in China ein Goldnachfrage-Boom von 11,4 Prozent auf 197,7 Tonnen registriert worden war, brach in Indien der Schmuckabsatz um 17,2 Prozent auf 78,0 Tonnen regelrecht ein.

Im Industriesektor gab es in Q1 2023 ebenfalls ein Minus im zweistelligen Prozentbereich (-13,6 Prozent) zu beklagen, was in erster Linie auf wachsende Rezessionssorgen zurückzuführen war. Mit einem Marktvolumen von aktuell 70,0 Tonnen spielt diese Branche allerdings nach wie vor eher eine untergeordnete Rolle.

Zuwächse im Minen- und Recyclingsektor

Auf der Angebotsseite gab es am globalen Goldmarkt mit Ausnahme von Absicherungstransaktionen indes keine größeren Verwerfungen zu vermelden. Diese haben sich von 25,9 auf 8,1 Tonnen kräftig reduziert. Summa summarum hat sich das Gesamtangebot von 1.165,1 auf 1.174,4 Tonnen (+0,8 Prozent) leicht erhöht.

Während bei der Primärproduktion (Goldminen) ein Anstieg von 843,1 auf 856,0 Tonnen (+1,5 Prozent) erzielt wurde, ging es mit der Sekundärproduktion (Recycling) dank des gestiegenen Goldpreises signifikant stärker nach oben.

Hier stellte sich nämlich ein Plus von 296,2 auf 310,4 Tonnen (+4,8 Prozent) ein.

World Gold Council: Gold Demand Trends Q1 2023

Nachfrage (in Tonnen) Q1 2022 Q1 2023 Diff. (% p.a.)
Schmuckproduktion 516,4 508,6 -1,5 %
Schmuckverkauf 475,3 477,9 0,5%
Lagerbestände Schmuck 41,1 30,7 -25,3 %
Technologie 81,0 70,0 -13,6 %
Elektronik 66,2 56,0 -15,4 %
Andere Industrien 12,0 11,6 -3,3 %
Dentalbranche 2,7 2,4 -11,1 %
Investment 558,4 273,7 -51,0 %
Barren & Münzen 287,7 302,4 5,1%
Physische Barren 183,6 181,9 -0,9 %
Offizielle Münzen 84,6 96,5 14,1%
Medaillen 19,5 24,1 23,6 %
ETFs und ähnliche Produkte 270,7 -28,7
Notenbanken 82,7 228,4 176,2 %
Goldnachfrage 1.238,5 1.080,8 -12,7 %
OTC und weitere -73,3 93,6
Gesamtnachfrage (in Tonnen) 1.165,1 1.174,4 0,8 %
Minenproduktion 843,1 856,0 1,5 %
Hedging (Preisabsicherung) 25,9 8,1 -
Recycling 296,2 310,4 4,8 %
Gesamtangebot 1.165,1 1.174,4 0,8 %

Quelle: World Gold Council

Ausblick für die laufende Woche

In der vergangenen Woche notierte der Goldpreis meist über der psychologisch wichtigen Marke von 2.000 Dollar pro Feinunze. Daran konnten weder die Zinserhöhungen von Fed und EZB noch robuste US-Arbeitsmarktdaten etwas ändern.

Mittlerweile gilt jedoch eine Zinspause der Fed als sehr wahrscheinlich.

Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 0,2 Prozent an, dass sich die Fed Funds Ende des Jahres weiterhin auf dem aktuellen Niveau (5,00 bis 5,25 Prozent) verharren werden.

Als wesentlich wahrscheinlicher gelten bis dahin Zinssenkungen um 50 Basispunkte (25,2 Prozent), 75 Basispunkte (47,9 Prozent) bzw. 100 Basispunkte (22,9 Prozent). Sollten im weiteren Jahresverlauf die US-Renditen sinken und die Inflation nicht nennenswert nachlassen, könnten sich die daraus resultierenden stark negativen Realzinsen als idealer Nährboden für einen steigenden Goldpreis erweisen.

Am Mittwoch erfahren die Marktakteure, wie sich im Monat April die US-Inflationsrate entwickelt hat.

Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll diese bei 5,0 Prozent verharren, während bei der Kerninflation ein marginaler Rückgang von 5,6 auf 5,5 Prozent prognostiziert wird. Nach wie vor sprechen derzeit mehr Argumente für als gegen den Kauf von Gold und daran wird sich auf absehbare Zeit auch wenig ändern.

Autor: Jörg Bernhard
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