Gold: 2.172,24 € 0,11 %
Silber: 25,58 € 0,24 %
Stand: 21.12.2022 von Hannes Zipfel
Die Münze Österreich, eine der größten und ältesten Prägeanstalten Europas sowie Tochtergesellschaft der Oesterreichischen Nationalbank, erlebt einen Absatzboom bei der Goldmünze „Wiener Philharmoniker“.
Münze Österreich erlebt Nachfrageboom

Der „Sichere Hafen“ bei Inflation, Krisen und Krieg

In Anbetracht der anhaltenden Unsicherheit im Zuge des Ukraine-Krieges, der hohen Inflation sowie der eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten zieht es immer mehr Anleger in den „Sicheren Hafen“ Gold.

Das bekommen nicht nur die Edelmetallhändler, sondern auch die Münzprägeanstalten zu spüren.

Gerhard Starsich, Chef der Münze Österreich mit Sitz in Wien, zu der auch der Schoeller Münzhandel gehört, sagt in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters:

„Die Nachfrage nach Gold war noch nie so hoch wie in diesem Jahr“

Laut Starsich könnte die Prägeanstalt dreimal so viele Münzen verkaufen, wie sie überhaupt in der Lage ist zu produzieren.

„Jede Goldmünze, die aus der Prägepresse kommt, ist bereits verkauft“

beschreibt der Chef der Münze Österreich die angespannte Situation. Damit werden die Prägeanstalten erneut zum Flaschenhals in der Versorgungskette für die Anleger.

Eine der meistverkauften Goldmünzen der Welt

Vor allem die berühmteste Münze der Prägeanstalt, der „Wiener Philharmoniker“, findet derzeit reißenden Absatz. Die dem Wiener Staatsopernorchester gewidmete Goldmünze mit 100 Euro Nennwert kostet aktuell ca. 1.730 Euro pro Unze (31,1 Gramm).

Der Wiener Philharmoniker ist sozusagen das größte Instrument im Orchester der Wertanlagen der Münze Österreich und quasi das dickbauchige Cello, das zusammen mit anderen Instrumenten die Kopfseite der Münze ziert und dank dieses Motivs unverwechselbar macht.

Die Ein-Unzen-Münze ist unter den fünf angebotenen Gewichtsklassen aktuell die erfolgreichste. Sie glänzt wie alle anderen Philharmoniker mit dem höchstmöglichen Feingehalt von 999,9 - besteht also aus purem Gold.

Auch vor dem jüngsten Absatzboom des Wiener Philharmonikers, der seit 1989 geprägt wird, war er die erfolgreichste europäische Anlage-Goldmünze und laut World Gold Council (WGC) in den Jahren 1992, 1995, 1996 und 2000 sogar die am meisten verkaufte Goldmünze weltweit.

Sie zählt sogar in Japan zu einer der beliebtesten Edelmetallmünzen.

Ab dem Jahr 2008 prägen die Wiener die von den Anlegern liebevoll „Philly“ genannte Münze auch aus 999er Silber.

Alles begann 1194 mit Silber-Lösegeld für Richard Löwenherz

Die Geschichte der Münze Österreich begann auch mit Silber und geht zurück auf das Jahr 1194, als man Münzen prägte, die aus dem Silber bestanden, das für die Freilassung von König Richard Löwenherz aus der Gefangenschaft in der Nähe von Wien als Lösegeld gezahlt wurde.

Die Münze Österreich in ihrer heutigen Form entstand 1989 durch die Umwandlung des Wiener Hauptmünzamtes in eine AG und den anschließenden Verkauf an die Oesterreichische Nationalbank (OeNB).

Seit dieser Zeit gehört auch der Münzhändler Schoeller als Handelsunternehmen für Sammlermünzen und Edelmetalle zu der Aktiengesellschaft. Der Handelsbereich umfasst klassische und moderne Numismatik sowie Edelmetall-Anlageprodukte sowohl in stationären Shops als auch im Internet. Insgesamt unterhält Schöller vier Filialen in Wien, Innsbruck, Graz und Villach.

Weltweiter Ansturm auf Goldmünzen

Der Ansturm auf Gold ist Starsisch zufolge ein weltweites Phänomen. Österreich gilt zudem ähnlich wie Deutschland und die Schweiz als finanziell konservativ. Die Bevölkerung neigt in der DACH-Region gerade in Krisenzeiten dazu, Gold und Bargeld zu horten. Schon der Beginn der Corona-Krise hatte die Nachfrage stark beflügelt, so Starsich.

Die geopolitischen und ökonomischen Unsicherheiten und vor allem der Krieg mitten in Europa haben nun erneut zu einer Fluchtbewegung in den „Sicheren Hafen“ Gold geführt.

Verkäufe mit 1,8 Millionen Unzen nahe Rekordabsatz

Die Muttergesellschaft der Münzprägeanstalt, die Oesterreichische Nationalbank, erklärte im Oktober in einer Präsentation, dass in den zweieinhalb Jahren seit Beginn der Pandemie mehr Gold verkauft wurde, als in den fünf Jahren zuvor.

Konkret heißt es:

„Es begann mit der Corona-Pandemie, als die Menschen verunsichert waren. Dann marschierte Russland im Februar in die Ukraine ein, das hat den Absatz wieder angekurbelt. Und dann die steigende Inflation, die im Sommer und Herbst den Umsatz weiter leicht erhöht hat“

Bis Ende November hat die Münze Österreich eigenen Angaben zufolge mehr als 1,8 Millionen Unzen Gold an Großhändler, Einzelhändler und über ihre eigenen Shops an Anleger verkauft. Das liegt nahe an dem Rekordabsatz von mehr als zwei Millionen Unzen im Zuge der Weltfinanzkrise sowie der anschließenden Eurokrise.

Der Goldpreis erreichte damals am Spot-Markt Anfang September 2012 sein Zwischenhoch bei 1.381 Euro pro Unze. Aktuell notiert der Preis für das gelbe Edelmetall bei knapp 1.710 Euro pro Unze:

Goldpreis in Euro 20.12.2022

Gold hat einen Sicherheitsfaktor

Auch im Dezember, also mitten im Weihnachtsgeschäft, sind die Verkaufszahlen in der Regel stark, da Goldmünzen als traditionelles Geschenk gelten. Vor dem Verkaufsgeschäft in Wien bilden sich sogar wieder Warteschlangen. Die Anleger, die Gold kaufen, kommen nach Absatzstatistiken der Münze Österreich aus allen Altersgruppen und Schichten der Gesellschaft.

Eine ältere Kundin erläuterte laut Starsich ihr Motiv, Goldmünzen zu kaufen vor einer Filiale von Schoeller in der Alpenmetropole Wien wie folgt:

„Ich gehöre zu einer älteren Generation. Immer, wenn wir unsicher sind, greifen wir zu Goldmünzen und sagen uns, dass wir sie immer wieder verkaufen können. Gold hat diesen Sicherheitsfaktor.“

Saisonalität bleibt positiv und Besonderheiten 2023

Der Ansturm auf Gold hält in der Regel bis Ende Februar an, da weltweit unterschiedliche Festtage anstehen.

Im kommenden Jahr 2023 könnte der Ansturm auf Goldmünzen aber aus anderen Gründen ein Dauerphänomen werden: Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist nicht in Sicht, ebenso wie die Inflation weit über den Niveaus der letzten Jahrzehnte bleiben dürfte.

Zudem drohen Energieknappheit, eine Krise am Immobilienmarkt, eine neue Euro-Krise aufgrund der verfehlten Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie eine tiefe wirtschaftliche Rezession.

Die Unsicherheit der Anleger und damit das Bedürfnis nach Sicherheit, auch in Form von Goldmünzen, dürfte damit weiter zunehmen.
Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Reimundtheodorbosl@gmail.com | 22.12.2022, 09:19 Uhr Antworten

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