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Stand: 06.11.2014 von Martin Vitt
Wenn die Sonne am Oberrhein über den Baumgipfeln aufgeht, und der Spaziergänger die Idylle der Flusslandschaft auf sich wirken lässt, weiß er sich in historischen Gefilden. Der Rhein und seine Ufer sind von Geschichten und Legenden umgeben und schon die Kelten ließen aus seinem Kiessand Rheingold waschen, das in Münzen und Schmuck heute wieder zu entdecken ist.
Mythos Rheingold

Bis ins 18. Jahrhundert waren am Rhein in der Nähe großer Städte Rheingoldwäscher aktiv, die dem Kies mit unendlicher Geduld das edle Metall abzugewinnen versuchten. Dies gelang ihnen mit Hilfe von Schaufeln, Rinnen und Waschpfannen. Die Faszination Rheingold lebt in heutigen Exkursionen weiter und begeistert immer noch abenteuerlustige Zeitgenossen.

Die Nibelungen

Hierzulande denken wir beim Rhein unwillkürlich zu allererst an die Nibelungensage, an Siegfried, Brunhilde und Hagen und den Rheingoldschatz, den Hagen in der Nähe von Worms in den Rhein warf. Doch Rheingoldsagen gibt es viele und je nach Ort der Tradierung, ob etwa in Worms oder in Xanten, gestalten sich die Geschichten anders. So wird vom Helden Siegfried, den es nach Worms zieht, erzählt:

"Nachdem Siegfried aus dem Nibelungenland zurückgekehrt war und von da große Schätze mitgebracht hatte, dachte er, bald wieder auszuziehen und neue Abenteuer zu bestehen. Diesmal wollte er seine Fahrt gegen Mittag richten; denn er hatte von der Stadt Worms am Oberrhein und von Gunther, dem mächtigen König der Burgunder gehört, und von einer Schwester desselben, deren Schönheit alles übertreffen sollte, was man an bewundernswerter Schönheit jemals gesehen hatte." (1)

Und auch aus Xanten gibt es Überlieferungen, wo ein Vogel über Siegfrieds Haupt singt:

"Du sollst in Drachenfett dich baden,
dass dir kein feindlich Schwert kann schaden,
und deine Haut für jeden Streit,
wird hornumpanzert und gefeit."
(2)


Das Bild des in Blut badenden Siegfried ist in alten Büchern farbenfroh ausgestaltet worden und jeder kennt das kleine "Malheur", das kleine Blatt, das auf seiner Schulter haften bleibt.

Ebenfalls finden sich romantische Sagen von Diamanten und Gold in den Überlieferungen:

Nibelungen - Romantische Sagen von Diamanten und Gold

"Am stillen Uferraine,
da sitzt ein Magdlein hold,
schaut sinnend nach dem Rheine,
es funkelt Demantsteine,
an ihrem Schmuck von Gold.
(3)

So werden mit dem Vater Rhein die alten Überlieferungen an Gold, Diamanten und Mythen wach gehalten, die im Volke mündlich tradiert wurden.

Dukaten aus Rheingold

Diese historischen Volkssagen umgeben das Rheingold mit einem Schleier der Legenden und der Macht. So wundert es nicht, dass im 18. und 19. Jahrhundert die Mächtigen der einzelnen Königreiche in Deutschland erste Dukaten aus Rheingold herstellen ließen. So lieferten beispielsweise Rheingoldwäscher in den Jahren 1855 und 1856 ca. 1,126 kg Rheingold in Speyer ab. Es war einer der mageren Goldschürfjahre, wie bei Kirchheimer nachzulesen ist. (4) Denn üblicherweise wurden jährlich mehr an edlem Material eingeliefert, damit die Dukatenproduktion zur Finanzierung der "Staatsausgaben" gewährleistet war.

Mit einem hohen Feingehalt an Gold war das Rheingold sehr gefragt und auch geeignet, um für die Könige Schmuck und Dukaten herstellen zu lassen. Das Rheingold kommt mit ca. 23 Karat in der Natur vor und hat sehr gute Schmiedeeigenschaften. So gibt es verschiedene Jahrgänge von Rheingolddukaten aus dem heutigen Süddeutschland, bis die Königreiche im Zuge der Geschichte in Nationalstaaten aufgingen. Doch der Glanz des edlen Goldes verblasste nicht, sondern wurde von Goldschmieden, die fair gehandeltes Gold verarbeiten, vor einigen Jahrzehnten wieder neu entdeckt.

Schmuck aus Rheingold, Eigenschaften des Rheingoldes

Obwohl es heute keine professionellen Goldwäscher mehr am Rhein gibt, finden "events" zum Thema Goldwaschen statt. Auch gibt es Firmen, die dieses Naturgold an spezialisierte Goldschmiede liefern, die daraus wiederum mit Symbolen der Rheingoldthematik originelle Schmuckstücke gestalten. (5) Dabei werden alte Techniken des "Golddrängens" verwendet, die schon die Kelten kannten. Daraus werden individuelle Rheingold-Unikate gefertigt, deren Goldfarbe unverkennbar einen gelben Schimmer ausweisen.

Diese Farbe hat ihren Grund. Durch den Prozess der "Aussilberung" passiert es, dass die Hülle eines jeden kleinen Rheingold-Mini-Nuggets das darin vorhandene Silber an das Wasser abgibt. Ein ganz spezieller chemischer Prozess beim jahrhundertlangen Verweilen im Rhein ist für diesen Vorgang und die unverkennbaren Metalleigenschaften des Flussgoldes verantwortlich. Es geschehen aber noch "Dinge", von denen Alchemisten vergangener Zeiten nur träumen können. So sind Bakterien gefunden worden, die das Gold, welches sich im Wasser in kleinster Konzentration angesammelt hat, wieder hervorbringen können. So stellen Petrologen fest, dass an eisenhaltigen Nägeln im Wasser sich im Zusammenhang mit Bakterienkolonien Gold befand. Dieses haben die Bakterien dort durch chemische Umwandlung angesammelt. So kann die Natur mit Hilfe von Kleinstlebewesen aus Wasser Gold machen.(6)

Kunst und Rheingoldkünstler

Geheimnisvoll und zum Teil mit äußerst mystischen Ausprägungen findet sich im Bereich des Kulturbetriebs eine Ausprägung der Rheingoldsagen wider, der mit Rheingold sofort in Zusammenhang gebracht wird: Der Ring der Nibelungen in Bayreuth von Richard Wagner.

Seit mehr als 100 Jahren, nach einer Entstehungszeit von einer Generation, wird der Ring der Nibelungen, ein "Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend" als Tetralogie aufgeführt.

Dieses Festspiel beinhaltet die Teile "Rheingold", "Die Walküre" und "Siegfried mit der Götterdämmerung". (7) In einem Spektakel der ganz besonderen Art wird dabei über Stunden die Geschichte der Nibelungen künstlerisch Jahr für Jahr neu interpretiert. Es ist ein Gesellschaftsereignis, bei dem sich sowohl Politiker wie Prominenz aus allen Teilen der Gesellschaft die Klinke in die Hand geben. So trifft sich Mythos und Macht ein weiteres Mal und tradiert das Thema von Aufstieg und Untergang von Helden vergangener Zeiten.

Das Thema des goldenen Rheins ist auch in der bildenden Kunst angekommen. Hier hat sich ein Künstler einen Namen gemacht, der ausschließlich mit Rheingold arbeitet. So gestaltet Sigmar Kerch Objekte und Bilder mit Blattgold und echtem Rheingold, um eine Veredlung und den Aspekt der Sonne und des Sternenstaubs immer wieder neu zu erschaffen. Dabei verwendet er Symbole der Gegenwart (eisengeschmiedete Blumen), fokussiert diese auf eine Bilderlandschaft, die dann mit Rheingold überzogen wird. Auch hier spiegelt sich ein Mythos wider, denn der Künstler arbeitet im Verborgenen und es wird gemutmaßt, ob nicht eine bekannte Persönlichkeit hinter den tatsächlich zu kaufenden Objekten steht. In jedem Fall lebt hier der Mythos weiter und begeistert die Rheingoldliebhaber.

Quellen:

(1) Kiefer, F. J., Rheinsagen, Verlag Lothar Borowsky, München S.44
(2) ebd. S. 250
(3) Spycher, Albert, Rheingold, Basel und das Gold am Oberrhein GS Verlag Basel 1983, S.61
(4) vgl. Kirchheimer, Franz, Erläuterter Katalog der deutschen Flussgold-Gepräge, Kricheldorf-Verlag, Freiburg im Breisgau, 1972
(5)www.faireWerte.de
(6) vgl. Vitt, Martin, Gold als Medizin, Neue Erde 2012, S. 19f
(7) vgl. Kiefer, F.J., Rheinsagen, Verlag Lothar Borowsky, München
Autor: Martin Vitt
Autor und Rheingoldexperte
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