Vom Währungshüter zum Totengräber?
Früher nannte man die Zentralbanken der Staaten häufig "Währungshüter". So richtig zutreffend scheint dieser Begriff mittlerweile nicht mehr zu sein, schließlich versuchen sie seit vielen Jahren eine stärkere Geldentwertung zu erzielen.
Auch die Tatsache, dass Anleger mit gespartem Kapital in erster Linie eine programmierte Vermögensvernichtung betreiben, spricht nicht gerade für die Qualität und Wertbeständigkeit von ungedecktem Fiat-Geld. Gehässige Marktbeobachter ziehen bei dieser Geldform sogar Parallelen zu dem in den 80er-Jahren gängigen scherzhaften Beinamen der italienischen Automarke Fiat. Dieser lautete nämlich: Fehler in allen Teilen.
Besonders interessant: Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Deutsche Bundesbank "schwören" auf Gold, schließlich verfügen sie mit ausgewiesenen Goldreserven in Höhe von über 8.133 bzw. 3.362 Tonnen über die beiden weltgrößten "Goldberge". Und auch der prozentuale Anteil dieses Goldes an den Währungsreserven fällt mit 79,9 bzw. 77,1 Prozent außerordentlich hoch aus.
Privatanleger sollten deshalb ebenfalls auf Gold setzen und angesichts der immer expansiver werdenden Geldpolitik über das Aufstocken der eigenen Goldreserven und eine stärkere Gewichtung der Edelmetallkomponente innerhalb des Gesamtvermögensportfolio nachdenken.
Diverse Notenbanker – insbesondere aus Schwellenländern – verfolgen diese Strategie bereits seit Jahren.
Geballter Nutzwert auf centralbankgold.org
Unter www.centralbankgold.org betreibt der World Gold Council (WGC) eine Website, die sich ausschließlich mit dem Gold der Zentralbanken beschäftigt. Um auf sämtliche Daten zugreifen zu können, muss man sich registrieren und den Zugang vom WGC genehmigen lassen. Aber auch ohne Registrierung findet man hier ausgesprochen interessante und kostenlose Informationen über die Goldpolitik der Notenbanken.
Neben dem Sinn und Zweck von Goldreserven kann man sich auch über konkrete Gold-Operationen schlaumachen und individuelle Grafiken zur Entwicklung der Goldreserven bestimmter Notenbanken erstellen.
In diesem Zusammenhang zeigen China und Russland die stärksten Aufwärtstrends. So haben sich zum Beispiel die chinesischen Goldreserven laut offiziellen Angaben seit Q1 2000 von 395 auf 1.948 Tonnen erhöht, während in Russland im selben Zeitraum ein Plus von 423 auf 2.300 Tonnen registriert worden war (siehe Tabelle).
Top Ten der staatlichen Goldreserven
Land |
Tonnen (Q2 2020) |
Tonnen (Q1 2000) |
Veränderung |
USA |
8.133,50 |
8.138,82 |
-0,07% |
Deutschland |
3.362,40 |
3.468,60 |
-3,06% |
Italien |
2.451,80 |
2.451,80 |
0,00% |
Frankreich |
2.436,10 |
3.024,63 |
-19,46% |
Russland |
2.299,40 |
422,60 |
444,11% |
China |
1.948,30 |
395,01 |
393,23% |
Schweiz |
1.040,00 |
2.590,18 |
-59,85% |
Japan |
765,20 |
753,55 |
1,55% |
Niederlande |
612,50 |
911,82 |
-32,83% |
Türkei |
686,63 |
116,44 |
489,69% |
Quelle: World Gold Council, IWF, Stand: Juni 2020 oder früher
Feedback?
Zum Vergleich: In Deutschland schmolz der Goldbesitz der Bundesbank innerhalb von 20 Jahren von 3.469 auf 3.363 Tonnen, was in erster Linie auf die Ausgabe von Goldmünzen zurückzuführen war.
Die Tatsache, dass derzeit keine bedeutende Zentralbank im großen Stil Gold verkauft, sagt mehr als tausend Worte. Privatanleger sollten dieser Strategie folgen und ihren Goldbesitz halten o er weiter aufstocken.
Ausblick für die laufende Woche
An den Finanzmärkten geben weiterhin vor allem die großen Notenbanken Takt und Richtung vor. Am vergangenen Donnerstag richtete sich das Interesse der Finanzmarktakteure auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank und die Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde.
Am kommenden Mittwoch wiederholt sich das Prozedere jenseits des Atlantiks. Um 20.00 Uhr stehen die "offiziellen Statements" der Fed zur Bekanntgabe an, danach erläutert Fed-Chef Jerome Powell diese im Rahmen einer Pressekonferenz. Besonders viele Fragen werden höchstwahrscheinlich zum kürzlich verkündeten Strategieschwenk hinsichtlich der künftigen Inflation gestellt.
Für den Goldpreis dürfte das temporäre Tolerieren von Inflationsraten über zwei Prozent ein weiteres Kaufargument darstellen, schließlich schiebt sich dadurch der Zeitpunkt für eine restriktive Geldpolitik noch deutlicher in die Zukunft. Investoren sollen offensichtlich schonend darauf vorbereitet werden, dass sich die Geldentwertung demnächst beschleunigen könnte – ein Grund mehr, an dem Inflationsschutz Gold in den kommenden Jahren unvermindert festzuhalten