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Stand: 22.10.2024 von Jörg Bernhard
Seit Jahrzehnten kann man unter internationalen Notenbanken zwei Strategien ausmachen: Bei Rezessionssorgen werden die Leitzinsen gesenkt, während Gold als kaufenswerte oder zumindest haltenswerte Geldanlage betrachtet wird.
Notenbanken – Zinsen senken und Gold kaufen

Gold gefällt auch Notenbankern

Am 7. Oktober lieferte der World Gold Council (WGC) aktuelle Daten zur Entwicklung der Goldreserven internationaler Notenbanken. Laut WGC ist Gold weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Währungsreserven der Zentralbanken.

Außerdem wird darauf hingewiesen, dass sie als bedeutende Goldhalter anzusehen sind und ungefähr ein Fünftel des gesamten Goldes besitzen, das in der Geschichte jemals abgebaut wurde. Die Daten basieren auf den Statistiken des Internationalen Währungsfonds (IWF) – der die gemeldeten Käufe und Verkäufe von Zentralbanken sowie den Anteil des Goldes an ihren internationalen Reserven verfolgt.

Auf www.gold.org können Anleger zum einen recherchieren, wie hoch die Goldreserven der verschiedenen Länder aktuell ausfallen. Zum anderen kann man aber auch ermitteln, wie sich diese in der Vergangenheit entwickelt haben. Dabei fällt folgendes auf: Westliche Industrienationen mit demokratischem Geselschaftssystem, haben in den vergangenen beiden Jahrzehnten ihre Goldbestände reduziert oder in etwa beibehalten.

In der nachfolgenden Tabelle finden Sie 25 Notenbanken, die derzeit über die höchsten Goldreserven verfügen. Außerdem werden deren Veränderungen im Zeitraum Ende März 2000 bis Ende Juni 2024 angezeigt.

Folgende Länder haben sich im großen Stil von Gold getrennt: Schweiz (minus 1.550 Tonnen), Frankreich (minus 587 Tonnen) und die Niederlande (minus 299 Tonnen). Die Bundesbank verkaufte seither übrigens 117 Tonnen, welches vor allem für die Ausgabe von Goldmünzen verwendet wurde.

25 Länder mit den höchsten Goldreserven

Land Q1 00 Q2 24 Diff.
USA 8.138,82 8.133,46 -5,36
Deutschland 3.468,60 3.351,53 -117,07
Italien 2.451,84 2.451,84 0,00
Frankreich 3.024,63 2.436,97 -587,66
Russland 422,60 2.335,85 1913,25
China 395,01 2.264,32 1869,31
Schweiz 2.590,18 1.040,00 -1550,18
Japan 753,55 845,97 92,42
Indien 357,76 840,76 483,00
Niederlande 911,82 612,45 -299,37
Türkei 116,44 584,93 468,49
Taiwan 422,07 422,38 0,31
Portugal 606,70 382,66 -224,04
Usbekistan k.A. 365,15 k.A.
Polen 102,80 377,37 274,57
Saudi-Arabien 142,95 323,07 180,12
Großbritannien 588,27 310,29 -277,98
Kasachstan 56,04 298,80 242,76
Spanien 523,47 281,58 -241,89
Österreich 407,48 279,99 -127,49
Thailand 72,59 234,52 161,93
Singapur k.A. 228,86 k.A.
Belgien 258,09 227,40 -30,69
Algerien 173,64 173,56 -0,08
Philippinen 203,48 145,72 -57,76

Quelle: World Gold Council; k.A.: keine Angabe

Bei den drei Ländern mit dem größten Goldappetit handelt es sich um Russland (plus 1.913 Tonnen) China (plus 1.869 Tonnen) und Indien (plus 483 Tonnen) – also Staaten mit erheblichen Defiziten hinsichtlich der Achtung von Menschenrechten.

Russland und China sind in den vergangenen Jahren aber nicht nur durch massive Goldkäufe in Erscheinung getreten, sondern haben sich zum Ziel gesetzt, westliche Demokratien zu schwächen und ihre dominierenden Finanzsysteme zu ersetzen bzw. zu umgehen.

Zweifel an den Daten?

Ob die Zahlen des IWF die tatsächliche Höhe der Goldreserven wiedergeben, wird jedoch immer wieder heiß diskutiert.

Es wird darüber spekuliert, dass die immensen Goldmengen westlicher Staaten übertrieben dargestellt werden und autokratisch regierte Staaten wie China und Russland ihre Goldbestände möglicherweise stärker aufstocken als offiziell gemeldet.

Sollten sich beide Theorien bewahrheiten, würde dies die Attraktivität von Gold eher verstärken als abschwächen.

Denn eines liegt klar auf der Hand: seit Jahren übertreffen die Goldkäufe die -verkäufe sehr deutlich. Allein im Zeitraum von 2010 bis 2023 schwankten deren Nettokäufe laut Daten des WGC zwischen 79,2 Tonnen (2010) und 1.081,9 Tonnen (2022) und summierten sich somit auf fast 7.800 Tonnen. Damit dürfte eine Information auf jeden Fall korrekt sein: Notenbanker „schwören“ weiterhin auf die wohltuende Wirkung von Gold.

Ausblick für die laufende Woche

In diesem Jahr hat sich der Goldpreis sowohl auf Dollarbasis als auch in Euro gerechnet bereits um mehr als 30 Prozent verteuert. Selbst kleine technische Korrekturen werden regelmäßig von „Schnäppchenjägern“ zum Einstieg genutzt.

Neben zahlreichen Kriegen und Konflikten sorgen sich Investoren aber auch verstärkt um die Schuldentragfähigkeit wichtiger Industrienationen. Analysten der Bank of America bezeichnen das gelbe Edelmetall sogar als letzten sicheren Hafen vor der US-Schuldenkatastrophe.

Zur Erinnerung: Seit dem Jahreswechsel hat sich der US-Schuldenberg von 34 Billionen auf 35,5 Billionen Dollar (September) erhöht.

In den kommenden Handelstagen dürften sich die Marktakteure zum einen für die Statements diverser Notenbanker sowie die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft stark interessieren. Am Donnerstag erfahren sie die Höhe der wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe, gefolgt vom Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter (Freitag).

Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich Letzterer gegenüber dem Vormonat um 0,9 Prozent reduziert haben.

Fazit: Je schwächer die US-Wirtschaft, desto labiler die US-Schuldentragfähigkeit bzw. desto stärker das Interesse an Gold.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Werner Bölkstoff | 03.11.2024, 15:16 Uhr Antworten

Hallo Herr Bernhard,

vielen Dank auch für ihre interessanten Daten und Ausführungen.
Ihre letzte Frage zum Thema war

>> Zweifel an den Daten (Goldreserven der Länder***)? <<

"Mit Sicherheit" sind Zweifel bei dieser mittlerweile extrem heiß kochenden, und bereits angebrannten Finanz u. Anlegersuppe angebracht.
Der Zweck heiligt leider auch hier die Mittel - besser gesagt wohl "Alle Mittel", um diesen Eindruck* zu erzeugen und was den dafür verantwortlichen Akteuren, nicht gut zu Gesichte steht. Niemand in dieser Branche lässt sich gerne in seine Karten schauen und damit dies auch so bleibt, sind Statistiken ein ideales Instrument der Manipulation, und bestens geeignet um für finanzpolitische Verwirrungen zu sorgen. Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig dass alle sich - auf eine Statistik beziehenden Daten - nur wegen ein paar schwarzen Schafen generell falsch oder gar manipuliert sein müssen. Trotzdem werden immer wieder im Vorfeld wesentliche tatsächliche Gegebenheiten einfach verschwiegen oder auch nur gerne Fehlinterpretiert.

Die Mengen an Goldreserven von China, RUS, und anderer asiatischen Länder sind deshalb m. E. statistisch betrachtet „maßlos unterbewertet“. Die derzeit existierenden Daten zu Goldbeständen von z.B. China oder RUS sind aus meiner Sicht eine katastrophale Fehlinterpretation der "tatsächlich existierenden physischen Goldbestände" welche man richtigerweise um ein vielfaches nach oben korrigieren müsste.

Alleine im Grab vom ersten chinesischen Kaiser, das mehrere Fußballfelder umfasst, vermutet man bis zu " X- 100 Tonnen Gold".
China hat dabei noch nicht einmal an seinen eigenen unzähligen anderen Goldschätzen gekratzt welche noch unberührt im Boden schlummern - bis heute. Das Ganze nehme man als Vergleich zur restlichen Welt, wo man bereits schon vor über 200 Jahren erst privat; – dann von staatlicher Seite, das Meiste von Wert bis heute ausgegraben, und danach auch finanziell beliehen hat.
Diese Anleihen wurden überwiegend für die Finanzierung von weiteren extrem teuren Expeditionen incl. Exkursionen schlichtweg in großen Teilen verschwendet; - wenn auch nur auf dem Papier Wechsel.

Bares Geld, ist eben auch nur ein Papier Wechsel und kann über seine Herkunft schweigen wie ein Grab!
China dagegen besitzt eine Kultur, in welcher, anders als in Europa, das Gold Gelb ist und nicht Legiert, Weiß oder Rot, in welcher bereits vor mehr als 3000 Jahren dieses Edelmetall ein anerkanntes gesellschaftliches Zahlungsmittel war, was übrigens auch in diesen Tagen noch, trotz einer Währung, in selbiger Form immer noch zum Einsatz kommt, wenn es angemessen erscheint. In den chinesischen JEN u.a. anderen asiatischen Währungskrisen wurde bei wichtigen Geschäftsabschlüssen, deshalb bevorzugt mit - und in -Gold bezahlt. Eine Tatsache die für alle Länder die an das Reich der Mitte angrenzen bis heute ihre Gültigkeit hat.

In diesen Tagen, wo Gold als zuverlässiges Zahlungsmittel sukzessive, inmitten weltwirtschaftlich monetären Krisen postmoderner Natur, als Währung eine Renaissance erlebt und, vom Rest der Welt wiederentdeckt wird, zeigt Gold einmal mehr seine einzigartige Natur der Beständigkeit. Gerade China, und andere asiatischen Nachbar-Länder verfügen über zahlreiche große Goldminen sowie über mehrere Jahrzehnte angesammelte Gold- Reserven. Auch RUS, das gerade erst in den vergangenen Jahren Sibirien als Gold Abbau Gebiet in großem Umfang erschlossen hat, fördert man dort bereits schon seit mehreren Jahrzehnten. Das chinesische Wissen um die Goldwährung ist dort mehr als 3000 Jahre alt und bestand bereits zu einer Zeit, als man in Europa noch mit Muscheln und Steinen tauschte.

Auch wenn es über die genauen Fördermengen keine verlässlichen Angaben gibt, so ist davon auszugehen, dass sie in den hier genannten geografischen Gebieten gewaltig sind und lediglich nur in keiner Statistik des restlichen Welthandels auftauchen … warum denn auch… oder, wie denn auch?!

Wie die Lüge, erhebt auch die Wahrheit einen Anspruch auf Richtigkeit, wenn Sie von der Mehrheit moralisch getragen wird…. Das Problem ist nur, dass letzteres immer seltener geschieht…

von Ladino | 23.10.2024, 10:42 Uhr Antworten

"...sondern haben sich zum Ziel gesetzt, westliche Demokratien zu schwächen und ihre dominierenden Finanzsysteme zu ersetzen bzw. zu umgehen."
-- wow -- *facepalm*

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