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Stand: 18.07.2023 von Jörg Bernhard
Beim Thema Inflationsschutz fällt vielen Geldanleger häufig vor allem eines ein: Gold. Dass die Berechnung von Inflation aber ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen darstellt, liegt in der Natur der Sache und wird (zu Recht) auch regelmäßig kritisiert.
Das Problem mit dem repräsentativen Warenkorb

Berechtigte Kritik an der Berechnungsmethode

Denn folgende Aspekte sollte man bei der Bestimmung von repräsentativen Warenkörben und der daraus resultierenden Inflationsentwicklung auf keinen Fall außer Acht lassen:

  1. Staatliche Stellen dürften kein Interesse am Ausweisen einer hohen Inflation haben
  2. Die Methodik zur Zusammenstellung des Warenkorbs ist relativ willkürlich
  3. Die „offizielle“ Teuerungsrate liegt in der Regel deutlich unter der „gefühlten“
  4. Qualitätsverbesserungen führen zu hedonischen Preisanpassungen

Da der Verbraucherpreisindex, der im Grunde genommen ungefähr 700 verschiedene Güter und Dienstleistungen enthält, als wichtige Berechnungsgrundlage für den Mindestlohn, anstehende Tarifverhandlungen sowie indexabhängige Mieten fungiert, haben insbesondere Bund, Länder und Kommunen sowie Unternehmen mit Blick auf die Lohnkosten ein starkes Interesse an möglichst niedrigen Inflationsraten.

Dass ein Warenkorb höchstwahrscheinlich niemals richtig repräsentativ, sondern stets subjektiv sein wird, liegt auf der Hand. Dies liegt zum einen an der Auswahl der konkreten Komponenten des Korbs und deren Gewichtung und zum anderen an den individuellen Konsumgewohnheiten, die sich in Abhängigkeit vom Alter, Beruf, Familienstand erfahrungsgemäß stark unterscheiden.

Außerdem fließen veränderte Konsumgewohnheiten (wenn überhaupt) nur verzögert in den Warenkorb ein, da dieser nur im fünfjährigen Rhythmus aktualisiert wird.

Übrigens: Der aktuelle Warenkorb wurde im Corona-Jahr 2020 neu zusammengestellt. Das damalige Konsumverhalten dürfte sich mittlerweile massiv verändert haben. Wer mag, kann sich die gegenwärtige Zusammensetzung des Warenkorbs auf der Internetseite des Statistischen Bundesamts herunterladen und mit den eigenen Konsumbedürfnissen vergleichen.

Was Schattenstatistiken belegen

Innerhalb der Bevölkerung wird die Korrektheit der „offiziellen“ Inflationsrate häufig angezweifelt und deshalb von der „gefühlten“ Inflation gesprochen. Dass Änderungen in der Berechnungsmethode zu einem „Kleinrechnen“ der Inflation geführt haben, zeigt der unten aufgeführte Chart der Website shadowstats.com.

Dieser stellt nämlich die vor 1990 genutzte Methode (blaue Linie) der aktuellen (rote Linie) gegenüber und bringt die starke Diskrepanz der jeweiligen Teuerungsraten eindrucksvoll zum Ausdruck.

Gegenüberstellung der Berechnungsmethoden (Schattenstatistik) Warenkorb 1990 und heute

Folgende Vorgehensweisen stehen in diesem Zusammenhang besonders stark in der Kritik. Als „Substitutionseffekt“ wird zum Beispiel die Annahme betrachtet, dass Güter oder Dienstleistungen, die sich in der Vergangenheit stark verteuert haben, in Zukunft weniger nachgefragt werden und deshalb geringer gewichtet werden.

Im Grunde genommen führt diese Regel dazu, dass Preistreiber systematisch untergewichtet werden.

Dass diese Methodik bei Benzin, Mieten oder Grundnahrungsmittel nicht zielführend sein kann, dürfte jedem klar sein. Die meisten Berufspendler, die auf ihr Auto angewiesen sind und irgendwo wohnen und sich ernähren müssen, dürften bzw. können in diesen drei Punkten ihre Konsumnachfrage wohl kaum ändern.

Auch die derzeit praktizierte „hedonistische Preisanpassung“ wirft einige Fragen auf.

  • Erstens: Warum muss eine Qualitätsverbesserung einen zu beobachtenden Preisanstieg zwangsläufig abschwächen?

  • Zweitens: Wer beurteilt das Ausmaß einer vermeintlich verbesserten Qualität? Dass viele Bürger in dieser statistischen Wissenschaft Anzeichen von Manipulation wittern, sollte uns nicht allzu sehr wundern.

Ausblick für die laufende Woche

Am Mittwoch stehen die endgültigen Juni-Zahlen zur Inflationsentwicklung in der Eurozone und im Vereinigten Königreich zur Bekanntgabe an.

Laut von Trading Economics veröffentlichten Umfragen unter Analysten verlor der Euro auf Jahressicht 5,5 Prozent und das britische Pfund 8,2 Prozent an Kaufkraft. Unter diesem Aspekt hat sich der Brexit eher nicht gelohnt.

In der vergangenen Woche wurde für die USA mit 3,0 Prozent p.a. der niedrigste Wert seit März 2021 gemeldet. Nun bleibt abzuwarten, wie die US-Notenbanker darauf reagieren werden. Laut FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group wird derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 81 Prozent angezeigt, dass wir Ende des Jahres höhere Zinsen als heute sehen werden.

Am kommenden Donnerstag dürften sich die Investoren vor allem für den Konjunkturausblick der Philadelphia Fed und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stark interessieren.

Sollten letztere höher als prognostiziert ausfallen, könnten die Zinssorgen nachlassen und im Gegenzug der Goldpreis in höhere Regionen tendieren.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Jo | 22.07.2023, 15:45 Uhr Antworten

Auch hier wird Inflation mit Preissteigerung/Kaufkraft verwechselt.

Inflation ist die Ausweitung der Geldmenge und damit der Kaufkraftverlust einer nominellen Wâhrungseinheit (z.B. ein Euro) am Gesamtwarenbestand. Nicht mehr und nicht weniger.

Die Grafik selbst ist ja auch mit Consumer Inflation beschriftet.

Inflation an sich ist dagegen leicht zu berechnen.

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