Gold: 2.056,49 € 1,44 %
Silber: 23,01 € 1,23 %
Stand: 23.03.2020 von Hannes Zipfel
Die Nachfrage nach Silbermünzen erreicht Niveaus, die selbst den Ansturm während der letzten Finanzkrise übertreffen. Im Vergleich zu Gold ist Silber momentan so günstig wie nie zuvor und in der Krise auch deshalb als Alternativwährung attraktiv.
Silber als Ersatzwährung wieder gefragt

Die Nachfrage nach physischem Silber explodiert

Silbermünzen mit aufgeprägten Nennwert, wie z. B. die 20 Euro Silber Gedenkmünze „250. Geburtstag Alexander von Humboldt“ der Bundesrepublik Deutschland, sind offizielles Zahlungsmittel. Sie haben über den Nennwert hinaus noch den Vorteil des Edelmetallgehalts. Die Münze zum Gedenken an den deutschen Forschungsreisenden enthält beispielsweise 16,65 Gramm Silber (Ag 925). 

Eine der weltweit beliebtesten und fälschungssichersten Silbermünzen ist die kanadische „Maple Leaf“. Aufgeprägt sind hier zwar nur 5 Kanadische Dollar als Nennwert (ca. 3,23 EUR), aber wegen des Silbergehalts von 31,1 Gramm (Ag 999) ist die Münze aktuell ca. 20 Euro wert (inkl. MwSt./ differenzbesteuert). Auch die „Maple Leaf Silber“ sind in Kanada offizielles Zahlungsmittel.

In den USA ist die gängigste Silbermünze der „American Eagle Silver“, die mit immerhin 1 US-Dollar Nennwert ausgestattet ist. Aber unter 20 Euro ist auch diese Münze momentan nicht erwerbbar. 

Die aktuellen Verkaufszahlen der United States Mint zeigen am Beispiel dieser 1 Dollar Silbermünze, wie stark das „Hartgeld“ aus Silber in der aktuellen Coronavirus-Krise wieder an Popularität gewinnt.

In dem folgenden Balkendiagramm ist die Nachfrageentwicklung nach der „American Eagle“ jeweils für den Monat März der Jahre 2008 bis 2011 in Blau dargestellt, sowie die aktuelle Nachfrageentwicklung in Weiß von März 2018 bis März 2020 (bis zum 20. März) und die Schätzung für den gesamten Monat März 2020 in Grau:

Verkäufe der U.S.-Mint März bis 2020

Bereits zum 20. Dieses Monats haben die Absätze des silbernen „American Eagle“ die Verkäufe aus der Finanzkrise im März 2009 mit 3,18 Millionen Münzen übertroffen.

Die Nachfrage nach der auch in Deutschland sehr beliebten kanadischen Silbermünze „Maple Leaf“ ist so groß, dass die staatliche kanadische Münzprägeanstalt „The Royal Canadian Mint“ den Verkauf der Kursmünze des aktuellen Jahrgangs bis auf Weiteres mangels Ware einstellen musste. Es sind lediglich noch die deutlich teureren auflagenlimitierten Sammlerexemplare erhältlich. 

Grundsätzlich haben sich im Zuge der hohen Nachfrage die Aufpreise der Münzen zum Metallpreis in den letzten Wochen stark erhöht und damit auch der Wert der Münzen. Die Verfügbarkeit ist im Wesentlichen nur noch online gewährleistet, verbunden mit verlängerten Lieferfristen

Warum das Halten einer Alternativwährung gerade jetzt Sinn macht

Der Grund für die explodierende Nachfrage sind die Eindämmungsmaßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie. Unter denen leidet besonders die Weltwirtschaft und es werden Erinnerungen an die letzte Finanzkrise wach. Die weltweite Pandemie droht aufgrund des gleichzeitigen Auftretens eines Angebots- und Nachfrageschocks noch weitaus größere ökonomische Schäden anzurichten, als das Platzen der Immobilienblase vor 12 Jahren. 

Die Bundesregierung geht mittlerweile von einem Wirtschaftsrückgang in Deutschland von 5 Prozent für das Gesamtjahr 2020 aus, was noch zu optimistisch geschätzt sein dürfte.

Für die USA rechnen Ökonomen bereits mit einem Wachstumseinbruch von 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für das Gesamtjahr 2020.

Die Investmentbank Goldman Sachs schätzt allein für das zweite Quartal dieses Jahres den Rückgang der gesamten Wirtschaftsleistung auf 24 Prozent. Das sind Dimensionen wie in der „Großen Depression“ von 1929 ff. 

Mögliche Folgen könnten eine starke Zuspitzung der Eurokrise, Stress im Bankensystem inklusive der Schließung von Filialen (Bankfeiertage) und stark steigende Preise sein. Dem knapper werdenden Angebot an Waren stehen Hamsterkäufe, massive Geldschöpfungsprogramme, Zinssenkungen und eine explodierende Staatsverschuldung gegenüber. 

Die als „Maastricht Kriterien“ bekannten Stabilitätskriterien für die Eurozone wurden außer Kraft gesetzt. Ohnehin bereits stark verschuldete Staaten wie Italien und Griechenland könnten die Gemeinschaftswährung Euro erneut in Gefahr bringen.

In einer derart ungewissen und ökonomisch labilen Situation macht das Halten eines alternativen Zahlungsmittels, das sich seit über fünftausend Jahren bewährt hat, aus Sicht von immer mehr Menschen Sinn.

Silber kann als Tauschmittel eingesetzt werden oder das eigene Vermögen vor Inflation schützen. Sollte es gar zu einer Währungsreform kommen, kann Silbergeld als Transfermedium in ein neues Währungsregime dienen, ohne der Wertminderung eines Währungsschnitts der alten Währung ausgeliefert zu sein. Darüber hinaus ist Silber als Ersatzgeld weltweit anerkannt, hochfungibel und überall gleichwertig.

Silber ist historisch günstig

"Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit war der Silberpreis im Verhältnis zu Gold so günstig wie jetzt.

Das ist ein weiterer Grund für die aktuell extrem hohe Nachfrage nach Silber. Der Preis ist im Vergleich zu Gold historisch günstige. Durchschnittlich musste man in den letzten 20 Jahren 68 Unzen Silber für eine Unze Gold bezahlen. Aktuell sind es 117 (Gold/Silber Ratio). Damit ist Gold im Vergleich zu Silber aktuell 72 Prozent teurer als im Durchschnitt der letzten beiden Dekaden. 

Im 20. Jahrhundert betrug das Verhältnis gar nur 47 zu 1 und zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch 15,5 zu 1. Dabei kommt Silber auch heute nur 17,5 Mal häufiger in der Erdkruste vor als Gold. Überirdisch ist Silber aufgrund des Verbrauchs in der Industrie in Tonnen sogar seltener als Gold.

"Vor allem der Abverkauf an den kreditgehebelten Terminmärkten in den USA (COMEX) und die wegbrechende Nachfrage aus der momentan in großen Teilen stillstehenden Industrie haben den Preis für Silber zuletzt stark verbilligt.

Kostete Silber noch am 9. März 17,51 US$/Unze, so sind es aktuell nur noch 12,61 US$/Unze. Das entspricht einem Preisabschlag von fast 30 Prozent. Doch das Blatt könnte sich aufgrund der hohen Nachfrage nach physischem Silber zu Anlagezwecken und als Alternativwährung sehr schnell drehen. Die hohen Preisaufschläge für Silbermünzen sind ein starkes Indiz dafür. 

Mögliche Parallelitäten zur Preisentwicklung in der Finanzkrise

Auch während der letzten Finanzkrise war der Silberpreis an den Terminmärkten zunächst stark eingebrochen, während die physische Nachfrage bereits explodierte. Auch damals mussten Edelmetallhändler Ware rationieren oder es kam zu überdurchschnittlich langen Lieferzeiten – so wie heute. 

Damals brach der Silberpreis von März bis November 2008 um 57 Prozent ein, während physische Ware knapp wurde und die Preisaufschläge für Münzen förmlich explodierten. Anschließend stieg der Silberpreis bis April 2011 von 9 US$/Unze auf knapp 50 US$/Unze an.

Der Grund für den starken Anstieg im Anschluss an den deflationären Schock war auch damals die extrem laxe Geldpolitik mit billionenschweren Gelddruckprogrammen in Kombination mit massiven Zinssenkungen und explodierender Staatsverschuldung. Die extremen Defizite in den Südländern der Eurozone lösten in der Folge die Währungskrise des Euro aus. 

"Die jetzige Krise wird jedoch noch gravierendere ökonomische Auswirkungen und Maßnahmen durch die Geld- und Fiskalpolitik zur Folge haben.

Fazit & Ausblick

Die Renaissance des Silbers als Ersatzgeld ist im Hinblick auf die stark ansteigende Nachfrage nach Silbermünzen bereits Realität. Die Beweggründe dafür sind aufgrund der zu erwartenden ökonomischen Schäden durch die Pandemie und die sich daraus zwangsläufig ergebenden Konsequenzen für die Geld- und Fiskalpolitik nachvollziehbar.

Zudem sind die Folgen der Seuche noch gar nicht seriös kalkulierbar, dürften die der Finanzkrise aber bei Weitem übersteigen. 

"Es könnten Szenarien eintreten, die die Stabilität des gesamten Banken- und Währungssystems der Eurozone erneut existenziell gefährden.

Einig sind sich Ökonomen mittlerweile, dass es aufgrund der massiven Geldschwemme durch die Notenbanken, die extreme Ausweitung der Staatsdefizite sowie die dadurch irreversible Null- und Negativzinspolitik im Anschluss an die Pandemie zu erhöhter Teuerung und stark negativen Realzinsen kommt (Nominalzins minus Teuerungsrate). Wobei Letzteres jetzt schon der Fall ist.

Zwar leidet Silber aktuell noch unter der Liquidierungswelle am Terminmarkt und der wegbrechenden Industrienachfrage, aber der gesamte Silbermarkt ist verhältnismäßig klein und kann, wie in den Jahren 2008 ff., sehr schnell von der Nachfrage nach physischem Silber zu Anlage- und Absicherungszwecken preislich dominiert und gedreht werden. 

Der historisch niedrige Preis im Verhältnis zu Gold macht Silber außerdem leistbarer und attraktiver für Käufer mit kleinerem Budget. Außerdem wäre Silber im Alltag als Ersatzgeld deutlich fungibler als das sehr teure Gold.

"Silber gewinnt als Bargeldalternative an Attraktivität und ein Ende des Nachfragebooms bei den Silbermünzen ist in Anbetracht der sich nach wie vor weiter ausbreitenden Coronavirus-Pandemie nicht absehbar.
Autor: Hannes Zipfel
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von Tobias Fiktiv | 25.03.2020, 16:47 Uhr Antworten

Das Gold/Silber-Verhältnis war 1933 schon einmal noch krasser. Da lag der Wert bei
1:134.

von nawattnu | 25.03.2020, 00:18 Uhr Antworten

Ein sehr seltsamer Moment, wenn Zentralbanken und Banken, die Kontrolle verlieren, aber auch sehr ungewiss, wie die kommenden Abschwünge am Aktienmarkt mit den restlichen Sachwerte, dabei eben auch Silber, abschneiden. Ich denke wir sehen nochmals Preise unter 10 $/Oz...ganz einfach, weil ETFs in Milliarden auf den Markt geworfen werden. die Anleger werden dann selbst Silber zu solchen Preisen abstoßen, während die Banken dann wieder physisch nachlegen und das ebenfalls in Milliardenhöhe. An der Comex werden momentan Margin-Calls fällig für Kontrakte in Silber als eine art Versicherung, damit möchte man erreichen, dass Kleinanleger draussen bleiben und die 7 'Grossen' unter sich sind, um den Markt kämpfen...und bei den Jungs wird dann der Preis real gedealt...nicht so wie unsereins nun überteuert kaufen muß, weil der physische Markt komplett abverkauft wurde. An der Comex kaufen die GROSSEN dann zu Tatsache 9,- $...

Heute las ich eine Nachricht, dass die größten 3 Silberminen wegen Corona schließen mußten, außerdem in der Schweiz, die Scheideanstalten nicht weiter produzieren dürfen, allerdings dort nicht wegen Corona...kann das jemand bestätigen?

Möchte man als Regierung, nicht, dass Privatanleger aus der Währung flüchten?

Könnte das nicht evtl. auch eine gefährliche Nummer sein, alle Anleger sitzen gerade mit Bargeld an der Seitenlinie und warten den nächsten Crash die kommenden Tage, weil Firmen weltweit zusammenbrechen, und am Ende platzt die Derivate-Blase, die Staatsanleihen-Blase und Häuser, Immobilien werden wertlos, weil Mieter keine Miete mehr aufbringen können, Edelmetall nicht zur Verfügung stehen, und Kryptos können nicht gehandelt werden, wenn 3 Dinge passieren...Börsen werden geschlossen, Stromnetzwerke fahren herunter, Internet fährt herunter...

was, wenn dann ein Währungsschnitt gemacht wird??? während die Menschen auf der ganzen Welt zuhause sitzen und das Ende von Corona abwarten?

Die meisten verlieren dann ihr gesamtes Vermögen...

Das wäre doch der geignete Zustand für alle Regierungen nun weltweit, alle sind bis zum Dach verschuldet, weil alle Regierungen zu viel drucken lassen...[die Zentralbanken machen im grunde ja mittlerweile Politik - eigentlich sollten sie nur die Geldmenge im Griff haben, dass die Märkte stabil bleiben]

was haltet ihr von dem Gedanken, oder liege ich da irgendwie komplett falsch!?

würde mich interessieren, wie ihr das seht!

Bitte nicht aus dem Silbermarkt drängen, lassen, wenn die preise unter 10, vielleicht 9,- $ geprügelt werden!
Schön durchhalten...am ende wird es besser laufen als 1922-23 da gab es ebenfalls eine Spanische Grippe, der Silbermarkt brach ein und startete dann einen Anstieg vom 40fachen...das wären dann 9$ X 40 = 360,- $/Oz...meine Meinung sieht das aber eher um Faktor 55 aus alsao noch ne Schippe drauf!

Auf einmal würde auch das Recycling bei Silber funktionieren...jede Wette!

Ich drücke zumindest allen hier die Daumen für eine Belohnung nach bis zu 7-10 Jahren. Eine Silber-Hausse startet immer gegen Ende des Zyklus exponentiell...

Also nochmals, nicht aufgeben, Ich glaube, diesesmal wird Silber direkt vergleichbar mit Bitcoin - evtl. sogar besser!

nawattnu

3 Antworten an nawattnu anzeigen
von Klaus-Peter F. | 24.03.2020, 20:50 Uhr Antworten

Die Tatsache ist doch, wenn Händler für Anlagemünzen nochmal fast 100% vom Silberpreis mehr verlangen (incl. der Unsinnigen 19% MWSt.), ist dies als Wertanlage total Unsinnig.
Diverse "Sammlereditionen" verschärfen den Unsinn nochmals.
Was man im Falle des Verkaufs bekommt ist letztlich nur im Bereich des Materialwertes.
Beispiel gefällig?
Die wirklich schöne Serie "The Queens Beasts"
Verkauf zwischen 40 und 60 € - Ankauf ca. 30 € bei einem Materialwert von derzeit ca 28-30 €

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