Gold: 2.042,27 € 0,74 %
Silber: 22,81 € 0,35 %
Stand: 10.03.2022 von Hannes Zipfel
Was sich liest wie ein Zungenbrecher, könnte die Antwort auf die Frage sein, die immer mehr Menschen umtreibt: Wie kann ich mich jetzt noch vor der Inflation schützen?
Silber: Das Inflationsschutz-Schnäppchen

Silber – der perspektivisch bessere Inflationsschutz

Die klassische und über Jahrtausende bewährte Versicherung gegen Inflation ist Gold. Doch der Preis für das gelbe Edelmetall ist für deutsche Anleger bereits so hoch wie nie zuvor. Das gilt auch für Immobilien (Betongold) und viele Aktien, die als Sachwerte angesehen werden und als Schutz vor dem Kaufkraftverlust des Geldes fungieren können.

Silber hat sich in der Geschichte als Inflationsschutz ebenfalls bewährt, ist momentan jedoch im Gegensatz zu den anderen Edelmetallen und generell in Relation zu den meisten Vermögenswerten noch relativ preiswert.

Eine Börsenweisheit besagt:

„Silber kommt spät, aber heftig“.

Gemeint ist damit die Erfahrung aus früheren Edelmetallpreiszyklen, dass Silber zuweilen mit Zeitverzögerung auf den Anstieg des Goldpreises reagiert, diesen dann aber in der Anstiegsamplitude überflügelt.

So geschehen auch während der Weltfinanz- sowie der Corona-Krise. Während der beiden Ölkrisen ab 1973 und Anfang der Achtzigerjahre liefen die Kurse der beiden Edelmetalle zwar relativ synchron, aber auch damals kam es in der Aufwärtsbewegung zu einer prozentual deutlich höheren Wertsteigerung des Silbers gegenüber Gold.

Goldpreis vs. Silberpreis

Eine Erklärung dafür, warum Anleger in der jüngeren Geschichte Gold als Krisen- und Inflationsschutz bevorzugen, hängt auch mit der Demonetarisierung des Silbers zusammen.

Während der beiden Ölkrisen (1973, 1979/1980) war Silber noch als Geldmetall im Bewusstsein der Menschen verankert. Heute spielt das Edelmetall als Reservewährung für die Zentralbanken und als Geldmetall so gut wie keine Rolle mehr. Als letzte große Nation stellte China im Jahr 1934 von Silbergeld auf eine Papierwährung um.

Als letzte große Zentralbank verkaufte die Reserve Bank of India (RBI) ihren Silberschatz.

Hinweise auf den früheren Geldcharakter des Silbers finden sich noch bei der Währung der ehemaligen Weltmacht Großbritannien, dem „Pfund Sterling“, das seit 1931 eine reine Papierwährung und heute digitales „Fiat-Money“ ist.

Etymologisch leitet sich die Bezeichnung der britischen Währung unmittelbar vom Sterling als Benennung des englischen Silberpenny ab. Dieser bestand aus Sterling-Silber; einer Legierung aus 92,5 % Silber und 7,5 % Kupfer.

Heute lebende Generationen bringen Silber kaum noch in Verbindung mit Geld.

Dennoch erfüllt das Edelmetall die wichtigsten Eigenschaften, über die ein global anerkanntes Zahlungsmittel im Idealfall verfügen sollte:

  • Wertaufbewahrungsmittel (intrinsisch, langlebig)

  • weltweit fungibel (eintauschbar)

  • mengenmäßig begrenzt (knappe Ressource)

  • beliebig teilbar

Gold ist im Gegensatz zu Silber nach wie vor eine der bedeutendsten Reservewährungen der Welt und genießt auch heute noch den Status als Geldmetall. Daher wird auf Gold, anders als auf Silber, auch keine Mehrwertsteuer erhoben.

Für Silber als den besseren Inflationsschutz spricht aktuell v. a. die relativ günstige Bewertung im Vergleich zu Gold.

Silber ist gegenüber Gold noch preiswert

Das Gold-Silber-Preisverhältnis (GSP) auch als Ratio bekannt, beschreibt, wie viele Feinunzen Silber, gemessen am Spot-Preis, aktuell für eine Feinunze Gold bezahlt werden müssen.

Am 9. März 2022 waren es fast 77 Unzen.

In dem Zeitraum von 1900 bis 2022 schwankte das Preisverhältnis zwischen 15 und 124 (Höchstwert am 8. März 2020).

Gold-Silber-Ratio

In der Erdkruste kommt Silber 15-mal häufiger vor als Gold. Das Förderverhältnis lag im Jahr 2021 bei 1:7,6 (3.560 t Gold vs. 26.936 t Silber). Die unterirdisch noch verbliebenen Ressourcen sind bei Silber ca. 6-mal größer als bei Gold. Die Relation der überirdischen gelagerten Bestände liegt bei ca. 1:5.

Am Zenit der letzten Silberhausse während der Weltfinanzkrise fiel das GSP im April 2011 auf 32. Dieser „moderne“ Tiefstwert im Gold-Silber-Preisverhältnis könnte in einem anhaltend dynamischen Inflationsumfeld durchaus wieder erreicht und sogar unterschritten werden.

Für den Silberpreis würde das eine erneut signifikant bessere Wertentwicklung bedeuten als für den Goldpreis, der in Euro bereits neue Rekordniveaus erreicht hat.

Silber notiert mit aktuell 23,54 Euro pro Unze noch 44 Prozent unter dem Höchststand von 34 Euro pro Unze aus dem April 2011 (Weltfinanzkrise/Eurokrise). In US-Dollar lag das Hoch damals bei knapp 50 US-Dollar. Aktuell kostet eine Feinunze 25,90 US-Dollar.

Temporäre Preiskorrektur als Opportunität

Im Zuge des Kriegsgeschehens in der Ukraine war der Silberpreis am 8. März bereits bis zur Marke von 27 US-Dollar pro Unze vorgerückt. Aktuell kann das weiße Edelmetall wieder etwas günstiger erworben werden. Der nächste signifikante charttechnische Widerstand wartet auf der Oberseite bei 30 US-Dollar. Auf der Unterseite liegt die nächste horizontale Unterstützungslinie bei ca. 25,30 Us-Dollar.

Silberpreis in US-Dollar

Allerdings müssen sich Anleger, die das aktuell etwas günstigere Kursniveau nutzen möchten, beim Online-Silberkauf etwas in Geduld üben: Lieferzeiten von weit über einer Woche sollten einkalkuliert werden. Auf den zugesagten Kaufpreis hat das allerdings keine Auswirkung.

Der Grund, warum das Ordervolumen bei den Händlern momentan wieder deutlich zunimmt, liegt auch an der „entankerten“ Inflationserwartung.

Hieß es zu Beginn des Jahres noch von den Wirtschaftsinstituten und der EZB, die Inflation werde in diesem Jahr schnell wieder auf die Zielmarke von 2 Prozent p. a. zurückfallen, so rechnen die Chefvolkswirte der zwölf größten deutschen Banken und Vermögensverwalter laut einer Handelsblatt-Umfrage für 2022 mit einer Teuerungsrate von rund 5 Prozent.

Die Deutsche Bundesbank rechnet ebenfalls mit einer durchschnittlichen Jahresinflation in dieser Höhe.

Inflationsrate Deutschland

Perspektiven für die Inflation und geopolitische Krisen

Aber auch zweistellige Inflationsraten sind denkbar, wenn im Zuge von Sanktionen und Embargos sowie anhaltender Lieferschwierigkeiten wegen der Corona-Pandemie Rohstoffe und Produktkomponenten knapp bleiben. So wurde der Handel mit Nickel, ein u. a. für die Batterieherstellung wichtiges Metall, an der führenden Metall-Börse in London (LME) mangels Lieferungen aus Russland bereits eingestellt. Das könnte auch bei Palladium in Zukunft geschehen, da Russland der weltweit größte Produzent und Exporteur dieses Edelmetalls ist.

Das wiederum würde das Angebot an neuen Automobilen und anderen Produkten stark einschränken und die Preise bei den Endprodukten weiter nach oben drücken.

Da der Konflikt zwischen dem Westen, der Ukraine und Russland auch nach einem hoffentlich baldigen Ende der militärischen Auseinandersetzungen anhalten wird, werden auch die Sanktionen und damit die Spannungen am Rohstoffmarkt weiter existieren.

Zudem wird der Russland-Ukraine-Konflikt nicht die letzte geopolitische Krise größerer Dimension bleiben. China plant ganz offiziell, den Nachbarstaat Taiwan und größten Halbleiterproduzenten der Welt zur Not gewaltsam in das Riesenreich einzugliedern. Außerdem sieht man sich als Partner Russlands.

Letzteres hat die US-Administration bereits dazu veranlasst, China ebenfalls mit Sanktionen zu drohen.

Die preistreibenden Effekte des Russland-Ukraine-Krieges kommen in den jetzigen Inflationsraten zudem noch gar nicht zum Tragen.

Sowohl die Metalle als auch Energie und Nahrungsmittelpreise haben sich in den letzten Wochen massiv verteuert und ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht. Im Gegenteil kann sich die Inflationsdynamik noch deutlich weiter erhöhen und verfestigen, wenn es absehbar zu höheren Lohnforderungen und steigenden staatlichen Transferleistungen kommt (Lohn-Preis-Spirale).

Rohstoffpreisentwicklung 12 Monate

Die Handlungsunfähigkeit der Währungshüter zwingt Anleger zum Handeln

Auf der anderen Seite sind den Notenbanken die Hände gebunden. Trotz dynamisch steigender Preise sah sich die Europäische Zentralbank (EZB) wegen der drohenden Rezession und der hohen Verschuldung v. a. der südeuropäischen Mitgliedsstaaten auch auf ihrer heutigen turnusmäßigen Sitzung außerstande, die Zinsen anzuheben.

Dies könne frühestens im vierten Quartal dieses Jahres geschehen. Bis dahin will die EZB weiter Geld zur Staatsfinanzierung drucken und erst danach über mögliche Zinsschritte entscheiden.

EZB-Bilanz und Einlagenzinssatz für Banken

Der für die Banken wichtige Einlagenzins verharrt sogar im negativen Terrain bei -0,50 Prozent p. a. Dies bedeutet, dass die Strafzinsen bei vielen Instituten für ihre Kundeneinlagen unverändert zur Anwendung kommen. Damit werden die sogenannten „Währungshüter“ der EZB zum Totalausfall in Sachen Inflationsschutz für Sparer.

In der gesamten Eurozone ist die Teuerungsrate bereits auf 5,8 Prozent angestiegen.

Als die Inflationsrate in Deutschland zuletzt auf dem heutigen Niveau lag, konnten Sparbuchbesitzer noch eine risikolose Jahresrendite von 2,8 Prozent vereinnahmen. Strafzinsen kamen im damaligen Wortschatz noch nicht vor und waren auch für Ökonomen ein undenkbares Szenario.

Noch dramatischer ist die Situation in den USA. Dort befindet sich die Inflationsrate aktuell auf dem höchsten Stand seit 1981 bei 7,9 Prozent.

Der Leitzins der US-Notenbank (Fed) beträgt hingegen nur effektiv 0,08 Prozent. Somit liegt die Inflationsrate in den USA ca. 100-mal höher als der Leitzins – ein historisches Novum. Im März 1981 lag der US-Leitzins bei effektiv 14,7 Prozent und damit um den Faktor 184 höher als jetzt.

Ein Zinssatz in zweistelliger Höhe könnte die Inflation zwar rasch besiegen, würde aber in Anbetracht einer US-Gesamtverschuldung (privat und öffentlich) in Höhe von 86,74 Billionen US-Dollar bzw. 350 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eine wirtschaftliche Depression auslösen, da sich die Kreditkosten für die Schuldner vervielfachen würden.

Fazit

Die Inflationsraten können in diesem Jahr auch in Deutschland bis in den zweistelligen Bereich hinein ansteigen.

Der Staat ist in der Lage, mittels Transferleistungen und Steuersenkungen die Folgen der Preisexplosion etwas abfedern, dies führt jedoch zu noch höherer Staatsverschuldung, was die EZB endgültig zur Handlungsunfähigkeit verdammt. Besonders die hohen Schulden von Griechenland, Italien, Portugal, Spanien aber auch Frankreich wären dann nicht mehr tragfähig.

Preiskontrollen für bestimmte Rohstoffe, Güter und Dienstleistungen, wie sie bereits im Gespräch sind, verknappen erfahrungsgemäß das Angebot noch weiter und eskalieren die Inflationsdynamik.

Den Schutz vor weiter steigenden Konsumentenpreisen sowie den Schutz der Ersparnisse vor dem Wertverfall müssen die Bürger ergo selbst in die Hand nehmen. Die Erfahrung vergangener Inflationszyklen lehrt, dass sich Edelmetalle besonders gut für diesen Zweck eignen.

Dies galt umso mehr, wenn sich zu der Inflation noch systemische Risiken hinzugesellten.

Silber konnte in den vergangenen Preiszyklen Gold in der Wertentwicklung deutlich überflügeln. Aktuell hinken die Preise für das weiße Edelmetall noch hinterher, was in das Muster der letzten beiden Zyklen passt.

In Relation zum Goldpreis (Gold-Silber-Preisverhältnis) ist Silber noch relativ günstig und im Vergleich zu den Preisverhältnissen der beiden Edelmetalle in früheren Krisenzeiten sogar ein echtes Inflationsschutz-Schnäppchen.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Alfred | 17.03.2022, 23:47 Uhr Antworten

Silber hat über die letzten Jahre schlechter performed als Gold. Gold des kleinen Mannes?
Silber hat eine wesentliche schlechtere Wertspeicherung als Aurum und auch deshalb sieht man ua. in den Filmen zum 2. Wk, meist letzteres als Zahlungmittel. Wer will sich schon mit einem Zentner Ag rumquälen, wenn es 500 gr. Au auch täten. Sollte man gerade mal drüber nachdenken, wenn man die Flüchtlingsbewegungen sieht!

von Bobby Scherrer | 13.03.2022, 22:15 Uhr Antworten

Mann kann über Silber schreiben und spekulieren was man will, solange das ungedeckte Silberpapier nicht verboten wird oder mal richtig auf die Fresse fällt passiert gar nix, phys. Silber wir immer wieder seit zwei Jahren massiv durch die Comex Verbrecher gedrückt!!

2 Antworten an Bobby Scherrer anzeigen
von Silberhamster | 11.03.2022, 20:10 Uhr Antworten

Die Ratio spricht tatsächlich momentan für einen stark steigenden Silberpreis. Auch noch zusätzlich aufgrund der Tatsache, dass die Welt jetzt Solarzellen und Elektronik in groben Mengen benötigen wird, wenn sie die gesteckten Digitalisierungs- und Ökoziele auch nur annähernd erreichen will. Silber ist nun mal der chemisch beste Leiter von Wärme, nach Diamant und der beste Stromleiter. Stark polemisierend habe ich jedoch die Befürchtung, dass der Silberpreis nicht nur von Markt und Ratio bestimmt wird, sondern auch von irgendwelchen Damen und Herren, die zum Beispiel ihre Spielchen mit Papiersilber treiben.

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