Gold: 2.167,76 € -0,09 %
Silber: 25,42 € -0,39 %
Stand: 28.10.2022 von Hannes Zipfel
Seit drei Monaten stabilisiert sich der Silberpreis entgegen der allgemeinen Marktentwicklung im Bereich einer bedeutenden Unterstützungszone. Nun könnte der Ausbruch nach oben gelingen. Mehrere Indikatoren geben grünes Licht für eine Trendwende nach oben.
Silberpreis: Fünf positive Signale

1. Bodenbildung beim Silberpreis

Selten zuvor wurde die Geduld der Silber-Anleger so sehr auf die Probe gestellt wie während der Preiskorrektur seit dem Erreichen der Höchststände von vor neun Monaten. Doch seit Mitte Juli kann sich der Spot-Preis in US-Dollar pro Unze rund um die charttechnisch wichtige Marke des 61,8er Fibonacci-Retracement-Levels nachhaltig stabilisieren.

Seit Anfang September bilden die Notierungen des weißglänzenden Edelmetalls zudem höhere "Lows" aus (im Chartbild durch grüne Kreise markiert).

Silberpreis in US-Dollar pro Unze (oz)

Zwar mahnen die am unteren Bildrand dargestellten Oszillatoren „Relative Stärke“ (RSI) und Stochastik etwas zur Vorsicht, das übergeordnete Bild sieht gleichwohl konstruktiv aus.

Auch wenn der Silberpreis die bis Anfang Oktober potenzielle inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS) nicht nach oben auflösen konnte, bleibt das Chartkonstellation dennoch positiv. Im Zuge der Kursentwicklung seit 1. September konnten bereits vier jeweils höher liegende zyklische Tiefststände ausgebildet werden, was die Trendrichtung gen Norden untermauert.

Als Nächstes ist ein Heranlaufen an das 50-Prozent-Fibonacci-Level bei 20,77 US$/Unze das zu präferierende Szenario, bevor der Silberpreis nach einem typischen kurzen Rücksetzer die wichtige 200-Tage-Durchschnittslinie bei aktuell 21,63 US$/Unze in Visier nehmen könnte.

Das charttechnisch wichtigste Korrekturniveau, das 61,8 % Level, hat nun mehrfach gehalten und der Silberpreis kann sich erneut trotz des widrigen Umfeldes für zinslose und im Falle von Silber auch konjunktursensible Edelmetalle erstaunlich stabil halten.

Diese Stabilität deutet darauf hin, dass der Markt um kurzfristig orientierte Spekulanten bereinigt ist und die "zittrigen" Hände den Markt bereits verlassen haben.

2. Inter-Market-Analyse positiv

In einem Umfeld steigender Zinsen, dargestellt durch den fallenden REX-Performance-Index (dt. Staatsanleihen-Performance-Index, lilafarbene Linie) und eines starken Dollars (grüne Linie) konnte sich der Silberpreis in Euro, also der für deutsche Silber-Anleger relevanten Anlagewährung, in den letzten drei Monaten relativ gut im Plus halten.

Auch dies ist ein Indiz dafür, dass der Silberpreis seinen Boden gefunden hat.

Silber im Vergleich

3. Silber schlägt Gold

Auch gegenüber dem "großen Bruder" des Silbers, dem Gold, kann das weiße Edelmetall wieder stärker glänzen: Mussten Anfang September am Spot-Markt noch über 95 Unzen Silber (jew. 31,1 Gramm) für eine Unze Gold bezahlt werden, so sind es Stand 27. Oktober ganze 10 Unzen Silber weniger für eine Unze Gold.

Gold-Silber/Ratio 12 Monate

Insgesamt zeigt auch das Gold-Silber-Ratio eine klare Umkehrformation, die typischerweise darauf hinweist, dass die Edelmetalle generell wieder in den Hausse-Modus umschalten. In der Regel kann der Silberpreis dann deutlich stärker zulegen als der Goldpreis, was zur Rückbildung des Ratios führt.

In den letzten 50 Jahren betrug das durchschnittliche Verhältnis bei den Spot-Preisen 61,3 Unzen Silber für eine Unze Gold.

Dies würde bedeuten, dass der Silberpreis deutlich stärker steigen würde als der Goldpreis.

Gold-Silber/Ratio Gesamt Zeitraum

Aus steuerlichen Gründen und wegen höherer Lager- und Transportkosten im Vergleich zum Materialwert liegt das physische Gold-Silber-Preisverhältnis aktuell bei 62,14 (beim Spot-Preis: 85,12). Das physische Ratio ist für Anleger in realem Metall ausschlaggebend.

Der Tiefpunkt lag hier in den letzten zwei Jahren am 1. Februar 2021 bei 51,06.

Zu beachten ist aber, dass Silbermünzen, die aus Nicht-EU-Staaten importiert werden, aufgrund des vermutlichen Wegfalls der Anwendung der Differenzbesteuerung teurer werden.

Dies ist seit Bekanntwerden derartiger Bestrebungen durch das Bundesministerium für Finanzen (BMF) seit Ende September bereits zu beobachten. Hier sieht man deutlich einen starken Anstieg der Aufschläge für Silbermünzen und Münzbarren aus Nicht-EU-Staaten auf den Silber-Spot-Preis.

Aufgeld-Entwicklung Silbermünzen und Silberbarren

4. Stimmungsindikator im hellgrünen Bereich

Einer der umfangreichsten Sammel-Indikatoren für die Stimmung von professionellen Investoren und Spekulanten an den Silberterminmärkten ist der von SentimenTrader erhobene „Optix Silver“.

Wann immer sich der Index tief im Keller befindet, stehen die Chancen für eine nachhaltige Erholung des zugrunde liegenden Vermögenswertes gut.

Aktuell liegt der Indexwert bei Silber mit 33 Punkten klar in der Kauf-Zone (grüne gestrichelte Linie im Chart), da es sich um einen klassischen Kontraindikator handelt:

Silber-Stimmungsindikator

Die Logik hinter der Kontraindikation dieses Indikators liegt darin, dass bei niedrigen Index-Werten die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer (Terminmarkt-Spekulanten) bereits ihre Silberbestände verkauft haben oder sogar auf fallende Kurse wetten.

Steigt der Silberpreis nun wie aktuell an, gibt es genügend Kapital, das an der Seitenlinie auf den Einstieg wartet, um die Kurse noch weiter nach oben zu treiben. Die Spekulanten hingegen, die auf fallende Notierungen setzen, werden gezwungen, ihre Kontrakten durch den Kauf von Silber glattzustellen (Silver-Squeeze).

Im Gegensatz zu den Terminmarktakteuren handeln Privatanleger und die verarbeitende Industrie (z. B. die Schmuckindustrie) weltweit genau entgegengesetzt, also antizyklisch, und kaufen immer dann Silber, wenn es günstig ist.

Da an den Silber-Terminmärkten, und hier v. a. an der COMEX in den USA, aber ein Vielfaches der tatsächlich vorhandenen überirdischen Silberbestände gehandelt wird, sind die Profi-Spekulanten, die ihre Silberpositionen oft nicht physisch, sondern via ungedeckter Silber-Derivate (Papiersilber-Kontrakte) kaufen und verkaufen, für die Entwicklung des Silberpreises von hoher Relevanz.

Umso wichtiger ist es, die Investitionsneigung dieser Marktteilnehmer im Auge zu behalten. Eine tendenzielle weitere Erholung des „Silver Optix“ wäre dementsprechend eine Bestätigung der Bodenbildung.

5. Geldpolitik verliert ihren Schrecken

Seitdem die Nebenwirkungen der steigenden Leitzinsen der großen Notenbanken sowie der Abzug von Liquidität immer gravierendere Auswirkungen auf die Finanzmarktstabilität und die Konjunktur zeitigen, gehen die Erwartungen an eine weitere Straffung der Geldpolitik durch die großen Zentralbanken deutlich zurück.

Die Bank of Japan (BOJ) denkt bereits wieder über Anleihekäufe nach (QE), um die Renditen am langen Laufzeitende des Kapitalmarktes am Kabutochō in Tokio in einer der am höchsten verschuldeten Volkswirtschaften niedrig zu halten (Zinsstrukturkurvenkontrolle).

Die Europäische Zentralbank (EZB) gerät immer stärker unter Druck, ihr Anleihekaufprogramm TPI (Transmission Protection Instrument) zu aktivieren, um die Renditen für Anleihen hoch verschuldeter südeuropäischer Staaten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.

Die altehrwürdige Bank of England (BOE) hat zur Abwendung des Kollapses der britischen Pensionskasse bereits eine geldpolitische 180-Grad-Wende vollzogen.

Und auch die mächtigste Notenbank der Welt, die US-Fed, lässt gezielt durch Medienvertreter andeuten, dass sich der geldpolitische Straffungszyklus dem Ende nähert, was in Anbetracht rekordhoher Vermögenswertverluste und sich schnell eintrübender Konjunkturdaten auch Sinn macht.

Spätestens nach den Zwischenwahlen (Midterm Elections) am 8. November dürfte die große Leitzinsanhebungsorgie passé sein.

Also auch von der Zins- und Liquiditätsfront hellt sich da Bild für das zinslose, liquiditäts- und konjunktursensible Silber allmählich wieder auf.

Kommt es hingegen zum "Unfall" im Finanzsystem, weil die Notenbanken zu spät oder erneut falsch reagieren, dann kann Silber wie bei jeder Systemkrise seit Menschengedenken seinen Vorteil als Sicherer-Hafen-Währung ausspielen.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Heribert | 29.10.2022, 12:24 Uhr Antworten

Ohne Frage ist Gold das bessere Investment seit langem. Man muss das Aufgeld für Silber erst mal wieder reinholen und dies braucht Zeit. Freuen tut sich nur der Händler. Silber wird immer wieder gerne hochgeschrieben, aber letztendlich kämpfen auch Sportler lieber um eine Goldmedaille. Seine Investments in Gold sollte man zeitlich gestaffelt ausführen, da man nie den besten Kurs treffen wird. Und an alle Unkenrufer und Gläubigen eines Goldverbots ..... gähn!

2 Antworten an Heribert anzeigen
von ARI | 28.10.2022, 20:46 Uhr Antworten

Silber ist keine Investment Metall. Für Silber Fachleuten und Youtubern lügen ohne ende.
Gold ist besser als Silber.

2 Antworten an ARI anzeigen

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