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Stand: 15.05.2020 von Hannes Zipfel
US-Präsident Donald Trump betonte erneut, dass die USA wie Deutschland in den Genuss von Negativzinsen kommen sollten. In Anbetracht der explodierenden US-Staatsschulden ist dieser Wunsch verständlich. 
Trump fordert erneut Negativzinsen - Goldpreis steigt

Bisher ist die US-Notenbank (FED) Trumps Forderungen früher oder später nachgekommen. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der US-Dollar negativ verzinst wird. Der Goldpreis in Euro steigt weiter in Richtung Rekordhoch.

US-Notenbank-Chef wehrt sich noch gegen Trumps Forderung

Der Präsident der US-Notenbank (Fed) hatte am Dienstag in einer Rede vor den dramatischen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise gewarnt. Weitere Konjunkturhilfen könnten nötig werden, so Powell. 

Negativzinsen, wie von Präsident Trump gefordert, erteilte er eine Absage.

Doch der US-Präsident erneuerte heute Morgen seine Forderung gegenüber Journalisten des US-Fernsehsenders FOX. Wörtlich sagte er:

„Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Negativzinsen haben sollten“.

Auch Powell sieht nach eigenen Aussagen die Notwendigkeit weiterer geldpolitischer Lockerungen. Er möchte den Kampf gegen die Rezession aber primär über die Notenpresse und die Injektion von Liquidität in die Wirtschaft führen. 

Schulden, Schulden, Schulden

Seit Sommer letzten Jahres fordert US-Präsident Trump die amerikanische Notenbank (Fed) regelmäßig dazu auf, die Zinsen zu senken, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Bereits vorher hatte er die Fed wiederholt für ihre restriktive Geldpolitik und die bis Dezember 2018 erfolgten Zinsanhebungen scharf kritisiert. 

Bis zum Juli letzten Jahres befand sich der Leitzins der Vereinigten Staaten noch in einem Band zwischen 2,25 und 2,5 Prozent. In der Eurozone lag der Leitzins zu diesem Zeitpunkt bereits bei null und der deutsche Staat konnte sich am Kapitalmarkt sogar zu negativen Zinssätzen refinanzieren. In diesen Genuss, weniger tilgen zu müssen, als man sich bei den Gläubigern leiht, möchte auch die Trump-Administration in Anbetracht der historisch hohen Staatsverschuldung kommen. 

Darüber hinaus forderte Trump die Fed auf, wie andere Notenbanken auch, die Staatsanleihen des Finanzministeriums am Sekundärmarkt aufzukaufen und so mitzuhelfen, die explodierenden Schulden zu finanzieren.

Dies wäre auch notwendig, so Trump, um die Vereinigten Staaten von ausländischen Gläubigern wie China unabhängiger zu machen. 

Doch die Fed versuchte bis Dezember 2019 noch ihre Bilanz und damit auch den Bestand an US-Staatsanleihen zu reduzieren. Zum Amtsantritt der Trump-Administration Anfang 2017 betrugen die öffentlichen Schulden der USA knapp 20 Billionen US-Dollar oder 106 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (US-BIP). Seitdem ist die US-Staatsverschuldung auf Bundesebene um mehr als ein Viertel auf über 25 Billionen US-Dollar (25.000 Milliarden US$) und damit auf 118 Prozent des US-BIP nach oben geschossen. 

Daraus resultiert eine Zinsbelastung von aktuell 383 Mrd. US-Dollar pro Jahr.

Die Fed folgt den Forderungen der US-Regierung 

Gemäß den jüngsten vorläufigen Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die US-Wirtschaft in diesem Fiskaljahr, das noch bis Ende September 2020  läuft, die schwerste Rezession seit der Großen Depression von 1929 ff. erleiden. 

Die Ökonomen des IWF erwarten einen Anstieg der US-Staatsverschuldung auf über 130 Prozent des BIP bis zum Ultimo des laufenden Fiskaljahres. Es ist also verständlich, dass Trump in Anbetracht der steigenden Schuldenlast und den erneuten Verspannungen im Verhältnis mit China, das der weltweit zweitgrößte Gläubiger der USA ist, die Fed in der patriotischen Pflicht sieht. 

Bisher ist die eigentlich politisch unabhängige Notenbank Fed all seinen Forderungen nachgekommen. 

Entgegen dem zunächst sehr hartnäckigen Widerstand der Fed begann die US-Notenbank die Zinsen bereits vor der Corona-Krise ab Juli 2019 wieder zu senken und ab Oktober 2018 sogar Geld zu drucken und Wertpapiere aufzukaufen. 

Inzwischen liegt der effektive Leitzins in den USA nur noch bei 0,05 Prozent und die Fed hat ein zeitlich und mengenmäßig unlimitiertes Gelddruckprogramm zum Kauf von Staatsanleihen, Hypothekenanleihen, Unternehmensanleihen und zur direkten Kreditvergabe aufgelegt. 

Die Bilanzsumme der amerikanischen Notenbank hat sich dadurch auf den höchsten Stand aller Zeiten aufgebläht und die Bilanzsummen aller anderen großen Notenbanken weit überflügelt. Trumps Forderungen, gegen die sich die Fed anfangs vehement gewehrt hat, wurden somit komplett erfüllt – bis auf eine: Negativzinsen. 

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit und einer weiteren Verschlechterung der Konjunktur, bis sich Jerome Powell auch dem Druck diesbezüglich vonseiten des Weißen Hauses beugt. 

Gold und Zins

Der Goldpreis in Euro reagiert auf die Aussagen Trumps mit steigenden Notierungen. Aktuell kostet eine Unze Gold 1.598 Euro (Spot-Preis Stand 14.05.2020) und damit nur noch 8,18 Euro oder 0,5 Prozent weniger als am bisherigen Allzeithoch bei 1.606,18 Euro pro Unze vom 23. April 2020. In US-Dollar notiert Gold aktuell bei 1.725 US-Dollar pro Unze und damit auf dem höchsten Stand der Woche.

Generell machen niedrige Zinsen das zinslose Edelmetall Gold als Alternativwährung gegenüber den Fiat-Währungen attraktiver.

Bei Negativzinsen genießt Gold sogar einen nominalen Zinsvorteil, weshalb die Forderung Trumps, die Dollar-Zinsen in den negativen Bereich abzusenken, für den Goldpreis von hoher Relevanz ist. Abgesehen davon explodiert gerade die Dollar- gegenüber dem Vorjahr um 20,4 Prozent. Wohingegen das Angebot an Gold wegen der Covid-19 bedingten Minenschließungen in Südafrika sowie Nord- und Südamerika auf Jahresbasis rückläufig ist. 

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von elsa lindströhm | 15.05.2020, 20:45 Uhr Antworten

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