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Stand: 13.10.2025 von Jörg Bernhard
Die Zolldrohungen von Trump gegen China verhindern derzeit eine nennenswerte technische Korrektur bei der altbewährten Krisenwährung Gold. Sie bescherten ihr ein neues Rekordhoch deutlich oberhalb der Marke von 4.000 Dollar.
Trump entfacht Gold-Rallye: Neuer Rekord über 4.000 Dollar

Risiken kommen und gehen – Gold bleibt

Nachdem mit dem Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas ein geopolitisches Risiko verschwand, kehrte ein anderes in Form des Handelsstreits zwischen den USA und China wieder zurück. Am Wochenende drohte nämlich US-Präsident Trump damit, ab dem 1. November 2025 zusätzliche Zölle in Höhe von 100 Prozent auf Importe aus China zu verhängen – als Reaktion auf neue chinesische Exportkontrollen bei seltenen Erden.

Doch aktuelle Analysen zeigen, dass Trumps Zölle das Risiko einer höheren Inflation in den USA beschleunigt haben: Laut Berechnungen der Boston Fed könnten sie den Kernverbraucher-preisindex um 0,75 Prozentpunkte anheben. Die US-Notenbank Fed wies bereits im Juni darauf hin, dass die US-Zölle derzeit 30 bis 40 Basispunkte zur Kerninflation von 2,9 Prozent beitragen. Zudem erwartet das Peterson Institute für das kommende Jahr eine um einen Prozentpunkt höhere Inflation.

Doch eine steigende Inflation erinnert verunsicherte Investoren stets an ein seit Generationen wirksames Gegenmittel: Gold.

Daneben trägt aber auch die verheerende Entwicklung der US-Staatsschulden und des Haushalts zu der massiven Kapitalflucht in den „sicheren Hafen“ Gold bei.

Nur zur Erinnerung: In den vergangenen vier Monaten kletterte die Staatsverschuldung der USA von 36,2 auf 37,6 Billionen Dollar. Immer mehr Kapitalmarktexperten gehen davon aus, dass die Schuldentragfähigkeit mittlerweile stark gefährdet ist, was auch durch die Herabstufungen der drei großen Ratingagenturen zum Ausdruck gekommen ist. Und der seit dem 1. Oktober geltende US-Shutdown verstärkt die bereits vorhandene Unsicherheit zusätzlich.

Entdollarisierung wird sich fortsetzen

Doch der Goldpreis feierte in den vergangenen Tagen nicht nur auf Dollarbasis, sondern auch in zahlreichen anderen Währungen neue Allzeithochs, was kein gutes Licht auf das globale Finanzsystem wirft.

Besonders interessant: Überdurchschnittlich stark verteuert hat sich der Goldpreis in diesem Jahr gegenüber dem Dollar (+53,1 Prozent). In anderen bedeutenden Währungen wie dem Euro (+36,5 Prozent), dem japanischen Yen (+47,7 Prozent), dem britischen Pfund (+43,6 Prozent) oder dem kanadischen Dollar (+49,0 Prozent) fiel der diesjährige Preisanstieg weniger heftig aus. Fast schon enttäuschend kann man die Performance gegenüber dem Schweizer Franken (+35,1 Prozent) bezeichnen, dem man unter den Fiat-Währungen in den vergangenen Jahrzehnten ein hohes Maß an relativer Stärke attestieren kann (siehe Tabelle).

Goldpreis weltweit stark

Auf der Charttechnik-Website Tradingview.com wird Gold derzeit als „Starker Kauf“ eingestuft. Von den insgesamt 26 erfassten Parametern empfehlen gegenwärtig 16 das „Kaufen“, zehn das „Halten“ und keiner das „Verkaufen“ von Gold.

Gewinnmitnahmen könnten nach der Rallye der vergangenen Jahre zwar zu einer markanten technischen Korrektur führen, ein massives Zurückfahren des Goldanteils innerhalb des Wertpapierportfolios sollten Anleger aufgrund der fundamentalen Gemengelage aber auf keinen Fall* durchführen.

Ausblick für die laufende Woche

Auch in der neuen Woche scheint die Party an den Goldmärkten weiterzugehen. Im ETF-Sektor herrscht derzeit eine besonders starke Kauflaune. Weltweit haben sich nämlich die Goldbestände der ETFs im September um 145,6 Tonnen erhöht, was vor allem auf zwei Regionen zurückzuführen war: Nordamerika (plus 89,4 Tonnen) und Europa (plus 37,3 Tonnen).

Aufgrund des US-Shutdowns ist unklar, wie sich die Stimmung an den US-Terminmärkten hinsichtlich Gold entwickelt hat. Inzwischen sind die wöchentlichen Commitments-of-Traders-Reports zum zweiten Mal in Folge ausgefallen.

Auch auf die Bekanntgabe der wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe müssen die Marktakteure derzeit verzichten.

Man darf daher gespannt sein, wie die US-Notenbank in Ermangelung wichtiger Konjunkturdaten ihre Geldpolitik gestalten wird.

Aktuell zeigt das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group eine Wahrscheinlichkeit von fast 98 Prozent an, dass wir am 29. Oktober eine Zinssenkung um 25 Basispunkte sehen werden.

Ohne aktuelle Daten spräche einiges für eine abwartende Haltung, schließlich wurde im jüngsten Fed-Protokoll darauf hingewiesen, dass „einige Teilnehmer“ es für angemessen hielten, die Zinsen unverändert zu lassen, falls Fortschritte bei der Inflation ausbleiben sollten.

*Disclaimer: Keine Anlageberatung

Stand: 13.10.2025
geschrieben von:
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von Minaton | 15.10.2025, 23:39 Uhr Antworten

Eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau ist auch eine Korrektur. Mir schein, das wir bzw. der Markt eine völlig neue Bewertung sucht. Es gab schon Zeiten, da ging es, um Verzehnfachung, die ca. 3 Jahre währte. Silber unter 100USD die 1oz ist immer noch ein Schnäpchen. Die Edelmetalle bleiben bei der Weltverschuldung und Nachfrage auf Kurs. Wer keine Gduld hat und versprechen auf Papier und demnächst 0 en und 1en traut dem ist eh nicht zu helfen. Ich sehe kaum noch Investments, die auf 10 Jahre bestand haben. Es werden wieder, die naiven und ungebildeten bestraft. Es soll Leute geben, die noch in GELD sparen und meinen die Zukunft ist gesichert, wie kann man solche hohen Risiken eingehen. Die Welt wandelt sich !

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von NV | 14.10.2025, 09:44 Uhr Antworten

Danke!
Aber was ist "eine nennenswerte technische Korrektur", die unter der Überschrift erwähnt wird? Das ist vermutlich so eine Experten-Floskel. Aber was könnte sie bedeuten? Dass die charttechnischen Indikatoren eigentlich einen massiven Überkauf bedeuten, den man ignorieren sollte?
Es würde mich interessieren, ob die Charttechnik überhaupt real ist... auch angesichts der akutellen, sehr dynamischen Lage der (finanziellen) Welt.

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