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Stand: 24.06.2025 von Jörg Bernhard
Als besonders starkes Kaufargument wird an den Goldmärkten häufig die ausgeprägte Goldaffinität der Zentralbanken erwähnt. In der vergangenen Woche veröffentlichte der World Gold Council (WGC) das Ergebnis der jüngsten Umfrage unter Notenbanken.
Notenbanken im Gold-Fieber: 43 % planen massive Käufe

Zentralbanken setzen auf Sicherheit in unsicheren Zeiten

Die achte Ausgabe der Umfrage „Central Bank Gold Reserves Survey“, durchgeführt zwischen Februar und Mai 2025, machte unter den 73 teilnehmenden Zentralbanken vor allem eines deutlich: Gold bleibt ein strategischer Anker im weltweiten Reserve-Management, wobei die wachsende Bedeutung des Edelmetalls in erster Linie auf das geopolitisch und wirtschaftlich herausfordernde Umfeld zurückzuführen sei.

Ein zentrales Ergebnis: 95 Prozent der Befragten (2024: 81 Prozent) gehen davon aus, dass die globalen Zentralbank-Goldreserven in den nächsten zwölf Monaten weiter steigen werden. Dies stellte den höchsten Wert seit Beginn der Umfrage dar (siehe Grafik).

Besonders interessant: 43 Prozent der Zentralbanken planen, ihre eigenen Goldreserven im kommenden Jahr aufzustocken (2024: 29 Prozent).

Besonders ausgeprägt ist dieser Trend übrigens bei Notenbanken aus Schwellen- und Entwicklungsländern (EMDEs).

Central Bank Gold Reserves Survey

Befragt nach den Gründen zum Halten von Gold wurden die drei nachfolgenden Motive am häufigsten genannt:

  • hohes Maß an Krisenresistenz (85 Prozent),
  • effektiver Portfolio-Diversifikator (81 Prozent) und
  • bewährter langfristiger Wertspeicher (80 Prozent).

De-Dollarisierung geht weiter

Parallel zum wachsenden Vertrauen in Gold zeigen sich rückläufige Erwartungen für die Rolle des US-Dollars: 73 Prozent der Zentralbanken gehen nämlich davon aus, dass der Dollar-Anteil an den weltweiten Reserven in fünf Jahren geringer sein wird.

Im Gegenzug wird ein Anstieg des Anteils von Gold, Euro und Renminbi erwartet. Die anhaltenden geopolitischen Spannungen und protektionistischen Maßnahmen würden diese Entwicklung begünstigen.

Außerdem hat sich der Anteil der Zentralbanken, die ihre Goldreserven aktiv managen, von 37 auf den Rekordwert von 44 Prozent erhöht.

Eine ausgesprochen interessante Entwicklung gab es hinsichtlich der physischen Lagerung zu beobachten: Während die Bank of England mit 64 Prozent (2024: 55 Prozent) weiterhin führend bleibt, gaben 59 Prozent (2024: 41 Prozent) an, einen Teil ihres Goldes im Inland zu lagern.

Bei der Frage, welche Themen bei den Entscheidungen im Reservemanagement relevant seien, gab es erhebliche Unterschiede zwischen Notenbanken aus Schwellen- bzw. Entwicklungsländern und Industrienationen zu beobachten.

Zwar stimmen beide Gruppen in der grundsätzlichen Wertschätzung von Gold überein, allerdings sehen EMDE-Zentralbanken das Edelmetall häufiger als geopolitisches Absicherungsinstrument (81  versus 60 Prozent) und als Inflationsschutz (84 versus 67 Prozent). Auch potenzielle Handelskonflikte (64 versus 40 Prozent) spielen mit Blick auf die Goldreserven in diesen Regionen eine erheblich größere Rolle als in Industriestaaten.

Die Ergebnisse der Umfrage sprechen eine klare Sprache: Zentralbanken sehen in Gold einen sicheren Hafen in einer unsicheren Welt.

In Zeiten von wirtschaftlicher Fragmentierung, globalen Machtverschiebungen und erhöhten Finanzrisiken gewinnt das Edelmetall weiter an Bedeutung. Der WGC geht davon aus, dass die Goldnachfrage seitens der Zentralbanken auch in den kommenden Jahren hoch bleiben wird – getrieben von dem Wunsch nach Stabilität, Unabhängigkeit und Diversifikation.

Ausblick für die laufende Woche

Der Krieg im Iran dürfte in den kommenden Wochen für ein hohes Maß an Spannung sorgen. Zum Wochenstart hat sich die geopolitische Prämie der globalen Krisenwährung allerdings nicht erhöht.

Sollte es nach dem US-Angriff auf drei iranische Atomanlagen zu einer weiteren Eskalation kommen, könnte dies den Goldpreis aber erneut beflügeln. Ein Ende des Mullah-Regimes dürfte hingegen das Interesse am gelben Edelmetall erst einmal abflauen lassen.

Mit Blick auf den Terminkalender dürften sich die Marktakteure vor allem für die Rechenschaftsberichte von Fed-Chef Jerome Powell vor Vertretern des Repräsentantenhauses (Dienstag) bzw. US-Senats (Mittwoch) stark interessieren.

Zur Erinnerung: Powell widersetzt sich seit Längerem dem „vehementen Wunsch“ von US-Präsident Trump nach einer Zinssenkung.

In der zweiten Wochenhälfte stehen mit dem Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter, den endgültigen Zahlen zum BIP-Wachstum, der Handelsbilanz für Mai und den wöchentlichen Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe am Donnerstag einige Highlights auf der Agenda.

Auch der Wochenausklang könnte mit aktuellen US-Inflationsindikatoren und Bekanntgaben der Uni Michigan relativ spannend werden.

Autor: Jörg Bernhard
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