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Stand: 30.09.2024 von Hannes Zipfel
Bereits jetzt wickelt China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gut die Hälfte seines Außenhandels in eigener Währung oder Drittländerwährungen ab – und nicht mehr in der Weltleitwährung US-Dollar.
US-Dollar von goldgedecktem Währungssystem bedroht?

Ende Oktober wird der BRICS-Klub in Kasan sein eigenes Währungssystem vorstellen, das bereits jetzt in Konkurrenz zu dem von den USA dominierten SWIFT-System steht und weit über die BRICS-Staaten hinaus genutzt wird.

Unter anderem auch von Singapur, Indonesien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es soll in Zukunft digital und zum Teil durch Gold gedeckt sein.

Das NATO-Mitglied Türkei will in Kasan einen Antrag auf Aufnahme in die Staatengruppe der BRICS+ stellen und hat sich durch massive Goldkäufe darauf vorbereitet.

BRICS vs. US-Dollar

BRICS war zunächst eine informelle Gruppe von fünf großen Schwellenländern: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Dieser hat sich über die Jahre weiterentwickelt zu einem globalen Machtfaktor.

Der Begriff entstand ursprünglich, um Länder zu bezeichnen, die schnell wirtschaftlich wachsen und ein großes Potenzial für die Zukunft haben. Die Gruppe wurde 2006 als BRIC gegründet. Südafrika trat 2010 bei, wodurch das „S“ für Südafrika hinzukam.

Das primäre Ziel der BRICS-Länder ist es, ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit zu stärken, um eine gewichtigere Rolle in der globalen Politik zu spielen.

Dazu gehört auch, dass die „BRICS“ eine Alternative zu den von den westlichen Ländern dominierten Finanzinstitutionen wie der Weltbank (WB) sowie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) schaffen.

Dazu hat die Staatengruppe am 15. Juli 2014 die New Development Bank (NDB) in Fortaleza, Brasilien gegründet. Sie ist eine multilaterale Entwicklungsbank, die wie die Weltbank Kredite vergibt, i. d. R. zinsgünstiger und vor allem ohne politische oder ideologische Auflagen.

Dafür machen sich die Schuldner anstatt vom Westen nun von China abhängig. Das ist der Preis für die Alternative zum US-Dollar-zentrischen Weltwährungssystem.

Die historische SWIFT-Sanktion

Seit dem Ausschluss Russlands im Februar 2022 aus dem rein auf US-Dollar-Basis funktionierenden SWIFT-System (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) im Rahmen von Sanktionen nach dem Überfall auf die Ukraine hat das neue Zahlungssystem der BRICS-Staaten und die Staatengruppe selbst an Attraktivität gewonnen.

Denn nie zuvor wurde ein derartiger Schritt gewagt, um genau das zu verhindern, was nun geschieht – die Entstehung eines US-Dollar unabhängigen globalen Konkurrenz-Zahlungs-Systems.

In Kontakt kommt der Normalbürger mit dem SWIFT-System übrigens bei Auslandsüberweisungen über den SWIFT-Code, auch bekannt als BIC (Bank Identifier Code).

BRICS+

Der Begriff BRICS+ wurde populär, als die BRICS-Gruppe begann, den Dialog und die Zusammenarbeit mit anderen Ländern zu intensivieren, insbesondere bei internationalen Gipfeln und in Fragen der Geopolitik sowie der wirtschaftlichen Zusammenarbeit.

Im Jahr 2023 wurde auf dem BRICS-Gipfel in Südafrika eine Erweiterung beschlossen. Fünf neue Länder sind ab Januar 2024 offiziell Mitglieder der BRICS-Staatengemeinschaft (BRICS+), was die Gruppe auf zehn Mitglieder erweitert.

Diese Länder sind:

  • Ägypten
  • Äthiopien
  • Iran
  • Saudi-Arabien
  • Vereinigte Arabische Emirate (VAE)

Einige der Länder, die eine Mitgliedschaft im „BRICS+“-Klub anstreben, sind:

  • Argentinien
  • Indonesien
  • Mexiko
  • Nigeria
  • Türkei

Durch diese Erweiterung wird BRICS+ zu einer noch breiteren Plattform für die Zusammenarbeit zwischen aufstrebenden Wirtschaftsmächten und Schwellenländern, zu denen dann ab 2025 sehr wahrscheinlich auch ein NATO-Staat gehört – die Türkei.

Kasan 2024 – ein besonderes BRICS-Treffen

Der BRICS-Gipfel 2024 im Format BRICS+ findet vom 22. bis zum 24. Oktober im russischen Kasan statt. Russland hat in diesem Jahr die BRICS-Präsidentschaft inne.

Der Gipfel wird sich auf die Förderung der Zusammenarbeit in mehreren Schlüsselbereichen konzentrieren, darunter Politik, Sicherheit, Wirtschaft, Kultur und Finanzwesen.

Dieses Treffen findet inmitten zunehmender globaler Spannungen statt. Eines der Hauptthemen wird der Vorstoß Chinas und Russlands sein, die Dominanz des US-Dollars im Welthandel zu verringern und sich so gegen Sanktionen des Westens abzuschirmen (Ausweichreaktion).

Dazu will man die bereits existierenden Systeme zwischen China und Russland konsolidieren und für weitere, auch nicht „BRICS+“-Mitglieder öffnen. Zudem soll ein neues digitales Währungssystem vorgestellt werden:

mBridge – digital und teilgoldgedeckt

mBridge“ (Multi-CBDC Bridge) ist ein gemeinsames Projekt, das von mehreren Zentralbanken (darunter die von China, Thailand, Hongkong und den Vereinigten Arabischen Emiraten) ins Leben gerufen wurde.

Ziel des Projekts ist die Erforschung und Entwicklung eines Systems für grenzüberschreitende Zahlungen, das auf digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) basiert, die zum Teil Gold gedeckt sind (Quellen: TV BRICS, Independent NG, AdvisorAnalyst).

Schlussendlich soll es auf eine digitale Verrechnungseinheit ähnlich dem ECU (European Currency Unit; Vorläufer der Gemeinschaftswährung Euro) hinauslaufen.

Der Vorteil für die Teilnehmer: sie benötigen keine US-Dollar mehr und der Westen kann bilaterale Finanztransaktionen nicht mehr ohne weiteres nachvollziehen und erst recht keine Sanktionen über dieses Zahlungssystem verhängen.

Vertrauen schöpfen soll eine relativ hohe Golddeckung zwischen 40 und 60 Prozent.

Da viele Zentralbanken von einer so hohen Quote noch weit entfernt sind, würde dies für die nächsten Jahre eine anhaltend hohe physische Goldnachfrage durch Zentral- und Notenbanken bedeuten:

Anteil Goldreserven an Gesamtreserven

Damit löst sich auch das Rätsel um die massenhaften Goldkäufe der Türkei. Die Erklärung liegt in dem Streben in das BRICS+Bündnis mit seinem mBridge-Zahlungssystem.

Schon jetzt kann die Türkei in China und Russland mit lokalen Währungen bezahlen und umgekehrt.

Goldkäufe für den „BRICS+“-Klub

Im Jahr 2024 hat die Türkei ihre Goldkäufe signifikant erhöht, wobei die Zentralbank (TCMB) bis Mitte des Jahres 45 Tonnen Gold zu ihren Reserven hinzufügte. Die Türkiye Cumhuriyet Merkez Bankası (TCMB), auf Englisch Central Bank of the Republic of Turkey, ist für die Geldpolitik der Türkei einschließlich der Verwaltung der Goldreserven verantwortlich.

Aktuell hält die Türkei gut 600 Tonnen Gold, was ca. 35 Prozent der Devisenreserven entspricht. Damit nähert sich die Zentralbank einer Golddeckung der Währungsreserven von 40 Prozent an ​(Quellen: Money Metals Exchange, World Gold Council).

Darüber hinaus investieren auch türkische Bürger zunehmend in Gold als sicheren Hafen vor der Inflation, was die Gesamtnachfrage des Landes nach dem Edelmetall weiter stärkt.

Fazit und Zukunftsperspektiven

Es bleibt festzuhalten, dass Russland nicht ganz so konsequent isoliert da steht, wie man sich das im Westen bei der Einführung der Sanktionen vorgestellt hatte. Im Gegenteil kommt es zu Absetzbewegungen in Richtung des „BRICS+“-Blocks (siehe Türkei und Saudi-Arabien).

BRICS+ hat das Potenzial, eine erhebliche wirtschaftliche und geopolitische Kraft zu werden. Die ursprüngliche BRICS-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) umfasst bereits etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung und trägt ca. 25 Prozent zum globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.

Durch die Erweiterung um weitere Schwellenländer im Rahmen von BRICS+, wie Ägypten, Saudi-Arabien, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und Äthiopien sowie die Türkei ab 2025 wird die wirtschaftliche Reichweite und das globale Gewicht dieser Gruppe weiter gestärkt.

Die BRICS+ Länder zusammen decken einen noch größeren Anteil an den globalen Rohstoffreserven (insbesondere bei der Öl-, Gas- und Gold-Förderung) sowie den globalen Handelsströmen ab, was ihre wirtschaftliche und politische Macht weiter stärkt.

Top Ten Goldfoerderer Ultimo 2023

Mit Ländern wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten in der Gruppe hat BRICS+ Zugang zu einem großen Teil der weltweiten Energieressourcen, was die Verhandlungsposition gegenüber dem Westen und anderen Ländern zusätzlich stärkt.

Zukunftsperspektive: BRICS+ wird voraussichtlich versuchen, den US-Dollar als Leitwährung im globalen Handel zu schwächen, indem es alternative Zahlungssysteme und Handelswährungen entwickelt, was den geopolitischen Einfluss des Westens zurückdrängt, wobei Gold als Vertrauensanker zur Implementierung eigener Zahlungs- und Währungssysteme genutzt wird.

Insgesamt könnte BRICS+ in den kommenden Jahren eine zunehmend bedeutende Rolle in der globalen Wirtschaft und Politik spielen.

Autor: Hannes Zipfel
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von Reiner Wehpunkt | 04.10.2024, 11:57 Uhr Antworten

Ein wohltuend sachlicher Bericht, vielen Dank.

von Karlen | 01.10.2024, 15:20 Uhr Antworten

Als Gründung gut zu verwenden.

von NV | 30.09.2024, 16:32 Uhr Antworten

Sehr spannend.
Vielen Dank für den informativen Bericht!

1 Antwort an NV anzeigen

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