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Stand: 24.04.2023 von Hannes Zipfel
Neben den Quartalsergebnissen der großen Aktiengesellschaften werden die Anleger v. a. auf die für die US-Notenbank (FED) wichtigen PCE-Inflationsdaten am Donnerstag achten. Diese Daten erscheinen nur fünf Börsentage vor der nächsten Zinssitzung der FED und sollen laut Prognosen in der entscheidenden Kernrate den höchsten Stand seit einem Jahr erreichen.
US-Inflationsdaten, ifo-Index & GfK Konsumklima

Kursrelevante Termine für Gold, Silber & Co. in der KW 17:

  • Montag: ifo-Geschäftsklimaindex Deutschland für April (e: 94,0 | akt.: 93,6 | März: 93,2), Monatsbericht der dt. Bundesbank für April zur Konjunkturlage, der Geldpolitik und den öffentlichen Finanzen

  • Dienstag: US-Hauspreisindex für Februar (e: 392,8 | Jan.: 393,2), US-Verkäufe neuer Häuser März (e: 630k | Feb.: 640k)

  • Mittwoch: GfK Konsumklima Deutschland für Mai (e: -27,5 | April: -29,5), US-Rohöllagerbestände in Millionen Barrel KW 16 (e: -1,09 | KW 15: -4,58)

  • Donnerstag: Inflationserwartung der Verbraucher im Euroraum für April auf Jahresbasis (e: 18,0 % | März: 18,9 %), U.S. PCE-Inflationsdaten Kernrate für Q1'23 (e: 4,7 % | Q4'22: 4,4 %)

  • Freitag: Arbeitslosenzahl Deutschland April in Millionen (e: 2,563 | März: 2,540), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC zu Gold und Silber (COT-Reports; 21:30 Uhr MESZ)

Weitere Daten-Termine, Details zu den Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Jetzt wirds eng für die US-Notenbank

Noch neun Tage vergehen, bis zur nächsten Zinssitzung der US-Notenbank (FED) und laut US-Terminbörse CME Group sind sich die Anleger zu 90 Prozent sicher, dass es eine letzte Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte auf ein Zinsband von 5,0 - 5,25 Prozent p. a. geben wird.

Nach einer kurzen Pause soll dann im September (aktuelle Daten der CME Group) bereits eine erste Zinssenkung folgen. Diese sahen die Marktteilnehmer vor Kurzem wegen schwacher Arbeitsmarktzahlen sogar schon Ende Juli.

Die FED selbst (der Gouverneursrat) rechnet aktuell bis Jahresultimo 2023 mit überhaupt keiner Zinssenkung.

Chronologisch betrachtet ist es zwar nicht die erste wichtige Konjunkturzahl in dieser Woche, aber für die US-Geldpolitik und damit auch für die Entwicklung der Edelmetallpreise ist sie die Wichtigste aus dem ökonomischen Datenkranz: die Kernrate der privaten Konsumausgaben (PCE) am Donnerstag um 14:30 Uhr MESZ.

Erwartet wird sie laut Umfragekonsens unter Bankenökonomen für das Auftaktquartal 2023 mit einem Anstieg auf 4,7 % p. a. nach 4,4 % im Schlussquartal 2022.

Das wäre das höchste Niveau der US-PCE-Kerninflation seit einem Jahr.

Die Kernrate ist um die schwankungsreichsten Preiselemente Energie und Nahrungsmittel bereinigt.

US Kerninflationsrate auf Jahresbasis

Für die FED stellt dies ein Dilemma dar, denn ihr Doppelmandat verpflichtet Sie zur Wahrung der Kaukraftstabilität bei gleichzeitiger Vollbeschäftigung. Während sich die Kernrate in der Inflation hartnäckig hält und die Verbraucherpreise von Rekord zu Rekord steigen, mehren sich die Zeichen einer Abkühlung am Arbeitsmarkt – dem wirtschaftlichen Spätindikator schlechthin, wie z. B. die Anzahl der wiederholten Arbeitslosenanträge zeigt (Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit):

USA Folgeanträge Arbeitslosenhilfe

Die nächsten diesbezüglichen Daten kommen am Donnerstag, den 27. April, um 14:30 Uhr MESZ und werden mit 1,88 Millionen nochmals höher erwartet als am 20. April mit 1,86 Millionen.

Noch deutlicher wird diese Entwicklung in der folgenden Grafik sichtbar (Quellen: U.S. Bureau of Labor Statistics, Crescat Capital, Tavi Costa):

US-Arbeitslosenquote

Während die Arbeitslosenquote noch unter 4 Prozent verharrt (3,5 %), hat die Zahl der dauerhaften Arbeitsplatzverluste bereits begonnen, deutlich zu steigen. Der in der Grafik dargestellte jüngste 2-Monats-Anstieg war so steil wie in jeder Rezession in den letzten 30 Jahren.

Die Ausprägung von Entlassungen in höher bezahlten Jobs hat dabei zugenommen, was zu einem Anstieg des Verlusts realen Nettokaufkraft der Arbeitnehmer in ihrer Gesamtheit führt.

Die aktuell in einigen Arbeitsmarktdaten noch suggerierte Stärke, z. B. bei der Arbeitslosenquote, wird durch die anhaltende Nachfrage nach Arbeitskräften für Tätigkeiten mit einem relativ geringen Qualifikationsniveau und niedrigen Löhnen erreicht. Der gesamte Arbeitsmarkt ist schon seit Monaten nicht mehr so gesund, wie es scheint.

Erste Anzeichen dafür waren Massenentlassungen bei Großkonzernen bis hin zum mittleren Management.

Konjunkturdaten und Unternehmenszahlen für die Edelmetalle sehr wichtig

Schaut man sich die Entwicklung der Edelmetalle und hier in erster Linie des Goldpreises an, so ist die Korrelation zwischen den Konjunkturdaten und der Kursrichtung eindeutig.

Damit der Goldpreis pro Feinunze (31,1 g) am Spot-Markt sein Allzeithoch in Euro bei 1.880,75 vom 8. März letzten Jahres toppen kann, muss die US-Geldpolitik durch rezessive Entwicklungen und eine deutliche Abschwächung am Arbeitsmarkt zu einer Pause im Zinsanhebungszyklus mit absehbarer geldpolitischer Trendwende gezwungen werden, um ihrem Doppelmandat gerecht zu werden.

Die FED-Politik ist somit auch der Schlüssel für die weitere Entwicklung des Silberpreises.

In US-Dollar hält sich der Goldpreis nach wie vor in der Nähe sein Allzeithoch vom 6. August 2020 auf. Die PCE-Daten am Donnerstag dürften wieder Bewegung in den Markt bringen und darüber entscheiden, ob sich das gelbe Edelmetall erneut über die 2.000er-Hürde schwingen kann oder weiter korrigiert.

Goldpreis in US-Dollar

Die Oszillatoren (grüner Kreis im Chart) haben sich schon wieder deutlich abgekühlt.

Interessant werden in diesem Zusammenhang auch die am Freitagabend um 21:30 Uhr MESZ zur Veröffentlichung anstehenden Daten zur Positionierung der Terminmarktteilnehmer in den USA (COT-Reports), da an den "Papiergoldmärkten" ein Vielfaches des physischen Umsatzes stattfindet.

Die Korrekturbewegung der zuvor dynamisch gestiegenen Kurse kann sich noch etwas zeitlich fortsetzen, aber das Gesamtbild verfestigt sich immer mehr in Richtung Kapitulation der Zentral- und Notenbanken vor der Inflation zur Wahrung der Schuldentragfähigkeit und zur Abfederung des bereits laufenden Konjunkturabschwungs weltweit.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von von Ralf Richard | 27.04.2023, 17:47 Uhr Antworten

Natürlich, werter Vorredner das kann ich absolut nur bestätigen. Wertvolle Informationen, egagiert, ehrlich, verständlich und in jeder hinsicht kompetent in der Aufbereitung. Vor allem wid an Wahrheiten nicht gespart und diese auch beim Namen genannt.
Weiter so Herr Zipfel.
Wir sind dabei unsere Finanzen Umzuschichten die Uhr tickt immer lauter. Dfür bedarf es außer etwas einlesen und beobachten der Finanzbranche auch gesunden Menschenverstand auch Bauchgefühl um den richtigen Zeipunkt nicht zu verpassen.
Zu Spät ist dann zu Spät.... Alles Gute

von Ralf | 26.04.2023, 08:58 Uhr Antworten

Die Analysen von Hannes Zipfel heben sich wie immer von der breiten Masse deutlich ab und zeugen von großem Sachverstand. Ich beobachte das seit vielen Jahren und bin sehr beindruckt.

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