Die Deutsche Bundesbank veröffentlichte in der vergangenen Woche ihre aktuellste Statistik über das Geldvermögen privater Haushalte. Ende März kletterte dieses auf einen neuen Rekordwert.
So reich sind die Deutschen
Deutsche Privathaushalte wurden von Ende Dezember bis Ende März um 153,5 Milliarden Euro reicher (siehe Tabelle), da sich ihr Vermögen von 6,016 auf 6,169 Billionen Euro erhöht hat.
Besonders starke Zuwächse waren in den Kategorien Aktien bzw. Investmentfonds registriert wurden, deren Bestände im Berichtszeitraum um 49,3 Milliarden bzw. 41,2 Milliarden Euro gestiegen sind.
Dies dürfte vor allem auf die starke Kursrally an den internationalen Aktienmärkten zurückzuführen sein.
Vor diesem Hintergrund sollte man aber auf keinen Fall die Steigerungen bei Bargeld und Einlagen (plus 38,7 Milliarden Euro) und Versicherungen (plus 19,6 Milliarden Euro) außer Acht lassen. In ihrer Pressemeldung interpretierte die Deutsche Bundesbank dies als
„Präferenz für liquide oder als risikoarm empfundene Anlagen“.
Hinsichtlich der Verschuldung deutscher Privathaushalte war eines besonders auffällig: Trotz extrem niedriger Zinsen hat sich deren Schuldenstand lediglich um 17 Milliarden auf 1.809,1 Milliarden Euro erhöht.
Dies führte dazu, dass beim Nettogeldvermögen eine Steigerung von 4.223,9 Milliarden auf 4.360,4 Milliarden Euro, was einem markanten Plus von über 136 Milliarden Euro entsprach. Insgesamt sind deutsche Privathaushalte somit – in der Summe – auf jeden Fall finanzkräftiger geworden.
Ob es sich dabei um einen nachhaltigen Trend handelt, dürfte angesichts der aufkommenden Rezessionsrisiken und der weltweit zu beobachtenden Schuldenspirale mehr als fraglich sein. Finanzielle Vorsorge macht daher durchaus Sinn. Aber macht es Sinn, sämtliche liquiden Mittel in die „Mainstream-Anlageklassen“ zu investieren?
Anleihen, Immobilien und Aktien gelten in der Finanzwelt zwar weiterhin als „Must-Have“, haben aufgrund ihrer zehnjährigen Haussephase mittlerweile aber erhebliches Rückschlagpotenzial aufgebaut.
Bundesbank Geldvermögen Privathaushalte Q1-2019
Bestände in Mrd. Euro |
Q4 2018 |
Q1 2019 |
Differenz |
Bargeld und Einlagen |
2.455,50 |
2.494,20 |
38,70 |
Schuldverschreibungen |
115,70 |
119,40 |
3,70 |
Aktien und sonstige Anteilsrechte |
583,20 |
632,50 |
49,30 |
Anteile an Investmentfonds |
555,70 |
596,90 |
41,20 |
Versicherungs-, Alterssicherungs und Standardgarantie-Systeme |
2.274,40 |
2.294,00 |
19,60 |
Sonstige Forderungen |
31,50 |
32,50 |
1,00 |
insgesamt |
6.016,00 |
6.169,50 |
153,50 |
|
|
|
|
Verbindlichkeiten insgesamt |
1.792,10 |
1.809,10 |
17,00 |
|
|
|
|
Nettogeldvermögen insgesamt |
4.223,90 |
4.360,40 |
136,50 |
Quelle: Deutsche Bundesbank; Stand: 31. März 2019 Was uns die Statistik sagt
Über die genaue Verteilung der Vermögen sagt die Bundesbank-Statistik natürlich absolut nichts aus. Wer viel besitzt, sollte sich daher stets über eines im Klaren sein. Grundsätzlich gibt es keine Garantie, dass dem Euro auf Sicht von Jahrzehnten eine angemessene Kaufkraft erhalten bleibt.
Türken und Venezolaner dürften diese These angesichts hoher Inflationsraten sicherlich bestätigen. Das Interesse an Gold mag in diesem Jahr gestiegen sein, in der Breite der Bevölkerung ist es aber noch kaum vertreten.
Wenn man bedenkt, dass sich weltweit das in Gold-ETFs gebunkerte Goldvermögen laut World Gold Council (WGC) derzeit auf etwas mehr als 115 Milliarden Dollar beläuft, kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass deutsche Privathaushalte der oben erwähnten Vermögensstruktur im gelben Edelmetall eher unterinvestiert sein dürften.
Ausblick für die laufende Woche
In den kommenden Handelstagen dürften diverse wichtige Events auch an den Goldmärkten für erhöhte Spannung sorgen. Dann wird sich zeigen, ob die Marke von 1.400 Dollar weiterhin verteidigt wird.
Am morgigen Mittwoch stehen zum Beispiel zahlreiche Einkaufsmanagerindizes auf der Agenda. Diese Indikatoren gelten als wichtige Frühindikatoren für die Konjunktur.
Dann erfahren die Investoren, welche Stimmung unter den Einkaufsmanagern in Ländern wie Japan, Frankreich, Deutschland, den USA sowie in der Eurozone dominiert. Werte unter 50 Zählern gelten als Anzeichen für eine wirtschaftliche Schwächephase.
Auch am Donnerstag dürfte wohl kaum Langeweile aufkommen. Neben dem Ifo-Geschäftsklimaindex und dem Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter dürften sich die Investoren vor allem für die Sitzung der Europäischen Zentralbank stark interessieren.
Je „taubenhafter“ die Töne Mario Draghis ausfallen, desto besser für Gold.
Für ein hohes Maß an Aufmerksamkeit dürfte aber auch die anstehende Bekanntgabe des US-Wirtschaftswachstums für das zweite Quartal (Freitag) sorgen.
Laut Analystenprognosen droht hier eine Verlangsamung von 3,1 auf 1,8 Prozent p.a. Sollten die Rezessionsängste zunehmen, dürfte ein Goldinvestment weiterhin opportun erscheinen und die Opportunitätskosten (Zinsverzicht) alles andere als beängstigend sein.