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Silber: 26,93 € 0,00 %
Stand: 13.02.2023 von Hannes Zipfel
Nach wie vor dominieren die in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehenden US-Inflationszahlen und die daraus resultierende Geldpolitik der US-Notenbank den Goldpreisverlauf. Dabei hat das nun erreichte US-Zinsniveau knapp unter fünf Prozent in der extrem überschuldeten US-Wirtschaft längst enorme Sprengkraft entwickelt, die Gold schnell wieder in den Fokus der Anleger rücken kann.
Was machen die US-Inflationsdaten mit dem Goldpreis?

Folgende Termine sind für die Edelmetallpreise in dieser Woche von großer Bedeutung:

  • Montag: Rede der Fed-Gouverneurin Michelle Bowman vor der American Bankers Association in Orlando, Florida (14:00 Uhr MEZ)
  • Dienstag: Großhandelspreise Deutschland im Januar ggü. Vormonat (e: 1,2 % | Dez.: -1,6 %), US-Verbraucherpreise Januar ggü. Vorjahresmonat (e: 5,5 % | Dez.: 5,7 %) -> Details siehe unten
  • Mittwoch: US-Einzelhandelsumsätze Januar ggü. Vormonat (e: 0,8 % | -1,2 %), Rede EZB-Präsidentin Christine Lagarde zur Inflations- und Konjunkturentwicklung im Euroraum (15:00 Uhr MEZ)
  • Donnerstag: Herstellungsindex der University of Philadelphia für Februar (e: -7,2 | -8,9), USA Erzeugerpreise Januar ggü. Vormonat (e: 0,4 % | Dez.: -0,5 %)
  • Freitag: Erzeugerpreise Deutschland für Januar ggü. Vormonat (e: -1,6 % | Dez.: -0,4 %), US-Konjunktur-Frühindikatoren Januar (e: -0,3 | Dez.: -0,8), Auslaufen v. Gold und Silber-Terminmarktoptionen an der Comex in den USA (erhöhte Volatilität), nach wie vor keine aggregierten COT-Daten der US-Aufsichtsbehörde CFTC für Gold und Silber (letzte Veröffentlichung am 24. Januar).

Fängt sich der Goldpreis?

Nach dem zweitägigen brutalen Abverkauf im Zuge der nach wie vor nicht ganz plausiblen Arbeitsmarktdaten aus den USA (Non-Farm-Pay-Rolls) für den Monat Januar in der letzten Woche hat sich der Goldpreis zum Wochenauftakt an der gleitenden 50-Tage-Durchschnittslinie bei ca. 1.856 US-Dollar pro Feinunze (31,1 g) am Spot-Markt fangen können.

Erfahrungsgemäß kommt es bei derart dynamischen Preiskorrekturen zu einer zweiten Abwärtswelle, die bis zur psychologisch wichtigen Marke von 1.800 US-Dollar pro Unze führen könnte.

Auslöser dafür sind möglicherweise die am Dienstag um 14:30 Uhr MEZ anstehenden US-Inflationsdaten, die über den weiteren zinspolitischen Kurs der US-Notenbank bestimmen können.

Für das unverzinste Gold könnte dies v. a. einhergehend mit einer Aufwertung des Weltreservewährungs-Kontrahenten US-Dollar zu einer Belastungsprobe werden.

oldpreis in US-Dollar 2023

Positiv anzumerken ist, dass sich die Oszillatoren Stochastik und Relative Stärke bereits im deutlich "überverkauften" Bereich befinden. Gleichwohl hat sich hier noch keine negative Divergenz ausgebildet, die auf eine nachhaltige Trendumkehr schließen ließe.

Stimmung am Tiefpunkt – Konjunktur im Sinkflug!

Aber auch andere Indikatoren zeigen, dass der Goldmarkt völlig ausgebombt ist. Im letzten Wochenausblick vom 7. Februar war dies anhand des Gold Optix und des Silver Optix Stimmungsindikators bereits sehr gut erkennbar.

Der SERIX-Stimmungsindikator für Gold von Sprectrum Markets erreichte im Januar 2023 sogar das pessimistischste Niveau seit Datenerhebung im Jahr 2019 und fiel auf ein Allzeittief (Kontraindikator) trotz vorherigem Kursanstieg um 341 US-Dollar pro Feinunze.

SERIX Gold Daten Februar 2023

Dies ist ein seltenes Phänomen seit Erhebung dieses Index mit klar positiver Indikation. Normalerweise springt der SERIX Gold schon bei Anstiegen über 100 US-Dollar in den euphorischen Bereich.

Hier existiert für die privaten und institutionellen Anleger also noch erheblicher Nachholbedarf in Sachen Goldkäufe, wenn sich die Mär von der "weichen Landung" der US-Wirtschaft als solche entpuppt.

Übrigens ist die schwierige Lage der US-Ökonomie im Zuge der restriktiven Geldpolitik und der diversen Herausforderungen für die Weltwirtschaft abseits einiger Ausreißer bei den US-Konjunkturdaten gut an dem konjunkturellen Sammelfrühindikator für die USA zu erkennen, der sich bereits den neunten Monat in Folge im negativen Terrain aufhält.

Für den Freitag dieser Woche wird bei der Veröffentlichung um 16:00 Uhr MEZ durch das The Conference Board erneut mit einem negativen Wert gerechnet (-0,3).

USA: Konjunkturfrühindikatoren 2023

Dies ist auch kein Wunder bei einer US-Gesamtverschuldung (öffentliche und privat) in Höhe von 94,16 Bio. US-Dollar sowie aktuell 3,68 Bio. US-Dollar jährlicher Zinszahlungen. Hier ist jede Hoffnung auf eine sanfte Landung der Konjunktur reines Wunschdenken (US-BIP'22: 25,46 Bio. US-Dollar).

Es ergibt sich im Gegenteil ein Déjà-vu bezüglich des Beginns der Subprimekrise ab Frühjahr 2007.

US-Inflationsdaten am Dienstag

Die für viele Anlageklassen enorm wichtige Geldpolitik der US-Notenbank (Fed) richtet sich primär an zwei Faktoren aus:

  1. Der Kerninflationsrate (PCE-Deflator)
  2. Der Vollbeschäftigung

Die zuletzt extrem überraschend positiven Arbeitsmarktdaten mit 200 Prozent Abweichung von der Konsensschätzung hat die Finanzmärkte stark verunsichert, den US-Dollar aufwerten lassen, die Zinsen zum steigen veranlasst und Vermögenswerte wie Anleihen, Aktien, Kryptowährungen und Edelmetalle belastet.

Mit den Inflationsdaten am Dienstag dieser Woche, die um 14:30 Uhr MESZ publiziert werden, wird sich entscheiden, ob die Kurse der genannten Vermögenswerte ihre Korrektur-Trends fortsetzen.

Erwartet wird, dass sich die Gesamtteuerungsrate auf Jahresbasis im Januar 2023 auf 6,2 nach 6,5 Prozent im Dezember 2022 abschwächt, was auch Basiseffekt bedingt ist.

Allerdings wird für die Monatsveränderung ein erneuter Anstieg von Dezember auf Januar von 0,1 Prozent auf 0,5 Prozent erwartet (annualisiert 6,0 Prozent).

Die Kerninflationsrate, bereinigt um Energie- und Nahrungsmittelpreise, die die US-Geldpolitiker besonders aufmerksam verfolgen, soll sich auf Jahresbasis von 5,7 auf 5,5 Prozent abschwächen.

USA: Kerninverbrauchspreisrate im Jahresvergleich

Momentan preisen die Märkte für Zins-Terminkontrakte in den USA weitere 0,35 Prozentpunkte Zinserhöhungen in den USA auf dann 5,1 Prozent ein (obere Bandbreite des US-Leitzinses).

Das entspräche einem Zinsanhebungstempo von 500 Basispunkten (5,0 Prozent) innerhalb nur eines Jahres bei gleichzeitiger Rekordverschuldung (ca. 40 Prozent höher als während der letzten Finanzkrise 2008 bei jetzt ähnlichem Zinsniveau aber deutlich höheren Vermögenspreisbewertungen).

Da Zinserhöhungen erfahrungsgemäß erst mit einer Zeitverzögerung von drei bis neun Quartalen voll auf die Wirtschaft durchschlagen, ist bei dieser radikalen Zinspolitik nebst Verringerung der Notenbankbilanz (Liquiditätsentzug) um 95 Mrd. US-Dollar pro Monat, auch durch die Reduzierung von Hypothekenanleihen, kein konjunkturelles Happy End zu erwarten.

Umso wichtiger bleibt die Diversifikation des eigenen Vermögens – auch in Edelmetallen.

Weitere wichtige Daten-Termine, Details und Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
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von Tom | 14.02.2023, 01:25 Uhr Antworten

wenn eins kräftige Rezession, Depression kommt wie 2008 wird auch Gold und Silber wie damals richtig abtauchen.

4 Antworten an Tom anzeigen
von solider Anleger | 13.02.2023, 22:13 Uhr Antworten

Tja überverkauft waren wir schon vor über einer Woche. Wer damals auf ihren vorletzten Rat beherzt zugegriffen hat, könnte bei fast 8% Verlust bei Gold Tränen in den Augen haben. Irgendwas stimmt nicht bei "ihren" Angaben zu RSI und Stochastik. Bitte mal überprüfen! Nix für ungut, denn Goldanleger denken langfristig und wenn mal wie gerade ein paar Tonnen "Russengold" für die Staatskasse auf den Markt kommen, dann kann der Preis auch mal purzeln.

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