Goldangebot und -nachfrage auf Talfahrt
Besonders steil bergab ging es vor allem mit der Nachfrage. So ermäßigte sich die globale Goldnachfrage im dritten Quartal von 1.107,9 auf 892,3 Tonnen (-19,5 Prozent p.a.), während beim Angebot lediglich ein Minus von 1.265,6 auf 1.223,6 Tonnen (-3,7 Prozent p.a.) registriert worden war.
So lag zum Beispiel die Minenproduktion mit 883,8 Tonnen 3,4 Prozent unter ihrem Vorjahresniveau. Dank des deutlich gestiegenen Goldpreises verzeichnete der Recyclingsektor ein Angebotsplus von 6,1 Prozent p.a. auf 376,1 Tonnen (siehe Tabelle).
Gold: Angebot und Nachfrage im dritten Quartal 2020
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Q3 2019 (Tonnen) |
Q3 2020 (Tonnen) |
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globale Nachfrage: |
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Schmuckbranche |
468,1 |
333,0 |
-28,9 % |
Technologie |
82,0 |
76,7 |
-6,5 % |
Notenbanken |
141,9 |
-12,1 |
- |
Investment |
408,1 |
494,6 |
21,2% |
davon: |
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Barren & Münzen |
149,4 |
222,1 |
48,7% |
ETFs und ähnliche Produkte |
plus 258,7 |
plus 272,5 |
- |
insgesamt: |
1.107,90 |
892,30 |
-19,5 % |
globales Angebot: |
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Minenangebot |
915,3 |
883,8 |
-3,4 % |
Hedging (Preissicherung) |
-4,2 |
-36,2 |
- |
Recycling |
354,5 |
376,1 |
6,1% |
insgesamt: |
1.265,60 |
1.223,60 |
-3,3 % |
Quelle: World Gold Council; Stand: 30.09.2020 Beim Blick auf die Goldnachfrage gab es massive Verwerfungen zu beobachten – mit Licht und Schatten. So verhinderte zum Beispiel der Bereich physisch hinterlegter Goldprodukte einen noch schlimmeren Nachfrageeinbruch.
In den Monaten Juli bis September beliefen sich nämlich die Nettozuflüsse auf 272,5 Tonnen, was gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert eine Steigerung um fünf Prozent entsprach.
Besonders interessant: Seit dem Jahreswechsel flossen mehr als 1.000 Tonnen in dieses Marktsegment.
Zur Erinnerung: Der bisherige Rekordwert lag im Gesamtjahr 2009 bei „lediglich“ 646,1 Tonnen.
Da der Handel von Goldbarren und Goldmünzen einen regelrechten Nachfrageboom von 149,4 auf 222,1 Tonnen (+48,7 Prozent p.a.) verzeichnet hat, führte dies bei der Investorennachfrage insgesamt zu einem markanten Plus von 408,1 auf 494,6 Tonnen (+21,2 Prozent p.a.).
Schmucknachfrage bricht regelrecht ein
Massive Einbußen gab es in Q3 vor allem im Schmucksektor zu beobachten. Dies sollte allerdings nicht zu sehr überraschen, schließlich wurden durch Corona einerseits die Shopping-Möglichkeiten stark eingeschränkt und andererseits die Einkommensperspektiven empfindlich getrübt. Besonders starke Einbrüche gab es aus China (-25 Prozent p.a.) und Indien (-48 Prozent p.a.) zu vermelden.
Summa summarum brach die globale Schmucknachfrage im dritten Quartal von 468,1 auf 333,0 Tonnen (-28,9 Prozent p.a.) ein.
Negative Zahlen gab es auch aus dem Industriesektor – dem kleinsten Marktsegment – zu vermelden. Hier stellte sich gegenüber dem Vorjahreswert ein Minus von 82,0 auf 76,7 Tonnen (-6,5 Prozent) ein. Negativ überrascht haben aber auch die Notenbanken.
Nachdem in Q3 2019 Nettokäufe im Volumen von 141,9 Tonnen registriert wurden, sind mit 12,1 Tonnen erstmals seit fast zehn Jahren wieder Nettoverkäufe getätigt worden. Während sechs Notenbanken ihre Goldreserven um mehr als eine Tonne erhöht haben, trennten sich die Türkei und Usbekistan von 22 bzw. 35 Tonnen Gold.
Geschadet hat dem Goldpreis die rückläufige Gesamtnachfrage aber keineswegs, schließlich markierte der Krisenschutz oberhalb der 2.000-Dollar-Marke ein neues Allzeithoch und tendierte auf dem erhöhten Niveau erst einmal seitwärts.
Ausblick für die laufende Woche
Nach der US-Präsidentschaftswahl und dem Wahlsieg Joe Bidens rutschte der Dollarindex auf den niedrigsten Stand seit April 2018 und verhalf dem Goldpreis deutlich über die Marke von 1.900 Dollar. Die Summe der Kaufargumente scheint derzeit um einiges gewichtiger zu sein als die Summe der Verkaufsargumente. Zahlreiche Kapitalmarktexperten rechnen mittel- bis langfristig mit einer beschleunigten Geldentwertung.
Echte Inflationsängste kann man unter Anlegern bislang aber noch nicht ausmachen.
In den kommenden Handelstagen erfahren sie, welche Teuerungsraten derzeit in China, Deutschland, Frankreich, Spanien und den USA vorherrschen. Noch scheint der Aspekt Inflationsschutz beim Goldkauf eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dies könnte sich aber in den nächsten Jahren durchaus ändern.
Als Wertaufbewahrungsmittel genießt der Goldpreis trotz seiner zweifellos vorhandenen Schwankungen gegenwärtig eine starke Anziehungskraft. Die Tatsache, dass der Goldvolatilitätsindex (GVZ) mit 21,1 Prozent ein niedrigeres Risiko anzeigt als ein Investment in den S&P-500 (VIX: 24,7 Prozent)), dessen Gesamtrisiko auf immerhin 500 „Schultern“ verteilt wird, sagt mehr als tausend Worte.
Fazit: Wer sein Vermögen schützen möchte, kommt an Gold nicht vorbei.