Gold: 2.245,72 € 0,48 %
Silber: 26,56 € 0,11 %
Stand: 16.06.2020 von Hannes Zipfel
Im Jahr 2019 hielten die Deutschen rund fünf Prozent des weltweiten überirdischen Goldes. Doch wie viel des edlen Metalls macht bezogen auf das Gesamtvermögen Sinn und welche Risiken birgt der Besitz von Gold?
Wie hoch sollte der Goldanteil am Gesamtvermögen sein?

Die Deutschen sind Goldbesitz-Weltmeister

Keine Zinsen, explodierende Staatsschulden, Misstrauen gegenüber dem Euro und der europäischen Bürokratie sowie die Missachtung höchstrichterlicher Urteile des Bundesverfassungsgerichts durch europäische Institutionen.

Die Deutschen haben nach dem Verlust ihrer geliebten D-Mark und den Erfahrungen mit der Euro-Zone das nachvollziehbare Bedürfnis, eine solide und vertrauenswürdige Währung zu besitzen.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Euro seit seiner Einführung im Jahr 2002 als Bargeld (1999 als Buchgeld) bereits über ein Viertel seiner Kaufkraft verloren hat und sich die Euro-Zone seit über einem Jahrzehnt in einer latenten Dauerkrise befindet.

Goldschatz der Deutschen

Im April 2019 veröffentlichte die Reisebank zusammen mit dem Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule in Berlin sowie Daten der Deutschen Bundesbank die Studie

„Goldinvestments 2019: Indikatoren, Motive und Einstellungen von Privatpersonen“.

Diese Zahlen basieren auf der repräsentativen Befragung von 2.000 Bürgern. Die Daten zu den Käufen von Goldmünzen und Goldbarren decken sich weitgehend mit den Daten vom World Gold Council (WGC) und denen des renommierten Analysehauses Refinitiv (ehem. Thomson Reuters).

Demnach hielten die Deutschen im Schnitt 4.925 Tonnen Gold in Form von Münzen und Barren, das war ein Plus von 220 Tonnen im Vergleich zur Vorgänger-Studie aus dem Jahr 2016. Dazu kamen noch knapp 4.000 Tonnen in Form von Goldschmuck.

Bei einem Goldpreis von damals 1.136 Euro pro Unze (31,1g) hatte der Goldschatz der deutschen Privathaushalte einen Gesamtwert von 325 Milliarden Euro. Seitdem ist der Goldpreis um weitere 400 Euro pro Unze bzw. gut 35 Prozent angestiegen. Darüber hinaus haben die Deutschen seit dem zweiten Quartal 2019 weiter Gold in Form von Münzen, Barren, Schmuck und Anteile an mit physischem Gold gedeckten Investmentprodukten erworben.

Allein im März dieses Jahres gab es einen regelrechten Ansturm auf die Edelmetallhändler und in Folge dessen zu Lieferengpässen bei den Gold-Raffinerien und Münzprägeanstalten. Der Goldschatz der Deutschen dürfte also aktuell sowohl in Euro als auch in Tonnen noch größer sein als zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Reisebank-Studie.

Unter Hinzuziehung der Goldreserven der Deutschen Bundesbank in Höhe von 3.374 Tonnen befanden sich vor gut einem Jahr bereits ca. 6,5 Prozent aller weltweit bekannten überirdischen Goldvorräte in deutschem Eigentum. Der Autor der Goldbesitz-Studie Jens Kleine vom Steinbeis Research Center for Financial Services betont:

„Im europäischen Vergleich haben die Deutschen beim Goldbesitz eine führende Position inne.“

Kein europäisches Land hortet mehr Gold. Gleichwohl sei der Pro-Kopf-Besitz im chronisch überschuldeten Italien etwas stärker ausgeprägt.

Wie hoch sollte der Anteil des Goldes am Gesamtvermögen sein?

Wie aus dem einmal jährlich erscheinenden „Global Wealth Report“ des Forschungsinstitutes der Credit Suisse vom Oktober 2019 hervorgeht, verfügten die Deutschen Ende Oktober letzten Jahres über ein Gesamtvermögen in Höhe von 13,5 Billionen Euro.

Dabei wurde neben dem Barvermögen auch das Eigentum an Immobilien, Liegenschaften, Wertpapieren, Betriebsvermögen, Rentenanwartschaften, Anteile an kapitalbildenden Lebensversicherungen, Forderungen an Versorgungswerke, etc. berücksichtigt.

Gemessen an diesem Gesamtvermögen in Höhe von 13,5 Billionen Euro nimmt sich der Anteil des Goldes in Höhe von ca. 385 Mrd. Euro mit nur 2,85 Prozent noch recht bescheiden aus (Stand: Oktober 2019, preisadjustiert, nicht mengenadjustiert).

In der Portfoliotheorie lautet der wichtigste Leitspruch: nicht alle Eier in einen Korb legen. Der Fachterminus dafür heißt „Diversifikation“.

Trotz der relativen Rekordvolumina an Gold in deutschem Besitz ist das gelbe Edelmetall historisch betrachtet immer noch recht niedrig im Gesamtvermögen der Deutschen gewichtet. Viele Investoren machen den Fehler, und beziehen den Anteil ihres Vermögens in Gold nur auf ihr liquides Vermögen.

Dabei soll Gold als Krisenwährung doch im Falle wirtschaftlicher Verwerfungen, Währungsreformen, unkontrollierbarer Inflation oder politischen Umbrüchen das gesamte Vermögen, also nicht nur das Barvermögen schützen.

Historisch und rechnerisch machen ca. 10 Prozent Goldanteil am Gesamtvermögen Sinn.

Warum? Schaut man sich beispielsweise den 500 Aktien umfassenden Aktienindex von Standard & Poor‘s (S&P 500) an, dann durchlief dieser in den letzten 20 Jahren vier große Krisen:

  • - erstens das Platzen der New-Economy-Blase,

  • - zweitens den 11. September,

  • - drittens die Lehman-Krise

  • - viertens die Covid-19-Pandemie.

  • Aus Europa kam zwischenzeitlich noch die Eurokrise als Belastungsfaktor hinzu.

In dieser Zeit hat der Goldpreis den heimlichen Weltleit-Aktienindex S&P 500 um den Faktor vier in der Wertentwicklung übertrumpft. Bei dieser Berechnung ist noch nicht berücksichtigt, dass die Wertsteigerung bei Anlagegold im Vergleich zu Aktien nach 12 Monaten und einem Tag steuerfrei vereinnahmt werden kann.

Damit wurde das gelbe Edelmetall seiner Funktion als Krisenversicherung gerecht und hat die Vermögensschäden bei anderen Anlageklassen, in diesem Fall der Aktien des S&P 500, kompensiert. Hätte es all diese Krisen nicht gegeben, sähe die Rechnung zwischen Gold und Aktien mit Sicherheit anders aus.

Da die genannten Krisen zum Teil aufeinander aufbauten und sich das Ausmaß der ökonomischen Schäden und Fehlentwicklungen (globale Verschuldung) von Mal zu Mal erhöhte, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die nächste, vielleicht finale Krise in Bezug auf das heutige Währungssystem Vermögenswerte wie Immobilien oder Betriebskapital stark negativ beeinträchtigt.

In diesem Fall muss Gold durch die in den vergangenen Krisen bereits empirisch bewiesene Überrendite den realen, also preisbereinigten Wertverlust anderer Vermögenswerte kompensieren. Das gelingt aber nicht bei einem Anteil von lediglich 2,85 Prozent am Gesamtvermögen.

Da nicht alle Vermögenswerte selbst in der schlimmsten Krise völlig wertlos werden, muss Gold nicht den Wert aller anderen Vermögenswerte vollständig kompensieren. Gleichwohl sollte der Anteil an Edelmetallen, zu denen auch die Weißmetalle Silber, Platin und Palladium gehören, groß genug sein, um zumindest einen signifikanten Anteil des Gesamtvermögens zu schützen.

Nun ist es für viele Anleger nicht so einfach, über das zur Verfügung stehende Barvermögen 10 Prozent Goldanteil am Gesamtvermögen darzustellen. Für Unternehmer ist es in diesem Zusammenhang interessant, einen der Teil der überschüssigen Barmittel anstatt auf negativ verzinsten Bankkonten in Form von Gold im unternehmenseigenen Tresor zu halten.

Gold ist sehr liquide und kann jederzeit zu weltweit einheitlichen Preisen problemlos wieder veräußert werden – es ist in Sachen Fungibilität und auch buchhalterisch vergleichbar mit Bargeld. Für Privatpersonen stellen regelmäßige Sparpläne (die berühmte Monatsunze Gold) eine Möglichkeit dar, sich sukzessive einer adäquaten Gewichtung von Gold am Gesamtvermögen anzunähern.

Welche Risiken birgt der Besitz von Gold

Wie bei jedem Vermögenswert birgt auch der Besitz von Gold verschiedenen Risiken, derer man sich bewusst sein sollte. Als erstes ist hier die Wertschwankung gegenüber den gesetzlichen

Zahlungsmitteln (Euro, US-Dollar, Franken, etc.) und anderen Vermögenswerten gemeint. Darüber hinaus weist Gold in Sachen Risiken Besonderheiten auf: die Gefahr von Fälschungen, Diebstahl, Verlust, gesetzlichen Sanktionen wie eventuelle Besitzverbote oder Zwangsbesteuerungen.

Daher sollte man es bei der Gewichtung des Goldanteils am Gesamtvermögen auch nicht übertreiben.

Im Fokus einer ausgeglichenen Anlagestrategie in Zeiten eines bevorstehenden weltweit konzertierten Schuldenschnitts oder erhöhter Inflationsraten oder einer erneuten Bankenkrise oder einer deflationären Depression steht der Erhalt des Vermögens und nicht spekulative Gewinne.

Gold kann in einem diversifizierten Portfolio dazu beitragen, vor Risiken zu schützen und Verluste in anderen Vermögensklassen zu kompensieren. Aber Gold ist kein Allheilmittel in der Vermögensanlage. Zunächst sollte Anleger eine alle Vermögenswerte umfassende Vermögensbilanz aufstellen und den tatsächlichen Goldanteil (in welcher physischen Form auch immer) am Gesamtvermögen ermitteln.

Auf Basis dieser Analyse kann dann jeder selbst entscheiden, ob und wie viel Gold, Silber, Platin oder Palladium für ein adäquat diversifiziertes Gesamtvermögen noch erworben werden sollte.

Fazit

Grundsätzlich gehört Gold wegen der Risiken im „modernen“ ungedeckten Fiat-Geld-System in jedes Vermögens- und Altersvorsorgeportfolio.

Doch wie bei allen Vermögenswerten gilt auch beim Gold: nicht alle Eier im einen Korb legen.

Die politischen und sonstigen Risiken sind real und historisch belegt. Auch die zum Teil hohen Wertschwankungen aus der Vergangenheit mahnen vor Übertreibungen beim Anteil des Goldes am Gesamtvermögen. Wird Gold zum Klumpenrisiko im gesamten Anlagemix, kann durch die mit Gold verbundenen Unwägbarkeiten unter Umständen die gesamte Vermögensarchitektur destabilisiert und das Ziel des Vermögenserhalts auch in schweren Krisen konterkariert werden.

Die Vorteile des Goldes als Teil des Vermögens liegen klar auf der Hand:

  • - Es handelt sich im Falle von Goldmünzen de facto um Bargeld,

  • - es kann in einer Welt der Überschuldung nicht pleitegehen

  • - das Edelmetall besitzt einen intrinsischen Wert und hat über Jahrtausende seine Werterhaltungsfunktion bewiesen.

Den Zweiflern, die Gold generell jeden Nutzen absprechen, sei gesagt:

So lange es Frauen auf dieser Welt gibt, die schönen Schmuck aus Gold zu schätzen wissen und es Fiskal- und Geldpolitiker gibt, die gerade im großen Stil und weltweit sämtliche Grenzen konventioneller Geld- und Haushaltspolitik sprengen, ist Gold mehr als eine Vermögenversicherung – es ist wunderschön, unvergänglich und das bewiesener Maßen werthaltigste Geld der Menschheitsgeschichte.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Kurti | 03.07.2020, 20:55 Uhr Antworten

10% ist viel zu niedrig. Bei der heutigen Finanzsituation wären 40 oder besser 50% eher angebracht.

von Corbinian | 22.06.2020, 19:02 Uhr Antworten

Ich glaube ein Klumpenrisiko in meinem Portfolio zu erkennen. Dieses "Risiko" lässt mich hervorragend schlafen.

1 Antwort an Corbinian anzeigen
von Tim | 18.06.2020, 00:37 Uhr Antworten

Da es keinen Goldstandart gibt, werden Gold und Silber vielleicht mal die "neuen Briefmarken"? Keiner will sie...
Aber solange die Banken zocken und Papiergeld aus dem bodenlosen Fass gezogen wird wird das wahrscheinlich nicht passieren. Die Gold- und Silbermünzen sind ja (noch) gesetzliches Zahlungsmittel. Solange das so ist, kann kein Verbot kommen. Und derjenige, der die Goldbarren abholen will, tut mir jetzt schon leid....

2 Antworten an Tim anzeigen

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