Gold: 2.835,23 € -0,50 %
Silber: 31,35 € -0,19 %
Stand: 30.06.2025 von Hannes Zipfel
Das erneute Aufflammen der Konflikte zwischen der Ukraine und Russland, neue Drohungen des Iran gegenüber den USA und Israel sowie der Hinweis der IAEO, dass das iranische Atomprogramm nur um Monate zurückgeworfen wurde, zeigen, wie fragil die geopolitische Entspannung ist. Gleiches gilt für den Handelskrieg.
Goldmarkt: Sicherer Hafen behält seine Bedeutung

Erwartungen der Finanzmärkte zu hoch?

Es drohen fortgesetzte Friktionen im Welthandel: US-Präsident Trump hat die Handelsgespräche mit Kanada mit sofortiger Wirkung abgebrochen und die Einführung neuer Zölle gegen den zweitgrößten Handelspartner der USA angekündigt. Grund dafür ist die Einführung kanadischer Digitalsteuern gegen Tech-Giganten aus dem Silicon Valley.

Darüber hinaus bleibt die Lieferung von Seltenen Erden in die USA zunächst unterbrochen. Einerseits hat Chinas Staatspräsident Xi Jinping den „Rahmenvertrag“ mit 30-prozentigen Zöllen für chinesische Importe noch nicht unterzeichnet, andererseits sind für die Lieferung von Seltenen Erden zeitraubende Verwaltungsakte vonseiten der chinesischen Behörden notwendig.

Goldpreis zu Unrecht abgestraft?

Eine in der letzten Woche breit über die Finanzmedien gestreute Analyse der Citibank, die ein Kursziel für Gold von 2.500 US-Dollar pro Unze bis Jahresende beinhaltet, sowie die Erwartung einer Normalisierung der Geopolitik und einer Beilegung des Handelskriegs, steckt dem sicheren Hafen Gold noch in den Knochen.

Mittlerweile gab es seit Freitag und über das Wochenende zahlreiche Meldungen, die die meisten Thesen der Citibank, die zu dem sehr ambitionierten Kursziel auf der Unterseite führen sollen klar konterkarierten. Hier einige Beispiele nur der letzten 72 Stunden:

  • Massiver Angriff auf russische Luftwaffenstützpunkte in Belgorod sowie auf der Krim mit brutalen Vergeltungsschlägen mit über 500 Drohnen und Raketen Russlands auch gegen die zivile Infrastruktur der Ukraine mit Schwerpunkt Kiew.
  • Absage Russlands an sofortige Verhandlungen mit der Ukraine.
  • Russland lehnt Verträge mit der Unterschrift des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ab, da dieser durch überfällige Wahlen nicht mehr legitimiert sei, derartige Verträge zu unterzeichnen.
  • Abbruch der Handelsgespräche mit Kanada durch die USA und Ankündigung neuer Zölle sowie in Fällen einiger Staaten Verkürzung des Zollmoratoriums (offiziell bis zum 9. Juli).
  • Indirekte Morddrohungen aus dem Iran gegen US-Präsidenten Donald Trump laut AP (Associated Press) und n-tv sowie abgehörte Telefonate iranischer Behörden, dass das Atomprogramm nur geringfügig beeinträchtigt wurde, was Angaben der IAEA entspricht, nachdem nach wie vor jede Spur zu 408 kg hoch angereichertem Uran fehle und keinerlei Strahlung bei der Bombardierung der iranischen Atomanlagen gemessen werden konnte, was den Schluss nahe legt, dass der Iran möglicherweise Teile oder alle Bestände vorab in andere Anlagen umverteilen konnte (Angriff erfolgte mit tagelanger vorheriger Ansage).
  • Drohende Drittstaatensanktionen in Form von 500-prozentigen Einfuhrzöllen auf alle Waren und Güter gegen alle Staaten, die nach wie vor Energiegeschäfte mit Russland betreiben, sind im „Sanctioning Russia Act of 2025“ vorgesehen. Dieser wurde in beiden Kammern des US-Kongresses überparteilich mehrheitsfähig beschlossen und bedarf de facto nur noch Trumps Unterschrift, um in Kraft zu treten. Er könnte jedoch nicht einfach per Präsidialdekret wieder aufgehoben werden, da dies dem Kongress obliegt.
  • Trump und das israelische Militär denken nun über einen weiteren, noch massiveren Militärschlag gegen das Mullah-Regime nach (Quellen: n-tv, Al Arabiya).

Das gelbe Edelmetall musste in Folge der trügerischen Annahme einer Beruhigung der internationalen Gemengelage trotz anhaltender, aber kurzfristig in den Hintergrund gerückter Überschuldungsproblematiken in den USA, Japan, China etc., deutlich Federn lassen und verbilligt sich aktuell pro Feinunze (31,1g) auf ca. 3.276 US-Dollar:

Goldpreis in US-Dollar mit Stochastik

Wobei der mittelfristige Aufwärtstrend nach wie vor nicht unterschritten wurde, die Oszillatoren RSI und Stochastik jedoch bereits eine signifikante „Überverkauftheit” anzeigen.

Die aktuelle Goldpreis-Korrektur könnte sich somit bereits in einer späten Phase befinden.

In der Gemeinschaftswährung kostet das Edelmetall momentan ca. 2.796 Euro pro Unze:

Goldpreis in Euro

Auch hier hat der mittelfristige Aufwärtstrend bislang gehalten.

Bedingt durch die kürzliche Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit und die generell steigenden Zweifel an der Bonität von US-Staatsanleihen schwächelt der US-Dollar seit Jahresbeginn deutlich gegenüber den wichtigsten Handelspartnerwährungen (Major Currencies), v. a. gegenüber dem Japanischen Yen und dem Euro, was den Goldpreis in der Gemeinschaftswährung zusätzlich wechselkursbedingt belastet.

Die aktuellen Münz- und Barrenpreise finden Sie im Preisvergleich.

Für den Goldpreis kursrelevante Datentermine in der KW 27:

Ab Juli beginnt eine für den Preis des gelben Edelmetalls positive saisonale Phase (siehe letzter Wochenausblick vom 23. Juni). Auch vom Terminmarkt kamen gemäß jüngster Daten der Aufsichtsbehörde CFTC vom wichtigsten Gold-Terminmarkt weltweit, der COMEX in New York, keinerlei Anzeichen einer Spekulationsblase.

Im Gegenteil zeigt der Terminmarkt-Timing-Indikator "COT-Index" ebenfalls eine "Überverkauftheit" an.

In der aktuellen Woche sind neben den geoökonomischen und geopolitischen Entwicklungen folgende Termine relevant. Absolutes Highlight sind die US-Arbeitsmarktzahlen am Donnerstag um 14:30 Uhr MESZ (feiertagsbeding nicht am Freitag):

  • Montag, 30. Juni: Einkaufsmanager-Gesamtindex China für Juni (akt.: 50,7 | Mai: 50,4), vorl. Einkaufsmanager-Gesamtindex Euroraum im Juni (akt.: 50,2 | 50,2), Einzelhandelsumsätze Deutschland im Mai ggü. Vorjahresmonat (akt.: 1,6 % | Mai: 4,6 %). Verbraucherpreisindex Deutschland (VPI) für Juni in Deutschland gegenüber Vorjahresmonat (akt.: 2,0 % | Mai: 2,1 %). EZB-Präsidentin Christine Lagarde äußert sich zur Geldpolitik und zur Konjunkturentwicklung im Euroraum (19:30 Uhr).
  • Dienstag, 1. Juli: Feiertag in Kanada und Hongkong, Arbeitslosenquote für Juni in Deutschland (9:55 Uhr | e: 6,4 % | 6,3 %), Offene Job-Angebote in den USA (JOLTs) im Juni (16:00 Uhr MESZ | e: 7,3 Mio. | Mai: 7,39 Mio., Abstimmung über die "One Big Beautiful Bill" im US Senat.
  • Mittwoch, 2. Juli: Arbeitslosenquote im Euroraum für Juni (11:00 Uhr | e: 6,0 % | Mai: 5,0 %), US-ADP-Arbeitsmarktbericht für den privaten Sektor im Juni (14:15 Uhr MESZ | e: 99k | Mai: 37k).
  • Donnerstag, 3. Juli: Einkaufsmanager-Gesamt-Index im Euroraum für Juni (10:00 Uhr | e: 50,2 | Mai: 50,2), US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der KW 26 (14:30 Uhr MESZ | e: 240k | KW 25: 236k), neu geschaffene Stellen außerhalb der Landwirtschaft (NFP) für Juni (14:30 Uhr MESZ | e: 110k | Mai: 139k).
  • Freitag, 4. Juli: Feiertag USA (Independence Day) – Auftragseingang in der deutschen Industrie für Mai im Vergleich zum Vormonat (8:00 Uhr | e: -0,2 % | April: 0,6 %), US-Inflationserwartungen für Juni der Uni Michigan (16:00 Uhr MESZ | e: 5,3 % | Mai: 5,1 %).

Details zu den Daten, Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Fazit

In Anbetracht der überall wieder aufflammenden Konflikte behält der sichere Hafen Gold seine Bedeutung, auch, wenn diese Entwicklungen von den Anlegern aktuell in ihrer Bedeutung noch unterschätzt werden (Wunsch nach heiler Welt verständlich).

Dennoch ist im zweiten Halbjahr 2025 erneut weltweit von einer sehr unruhigen und turbulenten Zeit auszugehen, was den Goldpreis erneut stützen sollte und Goldpreisprognosen z. B. der Investmentbank Goldman Sachs oder der Bank of Amerika (BofA) von 3.700-4.000 US-Dollar pro Unze zum Jahresultimo bzw. bis Mitte 2026 nicht unwahrscheinlich machen.

Autor: Hannes Zipfel
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von Klaus | 01.07.2025, 14:37 Uhr Antworten

Sehr geehrter Herr Zipfel, Ihrer Analyse stimme ich absolut zu. Sie sollten aber auch die zweite Seite der Medaillie erwähnen. Nähmlich die Aussage der EZB in deren "Financial Stability Review". Dort wird laut Zietierung durch die euronews.com folgendes ausgesagt:
"Plötzlicher Marktstress und Störungen bei der Beschaffung, Verschiffung und Lieferung von physischem Gold im Rahmen von Derivatkontrakten werfen die Frage auf, ob Gegenparteien, die zur Lieferung von physischem Gold verpflichtet sind, Gefahr laufen könnten, erhöhte Einschussforderungen zu stellen und Verluste zu erleiden", zitiert euronews.com aus der EZB-Analyse. Im Extremfall könnten Banken zahlungsunfähig werden.

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