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Stand: 23.06.2025 von Hannes Zipfel
Die jüngste geopolitische Eskalation im Nahen Osten und die bevorstehende erneute Eskalation im Handelskrieg nach dem Auslaufen des US-Zoll-Moratoriums hat noch kaum Einfluss auf den Goldpreis und andere Märkte. Doch das kann sich schnell ändern.
Goldmarkt vor dem Bruch? Geopolitik: Zerreißt die Ruhe bald?

Bereits im Vorfeld der Lehman-Krise sowie der globalen COVID-Pandemie haben die Börsen lange Zeit Risiken ignoriert, bis es zum Finanzmarktschock kam. Dieser könnte in den kommenden Tagen und Wochen gleich von mehreren Ereignissen ausgelöst werden und Gold wieder ins Zentrum der Vermögensabsicherung rücken:

  1. US-Präsident Trump zieht nun doch einen Regime-Wechsel im Iran in Betracht, mit unabsehbaren Konsequenzen (z. B. Schließung der Straße von Hormus inkl. Ölpreisschock).

  2. Dringend in der Ukraine benötigte US-Militärressourcen im Abwehrkampf gegen Russland werden in den Nahen Osten umgeleitet und schränken zudem die Wehrfähigkeit Taiwans gegen mögliche chinesische Übergriffe ein.

  3. Die USA verschicken aktuell bereits Briefe an dutzende Staaten mit neu berechneten reziproken Zöllen, die das jetzige Niveau von 10 Prozent während des Zoll-Moratoriums bis Anfang Juli um ein Vielfaches übersteigen (neue Runde im globalen Handelskrieg steht bevor).

  4. Neuerliche verbale Entgleisungen des US-Präsidenten gegenüber dem US-Notenbankchef Jerome Powell verbunden mit der wiederholten vehementen Forderung nach sofort massiv sinkenden Leitzinsen.

    Dies untergräbt die Reputation der US-FED und des US-Dollars und offenbart fachliche Defizite in Sachen Geldpolitik im Weißen Haus (entscheidend für Kredit- und Darlehenszinsen aller Art ist der Kapitalmarktzins in den USA, der sich bereits seit Längerem wegen Zweifeln an der Bonität Amerikas vom Leitzins nach oben abgekoppelt hat).

Darüber hinaus birgt vor allem die geopolitische Gemengelage unkalkulierbare Ereignisse bis hin zu weltweiten Terroranschlägen, sofern Trump das Regime in Teheran tatsächlich ersetzen will, was den Einsatz massiver militärischer Ressourcen und v. a. die Präsenz von Bodentruppen erforderlich machen würde.

In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob die Iraner Planspiele mit einer Monarchie mit einem Marionetten-König von Donald Trumps Gnaden akzeptieren würden.

Beispiele aus der Vergangenheit, z. B. in Vietnam, im Iran, im Irak, in Syrien und in Afghanistan zeigen, welch unkalkulierbare Risiken in der Besetzung selbst militärisch und wirtschaftlich stark unterlegener Länder existieren.

Ansonsten stehen in dieser Woche diverse Einkaufsmanager-Indizes, der wichtigste deutsche Konjunktur-Indikator (ifo-Geschäftsklima-Index) am Dienstag sowie das GfK-Konsumklima für Deutschland am Donnerstag im Fokus der Anleger.

Goldpreis – die Ruhe vor dem Sturm

Die saisonal schwache Phase für den Preis des gelben Edelmetalls geht zum Wochenultimo zu Ende.

In den letzten Jahrzehnten folgte daraufhin eine mehrwöchige sehr starke Phase für die Entwicklung des Goldpreises:

Saisonalität des Goldpreises ab Juli

Aktuell notiert eine Feinunze Gold (31,1g) in US-Dollar nur knapp unter dem kurzfristigen Aufwärtstrend seit März dieses Jahres bei ca. 3.376,50.

Goldpreis in US-Dollar pro Unze am 23. Juni 2025

In der Gemeinschaftswährung kostet das Edelmetall aktuell ca. 2.946,50 Euro pro Unze.

Der "kleine Bruder" des Goldes, das Silber, kann sich preislich nach wie vor oberhalb des aufwärtsgerichteten Trendkanals etablieren und damit in der Nähe seiner zyklischen Höchststände.

Aktuell kostet eine Unze des weiß glänzenden Edelmetalls ca. 36,10 US-Dollar pro Unze bzw. ca. 31,50 Euro pro Unze (Spot-Markt-Preise).

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Silberpreis in US-Dollar

Ölpreis mit kurzem "Schluckauf"

Bis auf knapp 87 US-Dollar pro Barrel war der Ölpreis (Sorte WTI) am Sonntag nach der Bombardierung von drei Uran-Anreicherungsanlagen im Iran empor geschossen.

Aktuell notiert der Ölpreis kaum verändert zum Ende der letzten Woche bei ca. 74,00 US-Dollar pro Fass WTI-Rohöl (159 Liter ≙ 1 Barrel).

Doch bereits seit Anfang Mai befindet sich der Ölpreis wieder auf dem Weg nach oben:

Ölpreis WTI in USD pro Barrel am 23. Juni 2025

Für den Fall fortgesetzter militärischer Operationen mit dem Ziel des Sturzes des Regimes in Teheran hat die iranische Führung bereits die Schließung der Straße von Hormus ins Spiel gebracht. Über diesen Seeweg werden ca. 20 Prozent des täglichen globalen Ölbedarfs transportiert.

Energieanalysten der japanischen Investmentbank Nomura Securities rechnen in diesem Fall mit einer Verdopplung des Ölpreises (Japan wäre am stärksten von der Maßnahme betroffen).

Die Straße von Hormus ist die wichtigste Öl-Ader des Planeten. Öl-Embargos haben bereits in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts (Iran-Kontra-Affäre) zwei massive Ölkrisen inkl. Starkinflation und Rezessionen ausgelöst.

Für den Goldpreis kursrelevante Datentermine in der KW 26

Selten zuvor in den letzten Jahren war eine Handelswoche von derart großer Unsicherheit geprägt, auch wenn diese am Finanzmarkt noch nicht ablesbar ist (faktisch ist die Unsicherheit gleichwohl real).

Auf folgende für die Edelmetalle kursrelevanten Datentermine können sich die Anleger aber einstellen:

  • Montag, 23. Juni: Vorl. Einkaufsmanager-Gesamtindex Deutschland für Juni (akt.: 50,4 | Mai: 48,5), vorl. Einkaufsmanager-Gesamtindex Euroraum im Juni (akt.: 50,2 | 50,2), vorl. US-Einkaufsmanager-Index Industrie für Juni (15:45 Uhr MESZ | e: 51,1 | Mai: 52,0), vorl. US-Einkaufsmanager-Index Dienstleistungen für Juni (15:45 Uhr MESZ | e: 52,9 | 53,7), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC (COT-Report) für Gold, Silber & Co. (21:30 Uhr MESZ).
  • Dienstag, 24. Juni: Ifo-Geschäftsklima-Index für Deutschland im Juni (10:00 Uhr | e: 88,2 | Mai: 87,5), US-Verbrauchervertrauen (Conference Board; CB) für Juni (16:00 Uhr MESZ | 99,1 | 98,0).
  • Mittwoch, 25. Juni: US-Notenbankchef Jerome Powell nimmt u. a. Stellung zu den massiven Vorwürfen fehlgeleiteter Geldpolitik aus dem Weißen Haus (16:00 Uhr MESZ).
  • Donnerstag, 26. Juni: GfK-Konsumklima Deutschland für den Monat Juli (8:00 Uhr | e: -19,0 | Juni: -19,9), US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der KW 25 (14:30 Uhr MESZ | e: 274k | KW 24: 245k).
  • Freitag, 27. Juni: US-Inflationserwartungen für Juni der Uni Michigan (16:00 Uhr | e: 5,3 % | Mai: 5,1 %).

Details zu den Daten, Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Fazit

Die Kombination aus schwächer als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten, speziell aus den USA, und einer sich aktuell zuspitzenden geopolitischen Dynamik im Nahen Osten gebietet Vorsicht.

Es wäre wenig überraschend, wenn sich die Welt zum Wochenende in einer deutlich verschärften Sicherheitslage befände.

Gold bleibt somit eine dauerhafte Anlagestelle im sicheren Hafen für Vermögen.

Autor: Hannes Zipfel
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