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Stand: 22.02.2021 von Hannes Zipfel
Die Erwartung einer überschießenden Konjunktur, einhergehend mit deutlich steigenden Inflationsraten treibt die Zinsen am Kapitalmarkt nach oben. Für den Goldpreis ist entscheidend, wie die Notenbanken darauf reagieren. Auch das Auslaufen von Terminmarktkontrakten könnten in dieser Woche Bewegung in die Gold- und Silberpreise bringen.
Wochenausblick: Konjunktureuphorie, Zinsanstieg und Inflationsangst

Anleiherenditen driften stark auseinander

Derzeit ist eine starke Versteilerung der Zinskurve am Kapitalmarkt zu beobachten. Das Auseinanderdriften der kurzfristigen und langfristigen Zinsen birgt jedoch Risiken für die Börsen und die Konjunktur

Mit Spannung erwarten daher die Marktteilnehmer die Rede des wohl einflussreichsten Notenbankers der Welt, Jerome Powell von der US-Fed. Er wird am Dienstag ab 16:00 Uhr MEZ vor dem Wirtschaftsausschuss des US-Kongresses Stellung zum konjunkturellen Ausblick und der Geldpolitik nehmen

Während dieses Statements sowie der Befragung von Jerome Powell durch die Abgeordneten und Senatoren kann es zu heftigen Ausschlägen an den Märkten kommen.

Zuletzt hatte sich Powell, anders als viele Ökonomen skeptisch gegenüber der Dynamik der Konjunkturerholung sowie der Nachhaltigkeit der Erholung am US-Arbeitsmarkt gezeigt. Auch sieht er im Gegensatz zu den Akteuren am Kapitalmarkt die Inflation als unkritisch und lediglich temporäres Phänomen an.

Der Anstieg der Renditen für länger laufende Anleihen belastete zuletzt den Preis für das zinslose Edelmetall Gold. Der Silberpreis orientierte sich hingegen als „halbes“ Industriemetall stärker an der Konjunktureuphorie und der daraus resultierenden anziehenden Rohstoffnachfrage.

Der Anstieg bei den Langfristzinsen hat bereits zu schmerzhaften Verlusten durch fallende Anleihekurse geführt. Der Markt für Schuldverschreibungen aller Art ist nach dem Markt für Derivate der zweitgrößte Finanzmarkt der Welt und die Verluste entsprechend groß

Auch am Hypothekenmarkt machen sich die Zinssteigerungen bei zehnjährigen Anleihen von 0,36 Prozent am 9. März 2020 auf aktuell 1,35 Prozent bereits bemerkbar.

Die Zahl der Darlehensrefinanzierungen ist seit dem Zinstief im letzten Jahr stark rückläufig. Frische Zahlen dazu werden am Mittwoch um 13:00 MEZ von der Mortgage Bankers Association (MBA) veröffentlicht.

Die Verteuerung der Kreditzinsen ist für hoch verschuldete Unternehmen, Privathaushalte und Staaten ein großes Problem. In den USA ist die Gesamtverschuldung mit aktuell 82,5 Billionen US-Dollar (private und öffentliche Verbindlichkeiten) gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) historisch hoch und damit auch die Zinssensitivität der Schuldner

Daher werden Interventionen durch die US-Notenbanken (Fed) am Kapitalmarkt in Form verstärkter Käufe langlaufender Staatsanleihen immer wahrscheinlicher. So soll der langfristige Kapitalmarktzins, der die Benchmark für viele Darlehen bildet, wieder nach unten in Richtung des Leitzinses gedrückt werden

Dieser liegt aktuell bei effektiv 0,09 Prozent (Effective Fed Funds Rate) und damit deutlich niedriger als der für Kredite entscheidende Zins langlaufender US-Staatsanleihen.

Sobald diese Intervention von der US-Fed angekündigt wird, sollte der Goldpreis davon profitieren

In der jüngeren Vergangenheit folgten die nominalen Anleihe-Renditen mit langer Laufzeit, denen mit kurzer Laufzeiten nach unten. Das momentane Auseinanderdriften könnte sich somit als temporärer Belastungsfaktor für Gold herausstellen.

Renditen US-Staatsanleihen 10-Jahre, 3 Monate und 10-Jahre Realszins

Sollten die Inflationsraten in den kommenden Monaten und Quartalen allein aufgrund des Basiseffektes gegenüber der Vorjahresentwicklung spürbar ansteigen, würde der Realzins (Zinskupon bereinigt um die Teuerungsrate) noch negativer werden, als er ohnehin schon ist

Niedrige bzw. negative Realzinsen waren in früheren Dekaden stets positiv für den Goldpreis.

Realzins in Prozent vs. Goldpreisentwicklung

Wichtige Konjunkturdaten in dieser Woche

Montag 22.02.

Wie euphorisch die Unternehmen in Deutschland die Konjunkturperspektiven sehen, zeigte heute Vormittag erneut der ifo-Geschäftsklimaindex. Die Komponente „Geschäftserwartungen“ stieg auf 94,2 Punkte an und damit deutlich stärker als erwartet

Auch der gestiegene Gesamtindex lag mit 92,4 Punkten über den Erwartungen

Der Höchststand des Gesamtindex stammt mit 110 Punkten aus dem Jahr 1991. Das Rekordtief wurde letztes Jahr im April mit 74,2 Indexpunkten gemessen. Es werden ca. 9.000 Unternehmen aus verschiedenen Sektoren befragt (Industrie, Handel, Bau und Dienstleistungen).

Dienstag 23.02.

Neben dem Verfallstermin für Gold- und Silberoptionen am US-Terminmarkt könnte v. a. die Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell mit anschließender Fragerunde vor beiden Kammern des US-Kongresses ab 16:00 Uhr MEZ für Bewegung bei den Edelmetallpreisen sorgen.

Mittwoch 24.02.

Am 24. Februar ist der letzte Handelstag der Februar-Future-Kontrakte auf Gold und Silber

Am Morgen werden vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden um 8:00 Uhr die BIP- Zahlen für das vierte Quartal 2020 in Deutschland bekannt gegeben

Die Schätzung für die Jahresveränderungsrate liegt bei -2,9 Prozent.

Um 13:00 MEZ werden die für den US-Immobilienmarkt und die gesamte amerikanische Konjunktur wichtigen US-Hypothekenanträge für die Vorwoche veröffentlicht. Zuletzt waren diese mit -5 Prozent rückläufig

Auch für die anstehende Veröffentlichung wird erneut mit einem signifikanten Rückgang gerechnet.

Donnerstag 25.02.

Ob sich die Stimmungsaufhellung bei den Ökonomen und in vielen deutschen Unternehmen auch bei den deutschen Konsumenten niederschlägt, darüber wird um 8:00 Uhr das GfK-Konsumklima Aufschluss geben. Zuletzt war der Index entgegen den Erwartungen von -7,5 im Dezember auf -15,6 Indexpunkte im Januar gefallen.

Für den Februar wird nun mit einer leichten Erholung auf -14,3 Punkte gerechnet.

Ebenfalls am Donnerstag um 14:30 MEZ stehen die Zahlen zum Wachstum des US-BIP im 4. Quartal auf der Agenda. Experten erwarten eine Expansionsrate der US-Wirtschaft von 4,1 Prozent annualisiert (Quartalswachstum x 4).

Freitag 26.02.

Aufschluss über die Inflationsdynamik in den USA wird die Veröffentlichung der Konsumentenpreis-Teuerung um 14:30 MEZ liefern (Personal Consumption Expenditure Price Index/PCE-Index). Die Prognose der Analysten liegt für die Kernrate im Konsens bei 1,5 Prozent p. a. nach 1,4 Prozent p. a

Die Gold- und Silberpreise dürften auf diese Zahlen besonders sensibel reagieren.

Zudem veröffentlicht um 16:00 Uhr MEZ die Uni Michigan die Inflationserwartungen für die nächsten 5 Jahre. Diese waren zuletzt auf 2,7 Prozent p. a. angestiegen und werden nun sogar jenseits der 3 Prozent-Marke erwartet.

Um 20:30 Uhr MEZ veröffentlicht die Börsen-Aufsichtsbehörde CFTC die COT-Daten für Gold, Silber, Platin und Palladium für die US-Terminbörse COMEX

Diese Daten zeigen die Positionierung von großen und kleinen Spekulanten, Banken und Minenunternehmen am Terminmarkt und eignen sich als kurzfristiges Timing-Instrument.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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