Das Jahr 2019 endete für den Goldpreis – in Euro gerechnet – mit einer starken Performance von über 20 Prozent. In der vergangenen Woche veröffentlichte der World Gold Council aktuelle Daten zur Entwicklung von Angebot und Nachfrage bei Gold.
Angebot übertrifft die Nachfrage deutlich
Während im vergangenen Jahr ein leichter Rückgang der Goldnachfrage von 4.401 t auf 4.355,7 t (-1,0 Prozent) registriert worden war, erhöhte sich zugleich das Angebot von 4.673 t auf 4.776,1 t (+2,2 Prozent), weil dank des deutlich erhöhten Goldpreises beim Recycling von Gold ein Plus von 1.176,1 t auf 1.304,1 t (+10,9 Prozent) erzielt worden war (siehe Tabelle).
Gold: Angebot und Nachfrage im Jahr 2019
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2018 |
2019 |
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globale Nachfrage: |
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Schmuckbranche |
2.240,2 t |
2.107,00 |
-5,9% |
Technologie |
334,8 t |
326,60 |
-2,4% |
Notenbanken |
656,2 t |
650,30 |
-0,9% |
Investment |
1.169,8 t |
1.271,70 |
8,7% |
davon: |
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Barren & Münzen |
1.093,6 t |
870,6 t |
-20,4% |
ETFs und ähnliche Produkte |
+ 76,2 t |
+ 401,1 t |
— |
insgesamt: |
4.401 t |
4.355,7 t |
-1,0% |
globales Angebot: |
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Minenangebot |
3.509,3 t |
3.463,7 t |
-1,3% |
Hedging (Preissicherung) |
- 12,5 t |
+ 8,3 t |
— |
Recycling |
1.176,1 t |
1.304,1 t |
10,9% |
insgesamt: |
4.673 t |
4.776,1 t |
2,2% |
Quelle: World Gold Council; Stand: 31.12.2019
Bei quartalsweiser Betrachtung fiel der Nachfrageeinbruch in Q4 mit 19 Prozent auf 1.045,2 Tonnen um einiges heftiger aus. Verantwortlich hierfür waren laut WGC vor allem die beiden Marktsegmente Schmuck (-10 Prozent auf 584,5 Tonnen) und der Bereich Barren & Münzen (-20,0 Prozent auf 870,6 Tonnen).
Da das gelbe Edelmetall in einigen Währungen – darunter auch dem Euro – im Jahresverlauf neue Allzeithochs markierte, schlug sich dies reflexartig in einem nachlassenden Interesse nieder. Vor allem Chinesen und Inder waren zu 80 Prozent für das dicke Minus in diesen beiden Märkten verantwortlich.
Kompensiert wurde diese Nachfrageschwäche jedoch durch das anhaltend starke Interesse der Notenbanken und die massiven Kapitalzuflüsse in den ETF-Sektor, wo Wertpapiere mit physischem Gold hinterlegt werden.
Mit 650,3 Tonnen fielen die Notenbankenkäufe zwar etwas geringer als im Vorjahr aus, da die „Währungshüter“ aber zum zehnten Mal in Folge ihre Goldbestände aufgestockt haben, kann man deren Goldinteresse als ausgesprochen nachhaltig bezeichnen. Im Jahr 2019 haben insgesamt 15 Notenbanken ihre Goldreserven um mehr als eine Tonne aufgestockt.
Überdurchschnittlich starke Goldkäufe attestierte der WGC der türkischen (159 Tonnen), russischen (158,1 Tonnen), chinesischen (95,8 Tonnen) und polnischen (94,9 Tonnen) Notenbank.
Bei den Zuflüssen der ETFs war auf Jahressicht eine Vervielfachung von 76,2 auf 401,1 Tonnen registriert worden, wenngleich sich im vierten Quartal der „Goldappetit“ mit 26,8 Tonnen (Q3 2019: 256 Tonnen) deutlich abgeschwächt hat.
Erstes Minus bei der Minenproduktion seit 2008
Auf der Angebotsseite fiel allerdings die relativ schwache Minenproduktion auf. Erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 gab es hier negative Vorzeichen zu vermelden. Während auf Jahressicht ein Minus von einem Prozent (siehe oben) zu beklagen war, stellte sich im vierten Quartal mit 889,5 Tonnen ein deutlich stärkerer Rückgang von zwei Prozent p.a. ein.
Noch schwächere Zahlen für das vierte Quartal gab es letztmals im Jahr 2016.
Anleger, deren Informationshunger noch nicht gestillt ist, können auf der Internetseite des World Gold Council den 17 Seiten starken und in englischer Sprache verfassten Bericht (Gold Demand Trends) inklusive zahlreicher Grafiken kostenlos herunterladen.
Ausblick für die laufende Woche
Der Goldpreis zeigte sich im Januar ausgesprochen freundlich und erzielte einen Monatsgewinn in Höhe von 4,8 Prozent. In den ersten Handelswochen profitierte der Krisenschutz vom „Beinahe-Krieg“ zwischen den USA und dem Iran, danach sorgte der chinesische Coronavirus für eine weitere Fluchtbewegung in den „sicheren Hafen Gold“.
Nach der jüngsten Kursrally steigt allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass Gewinnmitnahmen zu einer technischen Korrektur führen könnten. Auf lange Sicht dürfte das gelbe Edelmetall aber weiterhin eine interessante Alternative zu Aktien, Anleihen und Immobilien bleiben.
In Euro gerechnet markierte es im Januar mit 1.436 Euro zwar ein neues Allzeithoch, das Rückschlagpotenzial kann aber aufgrund der vorherigen Aufwärtsbewegung in „geordneten Bahnen“ und angesichts der ungelösten globalen Schulden- und Geldmengenexplosion als begrenzt eingestuft werden.
In den kommenden Tagen dürfte es an den Finanzmärkten – und damit auch beim Gold – weiterhin spannend bleiben. Mit Argusaugen dürften die Investoren die weitere Entwicklung der Epidemie verfolgen, aber auch die anstehende Datenflut vom US-Arbeitsmarkt und die Januarzahlen zur chinesischen Handelsbilanz haben das Zeug, die Märkte in die eine oder andere Richtung zu treiben.