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Stand: 03.11.2025 von Jörg Bernhard
Der World Gold Council (WGC) meldete am 30. Oktober 2025 eine rekordhohe Nachfrage von 1.313 Tonnen für das dritte Quartal 2025. Zugleich verzeichnete der LBMA-PM-Goldpreis 13 neue Allzeithochs.
World Gold Council meldet rekordhohe Goldnachfrage in Q3/2025

Investorennachfrage hui, Schmucknachfrage pfui

Das Gesamtbild ist eindeutig positiv: Das Interesse an Gold ist unter Anlegern besonders groß. Physisch besicherte Gold-ETFs verzeichneten Zuflüsse von 222 Tonnen, während die Nachfrage nach Barren und Münzen bei 316 Tonnen lag.

Zusammen macht der Investmentsektor (inklusive Notenbanken) über die Hälfte der globalen Nachfrage aus (ca. 55 %) – deutlich mehr als der traditionelle Schmuckmarkt.

World Gold Council: Gold Demand Trends Q3 2025

Nachfrage (in Tonnen) Q3 2024 Q3 2025 Diff. (% p.a.)
Schmuckproduktion 546,5 419,2 -23,3 %
Schmucknachfrage 460,0 371,3 -19,3 %
Lagerbestände 86,6 47,8 -44,8 %
Technologie 82,9 81,7 -1,4 %
Elektronik 69,1 68,5 -0,9 %
Andere Industrien 11,6 11,1 -4,3 %
Dentalbranche 2,2 2,0 -9,1 %
Investment 364,8 537,2 47,3 %
    Barren & Münzen 270,1 315,5 16,8 %
    ETFs und ähnliche Produkte 94,7 221,7
Notenbanken 199,5 219,9 10,2 %
Goldnachfrage (ohne OTC) 1.193,8 1.257,9 5,4 %
OTC u.a. 82,2 55,2
Goldnachfrage (insgesamt) 1.275,9 1.313,1 2,9 %
Minenproduktion 957,60 976,6 2,0 %
Hedging (Preisabsicherung) -6,5 -8,0
Recycling 324,8 344,4 6,0 %
Gesamtangebot 1.275,9 1.313,1 2,9%
Quelle: World Gold Council

Im Gegensatz dazu erwies sich die Schmucknachfrage erneut als das Sorgenkind der Goldbranche. Sie fiel um 19 Prozent p.a. auf 371 t und damit auf den niedrigsten Q3-Wert seit der Pandemie 2020. In Indien und China, den beiden größten Schmuckmärkten, führten Rekordpreise und schwache Konsumentenstimmung zu Rückgängen von 31 bzw. 18 Prozent.

Nur der in Dollar gemessene Wert des Schmuckabsatzes stieg um 13 Prozent auf 41 Mrd. Dollar, was die Preisexplosion widerspiegelt, nicht aber eine Erholung der physischen Nachfrage.

Die Investorennachfrage kletterte um 47 Prozent auf 537 t und erreichte damit den höchsten Wert seit Q1 2022, als Russlands Krieg gegen die Ukraine begann und zu einer massiven Flucht in Gold führte.

Nach Einschätzung des WGC trieben mehrere Faktoren den jüngsten Nachfrageanstieg: geopolitische Spannungen, die Schwäche des Dollars, Erwartungen sinkender US-Zinsen und wachsende Sorgen über die Unabhängigkeit der US-Notenbank. Hinzu kam der psychologische Effekt der „FOMO-Käufe“ (Fear of Missing Out), die Anleger weltweit dazu veranlasst haben, aus Angst vor dem Verpassen weiterer Kursgewinne Gold zu kaufen.

Den Löwenanteil der ETF-Zuflüsse trugen Nordamerika (139 t) und Europa (70 t), während die asiatischen Märkte – insbesondere Indien und China – tendenziell enttäuschten, aber mit einer regen Barren- und Münznachfrage glänzten. In Indien erreichte diese mit 91,6 Tonnen den höchsten Quartalswert seit über zwölf Jahren, in China (73,7 Tonnen) blieb das Niveau relativ robust.

Notenbanken weiterhin in Kauflaune

Als stabiler Nachfragepfeiler erwiesen sich auch die Zentralbanken. Deren Nettokäufe übertrafen mit 220 t den Wert für das zweite Quartal um 28 Prozent. Damit summierten sich die Käufe der Notenbanken in den ersten neun Monaten des Jahres auf 634 t, was zwar unter dem Rekordtempo der vergangenen drei Jahre liegt, aber den langfristigen Durchschnitt von 400 bis 500 t deutlich übertrifft.

Der WGC sieht in der fortgesetzten Diversifizierung der Währungsreserven ein strukturelles Motiv: Gold bleibe ein zentraler Bestandteil der Absicherungsstrategie vieler Schwellenländer.

Auch auf der Angebotsseite wurden Höchststände erreicht. Mit 1.313 Tonnen wurde ein neuer Quartalsrekord beim globalen Goldangebot verzeichnet, das von einer Minenproduktion von 977 Tonnen (+2 Prozent p. a.) und einer Recyclingmenge von 344 Tonnen (+6 Prozent p. a.) getragen wurde.

Das Angebot wächst nicht mit derselben Geschwindigkeit wie die Nachfrage nach Gold. Laut WGC verläuft das Recycling „überraschend verhalten“: Viele Besitzer halten ihr Altgold zurück, in der Hoffnung, dass die Preise weiter steigen. Somit kann die Goldförderung die wachsende Nachfrage kaum decken, es zeichnet sich eine strukturelle Angebotsknappheit ab.

Fazit: Das dritte Quartal 2025 bestätigt vor allem eines: Der Goldmarkt ist von einer neuen Dynamik erfasst. Anleger und Zentralbanken drängen ins Metall, während die physische Goldproduktion an Grenzen stößt. Selbst steigende Recyclingmengen können den Nachfrageboom nicht bremsen. In dieser Konstellation bleibt Gold nicht nur ein sicherer Hafen, sondern wird zunehmend zu einem knappen Gut – möglicherweise mit dauerhaftem Preisdruck nach oben.


Ausblick für die laufende Woche

Mittlerweile stehen in den USA die Regierungsgeschäfte seit über 33 Tagen teilweise still (Shutdown). Seither hat sich der Goldpreis um mehr als drei Prozent verteuert. Mit 35 Tagen fand der bis dato längste Shutdown (2018/2019) übrigens während der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump statt.

Besonders große Probleme verursacht der Shutdown derzeit bei der Flugverkehrskontrolle, den Sozialprogrammen und bei Staatsbediensteten. Laut Congressional Budget Office (CBO) drohen der US-Wirtschaft durch den Shutdown im vierten Quartal Schäden zwischen 7 und 14 Milliarden Dollar sowie ein Einbruch des BIP von bis zu zwei Prozent.

Da wundert man sich schon, dass der Dollarindex seit dem 1. Oktober um über zwei Prozent zugelegt hat. Dies liegt vor allem daran, dass die Fed derzeit wichtige US-Konjunkturindikatoren nicht berücksichtigen kann und deshalb hinsichtlich einer weiteren Zinssenkung am 10. Dezember vorsichtiger geworden ist.

Bleibt zu hoffen, dass der „Blindflug“ der Fed nicht zu einem Totalabsturz der Finanzmärkte führt.

Details zu den Daten, Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Selbst Goldbesitzer, -investoren und -spekulanten sollten an einem solchen Szenario aufgrund der damit verbundenen negativen Nebenwirkungen eher nicht interessiert sein.

Bei der Krisenwährung Gold spricht derzeit mehr für als gegen den Besitz bzw. Kauf.

Stand: 03.11.2025
geschrieben von:
Freier Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt Börseninvestments

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