Der Goldpreis ist auf Sechs-Jahres-Hochs nach oben geschossen. Für Rückenwind sorgt vor allem die Entwicklung am Anleihenmarkt. Damit rücken die Sitzungen von Fed und EZB zusehends in den Fokus der Anleger.
Die lange Jahre leidgeplagten Gold-Fans haben zusehends Grund zur Freude. Der Goldpeis ist zuletzt auf Sechs-Jahres-Hochs nach oben gestiegen und notiert mit rund 1.400 Dollar (27.06.2019) je Unze nur knapp drüber. Gegenüber dem Tief vom Mai steht damit ein Kursplus von rund zehn Prozent zu buche. Der Goldpreis auf Euro-Basis liegt mit rund 1.235 Euro je Unze auf dem höchsten Niveau seit März 2013.
Beflügelt wurde der Preis von der Aussicht, dass die EZB bei der Sitzung am 25. Juli die Einlagenzinsen für die Banken um 10 Basispunkte (0,1 Prozentpunkt) auf das Rekordtief von minus 0,5 Prozent senken dürfte, was die Zinsen in der Euro-Zone insgesamt auf nie zuvor erreichte Tiefstwerte drücken würde.
Zudem ist es für viele Investoren ausgemachte Sache, dass die US-Notenbank FED die Leitzinsen bei der Sitzung am 31. Juli um mindestens 25 Basispunkte gegenüber dem aktuellen Stand von 2,25 bis 2,5 Prozent reduzieren wird.
Etliche Investoren erwarten sogar eine Senkung um 50 Basispunkte, schließlich hatte die US-Notenbank in den Krisenjahren 2001 und 2007 den Zinssenkungszyklus ebenfalls mit einer Reduktion um jeweils 50 Basispunkte gestartet.
Anleihen mit Strafzinsen steigen auf Rekord
Wegen diesen Erwartungen ist das weltweite Volumen von Anleihen mit Strafzinsen in der vergangenen Woche um umgerechnet horrende 1,2 Billionen Dollar auf den Rekord von 13 Billionen Dollar nach oben geschossen. Längst liegen nicht mehr nur die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen tief im Strafzinsbereich.
Vielmehr sind zuletzt auch die Zinsen für zehnjährige französische Anleihen erstmals in den Strafzinsbereich gesunken, ehe sie wieder ein wenig über die Nulllinie geklettert sind.
Gleichzeitig nähern sich die Zinsen für zehnjährige japanische Anleihen mit minus 0,14 Prozent zusehends den Rekordtief vom Juni 2016 bei knapp unter minus 0,2 Prozent.
Der rasante Anstieg des weltweiten Volumens von Anleihen mit Strafzinsen beflügelt den Goldpreis enorm, weil Gold bei immer tieferen Strafzinsen immer attraktiver wird, da man mit dem Besitz von physischem Gold Strafzinsen umgehen kann.
Das Edelmetall ist damit ein Schutz gegen den Irrwitz der weltweiten Notebanken.
Notenbanken können Zinsanstieg <nicht zulassen
Die Zahlen zeigen, dass es am weltweiten Anleihenmarkt die mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten gibt. So liegen die Zinsen für weltweite Staatsanleihen mit rund 1,6 Prozent am Rekordtief – obwohl die Schulden vieler Länder von einem Rekordhoch zum nächsten steigen.
Welch einen gigantischen Irrwitz haben die Notenbanken verursacht! Aber offenbar kann laut der Überzeugung der Notenbanker nur so die weltweite Schuldenblase am Leben gehalten werden.
Zuletzt hat Österreich eine 100jährige Anleihe zu Zinsen von lediglich knapp über 1,0 Prozent emittiert – unglaublich!
Laut den Berechnungen von Experten würde ein weltweiter Zinsanstieg um lediglich 100 Basispunkte zu Kursverlusten von umgerechnet rund 2,4 Billionen Dollar führen. Wie wollen die Notenbanker die Welt aus diesem Schlamassel herausführen?
Gar nicht – die einzige „Lösung“ sind immer noch niedrigere Strafzinsen und damit eine noch viel gigantischere Blase am Anleihenmarkt, was wiederum den Goldpreis beflügeln würde.
Um einen möglichen Zinsanstieg zu verhindern, müssen die Fed und die EZB in der nächsten Krise noch viel mehr Geld drucken als bei den vorherigen QE-Gelddruckprogrammen.
US-Wirtschaft droht zügig in eine Rezession abzurutschen
Umso genauer werden Investoren in den nächsten Wochen die US-Konjunkturdaten beobachten. Viele von ihnen dürften auf Talfahrt bleiben, weil die vom Handelskrieg zwischen den USA und China verursachte Schwäche der Weltwirtschaft längst auf die US-Wirtschaft übergeschwappt ist.
Das hat zuletzt beispielsweise der Einbruch bei den Verkäufen neuer Häuser unmissverständlich gezeigt. Daher wächst bei Investoren zunehmend die Sorge, dass die US-Wirtschaft zügig auf eine Rezession zusteuern dürfte.
Weiter sinkende US-Zinsen würden die Zinsen im Rest der Welt noch weiter nach unten drücken, womit das Volumen weltweiter Anleihen mit Strafzinsen auf neue Rekordhochs steigen würde.
Dann wird sich zeigen, wie sich der Goldpreis in dem Umfeld entwickelt.
Egmond Haidt
Finanzjournalist