Bundesbank überflüssig geworden?
Moderatoren: Ladon, Forum-Team, Mod-Team
- Datenreisender
- Gold-Guru
- Beiträge: 9011
- Registriert: 20.03.2010, 20:56
Banken-Union: Die Bundesbank ist überflüssig geworden
Der Deutsche Bundestag hat, unbemerkt von der Öffentlichkeit, im Schatten der Einheitsfeiern, den Vollzug einer „Banken-Union“ für Deutschland beschlossen. Die deutschen Abgeordneten haben ein weiteres Stück deutscher Souveränität der Bankenaufsicht der EZB übertragen. Die Bundesbank ist damit in weiten Teilen überflüssig geworden. Es würde reichen, Jens Weidmann mit einem Laptop und Handy auszustatten.
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... -geworden/
- Datenreisender
- Gold-Guru
- Beiträge: 9011
- Registriert: 20.03.2010, 20:56
Bundesbank: Eine deutsche Ikone kämpft ums Überleben
Die Entscheidung der EZB über den Ankauf von Staatsanleihen ist für die Bundesbank ein Frage des Überlebens: Schon heute ist ihr Gründungs-Ideal – eine von der Politik und den Banken unabhängige Geldpolitik – zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Jens Weidmann kann zum Helden oder zur tragischen Figur werden. Aktuell sieht es danach aus, dass er den Kampf verliert. Doch vielleicht gibt es doch noch eine Überraschung. Denn der Ruf der Zentralbanken ist ramponiert – und darin könnte Weidmanns letzter Trumpf liegen. Wenn er clever taktiert, kann er zum Robin Hood der deutschen Sparer werden.
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... en-sparer/
Wie so oft, ist also eigentlich ein anderer Blickwinkel interessant:
Erstens überrascht es mich immer wieder, wie das bundesdeutsche Geldsystem verklärt wird. Als ob die DM etwas anderes gewesen wäre als reinstes FIAT-Money, oder das "Geldwesen" an sich nicht ein von den (West-) Siegermächten übergestülptes (= in keiner Weise demokratisch legitimiertes) Geldsystem gewesen wäre. Aber das nur am Rande.
Entscheidend ist, dass der Kompetenzverlust der Buba dort garantiert niemanden überrascht. Was die DWN da jetzt auch bemerkt, ist ja eine von der Zentralbank selbst geplante Entwicklung.
Interessant dabei ist aber der Goldaspekt! Denn ganz im Gegensatz zu den im einschlägigen Thread mehrheitlich vertretenen Meinungen, glaube ich, dass die Buba durchaus Gold "heim" holen will, denn genau die Funktion des "Reservehüters" ist es ja, die ihr bleibt in der Zukunft. Da könnte es schon sein, dass sie doch gern auf ein wenig mehr Barren säßen ...
Und warum es ein Pluspunkt des Zentralbanksystems sein soll, dass diese "unabhängig" zu sein haben, frage ich mich sowieso. "Unabhängig" heißt in diesem Zusammenhang nämlich eigentlich nur "durch demokratische Mechanismen unkontrolliert". Das wirklich zugrunde liegende Ideal heißt nämlich "Gewaltenteilung" - und die funktioniert (selbst theoretisch) nur dann, wenn sich die "Gewalten" des Staatswesens gegenseitig kontrollieren. Aber die zentrale, wichtige "Gewalt" der Beherrschung des Geldwesens soll abgehoben, unkontrolliert und ohne jede Sanktionsmöglichkeit (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) ein "Idealzustand" sein?
-
- 1 kg Barren Mitglied
- Beiträge: 1597
- Registriert: 20.04.2012, 16:13
- Wohnort: München
Wo um alles in der Welt ist denn da der "Widerspruch" zu dem, was ich gesagt habe - außer dass ich halt die offiziell und üblicherweise von jedem benutzte Vokabel "unabhängig" benutzt habe, die nun mal den Status der Zentralbanken im heutigen System beschreibt.
Zur Verdeutlichung dieses Sachverhalts ist das Wort in Anführungszeichen gesetzt worden, was i.d.R. darauf hinweist, dass der Begriff in einer speziellen Bedeutung benutzt wird. Hier als "formaler Ausdruck".
Ob dieser Begriff in der Realität ALLE seine semantisch sinnvollen Bedeutungen abbildet, ob die explizite Bedeutungserweiterung um "unbeeinflusst" unbedingt notwendig ist ...
Hm. Ich weiß ja nicht.
Spontan hätte ich gesagt: benutzt man die Floskel "unabhängige Zentralbank", ist jedem klar, dass man damit die (meisten) heutzutage agierenden Zentralbanken meint. Jene von denen durch das System eben diese UNABHÄNGIGKEIT gefordert wird (nicht aber eine schwammige UNBEEINFLUSSBARKEIT, die real ja niemals überprüfbar wäre - außer man hält die Zentralbänker in abgeschotteten Isolationszellen ... und selbst da würden sie natürlich erheblich "beeinflusst").
Dass sich diese präzise Definition lediglich themenbezogen ergibt, sollte doch klar sein.
-
- 1 kg Barren Mitglied
- Beiträge: 1597
- Registriert: 20.04.2012, 16:13
- Wohnort: München
Nein, das ist in erster Linie eine semantische Frage.
"Kontrolle" ermöglicht Transparenz. Demokratische Kontrolle wäre also durchaus wünschenswert. Ich denke, darüber sind wir uns einig.
"Beeinflussung", auch demokratische, ist etwas, was ich mir für eine Zentralbank ebenso wenig wünsche, wie für einen Abgeordneten. Und das ist eben ein himmelweiter Unterschied.
Unabhängig kann man trotz Transparenz als Folge Kontrolle sein. Aber nicht bei Beeinflussung.
Demokratische Beeinflussung wäre gegeben, wenn z.B. der Bundestag bestimmt, dass die Leitzinsen zu senken oder zu erhöhen sind. Da sind wir natürlich weit davon entfernt. Aber auch mit der Kontrolle haut das nicht hin (siehe Gold-Inventur). Es gibt zwar Ermahnungen vom Bundesrechnungshof, aber keine Sanktionsmöglichkeiten, um hier wirkliche Transparenz herzustellen. So etwas sollte in einem demokratischen Staat nicht möglich sein.
Sorry für meine Klugscheißerei!