INFO THREAD - Der Weg zum Goldstandard (1)

Edelmetall-Themen, neue Bullion- und Sammlermünzen, historische Hintergründe, Fachwissen

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Beitrag 11.09.2013, 08:41

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Ladon
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Vorbemerkung

Nachdem doch immer wieder ganz erstaunliche "Mythen" in Bezug auf den historischen Goldstandard auftauchen, deren hartnäckigste auch hier im Forum wohl derjenige ist, nachdem der Goldstandard mit einer bestimmten "Deckung" der ausgegebenen Banknoten verknüpft sei, und es vor ca. 14 Tagen auch mal direkt angefragt wurde, habe ich mich nun mal "an die Arbeit" gemacht und begonnen ein paar Dinge zusammenzutragen, die mit den hoffentlich von anderen beigesteuerten Fakten, dazu dienen sollen, die historische Entwicklung zu diesem vielfach glorifizierten Geldsystem des späten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts aufzuhellen.

An dieser Stelle soll es also um die Wurzeln und Hintergründe des historischen "Goldstandard" gehen. Nicht um das Für und Wider von Geldsystemen oder Geldarten. Hier ist nicht der Ort zum Ausbreiten ideologischer Überzeugungen oder Konzepte, so sehr man sie auch befürworten - oder ablehnen - mag. Das führt aller Erfahrung nach ja doch nur zu sinnfreiem Streit, in allen denkbaren Eskalationsstufen. Freiheit als Konzept bemisst sich nun mal immer am Grad der Freiheit, die den Andersdenkenden und Andersseienden zugestanden wird ... das gilt immer und überall und sollte stets der Prüfstein für die eigenen Forderungen und Formulierungen sein. Der vorliegende Thread sollte sich um die möglichst objektive Darstellung bemühen.
Dies bitte ich zu berücksichtigen. Ziel wäre das Zusammentragen von (überprüfbaren) Informationen OHNE deren Bewertung.

Zur besseren Übersicht schlage ich vor diesen (ersten) Thread zum Thema auf die Zeit zwischen ausgehendem Mittelalter/Renaissance und Ende des 17. Jahrhunderts (namentlich natürlich dann der Gründung der BoE) zu beschränken.
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Beitrag 11.09.2013, 09:25

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Ladon
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Der hier relevante Zeitraum (mal grob gesagt vom 15. bis zum 18.Jahrhundert) ist geprägt von ungeheuren Umwälzungen, drastischen Neuerungen und tief gehenden Veränderungen in nahezu allen Bereichen: technisch, gesellschaftlich, militärisch, politisch ... und natürlich auch das Geldwesen betreffend. Um für unsere Zwecke nah am Thema zu bleiben, seien die bezüglich des "Geldes" relevanten Dinge zunächst einmal in aller gebotenen Kürze umrissen.

Keiner besonderen Erwähnung bedarf die Feststellung, dass wir es europaweit mit Edelmetall-Währungen zu tun haben, fast ausnahmslos mit einem Bimetallismus, der Gold- und Silbermünzen kennt, die innerhalb eines "Währungsgebietes" in ein bestimmtest Verhältnis gesetzt wurden. Die daraus entstehenden Schwierigkeiten dürfen wir für die Darstellung des Ausgangspunktes zunächst einmal ignorieren.
Mit dem Edelmetall-Umlaufgeld war jedoch (auch so ein Mythos) keineswegs ein freiheitliches Wirtschaftssystem verbunden. Der zu besprechende Zeitraum wird vom sogenannten Merkantilismus geprägt: dem dirigistischen System staatlicher Interventionen, das noch weit über die mittelalterlichen Zunftvorschriften etc. hinaus ging. Strikte Vorschriften im Binnenhandel und eine Außenwirtschaft, die vor allem dafür sorgen sollte, das notwendige "Kleingeld" für die absolutistischen Herrscher zu besorgen. Ein Außenhandelsüberschuss auf Biegen und Brechen war das Ziel. Zölle, Handelsbeschränkungen an der Tagesordnung.

Daneben hatte bereits im Mittelalter eine oft nicht so beachtete Entwicklung eingesetzt: Ein "Finanzmarkt" war entstanden! Die mittelalterlichen Messen hatten sich von Tauschplätzen für reale Güter in Finanzmärkte gewandelt. Das "gehandelte" Kreditvolumen überstieg bei weitem die real gehandelten Güter. Eine Entwicklung, die fast automatisch daraus folgte, dass international agierende "Konzerne" entstanden waren. Zunächst in Italien, dann auch nördlich der Alpen. Von Fuggern, Welsern, Medici wird im folgenden bestimmt noch die Rede sein. Zunächst einmal mag es ausreichen, die Tatsache zu erwähnen, dass die international agierenden Kaufleute ganz einfach aufgrund der Entfernungen und der daraus resultierenden Gefahren für den Transport großer Bargeldmengen, praktisch automatisch darauf kamen neue Finanzinstrumente zu etablieren, die auf Papier basierten. "Neu" war das alles nicht wirklich. Die Antike kannte derlei auch, aber darauf sei hier nicht weiter eingegangen.
Festzuhalten bleibt auf jeden Fall, dass diese "internationalen Konzerne"
1. ... kein Interesse an dirigistischer Politik hatten.
2. ... sehr bald erkannten, dass trotz aller Gefahr des "Zahlungsausfalls" die Staats- (bzw. damals: Herrscher-) Finanzierung gigantische Profite ermöglicht.
3. ... trotz der immer wieder auftauchenden Gelegenheiten aus "Kursschwankungen" Profite zu generieren, im Grunde an einer stabilen, überregionalen Verrechnung interessiert waren, die keine politischen Grenzen kennt.

Auch von Wichtigkeit ist die Wandlung der Militärdoktrin! Die faktische Rückkehr zum antiken Söldnerheer (natürlich nicht die Technologie betreffend, wohl aber die Finanzierung!) erfordert die Verfügbarkeit exorbitant großer Bargeldmengen. Der Söldner an sich ist ja nicht dumm. Ihm ist klar, dass die (nur als hypothetisches Beispiel) von Basel ausgegebenen Schuldscheine, die bislang als durchaus anerkanntes "Geld" umliefen, keinen Wert mehr haben, wenn Basel geschleift wird ... Der Baseler Goldschatz jedoch sehr wohl. Oder einfacher gesagt: Söldnerheere wollen mit Gold und Silber bezahlt sein.


In diesem Umfeld - wo es in verschiedenster Hinsicht zu "Bargeldmangel" kommt (davon wird gleich die Rede sein) kommt es dann im 16. Jahrhundert zu einem unvorhersehbaren "Boost": Aus Amerika fließen unvorstellbar riesige Edelmetallmengen nach Europa ein.


to be continued ...
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Beitrag 12.09.2013, 06:46

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Es folgen ein paar Anmerkungen zu den oben genannten Themenfeldern

Merkantilismus
Es gibt "den" Merkantilismus als fest umrissenes System nicht. Ein grundlegendes Werk, das seine theoretischen Grundlagen definiert, existiert nicht. Der Begriff wurde im Nachhinein für das Wirtschaftssystem des politischen Absolutismus gewählt. Aber es gibt sehr wohl die ersten "Wirtschaftstheoretiker"! Die ersten Gesetzmäßigkeiten werden formuliert und faktisch zeichnet sich der Merkantilismus natürlich schon durch einige grundsätzliche Dinge eindeutig aus:

Zentrale Akteure der Zeit haben auch gewisse Grundannahmen des Merkantilismus bereits formuliert und handeln dementsprechend. Eine dieser Grundannahmen ist die zentrale Steuerung der Wirtschaft - eben so, wie auch die Politik ganz auf den (absolutistischen) Herrscher zentriert ist, so wird auch die Wirtschaftsordnung zentral dirigiert. Ein paar Stichworte:

Striktes Ziel ist ein Außenhandelsüberschuss AUF KOSTEN anderer. Die Kriegsbereitschaft jener Zeit war entsprechend auch enorm hoch. Unterstützt wird das von einer Reihe von Maßnahmen, wie wir sie z.B. von dem französischen Finanzminister Colbert (Minister von 1661-1683) kennen und die hier exemplarisch genannt seien:
- Geringe Ausfuhr- und hohe Einfuhrzölle
- Verbot der Auswanderung von Spezialisten
- Anwerben von Spezialisten aus dem Ausland
- detaillierte Anweisungen zu Produktqualität
- Verbesserung der Infrastruktur (Kanäle, Straßen)
- Gründung von Handelsgesellschaften (Übersee)
- Förderung der Gründung von Manufakturen
- Monopolbildung
- Löhne aus Prinzip "an der Schmerzgrenze" (das fördere die Arbeitsbereitschaft ...)
...

Was Import- und Export-Regelungen angeht ist auch der Navigation Act von 1651 in England zu nennen, der Ein- und Ausfuhr sehr genau reglementiert.

Da wir hier aber insbesondere das Feld betrachten wollen, auf dem einmal der Goldstandard erwachsen soll, noch ein paar ganz interessante Anmerkungen zum Geld und seiner Funktion n jener Zeit. Neben den ersten Ideen zur Wirtschaftstheorie im allgemeinen, wurden nämlich auch erste geldtheoretische Überlegungen angestellt:

So formuliert der englische Kaufmann und Ökonom Thomas Mun (1571-1641) als erster die Idee, dass (volkswirtschaftlicher) Reichtum nicht die Anhäufung von Edelmetall sei, sondern deren Wirkung in der Wirtschaft. Noch deutliche wird Charles Davenant (1646-1715): Geld ist bei ihm "the very life of trade" ... "to keep the wheels of the machine in motion"; also der "Lebenssaft" der Wirtschaft, der die "Maschine am Laufen hält". Das klingt beinahe schon modern. Grundlegende Funktion des Geldes sei also, Produktion in Gang zu setzen, die Beschäftigung zu erhöhen und somit das "Sozialprodukt" zu steigern.
Dies habe - "folgerichtig" zeitgenössisch gedacht - durch dirigistische Steuerung der Wirtschaft gesichert zu werden. Dazu gehört auch die Idee einer festen Gold-Silber-Ratio, deren Ursprung (Für das neuzeitliche Europa!) ebenfalls zeitlich hier zu verorten ist: Bodin (16. Jahrhundert) ist der Ansicht, dass, ganz im Sinne der gerade recht beliebten "Harmonielehre", ein "natürliches Verhältnis" von Gold zu Silber gefunden werden muss, welches überall gültig endlich die schmerzlichen Fließbewegungen durch Marktpreisschwankungen der Edelmetalle eindämmen könnte. Hier wird - "bimetallistisch" gedacht - zum ersten Mal ein Ansatz deutlich, der das Geld in einem größeren Zusammenhang, multinational gewissermaßen, sieht. Etwa zur gleichen Zeit entwickelt in Italien ein Signore Scaruffi die Idee einer multinationalen Währung, die nicht durch Regierungsentscheid abgewertet werden könne (er bezieht das natürlich zeitgenössisch auf "Münzverschlechterungen", die ja einer Abwertung der Währungseinheit entsprechen).

Ich denke, schon diese wenigen Hinweise reichen aus, um zu zeigen, dass die Wurzeln des Goldstandards nicht willkürlich in der Zeit des Merkantilismus gesucht werden müssen.
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Beitrag 13.09.2013, 06:44

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Die (neuen) Geldmächte

Was sich schon im Mittelalter bei vielen Zünften angedeutet hatte, erlangt von Italien ausgehen gegen Ende der Epoche und dann radikal in der Renaissance ganz (zumindest seit der Antike) neue Dimensionen: international agierende Kaufleute und Handelshäuser werden zu einer Komponente im realen Machtgefüge. Sie lassen einen "Finanzmarkt" entstehen. Pierre Vilar nennt die mittelalterlichen Messen "gigantische Schuldscheinschmieden". Die neuen "Financiers" sind wahre Zauberer: Dank ihrer Vernetzung, ihrer Kontakte und ihrer intensiven Nutzung "virtueller" Geldinstrumente, bringen sie Handel und Wirtschaft zu ungeahnter Blüte. Die Geschwindigkeit von Finanztransaktionen konnte durch Bankensysteme und Kreditvergabe ungeheuer erhöht werden ... und nicht zuletzt waren sie augenscheinlich in der Lage einem Herrscher jederzeit nahezu beliebige BARGELD-Mengen (!) verschaffen zu können, die für Hofhaltung, Staatsausgaben und nicht zuletzt Kriege benötigt wurden.

Richard Ehrenberg beschreibt in "Das Zeitalter der Fugger" unter Heranziehung des umfangreichen Fuggerschen Archivs sehr detailliert anhand der Königswahl Karl V, wie sich das Verhältnis eines Bankiers zu einem (absolutistischen) Herrscher gestaltete:
Der Enkel Kaiser Maximilians, der bereits mit den Fuggern eng zusammen arbeitete, der Spanier Karl musste sich für die Wahl zum römisch-deutschen König gegen den Franzosen Franz und den englischen König Heinrich durchsetzen (nebenbei: diese Konstellation mit einem Spanier, einem Franzosen und einem Engländer als Thronprätendenten zeigt auch, wie wenig das römisch-deutsche Königtum - als Voraussetzung für den Kaisertitel - mit einem Nationalstaat, einem "deutschen" gar, zu tun hatte). Dazu bedurfte es einer Mehrheit bei der Wahl durch die Kurfürsten des Reiches. Die war nur mit barer Münze zu erreichen.
Und hier kommt der Fugger ins Spiel. Er bringt am Ende fast 900 Tausend Gulden als "Handgeld" auf und hievt 1519 damit Karl V auf den Thron. Doch woher nahm Fugger diese ungeheure Summe? Das hatte er natürlich nicht in seiner Schatztruhe. Die Fugger waren Kaufleute. Ihr Geld ruhte nicht im Kasten. Nein, Fugger hatte "Kredit". Er genoss an den großen Finanzplätzen Europas Vertrauen. Er lieh das (Bar-)Geld.
Doch was stand dieser Leistung gegenüber? Die Fugger sicherten sich eine europäische Vorherrschaft im Montangewerbe. Schürfrechte für Zink- und Silberminen in den Alpen und in Spanien, Monopolrechte und so manches mehr. Zukünftige Erträge! Andere Methoden waren (in Frankreich beliebt) das Verpachten von Steuerrechten, Handelsprivilegien etc.
Und selbst wenn man sich der Zahlungsmoral der damaligen Herrscher nicht immer sicher sein konnte, waren die "Sicherheiten" in der Hand eines fähigen Kaufmannes wortwörtlich das Gold wert, welches man sich dafür leihen musste.

Die Episode der Königswahl Karls V ist natürlich exemplarisch - sie findet "ganz oben" statt. Aber sie ist eben auch ein typisches Beispiel für jene Zeit. Die Herrscher begannen Hoheitsrechte zu "privatisieren", verpfändeten Zukunft. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Ein Jahrhundert später versinkt Europa im 30jährigen Krieg, dessen Maxime nun die offene Plünderung der betroffen Landstriche ist ... Herrscher und Geldgeber hatten die Kontrolle verloren.


Der Aufschwung des 16. Jahrhunderts, der sich technologisch, gesellschaftlich, wie auch hinsichtlich der Finanzwelt manifestiert, wird für gewöhnlich auch mit dem Zufluss des "amerikanischen Edelmetalls" in Verbindung gebracht. Später vielleicht noch ein Wort zu den konkreten Auswirkungen. Meist wird darauf hingewiesen, dass dieses deutliche Plus an umlaufendem Geld sich positiv auf die Wirtschaft ausgewirkt hat: Regional kann man ganz gut ohne Bargeld auskommen. Innerhalb der Dorfgemeinschaft z.B. sind zeitgetrennte Tauschvogänge (= Kauf auf "Kredit") relativ problemlos. Überregional muss jedoch, zumindest bis überregionale Finanzinfrastruktur entstanden ist, ein zuverlässiges, überregional akzeptiertes Geld vorhanden sein. Zumindest als Verrechnungseinheit. Am Beispiel Englands werden in der Folge noch ein paar Beispiele zu nennen sein, welcher Art die Forderungen sind, die mit diesem Ziel im Sinne von den Kaufleuten an die Regierung herangetragen werden.
Man muss der etwas leichtfertigen Ansicht gegenüber, dass der genannte Zustrom von Edelmetall "Auslöser" war, jedoch etwas skeptisch sein. Die Entwicklungen setzen ja vor der Entdeckung Amerikas ein und sie wurde später dann vielleicht durch das Mehr an EM begleitet und vielleicht befeuert, aber nicht so sehr dadurch initiiert. Das geschah bereits durch die neuartige Finanzinfrastruktur der (zunächst norditalienischen) internationalen "Bankhäuser".

Bleibt abschließend festzuhalten, dass also neben dem und innerhalb des dirigistischen Wirtschaftssystems des Absolutismus eine Schicht von Bankiers, Finanziers, internationalen Kaufleuten entsteht, deren Metier "Geld" ist.
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Beitrag 14.09.2013, 08:08

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Militär

Warum ist "Militär" ein Thema, wenn es um Vorgeschichte des Geldsystems "Goldstandard" gehen soll? Krieg und Militär stellen zu allen Zeiten - man mag es mögen oder nicht - einen, wenn nicht den gewichtigsten Posten der Staatsfinanzierung. Militär nutzt und fordert stets das Maximum der verfügbaren Technologie. Und insgesamt ist es daher eine gewaltige, nicht zu ignorierende Kraft, die auf das Geldsystem einwirkt.
Mit der Hinwendung zu der "antiken" Form des Söldnerheeres entsteht ein ungeheurer Ausgabendruck. Vereinfacht gesagt: Konnten die Kosten für den Feldzug bei einem Ritterheer, das man aufgrund von feudaler Abhängigkeit "zu den Waffen" rufen konnte, bestenfalls mit der errungenen Beute bezahlt werden, möchte der Söldner eigentlich gern im Voraus, und möglichst in Gold und Silber, seinen Sold. Das ist ein grundlegender Unterschied! Die zahlreichen Kriege der Epoche sind Zeichen eines manchmal kaum verhohlenen Trachtens nach "Beute".
"Schaff' er mir Geld heran!", war die Forderung der Fürsten.

Die Änderung der Militärdoktrin hatte - innerhalb des dirigistischen, "absolutistischen" Systems - zwangsläufig eine signifikant erhöhte Ausgabenlast zur Folge. In der damaligen Überzeugung, dass der gesamte "Kuchen" des Reichtums der Welt sich nur schwerfällig verändert, musste das zwangsläufig expansionistische Gelüste wecken. Innerhalb Europas, wie dann vermehrt und schließlich vorherrschend im Kolonialismus des 18. und 19. Jahrhunderts, in Übersee.

Am Rande feststellen kann man dabei auch, dass eine Edelmetallwährung allein noch kein "freiheitliches" System bedingen oder auslösen kann. Der politische Absolutismus mit dem unangefochtenen Fürsten als Gesamtrepräsentanten ("le etat se moi" (sorry, Nicht-Franzose am Werk)) und das durch und durch regulierte Wirtschaftssystem, der heute so genannte Merkantilismus, bedienen sich fast immer Edelmetall-Umlaufwährungen.
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Beitrag 16.09.2013, 07:45

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Irgend etwas stimmt nicht ...

Wenn man die Entwicklung hin zu dem internationalen System fester Wechselkurse im Goldstandard ansieht, kommt man zu der Erkenntnis, dass die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert von herausragender Bedeutung ist. Man beginnt sich Gedanken zu machen (evt. "wieder"; mag sein, dass die Antike da sehr viel weiter war) über die Wirkungsweisen von Geld, über Wirtschaftspolitik. Man entwickelt frühe Wirtschaftstheorien. Was war passiert?
Ungefähr um 1500 herum flossen bereits tonnenweise Edelmetalle vor allem nach Spanien und Portugal. Zunächst aus Afrika, dann aus den beiden Amerikas schien sich ein nicht enden wollendes Füllhorn an Gold und Silber über die iberische Halbinsel zu ergießen. Und so verwundert es nicht, dass man nun langsam frühe geldtheoretische Ansätze findet. Serat (Anf. 17. Jahrhundert) erkennt, dass die Silberschwemme allein noch kein "Reichtum" ist, sondern lediglich die Bilanz einer positiven Außenwirtschaft mit einem silberreichen Gebiet. Und Davanzati schlägt vor, international den Wert des Goldes genau zu den verfügbaren Waren in Beziehung zu setzen ... sozusagen die Prä-Idee eines Goldstandards.
Aber was war denn nun passiert?

Einigermaßen erstaunt hatte man erkannt, dass mit dem Edelmetall nicht unbedingt Reichtum und Wohlstand Einzug hielt. Spanien und Portugal blieben "arme" Länder. Ja es wird sogar eine Erschütterung des europäischen "Finanzmarktes" ausgelöst, die zur "Preisrevolution" des 16. Jahrhunderts in ganz Europa führt.
Konkret geschah folgendes: Im Grunde - und vom reinen Raub mal abgesehen, der im weitesten und etwas zynischen Sinne wirtschaftlich auch als "Unternehmung" gesehen werden muss - hat man Märkte erschlossen, wo außerordentliche Preise bezahlt wurden (im Falle des Raubes muss nur die "Expedition" selbst bezahlt werden). Nicht zuletzt wurden für (Industrie-) Waren aus der alten Welt von Einheimischen und später auch Kolonisten, in den Kolonien hohe Preise bezahlt. Über kurz oder lang ist es für den Kaufmann trotz des Risikos lukrativer seine Waren zu verschiffen, als zu Hause anzubieten. Damit steigen die Preise im Land selber. Wer dann noch festen Lohn erhält oder dessen Preise reglementiert sind, ist der Verlierer! Wenn angebotene Waren nicht sowieso schon billiger im Nachbarland eingekauft werden.

Sehr anschaulich zeigt diese einfache "Kausalkette", wie der damalige Geldzustrom (in Form von Edelmetall) weit mehr Auswirkungen nach sich zieht, als nur das einfach "Mehr Geld = inflationäre Entwicklung". Sicher verliert das Geld - auch aus Edelmetall - etwas seiner Kaufkraft, aber die Folgen sind in einer verknüpften, internationalen Wirtschaftsordnung komplexer. Und im Grunde nur weil das Edelmetall in den Herkunftsländern anders bewertet wird als daheim. Sein Transport wird lukrativ und technisch möglich: es kommt zu einer Flussbewegung des ganz realen Metalls, Preisgefüge verschieben sich, Konkurrenzsituationen entstehen (die nicht durch dirigistische Maßnahmen EINES Herrschers verhindert werden); kurz: es gibt Gewinnmöglichkeiten ... aber auch unkalkulierbare Risiken.
Insbesondere, wenn man am reibungslosen Funktionieren der Wirtschaft interessiert ist, erkannte man nun, dass der Fluss des Geldes - bzw. des physischen Edelmetalls - Einfluss auf die Gesamtwirtschaft hat.
Das ist die Basis auf der alle kommenden geldtheoretischen Ideen fußen. Diesen Fluss über die eigenen Mühlräder zu lenken, entwickelt sich zu einem theoretischen Problem und einer praktischen Aufgabe. Wie sich dann zeigte, war die Kontrolle der Geldmenge dabei von zentraler Bedeutung.

...
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Beitrag 16.09.2013, 11:23

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Ken.Guru
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wenn ich dass jetzt richtig verstehe haben wir den spas schon seit ca. 500 + - jahren und erst jetzt rieselt es so langsam ins gehirn (edit) der massen !?
hab ich mir schon so ähnlich vorgestellt, nur das es per i-net und computer respektive deren software nur "etwas" beschleunigt wurde.
Zuletzt geändert von Ken.Guru am 16.09.2013, 18:23, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag 16.09.2013, 13:08

Klecks
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Ken.Guru hat geschrieben:wenn ich dass jetzt richtig verstehe haben wir den spas schon seit ca. 500 + - jahren und erst jetzt rieselt es so langsam ins gehirn ?
Sieht so aus... smilie_08
Wenn man das so zusammengefasst liest, kommt man (zumindest ich) zu dem Schluß, dass unsere Geldzettelchen gar nicht so sehr die Abkehr von EM-Geld bzw. goldgedeckter Geldpolitik darstellen sondern lediglich deren Fortsetzung mit anderen Mitteln. Die Probleme der EM-Währungen scheinen jedenfalls in Art, Größe und Auswirkung nicht soooo viel anders gewesen zu sein als heute.

Vielen Dank an Ladon für diesen sehr informativen und verständlich zusammengefassten Infothread! smilie_14
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selber zu machen.

Beitrag 17.09.2013, 07:44

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Ladon
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Perfekter Stichwortgeber ... ;-)

In dem Versuch oben ein einigermaßen umfassendes Bild zu entwerfen, ist bislang etwas unbeachtet geblieben, was in üblichen "Übersichten zur Geldgeschichte" meist sehr betont wird: die permanenten Schwierigkeiten mit Münzverschlechterungen, die ebenfalls ein Merkmal der beschriebenen Epoche sind - und zwar wiederum europaweit. Für England liegen mir einige Dokumente vor, die sich auch damit beschäftigen; ein paar Beispiele werden also noch folgen.
Hier wurde die Problematik der "gestutzten" Münzen (clipped money, Kipper und Wipper ...) zunächst beiseite gelassen. Dies hat einen einfachen Grund:
In England z.B. ist es doch eindeutig so, dass die untergewichteten Münzen relativ problemlos akzeptiert wurden ... bis die ungesteuerte Ausweitung des Umlaufgeldes das Wirtschaftsgefüge berührt und anhand der "Silberschwemme" die schlechten Münzen an Vertrauen verlieren.
Zu oft werden die Münzverschlechterungen als Auslöser der Preisrevolution des 16. Jahrhunderts genannt. Es gab sie aber vorher auch schon. Erst in Kombination mit signifikanten Geldflüssen sorgen dann auch die gestutzten Münzen für weiteren Vertrauensverlust und befördern die Preissteigerungen.

Um den Umfang noch einmal zu verdeutlichen: Nach Vilar importiert Portugal allein aus Amerika und allein im Jahrzehnt von 1550-1560 über 42 Tonnen Gold! Ein Vielfaches wird an Silber bewegt. Dieser Strom verebbt nicht auf der Spanischen Halbinsel, sondern ergießt sich über Europa: zum Teil werden in Nachbarländern Exportgüter gekauft, die im (z.B. portugisiseschen) Heimatland schon von der aus den Kolonien exportierten Preissteigerung stammt, zum Teil fließt Geld aber auch an Banken (!), welche die Expeditionen und Unternehmungen finanziert haben.
In Frankreich wird Weizen Mitte bis Ende des 16. Jahrhunderts 5mal teurer; der Silbergehalt des "Turnosgroschen" sinkt gleichzeitig von knapp 18g auf knapp 11g. Dabei erhöht sich offensichtlich das umlaufende Geld ... und als Ware fließt es dort hin, wo der Preis am besten ist. In England begegnet man dieser Entwicklung im 17. Jahrhundert schließlich mit Gesetzeskraft: Am 15. Mai 1660 beschließt das House of Commons ein umfangreiches Exportverbot für ausländische Münzen und "Bullion" (also Edelmetall in Barrenform). Die Formulierung ist notwendig, weil ansonsten Münzen einfach eingeschmolzen und als "Bullion" exportiert werden könnten.
Hinter dem Gesetz steht die Furcht vor einem Geldabfluss, insbesondere des silbernen Alltagsgeldes. Man hatte in den vergangenen Jahrzehnten also "gelernt"! Die Geldmenge war als wichtiger Faktor erkannt worden. Nun trat, mehr und mehr auch in der Theorie, die Frage in den Vordergrund, in welcher Weise unterschiedliche Nominale mit dem sich spontan am Markt bildenden Metallpreis in Einklang zu bringen wäre! Auch wenn das Wort zu jener Zeit nicht fällt, das Problem besteht darin, dass die nationalen Währungen nicht "standardisiert" sind. So erhält man im englischen System - vorausgesetzt die Münzen sind nicht "gestutzt" - etwas mehr Silber für die Goldunze als sie in Amsterdam kostet: Nahezu automatisch fließt Gold nach England und Silber auf das Festland. Das Problem des "clipped money", des "Stutzens" von Silbermünzen wird akuter, der nominale Goldpreis steigt weiter ... Ende des Jahrhunderts beklagt John Locke, dass es möglich sei mit faktisch 3 Silberunzen in gestutzten Münzen nahezu 5 Unzen Barrensilber kaufen zu können.
Häufig müssen daher die Währungen angepasst werden. Das kann auf zwei Arten geschehen:
a) Man verändert den nominalen Wert. Die Unze Silber wird nicht mehr mit 20 sondern mit 25 Schilling gerechnet. Fertig. Gestutzte Münzen bleiben im Umlauf (1695 soll die Hälfte aller Silbermünzen in England "geclipped" gewesen sein), neue Münzen werden mit entsprechend vermindertem Silbergehalt geprägt.
Das ist praktisch, kostengünstig und einfach ... wäre da nicht der ganz reale Verlust der Kreditgeber, die möglicherweise rein physisch mehr Silber verliehen haben als sie zurück erhalten.
b) In einer großen Münzverrufung wird das alte Geld eingezogen, eingeschmolzen und mit neuem Geld, das den korrekten Silberanteil hat ersetzt. Abgesehen von den Kosten für Einzug, Schmelzen und Neuprägung der Münzen, kommt hier noch der nominale Verlust auf den Staat zu, der aus dem eingezogenen Silber ja - korrekter Weise - weniger Münzen ausgibt und die Differenz ausgleichen muss. Man tauscht ja 1:1 alte gegen neue Münzen. Teuer für den Staat, aber interessant für Kreditgeber. Jetzt bekommen sie eventuell tatsächlich mehr Metall zurück als sie verliehen haben.
Es dürfte klar sein, dass sich die Lösung (b), Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren ;-) , in der Regel durchsetzt.



Aber langsam kommen auch "die Banken" ins Spiel. Daher demnächst ein, wie ich glaube ganz interessanter, Blick auf "die Sache mit den Goldschmieden".
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Beitrag 19.09.2013, 08:05

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Die Goldschmiede

Ach ja, wer kennt sie nicht? Die Sache mit den Goldschmieden. Praktisch kein Schriftstück über Geldgeschichte, in dem nicht genüsslich ausgebreitet wird, wie "gottlos" und "für nichts" sich die Goldschmiede bereichern, die aus dem ursprünglichen Depositgeschäft ungefähr ab 1640 ein Kredit gebendes Gewerbe entwickelten. Immer wieder wird auf "Dokument(e)" hingewiesen, die das schändliche und amoralische Treiben der Goldschmiede illustrieren sollen - und wenn es sich um (geld-)systemkritische Schriften handelt, wird meist hinzu gefügt, dass die Menschen eben schon damals, gleich "zu Beginn" gemerkt hätten, dass hier etwas unlauteres" am Werk ist.

Es ist, nach einiger Recherchearbeit einigermaßen überraschend, dass praktisch immer, wenn derartige Zitate und Verweise gebracht werden das Ganze auf ein einziges Dokument (!) zurück geht. Und dieses Dokument ist ein anonymes Pamphlet aus dem Jahre 1676 - ein Flugblatt, das in deutlicher Sprache und in damals durchaus nicht unüblicher Weise eine Gruppe attackierte, ein polemischer "offener Brief", anonym verfasst.
Es ist schon erstaunlich welche Karriere ein solches Schriftstück machen kann. Heute ist es also DAS Dokument schlechthin, welches das "schädliche Treiben" der Goldschmiede aufdeckt.

Da stellt sich doch die Frage: Wer hat eigentlich so ein großes Interesse daran, das "neue Gewerbe" der Goldschmiede schlecht zu reden? Wem wird hier eigentlich "in die Suppe gespuckt", so dass er mit den damaligen Mitteln der öffentlichen Meinungsmache gegen diese neuartigen Privatbanken vorgeht? Und jetzt wird die Sache spannend:
Das etwa vierseitige Dokument bedient sich der formalen Sprache jener Zeit und ist von daher im Detail etwas schwierig zu verstehen. Aber natürlich sind die Vorwürfe klar formuliert und es besteht auch kein Zweifel darüber, dass es sich um das praktizierte "private banking" handelt, gegen das hier polemisiert werden soll. Um das Problem, dass es lukrativer für den Kapitalbesitzer ist, sein Geld dort "anzulegen", als es etwa der Krone zu leihen! Überflüssig zu sagen, dass auch gleich noch die willige Zusammenarbeit der Goldschmiede mit Cromwells Regime erwähnt wird.

Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass es hier der alten Garde von (Staats-) Finanziers, Kaufleuten wie Mun, welche die Kaufmannschaft für die "Vermögensverwalter des Reiches" halten eher darum geht eine neuartige "Konkurrenz" zu diffamieren - die Hinweise auf weinende Witwen und Waisen, die wegen der Umtriebe der Goldschmiede am Hungertuch nagen müssen, mögen aus heutiger Sicht beinahe witzig sein, damals war die Hungersnot aber ein eine sehr reale Gefahr. Jedenfalls ist, um das Ganze jetzt auf die reinen Tatsachen zu reduzieren, ab der Mitte des 17. Jahrhunderts in England das Entstehen eines Privatbankensektors zu beobachten. Die Depositscheine der Goldschmiede liefen schon bald als weithin akzeptierte "Banknoten" um, und das System entwickelte sich zu einer Kreditmaschinerie, als Kredite über die Einlagen hinaus gewährt wurden. Solch' "nicht gedeckter Kredit" war keine Neuheit - die Kredite auf mittelalterlichen Messen waren selbstverständlich auch nicht "mit Gold gedeckt", sondern auf der Basis zukünftiger Erträge entstanden. Neu war die Institutionalisierung, die Anonymisierung. Wer wem etwas leiht war nicht mehr zu erkennen und außerhalb der Entscheidungsmöglichkeiten des Geldgebers.

Hier gilt es zu beachten, dass solche Entwicklungen in der Regel aus den Zeitumständen erwachsen und nicht umgekehrt! Die Situation im England jener Zeit erforderte (!) große Kreditmengen. Die vorindustriellen Entwicklungen, Gründung von Kapitalgesellschaften, der einsetzende Kolonialismus ... all das sind Unternehmungen, die erst einmal "Kredit" benötigen. 10.000 Pfund Kapital - damals eine ungeheure Summe - waren keine Seltenheit für eine Brauerei, eine Papiermühle o.ä.. Das musste aufgebracht werden.
Das Unbehagen der "alten" Geldmächte wuchs immer mehr. Die Goldschmiede wurden des Betrugs, des Wuchers, des Stutzens von Münzen bezichtigt ... und doch näherten sich Teile des "alten Geldes" ihrer Denkweise an! Die "moneyed man" tauchen auf: Leute, die nicht in klassisch römisch-antiker Weise Reichtum ausschließlich Bodenbesitz sehen und für die die Beschäftigung mit Geld etwas proletarisches hat. Nein, diese "moneyed man" beschäftigen sich professionell mit Geld an sich. Ende des Jahrhunderts geht es dann Schlag auf Schlag. Die "Glorious Revolution" von 1688 verändert das Gefüge des Staates, England macht sich auf den Weg zur Weltmacht - und das Geldsystem wird immer wieder durch stabilisierende Maßnahmen gestützt und umgearbeitet. Einzug von gestutzten Münzen etwa, Wegfall der Seignorage (damit mehr EM zu Münzen geschlagen wird). Das alles sei am Rande erwähnt, denn der für das hier angesprochene Thema wichtige Meilenstein ist die Gründung der Bank von England im Jahre 1694.

Nebenbei bemerkt ist jetzt übrigens keine Rede mehr von "gottlosem Treiben", "schädlichem Handeln" usw., obwohl der Bank ausdrücklich praktisch jede Art von "Offenmarktgeschäft" erlaubt wurde. Auch die Verpfändung zukünftiger Staatseinnahmen (Zugriff auf bestimmte Zölle etwa) ist jetzt in Ordnung. Durch ihre Geschäftstätigkeit mit der ausdrücklichen Genehmigung zur Diskontierung von Wechseln, sowie der Kreditvergabe an die Privatwirtschaft, nimmt die Bank of England nun also faktisch genau den Platz ein, den "die Goldschmiede" in den vergangenen Jahrzehnten im Umfeld der vorindustriellen, kapitalintensiven Wirtschaft, aufgebaut hatten! Der "alte" Geldadel hatte sich offensichtlich mit den Emporkömmlingen arrangiert und ihre Methoden schließlich adaptiert.

Von nun an sollte das anonymisierte Bankgeschäft die Kreditversorgung der Wirtschaft übernehmen. Der Finanzier "alter Schule", der Kaufmann mit seiner persönlichen Reputation trat zurück. Verrechnungssysteme, wie man sie früher nur innerhalb abgeschlossener Gruppierungen kannte (Zunftkassen, das Bankensystem der Hanse usw.), wurden zum Standardmodell des Finanzmarktes.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zur BoE, bzw. den Umständen ihrer Gründung. Im Gegensatz zu den Goldschmieden hatte die BoE immer eine ausgezeichnete "Presse". Betrug, Zahlungsunfähigkeit ... alles Sachen, die niemals mit dieser Institution in Verbindung gebracht wurden. Die "bösen" Goldschmiedbanken waren wie "verschwunden". Übrig blieben oder neu waren die "guten".
Und auch heute noch kann man immer wieder hören, dass das Modell der BoE auch im Sinne kritischer Geldsystem-Hinterfrager schon "in Ordnung" gewesen wäre; im Gegensatz eben zu dem "schändlichen Treiben" der Goldschmiede. Schließlich habe man 1,2 Millionen Kapital aufgebracht und entsprechend Banknoten in Umlauf gesetzt.
Der Punkt, der oft übersehen wird: Das Kapital (in harter Münze) ging als Kredit an den König. Die Banknoten wurden ZUSÄTZLICH in Verkehr gebracht! Früher hatte man persönlich das Geld dem König geliehen und (mit etwas Glück) mit Zins zurück bekommen, vielleicht im Gegenzug irgendwelche Privilegien erhalten. Jetzt verlieh die Bank, deren Gesellschafter man war, sozusagen anonym das Geld, der Vorgang wurde formalisiert ... und der gleiche Betrag wurde noch einmal in Form von Banknoten ausgereicht.

Es erscheint wichtig, hier noch einmal zu betonen, dass nicht etwa die Gründung der Bank in der Folge das Geldsystem formen wird, sondern es sind die Umstände und die strukturellen und wirtschaftlichen Veränderungen, die ein solches Instrument erforderten und schließlich formten. Bei diesen Dingen ist meist viel weniger "Wille" dabei (oder "Planung"), als dass es sich um Reaktionen auf die Rahmenbedingungen handelt.

Mit dem Jahr 1694 beginnt die Zeit der institutionellen Kreditvergabe, welche wohl überhaupt erst die industrielle Revolution ermöglicht hat - ob ein gemächlicherer Gang der Dinge in Europa "besser" für die Welt gewesen wäre, sei an dieser Stelle dahingestellt. Es änderte die Gründung der BoE zunächst auch nichts am Standard-Finanzmarktproblem der Zeit: die stetige Marktpreisänderung der Edelmetalle Silber und Gold; die damit verbundene stete Änderung ihres Verhältnisses zueinander; und das Problem das dadurch zwangsläufig den Bimetallsystemen entsteht, insbesondere wenn rasantes Wirtschaftswachstum nach Geldmengenwachstum oder wenigstens ~kontrolle ruft. Die zunehmende Internationalisierung verschärft das Problem noch. Zum einen werden die Summen immer größer (mit der ungeliebten Transportfrage, wenn es um EM geht), zum anderen behindern unterschiedliche Märkte den "Fluss des Geldes", den man im vergangenen (17. Jahrhundert) für wichtiger als das Geld selbst erkannt hatte.

Das Instrumentarium war nun vorhanden. Nun galt es, diesen "Geldfluss" unabhängig zu machen von nicht oder wenig zu beeinflussenden Faktoren. Wenn Geld zu- oder abfließen kann (mit weit reichenden Folgen für den Wirtschaftsraum!), nur weil irgendwo aufgrund neuer Funde z.B. ein Überschuss entsteht, der woanders größere Kaufkraft aufweist und deswegen "ins Fließen" gerät, dann ist das (trotz bestehender Arbitrage-Möglichkeiten) nicht im Sinne des Kaufmannes. Zu viele systemische Faktoren werden beeinflusst. Die Dinge sind im Wortsinn schwer zu kalkulieren.
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Beitrag 20.09.2013, 08:59

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Ladon
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In gewisser Weise ist es natürlich willkürlich mit der Gründung der Bank of England ein "Kapitel" auf dem Weg zum Goldstandard zu beschließen - doch allein die Tatsache, dass für die folgenden etwa 200 Jahre England das Zentrum der internationalen Finanzwelt bilden wird, rechtfertigt diese Zäsur schon.

Kurz zusammen gefasst ergibt sich das folgende Bild:
Eine Zeit, die in Bezug auf Innovationen und Erfindungen geradezu unglaublich kreativ war (Galilei, Kepler, Newton, Locke, Descartes ... um nur mal ein paar Beispiele zu nennen), strukturiert sich auch die "Hochfinanz" gewissermaßen neu. Es seien noch einmal kurz die wichtigsten Stichpunkte aufgeführt.

Es ist das Zeitalter des Absolutismus. Strikter Dirigismus in allen Bereichen - und eben auch in wirtschaftlicher Hinsicht (Merkantilismus) - bestimmt das Leben.
Praktisch weltweit (auch wenn sich die Betrachtung auf Europa beschränkt hat) werden Edelmetallwährungen benutzt. In der Regel sind es Bimetallwährungen; das Verhältnis von Gold zu Silber wurde (in zeitgenössisch typischer Denkweise) "regional" festgelegt. Die entsprechenden Waren blieben jedoch einem Marktpreis ausgesetzt, der dieses Verhältnis stets unter Druck setzte. Mit der Folge unkalkulierbarer "Flussbewegungen" des Umlaufgeldes, denen praktisch andauernd mit Regulierungen entgegengesteuert werden musste. Die zunehmende Internationalisierung von Handel und auch der politischen Interessen (Hegemonialstreben) führen zu permanenten Konfliktlagen.
Der interessante Punkt hinsichtlich einer internationalen Währungsordnung dürfte sein, dass den "Theoretikern" der (noch gar nicht existierenden) Wirtschaftswissenschaften durch den Edelmetallzufluss nach Europa etwas bewusst wurde, dem vorher - zumindest seit der Antike - keine Bedeutung zugemessen wurde: Der Begriff "Reichtum" war bis dahin untrennbar mit dem Besitz von Edelmetall verbunden. Nun stellte man, zunächst auf der iberischen Halbinsel, dann europaweit, fest, dass "volkswirtschaftlicher" Reichtum sich dadurch gerade NICHT bemisst. Das Vorhandensein von EM ist zunächst einmal lediglich sichtbare Folge einer "positiven Außenhandelsbilanz" mit EM-reichen Ländern (sei das durch Handel, durch Ausbeutung, durch Kolonisierung oder auch durch schlichten Raub). Die Faktoren "industrielle Wirtschaftsleistung", Geldmenge usw. werden jetzt als maßgeblich erkannt! Und industriell scheint Intensivierung ad ultimo möglich (ganz im Gegensatz zur Landwirtschaft, wo irgendwann Intensivierung die Böden auslaugt und zum Gegenteil führt). Auch das Dogma des unendlichen Wachstums entsteht also in jener Zeit! Man sieht nun große internationale Geldströme, die aufgrund von dynamischen Marktprozessen mit dem Material des Geldes (Gold und Silber) entstehen. In der Folge entstehen die ersten Ansätze von Wirtschaftstheorien, Versuche Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und Steuerungsmechanismen zu entwickeln.
Auf der anderen Seite verlangte vor allem der Wechsel der Militärdoktrin hin zum "stehenden Söldner-"Heer, neben der sprichwörtlichen, absolutistischen Hofhaltung, stetig nach mehr international einsetzbarem Geldes ("bare Münze"). Das führte schließlich dazu, dass auch die Staatsfinanzierung einen Wandel vollzog: weg von dem individuellen Geldgeber, hin zur institutionellen Bankenfinanzierung durch Einsammeln überschüssigen Geldes bei möglichst allen (der kleine Krämer konnte vielleicht ein paar Münzen sparen, hätte damit aber niemals irgendwas "finanzieren" können - über Banken ist dies prinzipiell möglich; allerdings "anonymisiert"). Das Prinzip dafür zukünftige Erträge zu verpfänden, blieb allerdings bestehen ... und noch heute treten die Staaten Hoheitsrechte an (private) Banken ab.
Die allgegenwärtigen "Münzverschlechterungen" heizen die Problematik an. Auch das ist heute nicht anders: nicht der Euro ist schuld am Wirtschaftssystem, sondern innerhalb des Systems bewirken "schlechte" Währungen eine Beschleunigung schlechter Entwicklungen, aber sie initiieren sie nicht. Letzten Endes läuft es immer wieder darauf hinaus, den spontanen Marktpreis der Geldwaren mit dem nominalen Wert der Metallmünzen zu koordinieren. Sehr viele EM-Währungen basierten zwar auf "Gewichtseinheiten", die daraus abgeleiteten Recheneinheiten der Währung konnten aber natürlich immer nur der Marktentwicklung hinterher hinken. Die "einfache Lösung" doch stur auf der Gewichtseinheit zu bestehen, ist, wenn zu geringe (Bar-) Geldmengen stets deflationäre Gefahren bergen, praktisch undurchführbar ... selbst mit aller absolutistischen Gewalt lassen sich erzwungene Preis- und Lohnsenkungen nur schwer bis gar nicht - und schon gar nicht flächendeckend oder gar international - durchsetzen! Das wäre aber eine Grundvoraussetzung: Alle (!) Preise (inkl. Löhne) müssten festgelegt und in Gewichtseinheiten ausgedrückt werden (einen solchen Vorschlag zum "idealen Goldgeld" machte Davanzati). Eine Geldschwemme, wie sie dann ja eintrat, würde ein solches ("planwirtschaftliches") System torpedieren! Wer sollte die notwendigen "Wert-Updates" bestimmen und durchsetzen?
Die Notwendigkeit von "Recheneinheiten" für den Handel ist natürlich unbestritten. Ebenso natürlich ist das Bedürfnis der Kaufmannschaft den Handel mit größtmöglicher Sicherheit zur Erreichung von "Rendite" durchzuführen. Und DAS ist der entscheidende Punkt: Handel funktioniert nur, weil die Dinge, die gehandelt werden, regional unterschiedlichen Wert haben (auch und gerade die Geldwaren Gold und Silber)! Werkzeug und Kleidung hat (z.B.) für den Kolonisten in Amerika einen hohen Wert, Silber einen niedrigen (noch Mitte des 18. Jahrhunderts erzählt der amerikanische Seemann und Jurist Richard Henry Dana von seiner Reise nach Kalifornien, wo in den entlegensten spanischen Dörfern für ihn unglaubliche Mengen an Silbergeld kursierten). Also fließt das eine (mit der Folge von Preissteigerungen im Ursprungsland!) in die Kolonien, das andere von dort zurück. "Gewonnen" ist aber erst dann was, wenn dieses Silber im Ursprungsland wiederum sinnvoll (= mit "Gewinn") weiter verwendet werden kann: Bewertungsdifferenzen in verschiedenen Ländern können da ganz leicht dazu führen, dass es am Ende des Tages KEINEN realen Gewinn gibt!
Die Erkenntnis, dass Geld fließen muss um wirklichen Reichtum zu generieren, sowie die damit verknüpfte Entstehung von "Finanzmärkten" und Banken, deren Hauptaufgabe nicht der Deposit von Edelmetall, sondern das Ausreichen von Krediten an Unternehmen ist, führte zu den Bestrebungen Recheneinheit und Metall auf der Basis eines Standards zu fixieren. Das Problem des Wertverlustes durch allgemeine Preissteigerungen schien sich durch Zinszahlungen der Banken, die Kapital einsammelten, bewältigen zu lassen (... daraus sollte das nächste große Problem dann entstehen). Deflation (ein Grundproblem des Warengeldes bei Warenmangel und/oder Ausweitung der Wirtschaftsleistung) war in der Hochzeit des Metallzuflusses sowieso kein Thema. Durch Expansion schien sich das in den Griff kriegen zu lassen. Eine internationale Lösung blieb - man erinnere sich nur an die vielen großen und kleinen Kriege der Zeit - politisch nicht in Reichweite. Mit der politischen Zeit der Aufklärung und den aufstrebenden Wirtschaftsmächten erstanden neue Möglichkeiten, die im folgenden Thema sein sollen. Wirtschaft und Staaten (bzw. Fürsten - es ist immer wieder missverständlich, wenn von den damaligen Herrschaftsgebieten als "Staaten" gesprochen wird) waren von Beginn an miteinander verknüpft (im klassischen Absolutismus sogar praktisch "eins"). Diese Aussage missfällt auf den ersten Blick. Die Tatsache zu ignorieren, dass sich die politischen und wirtschaftlichen Systeme aus einer gemeinsamen Wurzel und dann parallel mit gegenseitigen "Ansprüchen" (die einen wollen "Geld", die anderen wollen "Sicherheiten" durch hoheitliche Gewalt), entwickelt haben und das bis heute nachwirkt, wäre aber ein grober Fehler!
Ein Teil der Ansprüche der Wirtschaft an den Staat war, wie wir gesehen haben, eine irgendwie geartete Fixierung des Wertes von Währungseinheiten auf Metallbasis. Dabei war man aber gern bereit neben dem Warengeld die "papiernen" Geldsurrogate mehr und mehr einzusetzen und ihnen aus den abgeschirmten Revieren bestimmter Interessengruppen hinaus zu verhelfen. Fehler, Fehlversuche usw. eingeschlossen. Mit der BoE gelang es dann erstmals ein vertrauenswürdiges Kredit geschöpftes Geld erfolgreich am Markt unterzubringen! So ist in diesem Datum also nicht nur ein wichtiger Schritt zum Goldstandard zu sehen, sondern eben auch zum modernen Kreditgeld!

Welche Dimensionen der "Finanzmarkt", das Gewerbe mit Geld an sich, ohne "Produktivität", mittlerweile erreicht hatte, mag ein letztes kleines Beispiel verdeutlichen:
Im 17. Jahrhundert war Holland DIE Handelsnation, England schloss erst auf, und verfügte daher über unfassbare Finanzmittel. Die Bank von Amsterdam war die Wall Street des Jahrhunderts: Allein die Zahlungen für Frachteinnahmen und Versicherungen reichten aus, um eine positive Handelsbilanz für die Vereinigten Niederlande zu generieren (Vilar)! Ohne dass eine einziges "Ding" produziert worden wäre!


Der Thread bleibt für Fragen und Ergänzungen (mein eigenes Quellen-Archiv ist etwas England lastig ...) natürlich offen.
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Beitrag 20.09.2013, 13:24

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Ladon hat geschrieben:Sehr viele EM-Währungen basierten zwar auf "Gewichtseinheiten", die daraus abgeleiteten Recheneinheiten der Währung konnten aber natürlich immer nur der Marktentwicklung hinterher hinken. Die "einfache Lösung" doch stur auf der Gewichtseinheit zu bestehen, ist, wenn zu geringe (Bar-) Geldmengen stets deflationäre Gefahren bergen, praktisch undurchführbar ... selbst mit aller absolutistischen Gewalt lassen sich erzwungene Preis- und Lohnsenkungen nur schwer bis gar nicht - und schon gar nicht flächendeckend oder gar international - durchsetzen! Das wäre aber eine Grundvoraussetzung: Alle (!) Preise (inkl. Löhne) müssten festgelegt und in Gewichtseinheiten ausgedrückt werden (einen solchen Vorschlag zum "idealen Goldgeld" machte Davanzati). Eine Geldschwemme, wie sie dann ja eintrat, würde ein solches ("planwirtschaftliches") System torpedieren! Wer sollte die notwendigen "Wert-Updates" bestimmen und durchsetzen?
Das erinnert doch stark an die Eurozone. Den Vergleich zwischen dem Euro, der durch die einzelnen Staaten ohne Genehmigung einer supranationalen Organisation nicht geschöpft werden kann, und dem Gold, wird von verschiedenen Autoren häufiger gemacht. Es wäre zu schön, wenn die jeweiligen Herrscher bei Geldmangel Löhne und allen anderen Preise einfach halbieren könnten.
Dass dieser Gedanke aber schon so alt ist, wusste ich nicht. Habe wieder was dazu gelernt. Andererseits laufen in der südlichen Eurozone momentan genau diese Experimente. Werden sie diesmal gelingen, obwohl sämtlichen Erfahrungen aus der Geschichte und der Gegenwart das Gegenteil lehren?
Die derzeitigen Machtinhaber halten noch unbeirrt an diesem Weg für Staaten, die sich nicht wehren können, fest.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 21.09.2013, 09:32

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AuCluster hat geschrieben:...
Das erinnert doch stark an die Eurozone.
...
Ich hoffe inständig, dass diese Aussage von Dir jetzt keinen dieser "Reflexe" auslöst, die wir hier manchmal beobachten können ... auch nur der angedeutetste Vergleich Euro/Gold dürfte so manchem eingefleischten Goldgeld-Befürworter die Zornesader bis an den Rand des Hirnschlags schwellen lassen.

;-)

Trotzdem hast Du recht! Wir müssen hier aber UNBEDINGT BETONEN, dass wir von einem Goldgeld ZU ZEITEN DES ABSOLUTISMUS reden! Dieses Geldsystem war weder gut, noch freiheitlich, noch ist es erstrebenswert dorthin zurückzukehren. Und in diesem Sinne muss man den Vergleich verstehen!
Denn tatsächlich ist es auch heute so, dass wir trotz einer supranational durchaus akzeptierten Währung (etwas, das Wirtschaft und Handel immer anstreben und nicht zuletzt wird es mal das gewichtigste Argument FÜR den Goldstandard sein), diese Währung unkalkulierbaren "äußeren" Einflüssen (und Flussbewegungen) ausgesetzt sehen, die "Probleme" generieren.
Ich glaube auch dass es KEIN ZUFALL ist, wenn wir für jene Zeit eine enorme Anzahl von "Zahlungsausfällen" auf "staatlicher" Ebene sehen! Wieder das Beispiel der Fugger: die laxe Zahlungsmoral des/der Kaiser ruinierte schließlich die "Firma". Sie verloren ihren "Kredit" bei anderen Banken. Gerettet wurden sie damals allerdings nicht. Vielleicht waren sie da schon nicht mehr "systemrelevant". Allerdings waren die Fugger klug genug gewesen, in den guten Jahren die Familie offensichtlich für alle Zeiten gut versorgt zu haben.



P.S.
Bitte entschuldigt die vielen Anführungszeichen! Mir erscheint es wichtig damit darauf hinzuweisen, dass die benutzten, modernen Begriffe für die damalige Zeit nicht unbedingt genau die gleiche Bedeutung haben wie heute.
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Beitrag 23.09.2013, 13:21

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herakles hat geschrieben: ...
Ich dachte man kommentiert nicht in diesem Thread. Oder gilt das nur für ausgewählte Personen? Nicht das ich etwas gegen Kommentare hätte, schließlich kann ich mir ein Thread ohne nicht vorstellen. Wie Du selbe siehst, tat sich hier nicht viel. Die Infos kann man woanders auch finden. Die Diskussion darüber bring die Leute weiter.
...
@ Ladon,

bitte mach hier genauso weiter.

NACHDEM jeder die Entwicklung des Geldes und die Ursachen für diese Entwicklung verstanden hat, kann sich eine niveauvolle Diskussion ergeben.

Ich lese gerne mit, dann brauche ich nicht anderswo suchen.
Der Kopf ist rund damit das Denken die Richtung ändern kann

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