Rein gedanklich kannst Du Dich dieser scheinbaren Paradoxie mit zwei Argumenten oder Sichtweisen nähern:Manipulation hat geschrieben:...
Ich finde es nur bemerkenswert, dass überall sonst in der Welt für Reinstoffe höherer Reinheit in der Regel auch ein höherer Preis bezahlt wird als für Reinstoffe geringerer Reinheit - nur bei Gold und Silber macht das - im Rahmen der hier diskutierten Beispiele - keinen Unterschied
...
1.
Der historische Aspekt:
Gold kommt - im Gegensatz zu fast allen anderen Mineralien - in der Natur "gediegen", also als Element und nicht in einer chemischen Verbindung vor. Mit anderen Worten: Gold hat man GEFUNDEN, andere Mineralien mussten immer mit technischen/chemischen Verfahren erst aus irgendeiner Verbindung in die elementare Form überführt werden.
Folge: Steigende Reinheit musste bei einem anderen Metall (z.B.) mit immer aufwändigeren Verfahren "erzeugt" werden. Daher immer teurer.
(Dieser Effekt dürfte durch die rasant sinkenden Erträge der Minen allerdings etwas relativiert sein)
2.
Entscheidender aber ist folgendes:
Früher, als es noch Umlaufgeld aus Gold gab und vielleicht einen "Goldkern", der einen Teil der umlaufenden Geldmenge deckte, da unterschied man noch peinlich zwischen "monetärem" Gold und ... eh ... naja: "Sachen AUS Gold".
Monetäres Gold war demgemäß Gold, das im Geldsystem war. Entweder als Reserve oder als umlaufende Münzen. Wobei ersteres für die Notenbank natürlich VIEL interessanter ist, weil ihr Handlungsspielraum praktisch proportional mit der Menge des Reservegoldes (starres Verhältnis zur Umlaufmenge vorausgesetzt, also ein "Modell") steigt (oder fällt).
Goldmünzen wiederum müssen standardisiert sein; v.a. muss ein normiertes Feingewicht für ein bestimmtes Nominal garantiert werden. Da wird nichts weiterverarbeitet, da bestehen keine Anforderungen an die Reinheit (nur das Feingewicht) usw., denn als "Münze" ist es kein Rohstoff mehr, sondern Geld.
Auf der anderen Seite stehen die "Gegenstände aus Gold". Schmuck, Becher, diverse Ritualgegenstände. Und - komisch - bei diesen gilt in der Regel dann doch wieder: Bei gleichem Herstellungsaufwand wird der Gegenstand aus 585er "Gold" weniger kosten als der aus 999er!
Natürlich ist das ein dynamisches, fluktuierendes System! Einschmelzen macht aus dem "monetären Gold" einer Münze vielleicht eine Halskette ...
Und dass heutzutage auch Goldmünzen faktisch kein "monetäres Gold" mehr sind und der Preis daher keine "Entsprechung eines Nominals mit einem bestimmten Feingewicht" mehr ist, sondern von ganz anderen Kräften bewegt wird (Sammlerwert etwa), muss man wohl kaum erwähnen.
P.S.
Goldverbote (meist Handels- und v.a. Im- und Exportverbote, manchmal auch Besitzverbote) waren nahezu immer auf "monetäres Gold" beschränkt.