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Stand: 19.08.2022 von Hannes Zipfel
Die Schweiz exportierte im Juli so viel Gold wie seit Dezember 2016 nicht mehr. Die kleine Alpenrepublik ist Weltmeister bei den Ausfuhren des gelben Edelmetalls. Größter Nachfragetreiber war laut Eidgenössicher Zollverwaltung die Volksrepublik China.
China treibt physische Gold-Nachfrage wieder hoch

China ist zurück auf dem Gold-Markt

Nach dem pandemiebedingten Einbruch der Schweizer Goldexporte nach China von 52 Tonnen im Dezember 2019 auf 0 Tonnen im März 2020 hat sich nach den Lockerungen diverser Lockdowns im Reich der Mitte die Nachfrage in den letzten Monaten wieder deutlich erholt.

Laut der Eidgenössischen Zollverwaltung wurden im Juli mehr als 80,1 Tonnen aus der Schweiz in die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt verschifft. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vormonat und achtmal mehr als im Mai dieses Jahres.

Damit ist China zurück auf dem Weg zu einem der global führenden Importeure, obwohl das Land mit 370 Tonnen im Jahr 2021 selbst der größte Goldproduzent der Welt noch vor Australien mit 330 Tonnen und Russland mit 305 Tonnen war (Quelle: CEIC Data).

China zurück als führender Gold-Importeure

Die jüngsten Export-Daten aus der Schweiz geben einen deutlichen Hinweis darauf, dass sich die chinesische Goldnachfrage sowohl in der verarbeitenden Industrie (Schmuck, Elektronik, Raumfahrt, etc.) als auch bei den Gold-Anlegern wieder erholt, nachdem diese durch die Sperrung ganzer Metropolen wie Shanghai und Beijing (Peking) stark beeinträchtigt war.

Die Volksrepublik betreibt unter Xi Jinping nach wie vor eine stringente Null-Covid-Politik.

Neben dem Wiederhochfahren der chinesischen Wirtschaft spielte auch die Immobilienkrise eine Rolle, in der die Anleger nach Alternativen und „Sicheren Häfen“ für ihr Geld suchen. Außerdem senkte die Chinesische Zentralbank (Peoples Bank of China) ihren wichtigsten Schlüsselzins bereits zum fünften Mal in Folge, was dem zinslosen Edelmetall ebenfalls zugutekommt.

Nikos Kavalis, Geschäftsführer der Beratungsfirma Metals Focus, die eng mit der weltweit führenden Gold-Lobby-Organisation „The World Gold Council“ (WGC) zusammenarbeitet, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg:

„China ist von einer Situation, in der alles geschlossen war, wieder zur Halbnormalität übergegangen. Der Gold-Markt ist immer noch nicht großartig, aber er ist jetzt definitiv viel besser als noch im April."

China gehört gemäß den Daten des WGC mittlerweile mit gut 11 Prozent der weltweiten Gold-Importe im Wert von 43,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 zu den größten Importeuren hinter:

  • Schweiz (23,4 %)
  • Indien (14,1 %)
  • Großbritannien (13,6 %)

Wobei die Rolle Großbritanniens im internationalen Goldhandel umstritten ist. Hier lagern große Mengen physischen Goldes von Zentral- und Notenbanken und einiger großer offiziell mit physischem Gold gedeckter Exchange Traded Funds (Gold-ETFs).

Wann immer die Nachfrage wie jetzt in China sprunghaft ansteigt, gilt dies auch für die zur Verfügung Stellung von Gold für den Weltmarkt durch Großbritannien. So lieferte das Vereinigte Königreich im Juli 2022 gut 79 Prozent mehr Edelmetall in die Schweiz als noch im Juni und 104 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Aus welchen Quellen Großbritanniens das Gold für die Schweiz und somit auch China stammt, geht aus den Daten des Eidgenössischen Zolls nicht hervor.

Die Goldhändler in London sehen sich jedoch immer wieder mit Manipulations- und Kartellvorwürfen konfrontiert. Zudem weigert sich das Vereinigte Königreich, das Zentralbankgold Venezuelas zurückzugeben und konfiszierte im Zuge des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine im März dieses Jahres das komplette bei der Bank of England (BoE) gelagerte Gold der Zentralbank der Russischen Föderation (Bank Rossii).

Schweiz bleibt führendes Raffineriezentrum und Gold-Exportweltmeister

Die Alpenrepublik, die selbst kommerziell kein Gold fördert, ist das größte Raffineriezentrum und hinter London das zweitgrößte Goldhandelszentrum und zählt zu den sichersten Lagerorten für das gelbe Edelmetall. Außerdem haben die größten Rohstoffhändler der Welt wie Glencore, Trafigura und Vitol mit jeweils dreistelligen Milliardenumsätzen pro Jahr ihren Sitz in der Schweiz.

Die führende Rolle im Goldhandel verdankt das Land auch ihren großen Raffinerien, die bis zu zwei Drittel des weltweiten Bedarfs an weiterverarbeitetem und veredeltem Gold befriedigen.

In Deutschland gehören Argor-Heraeus und Valcambi zu den bekanntesten Goldbarrenherstellern.

Die Statistik der Eidgenössischen Zollverwaltung weist für Juli neben den stark gestiegenen Exporten nach China auch große Lieferungen in die Türkei (20 Tonnen), nach Thailand (17,5 Tonnen) und Indien (16 Tonnen) aus.

Gegenüber dem Juli 2021 konnte die Alpenrepublik ihre Goldexporte in Schweizer Franken gerechnet verdoppeln. Bereits im gesamten Vorjahr 2021 steigerte die Schweiz ihren Weltmarktanteil und verbuchte 21,1 Prozent mehr Goldexporte als noch im Jahr 2020.

Mit einem Anteil von 22 Prozent ist die Schweiz der mit Abstand größte Gold-Exporteuer der Welt:

Die größten Gold-Exporteuer der Welt

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Traveler | 30.08.2022, 11:53 Uhr Antworten

Hm, auch Putin deckte sich vor seinem militärischen Gang in die Ukraine mit reichlich Gold ein. Ist der chinesische Goldimport bereits eine Vorstufe zur Vereinnahmung von Taiwan?

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