Gold: 2.186,55 € 0,00 %
Silber: 25,45 € 0,00 %
Stand: 24.10.2023 von Hannes Zipfel
Die Erwartung der Zulassung von "physisch" gedeckten börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETFs) führt aktuell zu einem Nachfrageschub und stark steigenden Notierungen. Auch die Kurse vieler sogenannten Alt-Coin-Kryptowährungen werden mit nach oben gezogen. Was steckt hinter der Euphorie und welche Vor- und Nachteile hätten die neuen Bitcoin-Fonds für Anleger?
Bitcoin-Euphorie: Die Hintergründe

Bitcoin zieht den gesamten Krypto-Markt mit nach oben

Der Pionier unter den Kryptowährungen, der Bitcoin (BTC), stieg am Montag auf über 35.000 US-Dollar und erreichte damit den höchsten Preis seit Juli 2022. Aktuell kostet ein Bitcoin 34.580 US-Dollar bzw. 32.500 Euro (Stand: 14:00 Uhr | 24. Oktober 2023).

Bereits seit Anfang Oktober verstärken die Kryptowährungskurse ihre Aufwärtsdynamik. Neben den geopolitischen Verwerfungen ist vor allem die realistische Aussicht auf die Zulassung von börsengehandelten Fonds, die mit Bitcoins hinterlegt sind, der Grund für die aktuelle Euphorie.

Der Bitcoin ist in den letzten sieben Tagen um ca. 20 Prozent dramatisch angestiegen, da sich die Hinweise verdichten, dass die US-Börsenaufsicht (Securities and Exchange Commission; SEC) Zulassungsanträge auf Bitcoin-ETFs (Exchange Traded Funds) von Vermögensverwaltungs-Riesen wie BlackRock oder Fidelity Investments genehmigt.

Alternative Coins (Alt-Coins), allen voran Solana (SOL), sind sogar noch stärker im Preis angestiegen (Liste absteigend nach Marktkapitalisierung, SOL ganz unten):

Bitcoin & Alt-Coins: ETF-Euphorie

Aktuell gibt es ca. 9.300 verschiedene Kryptowährungen. Nicht alle können von dem Anstieg profitieren. Auch hat sich die Zahl der verschiedenen digitalen Münzen von dem Hoch im Jahr 2022 bereits verringert. Anderen Schätzungen zufolge gibt es sogar ca. 20.000 Kryptowährungen, die meisten davon sind jedoch entweder inaktiv oder werden nicht mehr angeboten.

Die hohe Anzahl erklärt sich dadurch, dass der Erstellungsprozess einer Kryptowährung ohne große Hürden möglich ist.

Die Top-20-Kryptowährungen machen jedoch fast 90 Prozent des Gesamtmarktes aus. An der Spitze liegt dabei unangefochten der Bitcoin mit einer Marktkapitalisierung von ca. 665 Milliarden US-Dollar.

Anzahl der Kryptowährungen weltweit bis August 2023

ETF-Euphorie

In den letzten Tagen herrschte immer mehr Optimismus darüber, dass in den die USA Bitcoin-ETFs zum Handel zugelassen werden, angeheizt durch ein aktuelles Gerichtsurteil zugunsten von Grayscale, dem weltweit größten Kryptowährungs-Vermögensverwalter, das die Chancen erhöht, dass der größte Bitcoin-Trust sein eigenes Anlage-Produkt in einen ETF umwandeln darf.

Auch der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock macht mit seinem Antrag auf die Zulassung eines Bitcoin-ETF offenbar Fortschritte: Der BlackRock-ETF bekam auf der Website von Depository Trust & Clearing Corp. eine ID-Nummer zugewiesen. Was zwar noch nicht bedeutet, dass der ETF genehmigt wird, aber ein Schritt, den die Anleger dahingehend interpretieren, dass das Unternehmen zuversichtlich ist, die Zulassung von der SEC zu erhalten.

Seit seinem Tief vom 10. November 2022 bei 15.742 US-Dollar hat sich der Bitcoin bereits wieder mehr als verdoppelt. Noch liegt der Kurs gleichwohl gut 100 Prozent unter seinem Allzeithoch von Anfang November 2021:

Bitcoin Kursentwicklung in US-DolIar

Wie geht es weiter beim BTC-Preis?

Der CoinDesk Bitcoin Trend Indicator BTI, der die Richtungsdynamik und Stärke der Bitcoin-Preisbewegung misst, wechselte in einen „deutlichen Aufwärtstrend“, als BTC seinen Stand über der 30.000-US-Dollar-Marke festigte, sagt Todd Groth, Forschungsleiter bei CoinDesk Indices auf „X“, ehemals Twitter:

„Bitcoin und der CoinDesk Market Index (CMI) sind Woche für Woche gestiegen, während sie sich von den Technologieaktien und steigenden langfristigen Renditen abkoppeln konnten“.

Alex Thorn, Forschungsleiter beim Digital-Asset-Investmentunternehmen Galaxy, ist der Meinung, dass sich der Aufwärtstrend weiter beschleunigen könnte, da Optionshändler Bitcoin auf dem Spot-Markt kaufen müssen, um ihre Positionen über dem Preisniveau von 30.000 US-Dollar abzusichern:

„Bei einem Höchststand von etwa 32.500 US-Dollar müssen Optionshändler für jede Steigerung um 1 Prozent fast 20 Millionen US-Dollar an BTC kaufen, um risikoneutral zu bleiben“,

sagte Thorn in einem Marktbericht gegenüber CoinDesk und ergänzte:

„Die Positionierung impliziert, dass Market Maker immer mehr Delta zurückkaufen müssen, wenn der Spotpreis steigt, was kurzfristig die Dynamik jeder Bewegung erhöhen sollte.“

Allerdings stellen die Aktivitäten auf der Bitcoin-Blockchain einen pessimistischeren Ausblick dar, stellten ByteTree-Analysten in ihrem aktuellen Montagsbericht fest. Die Transaktionszahlen gingen innerhalb eines Monats um 50 Prozent zurück und auch der wirtschaftliche Durchsatz des Bitcoin-Netzwerks befand sich im Abwärtstrend, betonten Shehriyar Ali und Seran Dalvi von ByteTree.

„Das bedeutet, dass der Preis ausschließlich durch die Erwartung positiver Nachrichten im Hinblick auf die ETF-Zulassungen bestimmt wird, was kurzfristig nicht unbedingt gesund ist“.

Der Bereich von 26.750 bis 28.250 US-Dollar würde als Unterstützungszone für den BTC-Preis dienen, fügte Thorn hinzu.

Vor- und Nachteile der Bitcoin ETFs

Eine Zulassung der "physischen" Bitcoin ETFs scheint realistisch, da die SEC bereits Future-Kontrakte und mit Futures hinterlegte ETFs zum Handel zugelassen hat.

Dies führte damals zu schwindelerregenden Kursanstiegen, wie auch jetzt wieder. Die Gründe dafür waren der Zugang zu Bitcoin für institutionelle Investoren (z. B. Investmentbanken, Vermögensverwalter und Versicherungen etc.). Dies erhöht sowohl die Liquidität im Markt als auch die Nachfrage des auf insgesamt maximal knapp 21 Millionen Stück begrenzten Bitcoin.

Auch die Akzeptanz sowohl als Anlageinstrument als auch als seriöses Spekulationsobjekt würde mit der Zulassung der "physischen" BTC-ETFs weiter steigen.

Den großen Nachteil von Bitcoin-Derivaten, wie z. B. an Terminmärkten gehandelten Futures und Future-ETFs, sowie Optionen und CFDs (Contracts for Difference oder Differenzkontrakte) konnte man bereits bei dem Absturz der Preise von über 60.000 US-Dollar pro Stück sehen: Das sogenannte Short-Selling bzw. Naked-Short-Selling. Dabei verkaufen Spekulanten Bitcoin-Kontrakte oder ETF-Anteile, die sie gar nicht besitzen. In der Folge steigt die Volatilität und es kann zu wasserfallartigen Kursabstürzen kommen.

Diese Erfahrung machen Edelmetall-Anleger regelmäßig. Auch die Anfälligkeit von Preismanipulationen nahm zu (Thema Spoofing am Terminmarkt).

Bei physisch gedeckten ETFs, deren mögliche kurzfristig bevorstehende Einführung den aktuellen Hype auslöste, besteht das gleiche Risiko wie bei physisch gedeckten Silber- oder Gold-ETFs: beim Kauf eines ETF-Anteils müssten analog Bitcoin von den Fonds gekauft werden. Allerdings besteht auch hier die Möglichkeit, die bei physischen Edelmetall-ETFs nachweislich auch genutzt wird, nämlich Fondsanteile leer zu verkaufen (Naked Short Selling).

Das bedeutet, dass Spekulanten ETF-Anteile verkaufen können, die sie gar nicht besitzen. Der ETF muss dann trotzdem den entsprechenden Gegenwert in Bitcoin veräußern, da dieser sehr nah mit dem Nettoinventarwert (NAV) des Fonds korrelieren muss.

Dennoch ist Bitcoin als einzige echte dezentrale Digitalwährung mit unveränderbarer Geldmengenlimitierung eine Alternative zu den Fiat-Währungen, die von den Zentral- und Notenbanken in beliebiger Höhe "digital" gedruckt werden können. Das gilt auch für den digitalen Euro, der zwar nicht mehr auf einem Bankkonto gehalten werden muss, über deren Menge aber nach wie vor die Europäische Zentralbank bestimmt.

Selbst die Menge an Gold und Silber steigt jedes Jahr durch die Minenproduktion an. Dies wird bei Bitcoin ab dem Jahr 2140 nicht mehr der Fall sein. Wobei ungefähr alle vier Jahre die Ausweitung der Bitcoin-Emission (Mining) halbiert wird (Halving).

Fazit

Als Beimischung in ein breites Portfolio macht Bitcoin aus dem Blickwinkel der Risikostreuung, ebenso wie Gold, Silber und andere Edelmetalle, durchaus Sinn.

Aber wie bei Edelmetallen auch ist ein direktes physisches Investment empfehlenswert. Im Fall des Bitcoins können die digitalen Münzen auf einer „Wallet“ (digitale Brieftasche) auf einem Smartphone, PC, USB-Stick oder sonstigen zentralen (Cloud, Kryptobörsen etc.) oder anderen dezentralen Speichermedien gehalten werden.

Die neuen Bitcoin-ETFs sind v. a. für institutionelle Anleger interessant, da ETFs rechtlich wie Aktien behandelt werden und sogar für Stiftungen investierbar werden.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
Ihre Meinung zum Thema?
Sicherheitsfrage: Wie viele Münzen sehen Sie?
Fragen über Fragen
Ich stimme zu, dass mein Kommentar und Name zur Veröffentlichung auf GOLD.DE gespeichert wird. Die Netiquette für Kommentare hab ich gelesen. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit per Mail an info@gold.de widerrufen. Unsere Datenschutzerklärung.
von Peter Krammer | 26.10.2023, 15:56 Uhr Antworten

Danke Herr Zipfel,
Ihre Beiträge sind immer lesenswert mit hohem Informatiosgehalt !

von Steve | 25.10.2023, 07:16 Uhr Antworten

Guter und sachlicher Artikel.
Die Einführung eines Spot-ETF wird die (nicht nur) institutionelle Nachfrage beflügeln bzw. großteils erst ermöglichen, so wie auch seinerzeit beim Gold. Da liegt viel Kapital an der Seitenlinie.

PS: der Kurs liegt z.Zt. sicher nicht 100% unter seinem Allzeithoch. Dann wäre er nämlich bei 0€. ;)
Bitte korrigieren.

1 Antwort an Steve anzeigen

Copyright © 2009-2024 by GOLD.DE – Alle Rechte vorbehalten

Konzept, Gestaltung und Struktur sowie insbesondere alle Grafiken, Bilder und Texte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Missbrauch wird ohne Vorwarnung abgemahnt. Alle angezeigten Preise in Euro inkl. MwSt. (mit Ausnahme von Anlagegold), zzgl. Versandkosten, sofern diese anfallen. Verfügbarkeit, Abholpreise, Goldankauf und nähere Informationen über einzelne Artikel sind direkt beim jeweiligen Händler zu erfragen. Alle Angaben ohne Gewähr.

Stand: 01:15:21 Uhr