Gold: 2.186,55 € 0,00 %
Silber: 25,45 € 0,00 %
Stand: 20.11.2023 von Hannes Zipfel
Die aktuellen Rechnungsberichte der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, auch „Zentralbank der Zentralbanken“ genannt, zeigen sehr hohe Goldverkäufe im September und Oktober – also just zu jener Zeit, als der Goldpreis versuchte, die Marke von 2.000 US-Dollar pro Feinunze nachhaltig zu überwinden. Absicht oder Zufall?
Goldpreiseinfluss durch die „Zentralbank der Zentralbanken“?

Potenziell wichtige Datentermine für die Preisentwicklung der Edelmetalle in der KW 47:

  • Montag: Erzeugerpreise in Deutschland für Oktober auf Jahresbasis (akt.: -11,0 % | Sept.: -14,7 %), Monatsbericht November der Deutschen Bundesbank zu Konjunktur und Inflation (12:00 Uhr)
  • Dienstag: US-Verkäufe bestehender Häuser im Oktober in Mio. Einheiten (16:00 Uhr MEZ | e: 3,90 | Sept.: 3,96), Protokoll der letzten Zinssitzung der US-Notenbank vom 1. November (20:00 Uhr MEZ)
  • Mittwoch: US-Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter im Oktober auf Monatsbasis (14:30 Uhr MEZ | e: -3,2 % | Sept.: 4,7 %), US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe KW 46 (14:30 Uhr MEZ | e: 225k | KW 45: 231k), US-Verbrauchervertrauen der Universität Michigan für November (16:00 Uhr MEZ | e: 60,4 | Oktober: 63,8)
  • Donnerstag: USA-Feiertag „Thanks-Giving“ (Erntedankfest | NYSE u. NASDAQ geschlossen), Einkaufsmanager-Gesamtindex Deutschland vorl. für November (9:30 Uhr | e: 46,5 | Okt.: 45,9), Einkaufsmanager-Gesamtindex vorl. Eurozone für November (10:00 Uhr | e: 46,9 | Okt.: 46,5), EZB-Sitzungsprotokoll vom 26. Oktober (13:30 Uhr)
  • Freitag: USA-Feiertag (Handel bis 13:00 Uhr MEZ), Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschland 3. Quartal 2023 gegenüber Vorjahresquartal (8:00 Uhr | e: -0,3 % | Q2"23: -0,2 %); im Vergleich zum Vorquartals-BIP (e: -0,1% | Q2"23: 0,1 %), Ifo-Geschäftsklimaindex Deutschland für November (e: 87,5 | Okt.: 86,9), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC für Gold und Silber („COT-Report“ | 22:30 Uhr MESZ)

Weitere Daten-Termine, Details zu den Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Drückt die BIZ den Goldpreis?

Wie aus den monatlichen Rechnungsberichten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel hervorgeht, sind im September und Oktober aus dem Rechnungsposten „Gold und Goldforderungen“ 35,67 Tonnen bzw. 27,85 Tonnen abgeflossen. Die Seite Goldreporter.de analysiert monatlich die Bestände und nennt die Abflüsse „keinen Pappenstiel“. Ob und bei welchen Positionen es sich um echtes physisches Edelmetall oder Goldderivate (Futures, Optionen, Swaps) handelt, geht aus den Daten laut Goldreporter nicht hervor.

Aber egal, ob diese Bestände direkt an andere Zentralbanken (OTC) oder am Sekundärmarkt verkauft wurden, sie haben zweifellos zusätzliches Angebot an Gold in diesem Zeitraum in nicht unerheblichem Maße erzeugt. Und das genau zu jener Zeit, als der Goldpreis signifikant anstieg und sich im September zunächst anschickte, seinen mittelfristigen Konsolidierungstrend nach oben zu verlassen (was ihm später auch gelang) und im Oktober sogar die psychologisch wichtige Marke von 2.000 US-Dollar pro Feinunze (31,1g) zu überwinden versuchte:

Goldpreis in US-Dollar pro Feinunze

Schlussendlich konnte der Goldpreis in US-Dollar am 27. Oktober intraday ein zyklisches Hoch bei 2.009,39 US$/Unze erreichen und einen Tages- und Wochenschlusskurs von 2.006,39 US$/Unze etablieren. Am Montag darauf kam es erneut, wie bereits im September zu signifikanten Abverkäufen. Seit Mitte November erholt sich der Goldpreis wieder und hält sich hartnäckig im Umfeld der 2.000er-Kursmarke auf.

Ifo-Index und Einkaufsmanager-Index Deutschland noch ohne „Karlsruhe-Effekt“.

Durch den Feiertag „Thanks-Giving“ fallen die US-Märkte als Impulsgeber am Donnerstag und zu großen Teilen auch am Freitag aus. Der letzte Tag der Woche wird in den Vereinigten Staaten auch als „Black Friday“ bezeichnet, da historisch betrachtet die Einzelhändler ab diesem Tag im Jahr in die „Schwarzen Zahlen“ kommen. Erreicht wird dies durch massive Rabatte von bis zu 70 Prozent auf konsumnahe Waren und Dienstleistungen.

Mittlerweile wird bereits die gesamte Thanks-Giving-Woche für Dauerschnäppchen vom Einzelhandel genutzt, bevor dann am „Cyber Monday“ der Online-Handel mit massiven Rabatten lockt.

Da die US-Amerikaner also in dieser Woche primär mit der Schnäppchenjagd beim Konsum beschäftigt sind, schauen wir auf wichtige deutsche Konjunkturzahlen. Immerhin ist unser Land nach dem Absturz des japanischen Yen wieder die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und hat dadurch an Bedeutung für die Weltwirtschaft gewonnen (trotz Rezession).

Die Frage stellt sich nur, wie lange noch? Denn am 15. November kassierte das höchste deutsche Gericht, das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, bereits für den Bundeshaushalt und hier vor allem die Wirtschaftsförderung verplante 60 Mrd. Euro, die eigentlich aus Pandemie-Notkrediten stammten, wieder ein. Im schlimmsten Fall könnte sich diese Summe laut Opposition noch auf 770 Mrd. Euro erhöhen, da weitere Bundes- und Landestöpfe, die als „Sondervermögen“ deklariert sind, aber eigentlich Schulden aus der Pandemie darstellen, per Klage vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ebenfalls einkassiert werden.

Doch selbst die bereits fehlenden Milliarden sind nach Aussage des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, der Super-GAU für die deutsche Konjunktur für das Jahr 2024.

Die für Donnerstag anstehenden Einkaufsmanagerindizes für Deutschland sowie der am Freitag zur Veröffentlichung anstehende ifo-Geschäftsklimaindex werden diese Tatsache wegen des Erhebungszeitraums erst ansatzweise, wenn überhaupt widerspiegeln. In den Folgemonaten dürfte sich das schnell ändern und es wird wohl auch nur eine Frage der Zeit sein, bis die Prognosen zur ohnehin schwächelnden deutschen Wirtschaft signifikant abwärts revidiert werden.

Deutsche BIP-Zahlen weisen den Weg in die Rezession

Schon jetzt steckt die Konjunktur hierzulande mitten in der Rezession. Die ebenfalls für Freitag erwarteten endgültigen Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) gehen für das dritte Quartal dieses Jahres von einem Rückgang gegenüber dem Vorquartal von -0,1 Prozent aus, nach einem leichten Plus im zweiten Quartal.

Im Jahresvergleich soll es im dritten Quartal ebenfalls zu einer Kontraktion in Höhe von -0,3 Prozent gekommen sein, nach -0,2 Prozent im zweiten Quartal 2023.

Eine „technische“ Rezession liegt offiziell dann vor, wenn das BIP in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresquartalen nicht wächst, sondern zurückgeht.

Da dies bereits im 1. Quartal 2023 mit -0,2 Prozent und im zweiten Quartal 2023 mit ebenfalls -0,2 Prozent der Fall war, würde ein noch tieferes Abtauschen um -0,3 Prozent im dritten Quartal 2023 die Tatsache zementieren, dass sich die deutsche Volkswirtschaft auch ohne das „Karlsruhe-Debakel“ bereits in rezessivem Terrain befindet.

Infobox Rezession

Der Begriff Rezession bedeutet Rückgang. Er stammt aus dem Lateinischen. Fachleute sprechen von einer Rezession, wenn die Wirtschaftsleistung eines Landes nicht wächst oder stagniert, sondern schrumpft. Sie befindet sich dann in einem konjunkturellen Abschwung. Bemerkbar ist das beispielsweise daran, dass die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sinkt, die Arbeitslosigkeit steigt und sich der allgemeine Wohlstand zurückbildet.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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