Gold: 2.244,87 € 0,00 %
Silber: 26,93 € 0,00 %
Stand: 04.07.2022 von Hannes Zipfel
In dieser Woche stehen relativ wenige, dafür aber hochkarätige Wirtschaftsdaten auf der Agenda. Für Edelmetallanleger werden insbesondere die „großen“ US-Arbeitsmarktdaten sowie das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank interessant. Die Arbeitsmarktdaten inkl. Lohndynamik haben großen Einfluss auf die Geldpolitik in den USA und damit auch auf die Edelmetallpreise.
Implosion der dt. Handelsbilanz, Fed-Protokoll & US-Arbeitsmarktdaten

Für Edelmetall-Anleger relevante Datentermine in der Börsenwoche 27:

  • Montag: Sentix Konjunkturindex Euro-Zone für Juli (akt.: -26,4 | Jun.: -15,8), US-Feiertag „Independence Day“ (kein Handel an den US-Edelmetall-Terminmärkten)
  • Dienstag: Einkaufsmanager-Index Deutschland für Juni (e: 51,3 | Mai: 51,3)
  • Mittwoch: Einzelhandelsumsatz Euro-Zone für Mai ggü. Vorjahr (e: -0,4 % | Apr.: +3,9 %), US-Einkaufsmanager-Index Dienstleistungen für Juni (e: 54,3 | Mai: 55,9), Sitzungsprotokoll der US-Notenbank v. 14. u. 15. Juni
  • Donnerstag: US-Rohöllagerbestände akt. Woche in Mio. Barrel (e: -0,57 | KW26: -2,76)
  • Freitag: US-Arbeitsmarktbericht neu geschaffener Stellen im Juni (e: 270k | Mai: 390k), US-Terminmarkt-Report (COT) für Gold und Silber (21:30 MESZ)

Deutsche Handelsbilanz kollabiert auf 31-Jahrestief

Die deutsche Wirtschaft bekommt die Auswirkungen der gestörten Lieferketten sowie der zunehmenden Handelssanktionen immer gravierender zu spüren. Erstmals seit Juni 1991 fiel die Handelsbilanz des ehemaligen Exportweltmeisters negativ aus:

Deutsche Handelsbilanz kollabiert auf 31-Jahrestief

Da Deutschland nach wie vor die größte Volkswirtschaft im Euroraum ist, kann eine Ausweitung des Handelsbilanzdefizits den Außenwert des Euro belasten, was die Preise für Gold und Silber, die international in US-Dollar gehandelt werden, in der Gemeinschaftswährung teurer werden lassen oder zumindest stabilisieren (Goldpreis- und Silberpreis in Euro).

Trotz eines schwächeren Euro, der deutsche Waren außerhalb der Euro-Zone preislich wettbewerbsfähiger macht, sanken die Exporte der Bundesrepublik gegenüber April 2022 kalender- und saisonbereinigt um 0,5 Prozent.

Die Importe stiegen hingegen hauptsächlich aufgrund gestiegener Energiepreise um 2,7 Prozent an.

Wie das Statistische Bundesamt (DeStatis) anhand vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilt, stiegen die Exporte in die Russische Föderation im Mai 2022 gegenüber April 2022 um 29,4 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro, nachdem sie im März 2022 um fast 60 Prozent gegenüber Februar 2022 und im April um 9,9 Prozent im Vergleich zum März dieses Jahres eingebrochen waren.

Gegenüber dem Vorjahresmonat Mai 2021 lagen die Exporte in die Russische Föderation gleichwohl um 54,6 Prozent niedriger. Die Importe gingen im Mai 2022 gegenüber April 2022 um 9,8 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zurück.

In den EU-Staaten sanken die Exporte um 2,8 Prozent, die Importe aus diesen Staaten stiegen um 2,5 Prozent. In den EU-Staaten, die nicht der Euro-Zone angehören, waren die Exporte um -2,9 Prozent rückläufig, wohingegen die Importe um 4,7 Prozent anstiegen.

Bei dem Handel mit Staaten außerhalb der EU (Drittstaaten) waren die Exporte im Berichtszeitraum um 2,3 Prozent niedriger als noch im April.

Die Importe steigerten sich hingegen um 2,9 Prozent.

Die meisten deutschen Exporte gingen im Mai 2022 in die Vereinigten Staaten (USA). Dorthin wurden 5,7 Prozent mehr Waren exportiert als im April 2022. Die Exporte in die Volksrepublik China stiegen mit 0,5 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro ebenfalls an, wohingegen die Exporte in das Vereinigte Königreich (UK) um 2,5 Prozent geringer ausfielen.

Die meisten Importe kamen auch im Mai 2022 aus der Volksrepublik China. Bedingt durch die diversen Lockdowns im Reich der Mitte ließ das Importvolumen allerdings um 1,6 Prozent nach. Die Importe aus den Vereinigten Staaten stiegen hingegen um 9,7 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro an. Die Importe aus dem Vereinigten Königreich nahmen im gleichen Zeitraum um 2,0 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro ab.

Weitere wichtige Daten in dieser Woche

Am kommenden Donnerstag wird um 13:30 Uhr das Sitzungsprotokoll der Europäischen Zentralbank (EZB) von der Rats-Sitzung vom 9. Juni veröffentlicht. Darin enthalten ist eine ausführliche Stellungnahme über die getroffenen Entscheidungen sowie das grundlegende Abstimmungsverhalten und der wirtschaftliche Ausblick.

Im Anschluss daran wird sich um 19:30 Uhr der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, der seit Januar 2022 auch stimmberechtigtes Mitglied des EZB-Rats ist, zur aktuell schwierigen Konjunkturlage und der Inflationsentwicklung äußern.

Bereits am 15. Juni, also nur sechs Tage nach der letzten regulären Sitzung, kam der EZB-Rat zu einer Notsitzung („Ad-hoc Meeting“) zusammen.

Die Renditen für italienische Staatsanleihen drohten außer Kontrolle zu geraten und eine neue Eurokrise auszulösen. Die EZB beschloss darauf hin, Bundesanleihen zu verkaufen und mit diesen Erlösen italienische Staatsanleihen aufzukaufen.

Außerdem wurde beschlossen, Flexibilität dadurch herstellen, dass man noch nicht realisierte Verkaufserlöse mittels Geldschöpfung vorziehe.

Die EZB-Bilanz hat durch den Ankauf von Staatsanleihen jüngst ein neues Allzeithoch erreicht:

Die EZB-Bilanz hat durch den Ankauf von Staatsanleihen jüngst ein neues Allzeithoch erreicht

In den USA stehen in dieser Woche für Edelmetallanleger zwei Termine besonders im Fokus. Am Mittwoch um 20:00 Uhr MESZ erscheint die US-Version des Protokolls der letzten Notenbanksitzung vom 14. und 15. Juni 2022.

Infobox zum US-Notenbankprotokoll „Fed Minutes

Die sogenannten „Minutes“, also das Minuten-Protokoll, sind eine Zusammenfassung der geldpolitischen Diskussion der Fed-Mitglieder. Neben detaillierten Prognosen zum Wirtschaftswachstum und der Inflationsentwicklung enthält es außerdem konkrete Hinweise auf künftige geldpolitische Entscheidungen und das Abstimmungsverhalten der einzelnen Mitglieder sowie deren Erwartungen zukünftiger Zinsänderungen („Dot-Plots“).

Aktuell geht die Mehrheit der Marktteilnehmer von einem weiteren „großen“ Zinsschritt der US-Notenbank (Fed) um 0,75 Prozentpunkte bei ihrer nächsten regulären Sitzung am 27. Juli aus.

Das wäre bereits die vierte Anhebung in diesem Jahr.

Im September sollen dann nochmals 0,5 Prozentpunkte folgen. Aktuell liegt der effektive Leitzinssatz der Fed bei 1,58 Prozent p.a. (Effective Federal Funds Rate, Quelle: Fed of New York).

Allerdings mehren sich die Zweifel, ob die Fed ihren geldpolitischen Straffungskurs, der den US-Dollar stärkt und die Gold- und Silberpreise in US-Dollar schwächt, durchhalten kann. Das Konjunktur-Prognosemodell des Fed-Distrikts von Atlanta „GDP Now“ zeigt einen regelrechten Absturz der konjunkturellen Lage in den Vereinigten Staaten.

Konjunktur-Prognosemodell des Fed-Distrikts von Atlanta

Nachdem bereits im ersten Quartal 2022 das Bruttoinlandsprodukt der USA mit annualisiert 1,6 Prozent rückläufig war, droht gemäß diesem Modell ein weiteres Quartal mit gesamtwirtschaftlicher Schrumpfung und damit per Definition eine Rezession.

Wäre die Fed wegen der einbrechenden Konjunktur trotz nach wie vor hoher Inflation gezwungen, geldpolitisch umzusteuern, könnte dies Rückenwind für die Entwicklung der Gold- und Silberpreise bedeuten.

Neben der Preisstabilität muss die Fed gemäß ihrem dualen Mandat neben der Preisstabilität, die aktuell bei einer Inflationsrate von 7,6 Prozent p. a. nicht gewährleistet ist, auch auf die Verfassung des Arbeitsmarktes achten. Hier herrscht aktuell mit einer offiziellen Arbeitslosenquote in Höhe von 3,6 Prozent Vollbeschäftigung.

Im Monat Juni sollen außerhalb der Landwirtschaft nochmals 270.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden seien, nach 390.000 im Mai. Für die Stundenlöhne wird auf Jahresbasis mit einem Anstieg von 5,0 Prozent gerechnet, nach 5,2 Prozent im Mai.

Damit würde auch am Arbeitsmarkt, der ein nachlaufender Konjunkturindikator ist, zumindest ein gradueller Dynamikverlust sichtbar werden.

Sollten die tatsächlichen Arbeitsmarkt-Daten stark von den Erwartungen abweichen, würde dies für hohe Schwankungen auch an den Edelmetallmärkten sorgen. Die Daten werden am Freitag um 14:30 MESZ veröffentlicht.

Weitere wichtige Daten-Termine inklusive Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
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von Corbinian | 05.07.2022, 17:26 Uhr Antworten

Eins vorn weg, ich mag die Artikel von Herrn Zipfel. Aber was er mir hier heute auftischt ist niederschmetternd.
Emotionslos betrachtet ist es nur die logische Konsequenz der gewollten Deindustrialisierung Deutschlands. Bin gespannt wie laut der deutsche Pöbel quieckt, wenn er seinen Arbeitsplatz in einem Hochinflationszenario verliert.
Aber vielleicht schafft auch die zeitgleich stattfindende Depopulation genügend deflationären Spielraum.
Lassen wir uns überraschen!

5 Antworten an Corbinian anzeigen
von Home Office | 05.07.2022, 12:38 Uhr Antworten

Geldschöpfer ist der Beruf in Zukunft, glaubt mir einfach. Sogar der Staatsräuber wird kurz- bis mittelfristig riesige Subventionen benötigen, und auf lange sicht nur noch als Traditionsbetrieb überleben. Und jetzt die Zinsen, die schönnen, verpflichten uns sogar gesetzlich, oder?

Aber nicht sofort allen weiter sagen! Denkt nach, die Goldgräber ...

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