Gold: 2.186,55 € 0,00 %
Silber: 25,45 € 0,00 %
Stand: 05.06.2023 von Hannes Zipfel
Nach der unerwartet starken Revision der vorläufigen Daten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt in den negativen Bereich, in dessen Folge sich die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone nun offiziell mit zwei Quartalen Kontraktion nacheinander in der Rezession befindet, schauen die Anleger in dieser Woche auf weitere Anzeichen einer sich anbahnenden Rezession im Euroraum als Ganzes und in den USA.
Richtungsweisende Konjunktur- und Inflationsdaten

Zuletzt hatte vor allem der Dienstleistungssektor die Konjunktur signifikant gestützt. Sehr wahrscheinlich ist diese Entwicklung, v. a. am Arbeitsmarkt, gleichwohl einem rein saisonalen Effekt geschuldet.

Wichtige Termine für Gold, Silber & Co. in der KW 23:

  • Montag: Chinesischer Einkaufsmanager-Gesamt-Index „Caixin“ für Mai (akt.: 57,1 | April: 56,4), deutscher Einkaufsmanager-Gesamt-Index (EMI) für Mai (akt: 53,9 | April: 54,2), Einkaufsmanager-Gesamt-Index-Eurozone für Mai (akt.: 52,8 | April: 54,1), Sentix-Konjunktur-Index Euro-Zone für Juni (akt. -17 | Mai: -13,1), US-Einkaufsmanager-Gesamt-Index für Juni (aktuell: 50,3 | April: 51,9), ISM US-Einkaufsmanager-Index-Dienstleistungen für ai (aktuell: 51,8 | April: 5)
  • Dienstag: Auftragseingang der deutschen Industrie im April auf Monatsbasis (e: -2,2 % | April: -107 %)
  • Mittwoch: Industrieproduktion Deutschland für April auf Monatsbasis (e: -1,3 % | März: -3,4 %), US-Verbraucherkredite im April (e: 16,5 Mrd. US$ | März: 26,5 Mrd. US$)
  • Donnerstag: Bruttoinlandsprodukt Eurozone Q1’23 ggü. Vorquartal (e: 0,0 % | Q4’22: 0,1 %)
  • Freitag: Chinesischer Verbraucherpreisindex für Mai auf Jahresbasis (e: 0,4 % | 0,1 %), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC für Gold und Silber (COT-Reports; 21:30 Uhr MESZ)

Weitere Daten-Termine, Details zu den Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Gold & Dienstleistungssektor

Bei den am vergangenen Freitag veröffentlichten "großen" Daten zum US-Arbeitsmarkt (neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft) hat erneut die Stärke im Dienstleistungssektor überrascht. Das verwundert langjährige Analysten insofern, als dass die Erwartungen für einen Mai viel zu niedrig angesetzt waren (nur 190k neue Stellen).

Es ist ein bekannter Effekt, dass im April und Mai massiv Stellen im Bereich Tourismus, Gastronomie, Themenparks, Hotellerie, Personen-Transport etc. zur Vorbereitung auf die Urlaubssaison und witterungsbedingt aufgebaut werden. Die niedrigen Erwartungen dienten daher wohl eher dem Zweck einer zwangsläufigen positiven Überraschung.

So verwundert es auch nicht, dass genau in diesen Dienstleistungsbereichen Stellen geschaffen und im verarbeitenden Gewerbe Stellen verloren gingen. In der Folge fielen die Lohnanstiege auch geringer aus, da Industriearbeiter höher bezahlt werden als Parkplatzmanager, Ticket-Verkäufer, Sicherheitspersonal oder Reinigungskräfte in Freizeitparks.

Zumal die parallel durchgeführte Telefonumfrage unter der arbeitsfähigen Bevölkerung sogar einen Rückgang um 300.000 Arbeitsplätze hervorbrachte und die Arbeitslosenquote im Mai von 3,6 % auf 3,7 % anstieg. Die Rezessionsgefahr in den USA ist damit in Anbetracht der diversen Belastungsfaktoren, nicht zuletzt von der massiv restriktiven Geldpolitik, nicht vom Tisch.

Der saisonale Gegenwindwind vom Arbeitsmarkt für den Goldpreis wird sich in den kommenden Monaten abflachen und im Herbst umdrehen – mit kurzer Unterbrechung durch die sogenannte „Back-To-School-Saison“. In dieser Zeit im August und September werden massenhaft Lehrkräfte und Erzieher eingestellt. Die „Back-To-School-Saison“ ist hinter den Weihnachtsferien zudem die zweitwichtigste Zeit des Einzelhandels, da das Ende des Sommers die Notwendigkeit für Neuanschaffungen für das neue Schuljahr mit sich bringt.

Saisonalität

Dennoch wurden die jüngsten Arbeitsmarktdaten nicht unter saisonalen Aspekten interpretiert. Das Narrativ lautet nun vorerst: Wachstum bei abflauender Rezession. Ein für die Gold- und Silberpreise wenig unterstützendes Szenario, weshalb das gelbe Edelmetall auch wichtige Unterstützungslinien wieder nach unten durchbrach.

Goldpreis in US-Dollar pro Feinunze

Wie der Chart zeigt, ging der Abverkauf primär auf die stärker als erwarteten Arbeitsmarktdaten am Freitag zurück, obwohl bereits zuvor veröffentlichte Daten zur US-Beschäftigung im Privatsektor (ADP-Daten) aus den genannten saisonalen Gründen deutlich besser waren, wurden die Prognosen für die zwei Tage später veröffentlichten "großen" Arbeitsmarktdaten kaum nach oben revidiert (lediglich von 180k auf 190k).

Generell dauert unter saisonalen Aspekten die "Saure Gurkenzeit" für Gold und Silber erfahrungsgemäß bis Mitte Juli an, bevor weltweit die Großhändler und Kunstschmieden beginnen, sich für das Weihnachtsgeschäft und andere Festivitäten, zu denen Gold tonnenweise in Form von Münzen, Barren, Schmuck, religiösen Figuren und Geschirr verschenkt wird, physisch in großen Mengen einzudecken.

Zinszyklus am Ende?

Geo-Politisch und Geld-Politisch gibt es aktuell zwei Besonderheiten, die für die zins- und liquiditätssensiblen Edelmetalle von besonderer Bedeutung sind: Erstens ist auffällig, dass der schweizerische Zoll seit Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine massive Goldabflüsse in Richtung China feststellt, dass sich auf einen Konflikt um Taiwan und den damit einhergehenden Sanktionsmechanismen des Westens vorbereitet. So auch im jüngsten Ausfuhrbericht (Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Goldreporter.de).

Zweitens ist für die in der kommenden Woche stattfindende US-Notenbanksitzung der FED erstmals seit März 2022 keine weitere Zinserhöhung am Markt eingepreist (aktueller Leitzins bewegt sich in einer Spanne von 5,00 - 5,25 Prozent):

(Grafik zeigt Erwartungen der Zins-Terminmarkt-Teilnehmer an der weltgrößten Terminbörse CME Group; Quelle: CME Group, FedWatch Tool):

US-Zinsterminmarkt erwartet "Zinspause" im Juni

Es erscheint unwahrscheinlich, dass die Fed nach dieser Zinspause in Anbetracht einer sich rasch abschwächenden Gesamtinflationsrate (auch konjunkturell bedingt) in der Folgesitzung am 26. Juli ein weiteres Mal die Zinsen anheben wird. Denn der Lohndruck lässt ebenfalls nach und die Stärke des Arbeitsmarktes im tertiären Sektor hat ganz klar und empirisch nachweisbar saisonale Gründe, die sukzessive auslaufen.

Das spräche dafür, dass der Zenit bei den Zinsen erreicht ist und die typische Saisonalität bei den Gold- und Silberpreisen auch in diesem Jahr ihre Wirkung ab Juli entfalten könnte.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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