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Stand: 13.06.2023 von Jörg Bernhard
Am Mittwoch und Donnerstag stehen wichtige Zinsentscheidungen auf der Agenda. Am Mittwochabend wird die US-Notenbank Fed ihre aktuelle und künftige Geldpolitik kommunizieren, am Donnerstagnachmittag trifft selbiges auf die EZB zu.
Fed und EZB – Ist das die Ruhe vor dem Sturm?

Zinserhöhungen in Kanada und Australien

In den vergangenen Tagen sorgten die Leitzinserhöhungen der australischen und kanadischen Notenbank für erhöhte Unsicherheit. Beide schraubten ihren Leitzins – entgegen den Erwartungen – um 25 Basispunkte nach oben.

Auch in den USA wird noch mit einer Zinspause gerechnet – die Betonung liegt auf noch. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group (siehe Tabelle) zeigt nämlich auf der einen Seite eine Wahrscheinlichkeit von fast 76 Prozent an, dass am Mittwoch keine Zinsveränderung beschlossen wird, nachdem vor einem Monat hier noch ein Wert von 84,5 Prozent angezeigt worden war. Auf der anderen Seite kletterte die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte innerhalb eines Monats von 15,5 auf 24,1 Prozent.

FedWatch-Tool: Wahrscheinliche Entwicklung der US-Leitzinsen

FedFunds aktuell: 5,0 bis 5,25 %

Fed-Sitzung am: 4,25 bis 4,5 % 4,5 bis 4,75 % 4,75 bis 5,0 % 5,0 bis 5,25 % 5,25 bis 5,5 % 5,5 bis 5,75 %
14.06.2023 0% 0% 0% 75,90% 24,10% 0%
26.07.2023 0% 0% 0% 32,60% 53,60% 13,80%
20.09.2023 0% 0% 2,00% 33,90% 51,20% 12,90%
01.11.2023 0% 0,80% 14,20% 40,50% 36,50% 8,00%
13.12.2023 0,30% 6,40% 25,20% 38,90% 24,60% 4,60%
Quelle: CME Group; Stand: 12.06.2023

Besonders interessant: Bei der übernächsten Sitzung Ende Juli droht sogar ein Anziehen der Zinsschraube, schließlich gilt laut FedWatch-Tool auf Basis der aktuellen Marktstimmung der Terminmarktakteure eine Zinserhöhung als relativ sicher. Als besonders wahrscheinlich gilt eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte (53,6 Prozent). Selbst ein Zinsschritt um 50 Basispunkte (13,8 Prozent) sei nicht auszuschließen.

Bereits am Dienstag (14.30 Uhr) erfahren die Marktakteure, wie sich in den USA im Monat Mai die Teuerungsrate entwickelt hat. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich diese von 4,9 auf 4,1 Prozent p.a. kräftig reduziert haben. Bei der Kerninflation wird mit einem leichten Rückgang von 5,5 auf 5,3 Prozent p.a. gerechnet.

Für uns Europäer dürfte aber auch interessant sein, welchen Kurs EZB-Chefin Lagarde hinsichtlich der europäischen Geldpolitik verkünden wird. Am Donnerstag steht zum einen die Bekanntgabe der EZB-Zinsenscheidung (14.15 Uhr) und zum anderen die mit Spannung erwartete Pressekonferenz (14.45 Uhr) zur Erklärung der gegenwärtigen Geldpolitik an.

Potenzielle Szenarien für den Goldpreis

Diese Flut an wichtigen Entscheidungen bzw. Konjunkturdaten könnte dem Goldpreis in den kommenden Handelstagen entscheidende Impulse verleihen – sowohl nach oben, aber auch nach unten. Bei einer höher als prognostizierten Inflation droht das Verflüchtigen der Hoffnung auf eine Zinspause bzw. eine baldige Zinswende nach unten.

Grundsätzlich ist zwar nicht damit zu rechnen, dass die Zinsen von Staatsanleihen mit relativ guter Bonität die Teuerungsrate demnächst übertreffen werden, aus psychologischer Sicht gelten steigende Zinsen aber nach wie vor als nachteilhaft für den Inflationsschutz.

Auf Sicherheit bedachte Investoren sollten stets bedenken: Zinsen auf Inflationsniveau wollen (und möglicherweise können) sich die hochverschuldeten Staaten gar nicht leisten und die Notenbanken werden dafür alles tun (whatever it takes), um deren Schuldentragfähigkeit weiterhin sicher zu stellen.

Ausblick für die laufende Woche

Echte Sorgen um den dauerhaften Werterhalt von Gold müssen sich Investoren derzeit eher nicht machen. In Deutschland verlieren Bargeld und zinslose Geldanlagen auf Basis der aktuellen Mai-Inflationsrate immerhin 6,1 Prozent.

Wichtig zu wissen: Sollte diese Teuerung in den kommenden drei Jahren anhalten, würde ein ursprünglicher Geldbetrag in Höhe von 100.000 Euro mehr als 17.000 Euro an Kaufkraft verlieren.

Für Gold spricht auch der Umstand, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2023 um 0,5 Prozent p.a. geschrumpft ist. Noch miserabler entwickelt sich die deutsche Wirtschaft letztmals in Q1 2021, was in erster Linie auf die von China ausgehende Pandemie und die daraus resultierenden globalen Lieferkettenproblem zurückzuführen war. Damit gehört Deutschland innerhalb Europas zweifellos den größten „Losern“.

Noch negativer fällt die aktuelle Wirtschaftsleistung (Quelle: TradingEconomics) lediglich in Ländern wie Ungarn (-0,9 Prozent), Russland (-1,9 Prozent), Lettland (-2,5 Prozent), Estland (-3,2 Prozent), Belarus (-5,45 Prozent), Moldau (-10,6 Prozent) und der Ukraine (-31,4 Prozent) aus.

Fazit: In einem solch widrigen Umfeld dürfte Gold wie ein Beruhigungsmittel bzw. Stabilitätsanker wirken. Auf Anleihen, Aktien und Kryptowährungen trifft diese Eigenschaft gegenwärtig eher nicht zu.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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