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Stand: 19.03.2021 von Egmond Haidt
Wegen der stark zunehmenden Inflationssorgen waren die US-Zinsen in den vergangenen Monaten kräftig gestiegen. Daher hatten einige Investoren erwartet, dass die Fed bei ihrer Sitzung am Mittwoch eine frühere Zinserhöhung signalisieren könnte als bislang geplant. Dazu kam es allerdings nicht, was deutliche Auswirkungen hat.
Fed unterbricht US-Zinssprung nur kurz

Immer weiter Vollgas geben – das ist offenbar das Motto von Fed-Chef Jay Powell. Das signalisieren jedenfalls die Ergebnisse der Fed-Sitzung vom Mittwoch, 17. März. Nach der Bekanntgabe der Ergebnisse waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kurz eingebrochen bis auf 1,63 Prozent, woraufhin der Goldpreis bis auf 1.755 Dollar je Unze nach oben gesprungen war.

Inzwischen hat sich das Blatt allerdings völlig gewendet: Die Zinsen für zehnjährige haben schnell und kräftig nach oben gedreht und liegen mit 1,73 Prozent in der Nähe des 14-Monats-Hochs.

Im Gegenzug hat der Goldpreis sämtliche Gewinne wieder abgegeben und notiert bei 1.735 Dollar.

Weiter keine Zinserhöhung für 2023 geplant

Was hat die Fed genau angekündigt und was ist der Grund für die Berg- und Talfahrt bei US-Zinsen und Gold? Die Fed hat die Prognose für das Wirtschaftswachstum und die Inflation deutlich angehoben.

So soll die US-Wirtschaft im vierten Quartal 2021 um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen, während die vorherige Schätzung bei lediglich 4,2 Prozent lag. Gleichzeitig werde die Kernrate der Inflation, also bereinigt um Nahrungsmittel und Energie, im vierten Quartal auf 2,2 Prozent zulegen (zuvor: 1,8 Prozent).

Dennoch hat Fed-Chef Jay Powell bekräftigt, dass die Fed weiterhin für 120 Mrd. Dollar pro Monat Staats- und Hypothekenanleihen kaufen werde. Investoren hatten zudem auf die Zinsprognose für das Jahr 2023 geschaut, nachdem Powell – trotz der stark zunehmenden Inflationssorgen – immer wieder bekräftigt hatte, die Fed werde die Leitzinsen auch 2023 nicht anheben.

Zwar haben diesmal sieben Fed-Mitglieder eine Zinserhöhung für 2023 signalisiert, allerdings deuteten die restlichen elf Mitglieder, also die klare Mehrheit, stabile Zinsen an, womit es 2023 keine Erhöhung geben würde.

Auf der Pressekonferenz hat Powell die Erwartungen dann noch zusätzlich gedämpft, indem er die teilweise vorgezogenen Zinserwartungen herunterspielte.

Das hat für Erleichterung bei Investoren und damit für Abwärtsdruck auf die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen gesorgt, hatten doch etliche Analysten von Banken angenommen, dass die Fed eine erste Erhöhung für das Jahr signalisieren könnte.

Wichtige Ankündigung „in den nächsten Tagen“

Erleichtert waren Investoren zudem von Powells Aussage, dass die Fed „in den nächsten Tagen“ etwas zum Thema „Supplementary Leverage Ratio“ (SLR) ankündigen werde.

Die Regelung besagt, dass die US-Banken ihre Bilanzsumme zu mindestens fünf Prozent mit Kapital unterlegen müssen.

Während der Pandemie war die Regel ab April 2020 ausgesetzt worden, woraufhin die Institute Staatsanleihen und Reserven nicht mehr mit Kapital unterlegen mussten und damit deutlich Staatsanleihen kaufen konnten, was die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach unten gedrückt hatte.

Die Regelung würde allerdings Ende März 2021 auslaufen.

Würde sie nicht verlängert werden, müssten die Banken ihre Staatsanleihen plötzlich mit Kapital unterlegen, oder die Papiere verkaufen. Letzteres würde den Zinsanstieg beschleunigen. Investoren deuten Powells Signal daher so, dass die SLR schon sehr bald verlängert werden dürfte.

Dennoch sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen inzwischen wieder kräftig auf dem Weg nach oben. Offenbar dämmert es Investoren allmählich, dass sich Powell keineswegs gegen den kräftigen Zinsanstieg gestemmt hat, sondern vielmehr angekündigt hat, dass die Fed auf absehbare Zeit weiterhin netto 120 Mrd. Dollar pro Monat in das Finanzsystem und damit teilweise auch in die Wirtschaft pumpen werde.

Damit wird die Inflation allerdings immer weiter angeheizt, nachdem sie bereits im Februar auf 1,7 Prozent gestiegen war – das ist das höchste Niveau seit Februar 2020 - und in den nächsten Monaten schnell in Richtung drei Prozent und mehr klettern dürfte.

Fed kann keinen größeren Rückschlag am Aktienmarkt zulassen

Das könnte allerdings für erneuten Druck auf den Technologie-Index Nasdaq und damit den S&P500 sorgen, nachdem in den vergangenen Jahren die auf immer neue Rekordtiefs gesunkenen Zinsen gerade die Nasdaq und damit den S&P500 auf immer neue Rekordhochs getrieben hatten.

Allerdings kann Powell keine größeren Kursrückgang am Aktienmarkt zulassen.

Schließlich besaßen die Amerikaner zum Ende des vierten Quartals 2020 Aktien, inklusive Aktienfonds und -ETFS, im Volumen von 39,8 Billionen Dollar. Ein nachhaltiger Kursrückgang um lediglich 10 Prozent würde zu Kursverlusten von 4,0 Billionen Dollar führen – das wäre mehr als das Doppelte des Konjunkturprogramms von US-Präsident Joe Biden von 1,9 Billionen Dollar.

Ich werde daher weiterhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen genau im Auge behalten und was die Fed „in den nächsten Tagen“ zum Thema SLR ankündigen wird. Sollte der kräftige Zinsanstieg weitergehen – was ich erwarte – und es bei den Zinsen schnell in Richtung 2,0 Prozent gehen, könnten die Turbulenzen am Aktienmarkt viel schneller zurückkehren als mancher Investor derzeit erwartet, woraufhin die Fed signalisieren müsste, dass sie sich energisch gegen einen weiteren Zinsanstieg stemmen würde.

Dann schauen wir mal, wie sich der Goldpreis in dem Umfeld entwickeln wird.
Autor: Egmond Haidt
Finanzjournalist
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von meerettich | 19.03.2021, 23:58 Uhr Antworten

Der niedrige Zins ist nur aufrecht zu erhalten, indem die FED jeden Monat 120 Mrd. $ ungedeckte Kredite in den Markt presst. Das gilt auch für den (T)€uro, what ever it takes.

Die Kehrseite von Zins-Manipulation bei Anleihen aus Sicht des Sparers:
Angenommen sie haben eine 100 € Anleihe mit 10 Zinscoupons a 0 € (=0%) Wenn die Zinsen nur um 1% steigen, wird ihnen jeder Käufer die Zins-Differenz (mal 10 Jahre) vom Kaufpreis abziehen.
Ergebnis: bis zu 10% VERLUST pro 1% höhere Zinsen. Deshalb frage ich mich langsam was die ZBs überhaupt am langen Zins zu suchen hat. Ungesetzl. Sparer-Steuern verteilen?

Die soziale Wirkung einer wahrscheinlichen Verkaufs-Panik lasse ich mal dahin gestellt. Hier sind allerdings auch liberale und konservative Reformen gefragt weil der erstrebte Wohlstand ja für alle gelten soll.

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