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Stand: 20.01.2023 von Florian Grummes
Der Goldpreis legt bislang einen sehr guten Start in das neue Handelsjahr aufs Parkett. Getrieben von einer äußerst angespannten geopolitischen Lage (Kalter Krieg 2.0) sowie einem schwächeren US-Dollar und der drohenden US-Zahlungsunfähigkeit konnte der Preis für eine Feinunze Gold in der Spitze um rund 105 US-Dollar bzw. 5,8% auf 1.929 US-Dollar zulegen.
Gold – 2.000 US-Dollar nur noch eine Frage der Zeit

Seit dem dreifachen Boden bei 1.615 US-Dollar stieg der Goldpreis in den letzten zweieinhalb Monaten sogar um fast 315 US-Dollar bzw. 19,5% sehr deutlich an.

Haupttreiber der Goldpreis-Rally ist seit einigen Tagen der sprunghafte Anstieg der Versicherungskosten gegen den Zahlungsausfall der USA. Der Preis für die 1-jährigen Credit Default Swaps (CDS) liegt jetzt bei 69 Basispunkten.

Versicherungskosten gegen den US-Zahlungsausfall vom 19.Januar 2023Versicherungskosten gegen den US-Zahlungsausfall vom 19.Januar 2023. ©Holger Zschäpitz

Letztmals wurde die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten am 5. August 2011 von AAA auf AA+ herabgestuft.

Während China geschickt über die OPEC+, die BRICs und auch mittels CBDCs die Entdollarisierung der weltweiten Handelsströme vorantreibt, droht in den USA die Zahlungsunfähigkeit, denn die Demokraten und Republikaner liefern sich einen erbitterten Streit um die Schuldenobergrenze (aktuell 31,4 Billionen US-Dollar).

Das absurde Spiel im US-Kongress ist eigentlich nichts Neues und taucht alle paar Jahre wieder auf. In den letzten Jahrzehnten sind die Meinungsverschiedenheiten über die Anhebung der Schuldenobergrenze allerdings mit dem Umfang der Staatsverschuldung gewachsen.

Aktuell zieht das Wachstum in China an, während es sich in den USA verlangsamt.

Insbesondere dürfte jedoch der zunehmende Trend, Öl- und Gasverkäufe in Renminbi zu fakturieren, dafür gesorgt haben, dass der US-Dollar in den letzten zwei Monaten rund 10% gegen den Chinesischen Renminbi verloren hat. Saudi-Arabien hat zudem bereits im Dezember die neue geopolitische Partnerschaft mit China unmissverständlich demonstriert.

Sobald die sogenannte US-Schuldengrenze erreicht ist (“debt ceiling”) darf die US-Regierung keine Kredite mehr aufnehmen. Voraussichtlich Anfang Juni würde ihr dann das Geld ausgehen. Nur durch außerordentliche Maßnahmen und Buchhaltungstricks könnte das US-Finanzministerium dann noch die Zahlungsfähigkeit der Regierung garantieren.

Der Goldpreis reagiert auf eine derartige Gemengelage natürlich positiv und es scheint, als ob der Markt analog zum saisonalen Muster in den kommenden Wochen noch die runde psychologische Marke von 2.000 US-Dollar sehen will.

Auch ein Anstieg bis zum Allzeithoch um ca. 2.075 US-Dollar scheint auf Sicht der kommenden Wochen möglich. Schließlich dreht die Saisonalität erst ab Ende Februar bzw. Mitte März, so dass der Goldpreis vermutlich kurz vor dem Frühlingsbeginn das Hoch der laufenden Rally erreichen sollte und dann im Anschluss bis in den Frühsommer hinein typischerweise korrigieren dürfte.

Goldpreis in US-Dollar – Runde Marke von 2.000 US-Dollar wirkt wie ein Magnet

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 19.Januar 2023Gold in US-Dollar, Tageschart vom 19.Januar 2023. ©Gold.de

Nachdem sich der Goldpreis ab dem 3.November von 1.615 US-Dollar in Windeseile bis auf 1.788 US-Dollar erholen konnte, lieferte ein einwöchiger Rücksetzer bis in den Bereich um 1.730 US-Dollar nochmals die Chance für einen halbwegs günstigen Einstieg. Schon ab dem 23.November nahm die Rally aber schnell wieder Fahrt auf und führte den Goldpreis weiter bis auf 1.810 US-Dollar nach oben.

Damit begann Anfang Dezember jedoch eine äußerst trickreiche und mehrwöchige Seitwärts-Konsolidierung um die Marke von 1.800 US-Dollar.

Zwar kam es dabei schrittweise immer wieder zu marginal höheren Hochpunkten, gleichzeitig stellten scharfe zweitägige Rücksetzer in der Größenordnung von 40 bis 60 US-Dollar den Aufwärtstrend jedes Mal in Frage.

Sobald sich jedoch die große Mehrheit der Marktteilnehmer der potenziell bärischen Keil-Formation auf dem Goldchart bewusst geworden war, erfolgte die Überraschung auf der Oberseite und die nächste Aufwärtswelle konnte beginnen.

Mit einem Tief bei 1.786 US-Dollar teste der Goldpreis noch einmal kurz seine mittlerweile flach verlaufende 200-Tageline (1.777 US-Dollar) und zieht seitdem deutlich an.

In der aktuellen Handelswoche erreichte der Goldpreis nun die Marke von 1.929 US-Dollar. Seitdem kommt es zu einer kleinen Konsolidierung auf hohem Niveau. Die runde psychologische Marke von 1.900 US-Dollar wurde dabei bislang problemlos gehalten.

Natürlich ist der Goldpreis nach dieser starken Rally überkauft und die Luft wird täglich ein Stückchen dünner. Trotzdem muss man davon ausgehen, dass es in den kommenden Wochen unterm Strich noch ein bis zwei Etagen höher gehen sollte.

Gold in US-Dollar, Monatschart vom 19.Januar 2023Gold in US-Dollar, Monatschart vom 19.Januar 2023. ©Gold.de

Dabei lässt das monatliche Bollinger Band derzeit nur einen Anstieg bis auf ca. 1.953 US-Dollar zu. Ein Monats-Schlusskurs oberhalb dieser Marke hat hingegen eine Wahrscheinlichkeit von maximal 5%!

Trotzdem kann der Goldpreis aber natürlich für ein paar Tage die luftigen Höhen um und oberhalb von 2.000 US-Dollar erkunden. Auch ein vorübergehender Test des Allzeithochs bei 2.075 US-Dollar erscheint nicht ausgeschlossen.

Die Erfahrung lehrt aber, dass in den kommenden zwei Monaten typischerweise ein wasserfallartiger Abverkauf die seit Anfang November laufende Rally schlagartig beenden wird. Noch ist es nicht so weit und ungeachtet kurzfristiger Rücksetzer sollte sich der Goldpreis zunächst oberhalb seiner 50-Tagelinie (1.806 US-Dollar) und auch oberhalb seiner 18-Tagelinie (1.863 US-Dollar) weiter nach oben schieben können.

Das Minimalziel der laufenden Rally liegt bei 1.950 bis 1.975 US-Dollar. Darüber hinaus hat ein Anstieg bis auf ca. 2.050 US-Dollar deutlich erhöhte Chancen. Im Anschluss sehen wir den Goldpreis jedoch im Frühling bzw. bis zum Frühsommer auf seine dann steigende 200-Tagelinie bis in den Bereich von ca. 1.850 US-Dollar zurücksetzen. Basierend auf dem saisonalen Muster könnte man erst im Sommer bzw. Frühherbst mit dem Ausbruch über 2.075 US-Dollar und einem Anstieg auf ca. 2.500 US-Dollar rechnen.

Kein neues Kauflimit

Unser letztgenanntes Kauflimit bei 1.675 Euro konnte am 15. und 16.Dezember zu Nachkäufen genutzt werden. Seitdem sind die Goldnotierungen auf Euro-Basis deutlich gestiegen.

Wir laufen den steigenden Preisen jedoch nicht hinterher, sondern üben uns ab jetzt in Geduld und in der Gewissheit, dass der Goldpreis auch in diesem Frühjahr wenigstens einmal deutlich durchatmen wird.

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

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