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Stand: 16.10.2023 von Hannes Zipfel
Die geopolitischen Ereignisse im Nahen Osten überschatten derzeit alle anderen börsenrelevanten Themen. Dennoch gibt es einige Daten, auf deren Veröffentlichung es sich aus Sicht der Edelmetallanleger zu schauen lohnt. Dazu gehören u. a. die BIP-Zahlen aus China am Mittwoch für das dritte Quartal sowie eine Flut an Quartalszahlen primär von US-Unternehmen als Konjunkturbarometer für die weltweit größte Volkswirtschaft.
Nahostkonflikt, ZEW-Konjunkturindex & US-Einzelhandelsumsätze

Weitere wichtige Datentermine in der KW 42, die für Edelmetalle kursrelevant werden könnten:

  • Samstag/Sonntag: Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkt auf seiner Sitzung die Prognose für das Weltwirtschaftswachstum im Jahr 2023 erneut.
  • Montag: Deutsche Großhandelspreise für September ggü. Vorjahresmonat (akt.: -4,1 % | Aug.: -2,1 %). Treffen der Euro-Gruppe zum Nahostkonflikt (12:00 Uhr).
  • Dienstag: ZEW-Index zur Einschätzung der Konjunkturlage in Deutschland für Oktober (11:00 Uhr | e: -80,5 Punkte | Sept.: -79,4 Punkte), US-Einzelhandelsumsätze im Sept. ggü. Vormonat (14:30 Uhr MESZ | +0,3 % | Aug.: +0,6 %).
  • Mittwoch: Chinesisches Bruttoinlandsprodukt (BIP) Q3’23 auf Jahresbasis (4:00 Uhr MESZ | 4,4 % | Q2’23: 6,3 %), Verbraucherpreise Euroraum im Sept. ggü. Vorjahresmonat (11:00 Uhr | e: 4,3 % | Aug.: 5,2 %).
  • Donnerstag: US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe KW 41 (14:30 Uhr MESZ | e: 213k | KW 40: 209k), Verkäufe bestehender Häuser USA im Sept. ggü. Vorjahresmonat in Mio. (16:00 Uhr MESZ | e: 3,89 | Aug.: 4,04), Rede des US-Notenbankchefs zu Konjunktur und Geldpolitik (18:00 Uhr MESZ).
  • Freitag: Erzeugerpreise Deutschland im Sept. auf Jahresbasis (8:00 Uhr | e: -14,2 % | Aug.: -12,6 %), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC für Gold und Silber; COT-Report | 22:30 Uhr MESZ)

Weitere Daten-Termine, Details zu den Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Goldpreis fungiert als sicherer Hafen

Der bisher größte Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober auf Israel und die darauffolgenden militärischen Reaktionen haben zu starker Verunsicherung an den Märkten geführt. Das machte sich im Goldpreis sofort mit einem Kurssprung von ca. 100 US-Dollar pro Feinunze (31,1g) am Spot-Markt bemerkbar. In der Gemeinschaftswährung notiert das gelbe Edelmetall mit 1.819,50 Euro pro Feinunze aktuell (Stand: Montag | 14:00 Uhr MESZ) nur ca. 3,5 Prozent unter seinem Allzeithoch vom 8. März 2022 und konnte sich wieder in den seit September 2018 gültigen steilen Aufwärtstrend zurückbewegen:

Goldpreis pro Unze in Euro

In US-Dollar vollzog der Goldpreis seit dem Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober eine ebenso straffe Aufwärtsbewegung von 114 US-Dollar bzw. 6,3 Prozent auf 1.923 US-Dollar pro Feinunze.

Dabei konnte das gelbe Edelmetall wichtige Chartmarken zurückerobern und notiert aktuell wieder über dem seit Mai etablierten Abwärtstrend und über der bedeutenden Korrekturmarke von 61,8 Prozent (Goldener Schnitt; 61,8er Fibonacci-Retracement; schwarz gestrichelte Linie) seit dem Hoch vom 4. Mai dieses Jahres:

Goldpreis in US-Dollar pro Feinunze

Die Entwicklung des Goldpreises zeigt Parallelen zu früheren geopolitischen Schocks. Gleichwohl ist schwer absehbar, wie lange die Anleger den sicheren Hafen Gold ansteuern. Die hauptsächlich für den aktuellen Preissprung verantwortliche geopolitische Lage ist hochdynamisch und kann sich auch wieder beruhigen. Dann stehen wieder die ökonomischen Faktoren im Fokus, die sich laut Internationalem Währungsfonds zuletzt weiter eingetrübt haben.

Das große Dilemma Israels

Bei einem immer noch möglichen Einmarsch von israelischen Bodentruppen in den Norden des dicht besiedelten Gazastreifens, wo sich neben Hamas-Anhängern nach wie vor hunderttausende Zivilisten und Rettungskräfte aufhalten, könnte es zu einer Eskalation des Konflikts mit unabsehbaren geopolitischen Auswirkungen über die Region hinauskommen:

Von weltweiten Terroranschlägen bis hin zur Schließung der Straße von Hormus durch die Islamische Republik Iran. Letzteres könnte den Ölpreis nach Schätzungen von Bloomberg Analytics auf über 150 US-Dollar pro Fass Rohöl (Marke WTI, 159 l) und die Welt in eine Stagflation stürzen.

Der mit 2,3 Millionen Einwohnern auf einer Fläche des Bundeslandes Bremens extrem dicht besiedelte Gazastreifen ist momentan nahezu komplett abgeriegelt. Die Zahl der Todesopfer liegt bereits bei über 2.500. Tausende Häuser und Wohnungen sind zerstört. Die humanitäre Lage ist laut UN „katastrophal“.

Auf israelischer Seite kamen bislang über 1.300 Menschen ums Leben. Die gegenseitigen Luftangriffe halten weiter an. Israel zögert gleichwohl mit einer breiten Bodenoffensive im Norden von Gaza zur Vernichtung der Hamas, da das Eskalationspotenzial und ein Zweifrontenkrieg mit der islamistischen Hisbollah im Süden Libanons als zu gefährlich erachtet wird. Die vom Iran unterstützte Terror-Miliz verfügt allein im Libanon über 150.000 Raketen, die den „Iron Dome“ genannten Schutzschirm in Form von Raketenabwehrsystemen über Israel überfordern würde.

Bleibt die angekündigte Eliminierung der Hamas jedoch aus, droht innenpolitisches Chaos in Israel, wo es bereits vor den Terroranschlägen zu massiven Protesten gegen die von Benjamin Netanjahu geführte Regierungskoalition kam. Diese setzt sich aus dem Likud (32 Sitze), den beiden Parteien der oft „ultraorthodox“ genannten Charedim, Schas (11 Sitze), der Partei Vereinigtes Thora-Judentum (VTJ, 7 Sitze) sowie dem radikalen Parteienbündnis Religiöser Zionismus (14 Sitze), das sich aus der namensgebenden Partei Otzma Jehudit und der Kleinstpartei Noam zusammensetzt. Alle Parteien entstammen dem rechten, antiliberalen Lager.

Den Anlegern steht damit aus geopolitischer Sicht eine der unkalkulierbarsten Wochen seit Jahrzehnten bevor.

US-Einzelhandelsumsätze im Fokus behalten

Bekanntlich ist die US-Wirtschaft in den letzten Quartalen nur dank massiver Neuverschuldung auf staatlicher und privater Ebene gewachsen. Nach wie vor sind zwei Drittel des Konsums für das US-BIP verantwortlich. Der private Konsum gilt als wichtigste Stütze für die US-amerikanische Wirtschaft und ist damit auch auf die dortige Geldpolitik und den Goldpreis von hoher Relevanz.

Mit dem nationalen Verbrauchervertrauen der Uni Michigan gab es in der vergangenen Woche bereits ein erstes Warnsignal, dass das Auslaufen des Schuldenmoratoriums für US-Studiendarlehen in einem Volumen von 1.800 Milliarden US-Dollar, wovon ca. 44 Millionen US-Amerikaner betroffen sind, sowie die Aufzehrung der Stimuli-Schecks aus der Pandemie-Zeit zusammen mit den verschärften Kreditbedingungen die Kauflaune deutlich eintrüben:

USA: Nationales Verbrauchervertrauen gemäß Uni Michigan

Am Dienstag um 14:30 Uhr MESZ werden die Einzelhandelsumsätze aus dem September vermeldet. Diese stammen allerdings noch aus der Zeit vor dem Auslaufen des Schuldenmoratoriums. Dennoch wird auch für den September bereits mit einer weiteren Abschwächung der Konsumdynamik gerechnet:

US-Einzelhandelsumsätze im Jahresvergleich in Prozent

Die im Säulendiagramm angezeigten Werte zeigen das Datum der Veröffentlichung, nicht des Erhebungszeitraums. Die neuen Daten am Dienstag beziehen sich auf den September 2023. Die Preisinflation lag im September in den Vereinigten Staaten bei 3,7 Prozent.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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