GOLD | 2.332,41 $/oz | 2.173,82 €/oz | 69,89 €/g | 69.890 €/kg |
SILBER | 27,44 $/oz | 25,58 €/oz | 0,82 €/g | 822,42 €/kg |
Nach dem Erreichen des Allzeithochs bei 3.009 US-Dollar pro Feinunze am 4. Mai 2021 folgte der jähe Absturz um fast 50 Prozent bis zum Jahresende.
Die wichtigste Nachfragesäule für das Industriemetall war durch den starken Rückgang der Automobilproduktion weggebrochen. Die Hoffnung auf einen schnellen Wiederaufbau der Produktionskapazitäten bei den Fahrzeugherstellern scheiterte an immer neuen Corona-Varianten, die wiederum neue Lieferengpässe und Produktionseinschränkungen mit sich brachten.
Auf der anderen Seite hatte sich das Minenangebot von -10,9 Prozent im Jahr 2020 auf +6,1 Prozent im letzten Jahr wieder erholt (Quelle: Heraeus Precius Metals). Diese Gemengelage aus wegbrechender Nachfrage aus der Industrie und leicht steigendem Angebot aus den Minen sowie dem Recycling führte das erste Mal in dieser Dekade zu einem Angebotsüberschuss.
Dennoch gelang es dem Palladiumpreis sich innerhalb von wenigen Wochen sprunghaft zu erholen. Dabei konnte das Edelmetall knapp die Hälfte des vorherigen Kurseinbruchs vom Allzeithoch innerhalb von sechs Wochen wieder aufholen und dabei sowohl die Marke von 2.000 US-Dollar pro Unze als auch die beiden wichtigen gleitenden 50- und 200-Tage-Durchschnittslinien nach oben zu durchbrechen.
Der nächste Horizontalwiderstand befindet sich bei ca. 2.484 US$/Unze. Allerdings ist nach dem fahnenstangenartigen Kursanstieg zunächst mit einer Konsolidierung der Preise zu rechnen.
Schaut man sich die wichtigsten Nachfragekomponenten ohne die ETF-Bestände an (physische Palladium-Fonds), dann sucht man vergeblich nach einem derart starken Impuls für den aktuellen Preissprung.
Bis auf die Bereiche Chemie und Schmuckverarbeitung ist die Nachfrage im Vergleich zum ohnehin schwachen Vorjahr deutlich gesunken.
Die Automobilindustrie ist mit Abstand der größte Verarbeiter von Palladium, das dort in Otto-Motoren zur Abgasreinigung in Katalysatoren eingesetzt wird. Die jüngsten Zahlen der ACEA (Association des Constructeurs Européens d’Automobiles) zeigen für Europa ein nach wie vor verheerendes Bild bei den Autoabsätzen:
Sogar gegenüber dem sehr schwachen Pandemiejahr 2020 sind die Verkäufe neuer PKWs im letzten Jahr erneut zweistellig eingebrochen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, also z. B. Elektrofahrzeuge (BEV) und Plug-in-Hybride in Europa von hohen staatlichen Kaufanreizen profitieren und den PKWs mit Verbrennungsmotoren Marktanteile abjagen. So konnten im letzten Jahr fast 60 Prozent mehr Stromer abgesetzt werden als im Jahr davor.
Bei den Neuzulassungen von Benzinern ging es in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um -41,4 Prozent bergab. Ihr Marktanteil schrumpfte von 68,9 Prozent auf 35,9 Prozent. Nur noch 15,9 Prozent der Neuwagen waren mit einem Dieselantrieb ausgestattet (relevant für Platin). Das entspricht einem gewaltigen Minus von 53,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Daten: Kraftfahrtbundesamt).
Die Lage bei der PKW-Produktion ist bedingt durch den Mangel an Rohstoffen und Teilen mittlerweile so dramatisch, dass je nach Ausstattungswünschen bei den Verbrennern Lieferfristen von bis zu sechs Monaten einkalkuliert werden müssen. Dadurch verschiebt sich aber auch der Bedarf an Palladium immer weiter nach hinten.
Die einzigen Profiteure der Malaise im Automobilbau sind die Bestandsfahrzeuge (Gebrauchtwagen), deren Preise seit Sommer letzten Jahres spürbar ansteigen.
Der Grund für den vehementen Kursanstieg bei Palladium in den letzten Wochen korreliert also nicht mit der Nachfragesituation aus der wichtigen PKW-Produktion oder der Industrie generell, sondern erklärt sich aus dem gestiegenen Interesse zur Risikoabsicherung gegen eine Eskalation des Nato-Russland-Konflikts (Ukraine-Krise).
Palladium wird derzeit wie Rohöl, Gold oder Erdgas als Krisenschutzinvestment betrachtet. Und das aus guten Grund: Denn ähnlich wie bei Öl und Gas ist Russland ein bedeutender Anbieter am Weltmarkt für das nach wie vor unentbehrliche Edelmetall.
Wie bei Erdgas und Rohöhl spekulieren die Finanzmarktakteure darauf, dass der russische Präsident Wladimir Putin auch Palladium als Waffe gegen Sanktionen des Westens einsetzen könnte – sofern es überhaupt zu einer militärischen Auseinandersetzung kommt. In diesem Fall stünde Putin die Option offen ein Exportembargo zu verhängen und einen Teil des geförderten Palladiums zunächst in Russland zurückzuhalten. Den Rest der Produktion könnte Russland dann zu Spitzenpreisen an den Meistbietenden z. B. nach China verkaufen.
Der Preis für Russland wäre wohl im Vergleich zum Nutzen eines bewaffneten Konflikts zu hoch – sowohl materiell als auch menschlich. Dennoch nutzen Vermögensverwalter als auch Privatanleger den begehrten Rohstoff vermehrt zur Absicherung gegen diesen schwer kalkulierbaren Krisenfall.
In den beiden Beiträgen „Palladium kurzfristig interessant“ vom 4. November 2021 sowie „Palladium-Crash – lohnt jetzt der Einstieg?“ vom 1. Oktober 2021 auf GOLD.DE wurden die Lieferengpässe mit denen die Automobilhersteller bei Halbleitern, Aluminium, Kobalt etc. zu kämpfen haben bereits thematisiert.
In der Erwartung einer sukzessiven Entspannung bei den Lieferketten stand die Vermutung im Raum, dass die Kurschancen bei Palladium bis zum Jahresultimo 2021 auf der Oberseite deutlich höher sind als ein weiterer Abverkauf.
Für längerfristige Investoren, die ohnehin Palladium als Wertanlage präferieren, bot das damalige Preisniveau von unter 2.000 US$/Unze eine relativ günstige Einstiegsmöglichkeit – zumindest in Relation zu den Preisen in den Monaten zuvor.
Mit der verbalen Zuspitzung des Nato-Russland-Konflikts wird das Wiederhochfahren der Automobilindustrie um einen weiteren Kursimpuls für Palladium ergänzt.
Es ist davon auszugehen, dass nach der Reduzierung bzw. dem vollständigen Auslaufen der außerordentlich hohen Kaufanreize für Elektro- und Hybridfahrzeuge auch die relativ sauberen Benzinmotoren eine Nachfragebelebung erfahren – und damit auch das Palladium.
Wenn Sie sich für den Erwerb von Palladium interessieren, finden Sie auf den Seiten von GOLD.DE einen ausführlichen „Ratgeber Palladiumkauf“.
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