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Stand: 02.12.2021 von Hannes Zipfel
Weltweit treiben Zentralbanken die Entwicklung digitaler Währungen voran. Die EZB plant für 2023 den Prototyp eines digitalen Euro. In China ist die staatliche Digitalwährung bereits Realität. Doch was bedeutet die Einführung des elektronischen Zentralbankgeldes für Gold?
Bedeutung digitaler Zentralbankwährungen für Gold

Was ist digitales Zentralbankgeld und wozu wird es benötigt?

Momentan existieren zwei Arten von Zentralbankgeld: zum einen Guthaben von Banken, die bei der Zentralbank, z. B. der EZB gehalten werden und zum anderen Bargeld, das von den Zentralbanken in Form von Banknoten und Münzen ausgegeben wird.

Bereits seit über zehn Jahren tüfteln die Geldpolitiker auch an digitalen Varianten des Zentralbankgeldes (Central Bank Digital Currencies / CBDC). Die Motive sind dabei vielfältig. Auffällig ist allerdings die zeitliche Nähe der Projektstarts zu der Einführung der Kryptowährung Bitcoin im Jahr 2009.

Die Europäische Zentralbank weist sogar dezidiert darauf hin, dass ihr digitaler Euro Risiken "unregulierter" Zahlungslösungen wie dem Bitcoin-Netzwerk verhindern soll.

Zudem will man "fremden" Digitalwährungen zuvorkommen, da man um sein Geldmonopol bangt.

Digitaler Euro EZB

Die EZB beschreibt in ihrem ArbeitspapierReport on a digital euro“ zwei Möglichkeiten der Realisierung einer CBDC: zum einen ein dezentraler digitaler Euro-Token, der ohne zwischengeschaltete Banken oder Konten direkt vom Sender zum Empfänger transferiert werden kann – ähnlich einer Peer-to-Peer Kryptowährung.

Der digitale Euro würde entweder auf Smartphones, Laptops oder USB-Sticks in dezentralen Wallets (elektronischen Geldbörsen) oder auf Servern der EZB verwahrt werden.

Allerdings gäbe es große Unterschiede zu privaten Token: Die Transaktionen würden nicht von einem dezentralen Computernetzwerk vorgenommen, sondern ausschließlich über die Systeme der Zentralbank laufen.

Die Identität der Absender und Empfänger wäre nicht durch Synonyme verschlüsselt.

Bei sogenannten Privacy Coins (englisch für "Privatsphären-Münze") wie zum Beispiel Monero, erfolgt der Zahlungstransfer sogar komplett anonym und erfüllt damit den Zweck echten digitalen Bargeldes.

Die Privacy Coins dürfen aber schon jetzt nicht mehr über offizielle Börsen gehandelt oder transferiert werden und wurden somit größtenteils bereits in die Illegalität verdrängt. Beim digitalen Euro sollen sämtliche Daten der Zahlungsströme erfasst werden.

Offiziell, um Geldwäsche, Terrorfinanzierung oder Steuerhinterziehung zu vermeiden.

Die Zentralbanken garantieren lediglich nach außen die Wahrung des Datenschutzes – natürlich im Einklang mit der Gesetzeslage.

Der zweite Ansatz sieht vor, dass alle Bürger, Behörden und Unternehmen Konten direkt bei der EZB unterhalten. Überweisungen erfolgen dann größtenteils in einem geschlossenen System innerhalb der Zentralbanken. Damit wäre die volle Datentransparenz gewährleistet.

Aber auch Sanktionen und Restriktionen gegen Kontoinhaber wären denkbar, was bereits zu Widerständen gegen derartige Pläne führt.

Zweifellos würde eine digitale Zentralbankwährung die Transaktionsgeschwindigkeit enorm verbessern und die Kosten massiv senken. Die Abwicklung von Zahlungsströmen wäre zudem bei einer dezentralen Token-Lösung nicht mehr an die Bankarbeitszeiten gebunden, könnte also 24/7 erfolgen.

Wenn die EZB in einer weiteren Ausbaustufe für die bei ihr verwalteten Konten auch Finanzierungslösungen und Anlageprodukte anbietet, stellt sich allerdings die Frage, welche Aufgabe das Banken- und Sparkassensystem dann noch übernehmen soll.

Dennoch hält vor allem die Europäische Zentralbank unbeirrt an der Realisierung einer Euro-CBDC fest.

Auswirkungen der CBDC auf Gold

Auch in unserem digitalen Zeitalter spielt physisches Gold eine bedeutende Rolle als Reservewährung für die Zentralbanken. Das gilt gleichermaßen für den Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).

Bei den größeren Zentralbanken steigt der Goldanteil an den gesamten Währungsreserven tendenziell sogar an. Eine Ausnahme bildet hier die Schweizer Nationalbank SNB (hellblaue Linie im Chart), die mit ihrem aggressiven Franken-Dumping ihre Fremdwährungsreserven massiv aufbläht und damit den Goldanteil verwässert.

Warum die Schweizer ihre Devisenreserven nicht auch in Gold umschichten, bleibt das Geheimnis der eidgenössischen Geldpolitiker. Es wäre eine historische Chance, den Reichtum der Alpenrepublik krisensicher zu mehren. Aber als Teil des gesamten Zentralbanksystems besteht seitens der SNB wohl kein Interesse an einer "Verzerrung" des Goldpreises nach oben durch zusätzlicher Nachfrage in erheblichem Umfang.

Anteil Goldreserven an Währungsreserven

Die Einführung digitaler Zentralbankwährungen wird an der Praxis der Goldreservehaltung grundsätzlich nichts ändern, da Gold nach wie vor als Vertrauensanker und als Backup für die Fiat-Geld-Systeme für den absoluten Krisenfall fungiert (Währungsreform).

Die Möglichkeiten der direkten Geldmengen- und Zinssteuerung bei CBDC könnten aber einen sehr großen Einfluss auf Gold bekommen.

Mit einem digitalen Euro stünden z. B. der EZB neue Möglichkeiten bei der Vermehrung und Verteilung der Zentralbankgeldmenge zur Verfügung. Pläne, den Digital-Euro bei Bedarf mit einem Verfallsdatum bzw. einer Halbwertszeit zu versehen (Schwundgeld via Negativzinsen), hätten ebenfalls starke Auswirkungen auf das Bedürfnis der Bürger und Unternehmen, Gold als Wertspeicher zu halten.

Was bei den Überlegungen der Zentralbanken keine Rolle spielt, ist die Zins- und Liquiditätsfalle, in der sich die Geldpolitik aufgrund der globalen Überschuldung und der diversen Vermögenspreisblasen bereits befinden. Fakt ist, dass die Möglichkeiten der Inflationsbekämpfung mit der Einführung eines digitalen Euro nicht verbessert werden.

Im Gegenteil gelangt das neu geschöpfte Zentralbankgeld nicht erst über den Umweg von Bankkrediten oder Staatshilfen an Unternehmen und Konsumenten, sondern direkt per Knopfdruck auf das eigene Konto bei der EZB oder in die digitale Euro-Wallet. Damit würde das Zentralbankgeld direkt nachfragewirksam und eine Preisinflationsspirale viel schneller in Gang kommen.

Des Weiteren soll die Einführung der CBDC mit der sukzessiven Abschaffung des Bargeldes einhergehen. Diese Lücke könnte Gold in Teilen füllen. Auch dem Bedürfnis nach diskretem Eigentum und diskreten Transaktionen kann Gold, anders als die CBDC, gerecht werden.

Unter dem Aspekt der finanziellen Freiheit wäre Gold im Falle von Zentralbankkonten eine Möglichkeit, dem vollen Zugriff der Geldpolitiker auf das eigene Vermögen inkl. möglicher Verfügungsbeschränkungen vorzubeugen.

Auf der technischen Ebene hat Gold den Vorteil, dass es weder eine funktionierende Infrastruktur noch bestimmte Geräte oder Energie benötigt, um als Geld zu existieren und für Transaktionen zur Verfügung zu stehen – anders als die CBDC.

Fazit und Ausblick

Die Zentralbanken möchten mit den CBDC ihr Geldmonopol schützen, vollen Zugriff auf Transaktionsdaten erlangen und die Geldmenge noch unmittelbarer steuern. Auch die Zinssteuerung soll noch direkter erfolgen, bis hin zur Implementierung von Schwundgeld zur Beschleunigung der Geldumlaufgeschwindigkeit.

Diskrete Transaktionen sind in einem CBDC-Zahlungssystem ausgeschlossen. Restriktionen und Sanktionen bei der Haltung von Konten bei den Zentralbanken dagegen jederzeit möglich.

Für das an Wahrscheinlichkeit gewinnende Szenario eines Resets des Währungssystems, einhergehend mit der Entschuldung diverser überschuldeter Staaten, wäre der direkte Zugriff auf die Konten der Wirtschaftssubjekte eine wichtige Voraussetzung.

Schon aus diesem Grund werden Anleger auf Gold als Alternative zu dem beliebig vermehrbaren und gläsernen digitalen Zentralbankgeld nicht verzichten wollen.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Jürgen | 15.11.2023, 07:46 Uhr Antworten

Bei der Einführung der CBDCs für Privatpersonen, wird das digitale Geld so programmiert sein, das das Kaufen von Gold oder Kryptowährungen nicht mehr möglich sein wird. Ebenso werden Kryptos und Goldmünzen die die Leute bis heute gekauft haben, keine Abnehmer mehr finden, da der Staat dies nicht erlauben wird. Einzig bei Gold darf man hoffen das unsere Kinder oder Enkel mit einem System aufwachsen, bei dem die CBDC ein Relikt vergangener dunkler Tage sind und Gold wieder als Wertspeicher akzeptiert ist.

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von StillHappy | 07.12.2021, 17:26 Uhr Antworten

Sehr geehrter Herr Zipfel, endlich einmal wahre Worte zu CDBC. Umgehen werden wir es nicht können, es wird also kommen, dass Problem ist nur die gier und der Kontrolle der wir dann unterworfen sein werden. Ich kann nur hoffen das endlich "selbstlose "Personen das neue digitale Geld verwalten werden. Träumen ist ja wohl noch erlaubt.

von Robert H. | 04.12.2021, 02:18 Uhr Antworten

Das individuelle Recht, die Kaufkraft von Erspartem Vermoegen ueber laengere Zeitraeume stabil zu halten, ist Geschichte. Andere Wertmasstaebe gewinnen an Bedeutung, wie zum Beispiel die Zahlungsfaehigkeit der individuellen Staaten und Regierungen zu sichern unabhaenging von bestehenden Staatsschulden. Die Wirtschaft dahingehend zu managen, dass Rezession oder gar Depression nicht mehr auftreten koennen. Die Vermeidung von Armut in breiten Bevoelkerungs-Schichten zu verhindern, hier insbesondere Altersarmut ist ein grosses Gebot. Auch ungewoehnliche ZIele wie z. B. die Finanzierung von Strukturmassnahmen um Klimawandel zu bekaempfen werden als oberste Zentralbank Ziele genannt. Die Reaktion auf das Ende des Wachstumsdenkens erfordert einen neuen Geldbegriff und einen neue Geldpolitik. Gold sollte eigentlich im Privatbesitz als monetaeres Element verboten werden. In der Tat, fast alles was von der realen Wirtschaft produziert wird (Gueter und Dientsteistungen) , werfaellt im Wert im Laufe der Zeit. Ein neuwertiger Volkswagen aus dem Jahre 1960 waere heute weitgehend wertlos weil diese Fahrzeug nicht konkurrenzfaehif waere am Markt. Wenn also das Produkt im Wert verfaellts, warum sollte der Lohn fuer die Herstellung dieses Autos ueber Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte seine Kaufkraft erhalten ? Das macht keinen SInn. Daher haben die Zentralbanken Recht wenn sie die Ersparnisse systematisch entwerten. Fazit: Solange Gold noch gekauft werden darf, sollte jeder sich einen soliden Vorrat aneignen und darueber tiefes Schweigen bewahren. Wenn der Goldkauf entweder verboten sein wird oder aber mit einer hohen Sondersteuer bestraft wird, dann wird es zu spaet sein, Gold zu kaufen.

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