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Stand: 01.02.2024 von Jörg Bernhard
Zum Jahresstart sah sich Gary Gensler – der Chef der US-Wertpapieraufsicht – durch juristischen Gegenwind praktisch gezwungen, sogenannte Spot-ETFs auf den Bitcoin für US-Anleger zu genehmigen. Bislang reagierte die Kryptowährung Nummer 1 relativ unaufgeregt darauf.
Bitcoin oder Gold – wer macht das Rennen?

Bitcoin-ETFs weiterhin gefragt

Die von vielen Kryptoexperten in Aussicht gestellte Bitcoin-Explosion blieb nämlich aus und die Digitalwährung fiel unmittelbar nach der Genehmigung in der Spitze sogar um über 20 Prozent zurück. Die alte Marktregel „Kaufe das Gerücht und verkaufe die Nachricht“ dürfte auch hier wieder einmal gegriffen haben. Daneben war aber auch eine andere Entwicklung für die temporäre Talfahrt des Bitcoin verantwortlich.

Beim Grayscale Bitcoin Trust, der Ende 2023 (ursprünglich als geschlossener Fonds konzipiert) mit über 643.000 Bitcoins als größter Investor in diesem Marktsegment galt und vor einem US-Gericht gegen die SEC geklagt und gewonnen hat, kam es nach der Genehmigung der SEC zu massiven Bitcoin-Verkäufen. Aktuell beläuft sich dessen Bestand auf „lediglich“ 487.000 Bitcoins (Stand: 31.01.24).

Doch der Ausverkauf war weniger auf fundamentale, sondern vielmehr auf markttechnische Gründe zurückzuführen. Altanleger des Grayscale Bitcoin Trust tauschten ihre Anteile nämlich in die kostengünstigeren Newcomer wie zum Beispiel den iShares Bitcoin Trust von Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt. Dessen Bestände sind innerhalb weniger Wochen auf immerhin 63.500 Bitcoins angestiegen. Insgesamt haben die Newcomer bislang Bestände von fast 180.000 Bitcoins aufgebaut. Bei einem aktuellen Bitcoin-Preis von ungefähr 42.000 Dollar entspricht dies einer Marktkapitalisierung von 7,5 Milliarden Dollar und kann somit mit Fug und Recht als große Erfolgsstory bezeichnet werden.

Bitcoin & Gold – Parallelen und Unterschiede

In der Finanzwelt wird der Bitcoin häufig als digitales Gold bezeichnet, weil sich auch dessen Menge – im Gegensatz zu Fiat-Währungen – nicht unbegrenzt vermehren lässt und die Produktion neuer Bitcoins als kostenintensiv gilt sowie softwarebedingt verlangsamt und aller Voraussicht nach um das Jahr 2140 gänzlich versiegen wird. Außerdem gilt der Bitcoin nicht als nationale, sondern internet-basierte weltweit handelbare digitale Anlagealternative – mit hohen Chancen und hohen Risiken.

Im November 2004 kam mit dem SPDR Gold Shares der erste mit physischem Gold hinterlegte ETF auf den Markt, der in den ersten drei Wochen nach seiner Zulassung fast 89 Tonnen Gold aufgekauft hatte und damit auf einen Marktwert von 1,2 Milliarden Dollar kam. Auch damals galt der Newcomer aufgrund seiner niedrigen Gebühren als attraktive Krisenwährung sowie als Konkurrent für herkömmliche Reservewährungen westlicher Prägung (USD, EUR, GBP, JPY, CAD, SKR, CHF …). Auch in dieser Zeit haben vorherige Krisen (Japan, Thailand, Russland, Dotcom-Blase) zu einer verstärkten Verunsicherung und dem Wunsch nach einem Stabilitätsanker geführt. Mittlerweile enthalten US-amerikanische Gold-ETFs mehr als 1.500 Tonnen Gold im Gegenwert von rund 100 Milliarden Dollar.

Ähnlich wie bei Gold besteht beim Bitcoin kein Kontrahentenrisiko, falls die Bestände in einer hardware-basierten „Wallet“ (elektronische Geldbörse) und nicht im Internet oder von Finanzdienstleistern bzw. Krypto-Börsen verwahrt werden. Mit Blick auf die Kursschwankungsintensitäten (Volatilität) liegen zwischen beiden Anlageklassen aber Welten. Zudem kann man aufgrund der längeren Historie das Totalverlustrisiko bei Gold um ein Vielfaches geringer als beim Bitcoin einstufen (siehe Tabelle).

Bitcoin und Gold im Vergleich

Bitcoin Gold
Kurs (Stand 01.02.24) 42.145 USD 2.033 USD
Performance (1 Jahr) 82,10% 6,60%
Performance (10 Jahre) 7572% 62,70%
250-Tage-Volatilität 41,70% 16,50%
Historie seit 2009 > 2.000 Jahre
Wert der weltweit geförderten Menge 827 Mrd. USD 13,9 Bio. USD
Quellen: GOLD.DE, tradingview.com, gold.org, coinmarketcap.com

Interpretation beider Währungen

In den kommenden Monaten bzw. Jahren darf man gespannt sein, welche der beiden (fast) auf der ganzen Welt handelbaren Kryptowährungen sich durchsetzen wird. Möglicherweise profitieren sogar beide vom globalen Trend, die Abhängigkeit von Dollar & Co zu reduzieren. Neben autokratischen Staaten wie Russland und China, bauen auch viele Schwellenländer ihre Goldreserven tendenziell auf. Die Sanktionen westlicher Länder nach dem russischen Überfall auf die Ukraine dürfte hier eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Möglicherweise kommt es aber auch zwischen Gold und Bitcoin zu einer „friedlichen Koexistenz“, schließlich haben beide angesichts explodierender Schuldenberge und des damit verbundenen Kontrahentenrisikos durchaus ihre Existenzberichtigung. Wer den Bitcoin als Krisenschutz betrachtet und nutzen möchte, sollte in groben Zügen dessen Funktionsweise verstehen und sich über dessen Chancen und Risiken unbedingt bewusst sein.

Allerdings dürfte eines unbestritten sein: Mit Goldbesitz lässt sich definitiv ruhiger schlafen als mit dem Bitcoin.
Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Graf Zahl | 09.02.2024, 10:23 Uhr Antworten

Beide werden davon profitieren, dass die EU das gesetzliche Zahlungsmittel quasi verbietet und damit das Volk zwingt Gläubiger etwelcher Banken zu werden. Also: Bargeld abheben, Kontoauszug gut aufbewahren, Btc oder Gold kaufen und für größere Anschaffungen kurzfristig wieder giralisieren mit Herkunftsnachweis=Kontoauszug. Wenn das die Sprache ist, die die Regenten verstehen...

von Peter L Ustig | 05.02.2024, 01:06 Uhr Antworten

Wer auf welches Pferd beim Pferderennen setzt, das bleibt seiner Intuition und seiner gemachten Erfahrung überlassen. Welches Pferd das Rennen gewinnen wird, wird die Länge der Strecke entschieden.
Jedoch sollten die "Zocker" ihren investierten Einsatz übrig haben, sollte sich ihr Pferd lediglich als Kurzstrecken-Niete erweisen und sie ihren Einsatz eines Tages zufällig komplett verlieren.

von Hans | 03.02.2024, 20:42 Uhr Antworten

Bitcoin kannst du immer überall hin mitnehmen, mach das mal mit Gold. Der größte Vorteil von Bitcoin ist seine Seltenheit, es wird nie mehr geben als 21 Millionen. Gold hingegen ist nicht begrenzt...stellen wir uns vor, Gold würde auf 5000 Dollar pro Unze steigen, dann würde es sich lohnen mehr zu fördern. Man kann sich ja vorstellen, was das mit dem Preis macht.

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