GOLD | 1.924,78 $/oz | 1.807,09 €/oz | 58,10 €/g | 58.099 €/kg |
SILBER | 23,57 $/oz | 22,13 €/oz | 0,71 €/g | 711,50 €/kg |
Rund 35.495 Tonnen Gold hielten zum Jahresende 2022 alle Zentralbanken weltweit zusammen in ihren Depots. Diese Zahl veröffentlichte der World Gold Council (WGC), die Lobbyorganisation der Goldbranche, in seinem online basierten Research- und Informationsservice "Goldhub": (1)
Die Werte beruhen laut World Gold Council auf Angaben des IMF / IFS (= International Monetary Fund / International Financial Statistics) sowie auf Angaben direkt von den Zentralbanken. Sie unterliegen einer laufenden Änderung (Revision).
Erfasst in obiger Grafik sind nur 129 Staaten/Organisationen, wovon einige keine Angaben machten. Gut zu erkennen aber der schon seit vielen Jahren zu beobachtende Trend: In der Summe treten alle Zentralbanken zusammen als Netto-Käufer auf dem Goldweltmarkt auf. Das bedeutet, dass sie mehr Gold kaufen als verkaufen.
Einen weiteren Wert veröffentlichte der World Gold Council in seinem Jahresreport "Gold Demand Trends 2022". Demnach gab es mit insgesamt 1136 Tonnen in 2022 einen Rekordwert bei den Goldkäufen.2 Das sei der höchste Wert seit 1967. Grundlage dieser Zahl sind vor allem Schätzungen von "Metals Focus", ein Brancheninformationsdienst auf den sich der WGC beruft.
Angaben zu Goldbeständen der Zentralbanken beinhalten einen erheblichen Unschärfefaktor. Das liegt zum einen daran, dass manche Zentralbanken ihre Bestände gar nicht mehr melden, wie etwa Russland. Zudem unterliegen die Zahlen laufender Revision oder zeitlich unterschiedlichen Veröffentlichungspraktiken.
Zum anderen liegt es daran, dass die wichtigste Quelle zu Goldreserven, der World Gold Council, seinerseits mehrere Drittquellen aggregiert und analysiert. Diese sind namentlich:
Hieraus publiziert das WGC laut eigenen Angaben zwei "verschiedene Serien" mit Zahlen, die sich auch unterscheiden können:
"We publish two series of central bank gold activity, which are drawn from different sources. Central bank demand reported in Gold Demand Trends is primarily sourced from Metals Focus, whose proprietary estimates of official sector activity incorporate the IMF data. The monthly time series of central bank holdings reported on goldhub.com uses IMF IFS statistics supplemented with data directly from central bank websites where needed and available." (3)
Wer hat wie viel? Hier die Top-Ten der Notenbanken mit den größten Goldreserven :
Seit Jahren besitzen die Zentralbanken der USA und Deutschland die größten Goldreserven.
Das Ranking der größten Goldkäufer führt aktuell, Stand Ende März 2023, Singapur an mit 68,7 Tonnen. Auch China und die Türkei waren im 1. Quartal 2023 als nennenswerte Goldkäufer aufgetreten:
Am meisten Gold verkauft hat im 1. Quartal 2023 Kasachstan. Dort trennte man sich von 19,6 Tonnen Goldreserven. Usbekistan, Kambodscha und Russland verkauften ebenfalls größere Mengen.
Wer hatte in den Jahren zuvor am meisten gekauft, wer am meisten verkauft? 5
Als Goldreserven bezeichnet man die staatlichen Goldbestände im Eigentum einer Zentralbank oder eines Finanzministeriums. Abweichend von dieser Definition wird auch das Gold des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu den Goldreserven gerechnet.
Die Funktion von Goldreserven war historisch die Golddeckung einer Währung, auch als Goldstandard bezeichnet. Hierfür war Gold im Sinne des Wortes nötig.
Heute gibt es aber keinen Goldstandard mehr. Der letzte Goldstandard, das System von Bretton-Woods, ist seit über 50 Jahren Geschichte. Es scheiterte 1973 aus diversen Gründen. Heutige Währungen funktionieren unabhängig von Gold. Es sind ungedeckte Währungen. "Nötig" im engeren Sinne, also allein unter währungstechnischen Aspekten betrachtet, ist Goldbesitz heute nicht für eine Zentralbank.
Viele Zentralbanken halten auch gar kein Gold wie etwa Kanada, Norwegen oder Neuseeland. Oder ihre Goldbestände sind vergleichsweise gering wie etwa in Großbritannien, Australien, Luxemburg, Spanien, Dänemark oder Indonesien.
Hier muss differenziert werden. Die Goldbestände klassischer westlicher Demokratien oder "entwickelter" Staaten wie USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz oder Japan sind seit Jahrzehnten praktisch unverändert oder sinken sogar leicht.
Als Goldkäufer in den letzten Jahren aufgefallen sind vor allem Staaten mit autokratisch-autoritären Regierungsformen und/oder einem Status als aufstrebendes Schwellenland. Namentlich Russland, China, Katar, Indien oder die Türkei.
Dann sind Zentralbanken auch keine Goldkäufer im klassischen Sinne. Zentralbanken verfügen über Währungsreserven, um im internationalen Zahlungsverkehr operativ tätig werden zu können. Dies kann der Fall sein bei Interventionen auf den Devisenmärkten oder wenn es Unterschiede in der Leistungsbilanz gibt. In der Theorie entstehen Währungsreserven bei einem Leistungsbilanzüberschuss (= Außenhandelsüberschuss, Exporte höher als Importe). Umgekehrt dienen Währungsreserven bei einem Außenhandelsdefizit der Finanzierung von Importen.
So wurde auch das Gold der Bundesbank nicht gekauft im engeren Sinne. Die deutschen Goldbestände sind das Resultat von Ausgleichszahlungen. Es "häufte" sich an zu Zeiten wo Deutschland zum Exportweltmeister wurde. Dies geschah insbesondere in den 60er Jahren. Bis 1968 wuchsen die deutschen Goldreserven auf den historischen Höchststand von 4.033 Tonnen an. In den Folgejahren sanken sie wieder und pendelten sich auf den heutigen Wert ein.
Goldbestände sind also Teil der Währungsreserven einer Zentralbank (=Devisen). In dieser Funktion steht Gold auf der Aktivseite der Bilanz wie jeder andere Aktivposten oder jede andere Fremdwährung auch. Als ein Asset unter vielen trägt Gold mit seinen bekannten Vorteilen hier zur Diversifizierung bei, ähnlich wie im privaten Vermögensportfolio. Gold gilt als relativ wertstabil, hat kein Gegenpartei-Risiko und kann so die Funktion eines Risikopuffers übernehmen. Auch gesetzliche Bestimmungen können dazu führen, dass eine Zentralbank einen bestimmten Prozentsatz der Währungsreserven in Gold vorhält.
Sympathien für hohe Goldreserven sind daher insbesondere in Kreisen zu finden die das heutige ungedeckte Geldsystem als krisenhaft erachten. Das reicht hin bis zu Stimmen, die für eine Wiedereinführung eines Goldstandards plädieren: Goldstandard - Mythos oder Heilmittel? Auch kann spekuliert werden darüber, inwieweit sich Staaten wie Russland oder China mit ihren Goldkäufen unabhängiger machen wollen von der Dominanz westlicher Finanzpolitik, insbesondere des US-Dollars.
Neben der absoluten Höhe der Goldbestände ist daher auch der Goldbesitz einer Notenbank in Relation zu den gesamten Währungsreserven interessant. So halten die Schweiz oder Japan in Tonnen gesehen eine hohe Menge an Gold. Als prozentualer Anteil an den Währungsreserven ist die Menge aber gering, wie die nachfolgende Top-20 Liste zeigt:
Platz | Land | Goldreserven (Tonnen) | entspricht Anteil an Gesamtreserven |
---|---|---|---|
1. | USA | 8133,5 | 67,1 % |
2. | Deutschland | 3355,1 | 66,5 % |
3. | IWF | 2814,0 | -- |
4. | Italien | 2451,8 | 63,6 % |
5. | Frankreich | 2436,8 | 58,6 % |
6. | Russland | 2298,5 | 21,2 % |
7. | China | 2010,5 | 3,5 % |
8. | Schweiz | 1040,0 | 6,7 % |
9. | Japan | 846,0 | 4,0 % |
10. | Indien | 787,4 | 8,1 % |
11. | Niederlande | 612,5 | 56,3 % |
12. | Türkei | 541,8 | 27,6 % |
13. | EZB | 504,5 | 37,0 % |
14. | Taiwan | 423,6 | 4,3 % |
15. | Usbekistan | 395,9 | 61,7 % |
16. | Portugal | 382,6 | 69,2 % |
17. | Kasachstan | 351,7 | 58,4 % |
18. | Saudi-Arabien | 323,1 | 3,8 % |
19. | Vereinigtes Königreich | 310,3 | 23,2 % |
20. | Libanon | 286,8 | 51,3 % |
Verglichen mit dem gesamten historischen "above-ground stocks" Wert, hätte das Gold aller Zentralbanken einen Anteil von rund 17 %:
Mit "above-ground stocks" ist alles physische Gold gemeint, das seit Anbeginn der Menschheit bis heute gefördert wurde und somit auch heute noch irgendwo in Gewölben, Tresoren, Schließfächern, Schubladen, Verstecken oder Schatzkisten existiert. Dieser Wert wird auch gern als Goldwürfel dargestellt. Mehr: Goldwürfel-Berechnung von GOLD.DE
Die Funktion staatlicher Goldreserven war historisch die im Idealfall vollständige und in der Praxis zumindest weitgehende Deckung einer im Umlauf befindlichen Währung. Hierfür hielten sich die Staaten offiziell die entsprechenden Mengen an Gold.
Großbritannien leitete die Zeit des klassischen Goldstandards mit dem Bank Charter Act von 1844 ein, der eine überwiegende Golddeckung neuer Noten der Bank of England vorschrieb. Im Deutschen Reich galt der Goldstandard ab 1871, nachdem Frankreich bedeutende Goldmengen als Reparation für den Deutsch-Französischen Krieg zahlen musste. Im Jahr 1885 folgten die Staaten der Lateinischen Münzunion und im Jahr 1900 schließlich auch die Vereinigten Staaten.
Der Niedergang des klassischen Goldstandards setzte 1914 ein. Ursache war vor allem der 1. Weltkrieg. Die Idee der Währungsdeckung durch Goldreserven bei gleichzeitig steil ansteigenden Staatsausgaben ließ sich nicht aufrechterhalten. Die Versuche in den 20er Jahren, den Goldstandard und damit die Konvertierbarkeit wieder einzuführen blieben letztlich erfolglos. Großbritannien beendete die Konvertierung endgültig im Jahr 1931; die USA im Jahr 1933.
Die gewachsene wirtschaftliche Bedeutung der USA seit 1900, die sich vor allem aus ihrer Rolle als Geldgeber der alliierten Kriegsparteien im 1. Weltkrieg ergab, lässt sich auch an den stark steigenden Goldreserven des Landes eindeutig ablesen. Als die USA 1900 den Goldstandard einführten, beliefen sich die Goldreserven auf 602,5 Tonnen. 1935 waren die Bestände mit 9.998 Tonnen fast 17-mal so hoch. Kein Land anderes Land besaß auch nur annähernd so viel Gold.
Von 1944 - 1973 regierte mit dem Bretton-Woods-System ein Gold-Dollar-Standard die Weltwirtschaft. In diesem System übernahm der US-Dollar die Funktion einer goldgedeckten Leitwährung, deren Wert mit 35 Dollar je Feinunze festgesetzt wurde. Alle anderen Währungen der teilnehmenden Staaten standen zum Dollar in einem festen Wechselkurs. Es handelte sich also um einen faktischen Goldstandard auch für die anderen Währungen.
Letztlich hatte sich die Bindung von Geld an Gold aber als zu unflexibel erweisen, um den Erfordernissen moderner Gesellschaften nach einer steigender Geldmenge zu genügen.
Der Gesamtbestand der weltweiten Goldreserven belief sich am Ende des Bretton-Woods-Systems 1973 auf 36.798 Tonnen. Mit dem Ende von Bretton Woods folgte ein System freier Wechselkurse, das bis heute gilt. Zentralbanken schätzten Goldbesitz als immer unwichtiger ein. Entsprechend wurden Goldreserven nach und nach verkauft. Der Boden wurde in den Jahren 2007 und 2008 erreicht, als die weltweiten Goldreserven weniger als 30.000 Tonnen Gold betrugen.
Mit der Finanzkrise 2007/08 änderte sich das. Ab 2009 traten die Zentralbanken in der Summe als Netto-Käufer von Gold am Markt auf.
Die sogenannten Central Bank Gold Agreements (=CBGAs) sind nur noch von historischem Interesse. Es handelte sich um insgesamt vier Abkommen, die von 1999 - 2019 existierten. Darin verpflichteten sich die Europäischen Zentralbank sowie fast alle wichtigen Zentralbanken europäischer Einzelstaaten, kein Gold mehr in größerem Umfang mehr zu verkaufen:
Lange Zeit lagerten große Teile der deutschen Goldreserven im Ausland, namentlich bei der Federal Reserve Bank in New York, der Bank of England in London und der Banque de France in Paris. Begründet war dies damit, dass man in Zeiten des kalten Krieges Gold praktischerweise da lagert, wo man es in Empfang nimmt, wo es sicherer ist und auch einfacher zu verkaufen.
Mit der Finanzkrise 2008 kam es zu verstärkter Kritik an der Lagerung der deutschen Goldreserven im Ausland. Dies führte dazu, dass ein großer Teil des Goldes wieder nach Deutschland zurückkam. Dieser Prozess ist auch bekannt als Repatriierung deutscher Goldreserven. Mehr: "Das Gold der Deutschen" - die Buchrezension von GOLD.DE
Heute lagert der größte Teil des deutschen Goldes bei der Bundesbank in Frankfurt am Main. Zur Transparenz wird regelmäßig diese offizielle Goldbarrenliste veröffentlicht. Demzufolge verteilten sich die bundesdeutsche Goldreserven zum 31.12.2021 wie folgt (Werte gerundet):
Gelegentlich fließt ein kleiner Teil dieser Goldbestände ab, wenn Gold für Münzprägungen benötigt wird.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) wurde 1944 als Teil des Bretton-Woods-Systems gegründet und hat dessen Ende im Jahr 1973 bis heute überdauert. Seine wesentliche Funktion war und ist die Vergabe von Krediten an Staaten. Mit den 1969 etablierten Sonderziehungsrechten verfügt der IWF über eine eigene Reservewährung, die allerdings nicht am Devisenmarkt gehandelt wird und nur als Buchgeld auf den Konten des Fonds existiert.
Nach den USA und Deutschland verfügt der IWF mit aktuell 2.814 Tonnen über die drittgrößten staatlichen beziehungsweise institutionellen Goldreserven. Die Herkunft dieser Reserven setzt sich über die im Quotensystem ermittelten Einlagen der Mitgliedsstaaten, aus Kreditrückzahlungen, Zinszahlungen und auch Bezahlungen in Gold für andere Währung zusammen. Der letzte Goldverkauf des IWF von 403,3 Tonnen fand 2009 bis 2010 statt, um die finanzielle Basis für die Kreditvergabe zu verbessern.
Die Währungsreserven der Europäischen Zentralbank (EZB) setzen sich aus US-Dollar, Japanischem Yen, Sonderziehungsrechten beim IWF und Gold zusammen. Der Goldanteil der ursprünglichen Einlagen durch die nationalen Zentralbanken der Eurozone im Jahr 1999 betrug 15 Prozent. Dieser Anteil bezog sich jedoch nicht auf das Goldgewicht, sondern auf den Goldwert, der marktabhängigen Schwankungen unterworfen ist. Von ursprünglich 747,9 Tonnen Gold sind derzeit noch knapp über 500 Tonnen vorhanden.
Warum werden Goldreserven weiter angehäuft, statt die Staatsverschuldung und den damit verbundenen Zinsen zu senken ????
Da hat wohl jemand bei WWC verpasst, dass seit 1993 keine Tschechoslowakei mehr existiert... Also was ist es für Angaben im Jahr 2018+2019?! Und stimmen auch die anderen Daten überhaupt....?
"Letztlich hatte sich die Bindung von Geld an Gold als zu unflexibel erweisen, um den Erfordernissen moderner Gesellschaften nach einer steigender Geldmenge zu genügen."
Nein, die Regierungen (hier westliche Demokratien bzw. "entwickelt" genannt) brauchten das zum hemmungslosen Schuldenmachen für ihre Kriege und/oder Wohlfahrtstaaten (Wählerkauf)
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