GOLD | 1.865,94 $/oz | 1.727,82 €/oz | 55,55 €/g | 55.551 €/kg |
SILBER | 22,35 $/oz | 20,71 €/oz | 0,67 €/g | 665,84 €/kg |
Insgesamt 35.516 Tonnen Gold hielten zum Jahresende 2021 alle Zentralbanken weltweit zusammen in ihren Depots. Diese Zahl veröffentlichte das World Gold Council (WGC), die Lobbyorganisation der Goldbranche 1. Diese Menge entspricht einem Rekordhoch, wie der Blick auf die Entwicklung der letzten 10 Jahre zeigt:
Die Zahlen sind aber mit Vorsicht zu genießen. Nicht alle Zentralbanken melden ihre Aktivitäten auf dem Goldmarkt, so das World Gold Council in seinem Report "Gold Demand Trends 2022" 2. Demnach enthalten die Zahlen einen beträchtlichen Anteil "Schätzung".
Auch bei neuen Goldzukäufen gab es nach Angaben des World Gold Councils einen Rekordwert. Demnach kauften die Zentralbanken in 2022 netto 1136 Tonnen Gold 2. Das sei der höchsten Wert seit 1967.
Damit wird ein Trend fortgeführt, der schon seit vielen Jahren zu beobachten ist, nämlich dass die Zentralbanken in der Summe als Netto Käufer auf dem Goldweltmarkt auftreten. Das bedeutet, dass alle Zentralbanken zusammen mehr Gold kaufen als verkaufen.
Beim Ranking der größten Goldkäufer in 2022 führt die Türkei mit 148 Tonnen. Auch China hat in 2022 kräftig Gold zugekauft. Hier steht ein Plus von 62 Tonnen zu Buche:
Am meisten Gold verkauft in 2022 hat Kasachstan mit 51 Tonnen. Auf Platz 2 der größten Goldverkäufer liegt Deutschland mit 4,0 Tonnen. Hier handelt es sich um Gold, das vor allem für Münzprägungen verwendet wurde.
Wer hat wie viel? Hier die Top-Ten der Notenbanken mit den größten Goldreserven :
Seit Jahren besitzen die Zentralbanken der USA und Deutschland die größten Goldreserven. Als Käufer treten diese Länder aber nicht in Erscheinung. Auch die Goldbestände anderer klassischer westlicher Demokratien oder "entwickelter" Staaten wie Frankreich, Italien, Schweiz oder Japan sind seit Jahren praktisch unverändert.
Wer hatte in den Jahren zuvor am meisten gekauft, wer am meisten verkauft?3
Als Goldreserven bezeichnet man die staatlichen Goldbestände im Eigentum einer Zentralbank oder eines Finanzministeriums. Abweichend von dieser Definition wird auch das Gold des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu den Goldreserven gerechnet.
Die Funktion von Goldreserven war historisch die Golddeckung einer Währung, auch als Goldstandard bezeichnet. Heute gibt es aber keinen Goldstandard mehr.
Goldreserven heute sind Teil der Währungsreserven einer Zentralbank (=Devisen). Solche Währungsreserven sind nötig im internationalen Zahlungsverkehr. In der Theorie ist bei Leistungsbilanzüberschüssen eines Staates der Saldo der Devisenbilanz positiv; der Saldo kann aber auch negativ sein. Auch gesetzliche Bestimmungen können dazu führen, dass eine Zentralbank einen bestimmten Prozentsatz der Währungsreserven in Gold vorhält.
Nun sind Zentralbanken keine "Käufer" im klassischen Sinne, da sie ja ihr eigenes Geld herstellen. So wurde auch das Gold der Bundesbank nicht im engeren Sinne "gekauft", sondern häufte sich an zu Zeiten wo Deutschland zum "Exportweltmeister" wurde. Dies geschah insbesondere in den 60er Jahren, wo Gold zur Verrechnung des Leistungsbilanzüberschusses diente. Bis 1968 wuchsen die deutschen Goldreserven auf den historischen Höchststand von 4.033 Tonnen an. In den Folgejahren pendelten sie sich auf den heutigen Wert ein. Der deutsche Goldschatz ist also nicht gekauft, sondern das Resultat von Ausgleichszahlungen.
Ob und warum also Zentralbanken Gold halten oder kaufen, diese Bewertung ist letztlich politischer Art. Denn allein unter währungstechnischen Aspekten betrachtet ist Goldbesitz heute nicht nötig für eine Zentralbank. Heutige Währungen sind allesamt ungedeckt, d.h. deren Funktionieren (oder Nichtfunktionieren) geschieht unabhängig von Gold. Der letzte Goldstandard, das System von Bretton-Woods, ist seit über 50 Jahren Geschichte. Es scheiterte 1973 aus diversen Gründen. Viele Zentralbanken halten auch gar kein Gold wie etwa Kanada, Norwegen, Neuseeland oder Israel. Oder ihre Goldbestände sind vergleichsweise gering wie etwa in Australien.3
Befürworter dagegen erachten hohe Goldreserven im Bestand einer Notenbank als positiv. Das sorge für Vertrauen in eine Währung, weil Gold einen Wert besitze, nicht inflationierbar sei und kein Gegenpartei-Risiko berge. Das reicht hin bis zu Stimmen, die sich die Wiedereinführung eines Goldstandards wünschen. Mehr: Goldstandard - Mythos oder Heilmittel?
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass in den letzten Jahren auffallend oft Staaten mit autokratisch-autoritären Regierungsformen als Goldkäufer auftraten. Namentlich Russland, China, Indien oder einige aufstrebende Schwellenländer wie Katar oder die Türkei. Viele Analysten vermuten dahinter auch das Bestreben, sich vom US-Dollar als Weltleitwährung zu emanzipieren.
Neben der absoluten Höhe der Goldbestände ist daher auch der Goldbesitz einer Notenbank in Relation zu den gesamten Währungsreserven interessant. So halten die Schweiz oder Japan in Tonnen gesehen eine hohe Menge an Gold. Als prozentualer Anteil an den Währungsreserven ist die Menge aber gering:
Platz | Land | Goldreserven (Tonnen) | entspricht Anteil an Gesamtreserven |
---|---|---|---|
1. | USA | 8133,5 | 66,6 % |
2. | Deutschland | 3355,1 | 65,4 % |
3. | IWF | 2814,0 | -- |
4. | Italien | 2451,8 | 62,4 % |
5. | Frankreich | 2436,6 | 57,3 % |
6. | Russland | 2298,5 | 19,9 % |
7. | China | 1948,3 | k.A. |
8. | Schweiz | 1040,0 | 5,9 % |
9. | Japan | 846,0 | 3,7 % |
10. | Indien | 785,3 | 7,9 % |
11. | Niederlande | 612,5 | 55,4 % |
12. | EZB | 504,8 | 32,0 % |
13. | Türkei | 488,9 | 29,4 % |
14. | Taiwan | 423,6 | 4,0 % |
15. | Usbekistan | 390,0 | 59,3 % |
16. | Portugal | 382,6 | 69,6 % |
17. | Kasachstan | 381,5 | 62,6 % |
18. | Saudi-Arabien | 323,1 | 3,7 % |
19. | Vereinigtes Königreich | 310,3 | 21,8 % |
20. | Libanon | 286,8 | 49,4 % |
Die Funktion staatlicher Goldreserven war historisch die im Idealfall vollständige und in der Praxis zumindest weitgehende Deckung einer im Umlauf befindlichen Währung. Hierfür hielten sich die Staaten offiziell die entsprechenden Mengen an Gold.
Großbritannien leitete die Zeit des klassischen Goldstandards mit dem Bank Charter Act von 1844 ein, der eine überwiegende Golddeckung neuer Noten der Bank of England vorschrieb. Zugleich wurde anderen britischen Banken die Herausgabe von Banknoten untersagt. Im Deutschen Reich galt der Goldstandard ab 1871, nachdem Frankreich bedeutende Goldmengen als Reparation für den Deutsch-Französischen Krieg zahlen musste. Im Jahr 1885 folgten die Staaten der Lateinischen Münzunion und im Jahr 1900 schließlich auch die Vereinigten Staaten.
Der Niedergang des klassischen Goldstandards setzte 1914 ein, im Wesentlichen verursacht durch die Kosten für den 1. Weltkrieg. Die Idee der Währungsdeckung durch Goldreserven bei gleichzeitig steil ansteigenden Staatsausgaben ließ sich nicht aufrechterhalten, sodass die kriegführenden Staaten die Konvertierbarkeit beendeten. Die Versuche in den 20er Jahren, den Goldstandard und damit die Konvertierbarkeit wieder einzuführen blieben letztlich erfolglos. Großbritannien beendete die Konvertierung endgültig im Jahr 1931 und die USA im Jahr 1933.
Die gewachsene wirtschaftliche Bedeutung der USA seit 1900, die sich vor allem aus ihrer Rolle als Geldgeber der alliierten Kriegsparteien im 1. Weltkrieg ergab, lässt sich auch an den stark steigenden Goldreserven des Landes eindeutig ablesen. Als die USA 1900 den Goldstandard einführten, beliefen sich die Goldreserven auf 602,5 Tonnen. 1935 waren die Bestände mit 9.998 Tonnen fast 17-mal so hoch. Kein Land anderes Land besaß auch nur annähernd so viel Gold.
1944 wurde mit der Etablierung des Bretton-Woods-Systems der Gold-Dollar-Standard eingeführt. In diesem System übernahm der US-Dollar die Funktion einer goldgedeckten Leitwährung, deren Wert mit 35 Dollar je Feinunze festgesetzt wurde. Alle anderen Währungen der teilnehmenden Staaten standen zum Dollar in einem festen Wechselkurs. Es handelte sich also um einen faktischen Goldstandard auch für die anderen Währungen.
1973 war das Ende des Systems von Bretton Woods. Letztlich hatte sich die Bindung von Geld an Gold als zu unflexibel erweisen, um den Erfordernissen moderner Gesellschaften nach einer steigender Geldmenge zu genügen.
Eine währungsdeckende Funktion hat Gold nicht mehr. Im heutigen internationalen Währungssystem freier Wechselkurse dienen Goldreserven den Staaten als Sicherheit und finanzielle Rücklage.
Der Gesamtbestand der weltweiten Goldreserven belief sich am Ende des Bretton-Woods-Systems 1973 auf 36.798 Tonnen. Es folgten mehrere Jahrzehnte, in denen Zentralbanken Goldbesitz als zunehmend unwichtig einschätzten. Entsprechend wurden Goldreserven langsam aber stetig verkauft. Der Boden wurde in den Jahren 2007 und 2008 erreicht, als sich die weltweiten Goldreserven auf zusammen weniger als 30.000 Tonnen Gold beliefen.
Mit der Finanzkrise 2007/08 änderte sich das. Ab 2009 traten die Zentralbanken in der Summe als Netto-Käufer von Gold am Markt auf:
Jahr | Goldreserven Welt gesamt (Tonnen) |
---|---|
1975 | 36.745 t |
1980 | 35.836 t |
1985 | 35.686 t |
1990 | 35.575 t |
1995 | 34.503 t |
2000 | 33.157 t |
2005 | 30.833 t |
2010 | 30.840 t |
2015 (Oktober) | 32.687 t |
2020 (Jahresende) | 35.288 t |
2021 (Jahresende) | 35.516 t |
Quelle: IMF / IFS / World Gold Council, "World Official Holdings"
Stand Ende 2021 beträgt der Anteil der offiziellen Goldreserven am "above-ground stocks" Wert 17,3 %. Mit "above-ground stocks" ist alles physische Gold gemeint, das seit Anbeginn der Menschheit bis heute gefördert wurde. Dieser Wert wird auch gern als Goldwürfel dargestellt.
Die sogenannten Central Bank Gold Agreements (=CBGAs) sind nur noch von historischem Interesse. Es handelte sich um insgesamt vier Abkommen, die von 1999 - 2019 existierten. Darin verpflichteten sich die Europäischen Zentralbank sowie fast alle wichtigen Zentralbanken europäischer Einzelstaaten, kein Gold mehr in größerem Umfang mehr zu verkaufen:
Lange Zeit lagerten große Teile der deutschen Goldreserven im Ausland, namentlich bei der Federal Reserve Bank in New York, der Bank of England in London und der Banque de France in Paris. Begründet war dies damit, dass man in Zeiten des kalten Krieges Gold praktischerweise da lagert, wo man es in Empfang nimmt, wo es sicherer ist und auch einfacher zu verkaufen.
Mit der Finanzkrise 2008 kam es zu verstärkter Kritik an der Lagerung der deutschen Goldreserven im Ausland. Dies führte dazu, dass ein großer Teil des Goldes wieder nach Deutschland zurückkam. Dieser Prozess ist auch bekannt als Repatriierung deutscher Goldreserven. Mehr: "Das Gold der Deutschen" - die Buchrezension von GOLD.DE
Heute lagert der größte Teil des deutschen Goldes bei der Bundesbank in Frankfurt am Main. Zur Transparenz wird regelmäßig diese offizielle Goldbarrenliste veröffentlicht. Demzufolge verteilten sich die bundesdeutsche Goldreserven zum 31.12.2021 wie folgt (Werte gerundet):
Gelegentlich fließt ein kleiner Teil dieser Goldbestände ab, wenn Gold für Münzprägungen benötigt wird.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) wurde 1944 als Teil des Bretton-Woods-Systems gegründet und hat dessen Ende im Jahr 1973 bis heute überdauert. Seine wesentliche Funktion war und ist die Vergabe von Krediten an Staaten. Mit den 1969 etablierten Sonderziehungsrechten verfügt der IWF über eine eigene Reservewährung, die allerdings nicht am Devisenmarkt gehandelt wird und nur als Buchgeld auf den Konten des Fonds existiert.
Nach den USA und Deutschland verfügt der IWF mit aktuell 2.814 Tonnen über die drittgrößten staatlichen beziehungsweise institutionellen Goldreserven. Die Herkunft dieser Reserven setzt sich über die im Quotensystem ermittelten Einlagen der Mitgliedsstaaten, aus Kreditrückzahlungen, Zinszahlungen und auch Bezahlungen in Gold für andere Währung zusammen. Der letzte Goldverkauf des IWF von 403,3 Tonnen fand 2009 bis 2010 statt, um die finanzielle Basis für die Kreditvergabe zu verbessern.
Die Währungsreserven der Europäischen Zentralbank (EZB) setzen sich aus US-Dollar, Japanischem Yen, Sonderziehungsrechten beim IWF und Gold zusammen. Der Goldanteil der ursprünglichen Einlagen durch die nationalen Zentralbanken der Eurozone im Jahr 1999 betrug 15 Prozent. Dieser Anteil bezog sich jedoch nicht auf das Goldgewicht, sondern auf den Goldwert, der marktabhängigen Schwankungen unterworfen ist. Von ursprünglich 747,9 Tonnen Gold sind nach einem zwischenzeitlichen Höchststand von 766,9 Tonnen im Jahr 2015 derzeit noch 504,8 Tonnen in den Reserven der EZB vorhanden.
Warum werden Goldreserven weiter angehäuft, statt die Staatsverschuldung und den damit verbundenen Zinsen zu senken ????
Da hat wohl jemand bei WWC verpasst, dass seit 1993 keine Tschechoslowakei mehr existiert... Also was ist es für Angaben im Jahr 2018+2019?! Und stimmen auch die anderen Daten überhaupt....?
"Letztlich hatte sich die Bindung von Geld an Gold als zu unflexibel erweisen, um den Erfordernissen moderner Gesellschaften nach einer steigender Geldmenge zu genügen."
Nein, die Regierungen (hier westliche Demokratien bzw. "entwickelt" genannt) brauchten das zum hemmungslosen Schuldenmachen für ihre Kriege und/oder Wohlfahrtstaaten (Wählerkauf)
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