Gold: 2.173,43 € -0,02 %
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Stand: 22.03.2021 von Hannes Zipfel
Gleich dreimal wird sich der US-Notenbankchef Jerome Powell in dieser Woche zur Geldpolitik der Fed und den Konjunkturaussichten in den USA äußern. In Anbetracht der angespannten Lage bei den Zinsen am Kapitalmarkt, die auch auf die Entwicklung an den Edelmetallmärkten Einfluss nehmen, werden die Marktteilnehmer jedes Wort des Geldpolitikers auf die sprichwörtliche Goldwaage legen.
Eine spannende Woche für den Goldpreis

Der Tag der Abrechnung rückt näher

Zuletzt glänzte der wohl mächtigste Notenbanker der Welt mit leeren Phrasen und widersprüchlichen Aussagen: Einerseits sieht Jerome Hayden "Jay" Powell nach eigenem Bekunden die US-Wirtschaft erst auf halbem Wege bei der konjunkturellen Erholung, andererseits kann er in den dynamisch steigenden Zinskosten für die überschuldete US-Wirtschaft kein Problem erkennen.

So lange das kürzlich verabschiedete dritte große Hilfsprogramm innerhalb eines Jahres in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar über die Vereinigten Staaten herabregnet (Helikoptergeld), kann sich Powell noch zurücklehnen. Doch was geschieht, wenn das Programm sukzessive ausläuft, die Preise durch das Helikoptergeld ansteigen und die US-Wirtschaft plötzlich mangels staatlicher Alimentierung in wenigen Monaten in ein Nachfrageloch fällt?

Dann folgt für das auf Schulden basierende US-Wirtschaftssystem der Offenbarungseid. Entweder wird dann für alle Welt sichtbar, dass es nur mit noch mehr Helikoptergeld in der "Greatest Nation On Earth" zu Wachstum kommen kann, oder die USA driften in eine deflationäre Depression ab. Beide Szenarien bilden ein Umfeld, in denen Gold und andere monetäre Edelmetalle eine kluge Wahl wären.

Dreimal Powell

Bereits am heutigen Montag nimmt Powell ab 14:00 Uhr MEZ an einer Diskussion bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel teil (BIZ = Zentralbank der Zentralbanken). Da es thematisch hauptsächlich um digitale Innovationen im Geldsystem geht, dürfte von den heutigen Aussagen Powells noch nicht viel Interessantes für die Märkte zu erwarten sein.

Spannender wird es dann am Dienstag und Mittwoch, wenn Powell vor dem US-Kongress Zeugnis über die aktuelle Geldpolitik der Fed ablegt und die Sicht der Notenbank auf Konjunktur- und Marktentwicklungen erläutert. Das sogenannte "Testimony" vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses (Committee on Financial Services) beginnt am Dienstag um 17:00 Uhr MEZ.

Die Anhörung Jerome Powells vor dem Bankenausschuss des US-Senats (Committee on Banking, Housing, and Urban Affairs) beginnt am Mittwoch um 15:00 Uhr MEZ und ist thematisch gemäß Vorankündigung ähnlich gelagert (Quelle: Board of Governors of the Fed).

Die Aussagen Powells vor den beiden Komitees könnten den Goldpreis über oder unter charttechnisch relevante Marken bewegen.

Goldpreis stabilisiert sich nach starker "Überverkauftheit"

Diese Marken liegen aktuell mit dem horizontalen Widerstand im Bereich von ca. 1.764 US$/Unze auf der Oberseite und der mittelfristigen Aufwärtstrendlinie als Unterstützung bei 1.685 US$/Unze auf der Unterseite in direkter Schlagdistanz zum Goldpreis.

Zuletzt hatten sowohl die Terminmarktdaten als auch die beiden charttechnischen Oszillatoren (Stochastik und Relative-Stärke-Index/RSI) eine starke "Überverkauftheit" am Goldmarkt signalisiert und eine zumindest kurzfristige Gegenbewegung ausgelöst.

Nun kommt es darauf an, ob die Marktteilnehmer die historische Brisanz der fiskal- und geldpolitischen Lage als bedeutender erachten als die abgenutzten Beschwichtigungsparolen der Geld- und Fiskal-Politiker.

Der Hinweis des irischen Ökonomen und Dramatikers George Bernard Shaw (1856 - 1950) könnte diesbezüglich so manchen Investoren zum Nachdenken anregen:

Gold funktionierte seit der Zeit Alexander des Großen. Wenn etwas über zweitausend Jahre Bestand hat, ich denke, dann nicht aufgrund von Vorurteilen oder einer falschen Theorie.

Wichtige Termine in dieser Woche

Hinweis: Wegen der früheren Umstellung auf die Sommerzeit verschieben sich die Datenveröffentlichungen aus den USA noch bis zum 28. März um eine Stunde nach vorne.

Montag

Bereits heute Morgen hat Investing.com den Stimmungsindex für den Goldpreis veröffentlicht, der die Positionierung der Marktteilnehmer an den Termin- und OTC-Börsen misst (OTC = Over The Counter). Mit aktuell 52,9 Prozent hat sich die Zahl der auf steigende Kurse spekulierenden Positionen von zuvor 57,6 Prozent deutlich zurückgebildet. Der bisherige Höchststand wurde am 20. Mai 2019 bei 77,6 Prozent erreicht, der Tiefststand am 18. Mai 2015 bei 45,7 Prozent. Der "Investing.com Goldindex" gilt als Kontraindikator (umso schlechter die aktuelle Stimmung, umso besser die Preisperspektiven).

Dienstag

Um 15:00 Uhr MEZ stehen in den USA die Verkäufer neuer Häuser zur Veröffentlichung an. Da diese Daten sehr zinssensitiv sind, können sie Aufschluss über mögliche Auswirkungen der steigenden Refinanzierungskosten für Häuser und Wohnungen auf den gesamten Immobilienmarkt geben. Die Hypothekenzinsen sind direkt an die Zinsentwicklung am Kapitalmarkt gekoppelt.

Nach einem Plus von 4,3 Prozent im Januar wird für den Verkauf neuer Häuser im Februar 2021 ein Minus in Höhe von 6,5 Prozent zum Vormonat erwartet.

Um 18:00 Uhr MEZ erfolgt eine Auktion 2-jähriger US-Staatsanleihen (US-T-Notes). Zuletzt gab es bei der Auktion siebenjähriger US-Staatsanleihen deutlich weniger Nachfrage als bei früheren Auktionen, was am Rentenmarkt zu Turbulenzen führte und die Zinsen weiter nach oben trieb.

Mittwoch

Am Mittwoch um 9:30 Uhr veröffentlicht Markit Economics neue Zahlen zum Geschäftsklima in Deutschland. Nach 51,1 Punkten im Februar wird für den März mit einer leichten Erholung auf 51,3 Indexpunkte gerechnet (alle Werte über 50 signalisieren Expansion). Damit wäre das Vorkrisenniveau vom 24. März 2020 in Höhe von 50,7 Indexpunkten wieder überschritten.

Um 12:00 Uhr MEZ erscheinen die von der Mortgage Bankers Association (MBA) erhobenen Daten zu den wöchentlichen US-Hypothekenanträgen. Auch dieser Markt ist hoch zinssensibel und steht daher aktuell unter besonderer Beobachtung der Marktteilnehmer. Es wird mit einem weiteren Rückgang des Index für den Hypothekenmarkt auf 750 Punkte gerechnet. Am 11. März 2020, mitten im Zinstief, lag der Index noch bei 1.172 Punkten.

Donnerstag

Der 25. März ist der letzte Handelstag für die Gold- und Silber-Optionen für den Kontrakt-Monat April am US-Terminmarkt. An Tagen mit Verfallsterminen laufender Kontrakte (sog. Hexensabbats) kommt es zu erhöhter Volatilität bei den Kursen. Der Verfallstermin im Bereich der Gold- und Silber-Futures findet am Montag der nächsten Woche statt.

Am Donnerstagvormittag werden um 8:00 Uhr das Verbrauchervertrauen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg veröffentlicht. Das Forschungsinstitut rechnet mit einer leichten Erholung der Konsumentenstimmung und einem Anstieg des Index von -12,9 Punkten im Vormonat auf aktuell -11,9 Punkte. Historisch betrachtet wäre dies immer noch der fünftschlechteste Wert seit Beginn der Datenerhebung vor 20 Jahren.

Am Nachmittag um 13:30 Uhr MEZ präsentiert das US Department of Commerce die Gewinnentwicklung der US-Unternehmen im Schlussquartal 2020 sowie das finale US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das vierte Quartal letzten Jahres.

Freitag

Am letzten Börsentag der Woche wird es um 10:00 Uhr mit der Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland in Sachen Konjunkturdaten noch mal richtig spannend. Der Index gilt als einer der zuverlässigsten ökonomischen Frühindikatoren für die Bundesrepublik. Nach einem Indexstand von 92,4 Punkten im Februar wird mit einer weiteren Verbesserung auf 93,2 Punkte gerechnet. Das Vorkrisenniveau im März 2020 lag bei 96,0 Punkten

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von 36alpha | 23.03.2021, 17:39 Uhr Antworten

Jeden Artikel den ich hier seit Jahren lese, egal ob der Goldpreis hoch oder niedrig ist, egal ob die Wirtschaft brummt oder nicht, egal ob gerade Krise ist oder nicht, egal ob es regnet oder die Sonne scheint, endet mit dem Fazit dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist Gold zu kaufen.

Ja das stimmt uneingeschränkt, ABER warum brauche ich dann noch die Artikel?

Leute deckt euch ein, es wird krachen............

2 Antworten an 36alpha anzeigen
von Aureus | 23.03.2021, 05:28 Uhr Antworten

Gold bleibt ein absolutes must-have in jedem konservativen Depot, ganz gleich was der Chef der Federal Reserve uns auch sonst sagen oder versprechen mag.

Ich persönlich rechne in diesem Jahr mit einem Rückgang auf 1600 Dollar je Unze, dann aber mittelfristig mit deutlich höheren Preisen. Ich hoffe aber, dass wir die 2500 Dollar bis 2022 nicht sehen, weil ich nicht an allzu hohen Goldpreisen interessiert bin. Gold ist für mich die letzte Zuflucht, das Mittel, das noch über Wert verfügt, wenn die Welt aus den Angeln geraten ist. Und ich hoffe inständig, nie davon in einer solchen Welt Gebrauch machen zu müssen!

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