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Stand: 22.08.2023 von Jörg Bernhard
Weil der Besitz von Goldmünzen bzw. Goldbarren kein Kontrahenten- bzw. Ausfallrisiko in sich birgt, muss es – im Gegensatz zu Staaten und börsennotierten Unternehmen – von Ratingagenturen nicht bewertet werden.
Gold benötigt (zum Glück) keine Ratingagenturen

Downgrade der USA – wahrlich kein gutes Zeichen

Im August haben die von den Ratingagenturen Fitch und Moody’s verkündeten Herabstufungen der Bonität zwar für erhöhte Aufmerksamkeit an den Finanzmärkten gesorgt, ein verstärktes Interesse an Gold – geschweige denn ein höherer Goldpreis – ging damit allerdings nicht einher.

Nur zur Erinnerung: Die Ratingagentur Fitch hat das langfristige Emittentenausfallrating der USA von „AAA“ auf „AA+“ herabgestuft und dies mit der mangelnden Regierungsführung beim Schuldenstreit mit den Republikanern und der erwarteten Verschlechterung der Haushaltslage sowie der wachsenden Schuldenlast begründet (siehe Tabelle).

In dieses negative Bild passt die wenige Tage später erfolgte Herabstufung der Bonität von insgesamt zehn regionalen US-Banken wie zum Beispiel M&T Bank, Pinnacle Financial Partners und Commerce Bancshares durch die Ratingagentur Moody`s.

Außerdem setzte man insgesamt sechs mittelgroße und große Banken auf die Beobachtungsliste mit negativem Ausblick.

Das heißt: In Zukunft könnten auch die Bonität dieser Finanzinstitute herabgestuft werden. Als Gründe wurden hier sinkende Unternehmensgewinne und höhere Finanzierungskosten genannt.

Dass die Sorge um die Bonität der USA berechtigt erscheint, bringt vor allem die Entwicklung der Staatsschulden im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt zum Ausdruck. Im Jahr 2013 übertraf der Schuldenberg der USA mit 100,3 Prozent erstmals die Wirtschaftsleistung des Landes.

Für das Jahr 2022 wurde sogar ein Rekordwert von 129,0 Prozent gemeldet. Nur zur Erinnerung: Im Jahr 2000 – also vor den zahlreichen staatlichen Rettungspaketen – lag die Kennzahl bei lediglich 55,6 Prozent.

Weichwährungen in hartes Gold tauschen

In der Eurozone bzw. in Deutschland fielen die Quoten für 2022 mit 91,5 bzw. 66,3 Prozent zwar deutlich besser als jenseits des Atlantiks aus, ein stark ausgeprägter Optimismus erscheint dennoch fehl am Platz, schließlich fallen in Europa angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der starken Abhängigkeit von Öl- und Gaslieferungen aus autokratischen Staaten die wirtschaftlichen Wachstumsperspektiven alles andere als rosig aus.

Während der Internationale Währungsfonds der deutschen Wirtschaft für das laufende Jahr einen Rückgang um 0,3 Prozent prognostiziert, soll sich das Wirtschaftswachstum der USA auf 1,8 Prozent belaufen und in der Eurozone ein Zuwachs von immerhin 0,9 Prozent erzielt werden.

Fazit: Seit dem Jahr 2000 hat sowohl der Dollar als auch der Euro insbesondere gegenüber Gold massiv an Kaufkraft verloren. Reichten 100 Dollar bzw. 100 Euro Anfang 2000 noch zum Kauf von elf bzw. 11,3 Gramm Gold, kann man diese Geldbeträge aktuell lediglich in 1,64 bzw. 1,79 Gramm Gold eintauschen. Der Kauf von physischem Gold macht daher weiterhin Sinn.

Länder mit hoher Kreditwürdigkeit


S&P Moody's Fitch DBRS TE-Score
Australien AAA Aaa AAA AAA 100
Kanada AAA Aaa AA+ AAA 100
Dänemark AAA Aaa AAA AAA 100
Deutschland AAA Aaa AAA AAA 100
Liechtenstein AAA - - - 100
Luxembourg AAA Aaa AAA AAA 100
Niederlande AAA Aaa AAA AAA 100
Schweiz AAA Aaa AAA AAA 100
Norwegen AAA Aaa AAA AAA 99
Schweden AAA Aaa AAA AAA 99
Eurozone AA Aaa AAA AAA 98
Singapur AAA Aaa AAA AAA 98
USA AA+ Aaa AA+ AAA 98
Österreich AA+ Aa1 AA+ AAA 96
Finnland AA+ Aa1 AA+ AA (high) 96
Neuseeland AA+ Aaa AA+ - 95
Frankreich AA Aa2 AA- AA (high) 92
Hongkong AA+ Aa3 AA- - 90
Taiwan AA+ Aa3 AA - 90
Vereinigte Arabische Emirate AA Aa2 AA- - 90
Quelle: TradingEconomics (TE), August 2023

Ausblick für die laufende Woche

Vom 22. bis 24. August findet in Johannesburg ein BRICS-Gipfeltreffen statt. An diesem nehmen neben nicht nur Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika teil, eingeladen wurden auch zahlreiche andere Länder des „globalen Südens“.

Insgesamt 23 Länder sollen sogar ihre Mitgliedschaft formal beantragt haben. Russland und China haben ein besonders starkes Interesse daran, die Noch-Weltleitwährung Dollar zu schwächen. Pläne, eine goldgedeckte Gemeinschaftswährung ins Leben zu rufen, werden vor allem in Russland propagiert.

Dies dürfte allerdings kein leichtes Unterfangen werden, schließlich pflegen einige Mitgliedsstaaten und mehrere potenzielle Aufnahmekandidaten untereinander alles andere als ein freundschaftliches Verhältnis und sind in der Vergangenheit vor allem durch nationalistisches und wenig kooperatives Gebaren in Erscheinung getreten.

Dass daraus eine vertrauenswürdige Währung entstehen kann, darf durchaus bezweifelt werden.

Mit Blick auf die wachsende Rivalität zwischen China und den USA scheint derzeit die US-Wirtschaft weniger Probleme zu haben als die chinesische. In den kommenden Tagen dürften sich die Akteure an den Goldmärkten vor allem für den Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter (Do) und den von der Uni Michigan berechneten Index zum Konsumentenvertrauen sowie das internationale Notenbankertreffen in Jackson Hole (beide Fr) interessieren.

Autor: Jörg Bernhard
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