Münzen sammeln: Tipps für Einsteiger

Im Trend: Alte Leidenschaft, ganz modern

Münzen werden gesammelt, seit sie existieren. Kaum ein Hobby kann so eine lange Tradition vorweisen. Stand aber früher das Geschichtliche im Vordergrund, so hat sich heute eine bemerkenswerte Wandlung vollzogen. Für diesen Trend gibt es mehrere Ursachen.

Moderne Kollektionen wie die erfolgreichen Marvel Münzen oder die nicht minder populären Star Wars Münzen sprechen auch jüngere Sammler an.

Bei Anlegern ist zu beobachten, dass verstärkt Alternativen gesucht werden, seit Zinsprodukte faktisch negativ rentierten. Anlagemünzen haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erfahren.

Und auch bei alten historischen Münzen sehen viele Branchenstimmen einen positiven Trend.

Ist Münzen sammeln sinnvoll?

Diese Frage scheint angesichts der oben skizzierten Entwicklungen verwunderlich. Sie kann daher mit einer einfachen Gegenfrage beantwortet werden: Wo sonst lassen sich Leidenschaft und Werterhalt in so schöner Weise verbinden?

Was heißt überhaupt "Münzen sammeln"?

Im Grunde sind wir alle Münzsammler. Denn jeder von uns bewahrt Münzen auf. Und wenn es nur das Kleingeld im Geldbeutel ist. Warum? Weil Münzen beständig sind und einen Wert haben. Keine Selbstverständlichkeit in unserer heutigen schnelllebigen Welt.

Oft wird aber aus dieser alltäglichen Verwahrung Faszination und Leidenschaft. Dann werden Münzen gezielt erworben und lange behalten.

Gründe dafür gibt es genug. Münzen sind schön, denn in ihren Motiven verbinden sich Ästhetik und handwerkliches Können. Münzen kann man anfassen, was in unserer heutigen virtuellen Welt auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Und Münzen sind gelebte Geschichte. Das gilt vor allem für alte Münzen. Durch welche Hände mag dieses Exemplar wohl gegangen sein? Wer je mal eine historische Münze in seinen Händen hielt, wird sich dieser Faszination kaum entziehen können.

Für viele Sammler sind Münzen aber auch Erinnerungen an die eigene gelebte Geschichte. Damals, der Silberadler von Oma fürs Sparschwein (= 5 DM Silbermünze, auch "Heiermann" genannt).

Und natürlich können Münzen auch eine hohe Wertsteigerung erfahren.

Der Münzsammler: Motivation und Interessen

Sammler ist nicht gleich Sammler. Grob lassen sich drei Typen unterscheiden:

• Münzsammler im engeren Sinne: Im Vordergrund steht das Interesse an Geschichte, Motiven oder Auflagen. Das Fachwissen ist meist hoch. Ist es besonders ausgeprägt, spricht man von Numismatik. Numismatik bedeutet Münzkunde. Da diese Gruppe geschichtlich interessiert ist, wird nicht selten auch Artverwandtes aus dem Geldwesen gesammelt wie historische Geldscheine oder Briefmarken
• Geldanleger: Im Vordergrund steht der Investment-Gedanke. Man investiert gezielt in eine bestimmte Menge eines bestimmten Edelmetalls und spekuliert auf dessen Preisentwicklung auf den Rohstoffmärkten. Für die Kapitalanlage in Münzform bietet der Markt spezielle Produkte an mit sehr hohem Edelmetallanteil an, die sogenannten Anlagemünzen. Zwar könnte man genauso gut auch in Barren investieren, aber viele Geldanleger bevorzugen die schönen Münzmotive
• Gelegenheitssammler: Viele sammeln auch Münzen, ohne sich selber als Münzsammler zu bezeichnen. Zahlenmäßig ist dies die größte Gruppe. Das Sammeln erfolgt nur gelegentlich und ohne klar definiertes Ziel. Hier vielleicht ein paar Kursmünzen aus den vergangenen Urlauben. Dort ein Satz Euromünzen in der Schublade , einfach weil man sie schön und interessant findet.

Die Grenzen freilich sind nicht scharf. Natürlich kann sich ein Anleger auch für Münzen interessieren, die nicht aus Edelmetall sind, genauso wie sich ein Numismatiker gezielt für moderne Anlagemünzen interessieren kann.

Welche Münzen werden gesammelt?

Einsteiger sollten die wichtigsten Münzbegriffe kennen, denn entsprechend unterschiedlich sind auch die Sammlermärkte.

• Kursmünzen, auch Umlaufmünzen genannt: So nennt man Münzen, die als gesetzliches Zahlungsmittel genutzt wurden oder werden. Umgangssprachlich das Kleingeld oder Hartgeld. Im Gegensatz zu früher enthalten Kursmünzen heute kaum oder gar kein Edelmetall. Ihr Materialwert ist also äußerst gering. Trotzdem können auch Kursmünzen ein Sammelgebiet sein. Wertsteigerungen sind durchaus möglich. Euromünzen sammeln ist beispielsweise sehr populär. Wertvolle 2 Euro Münzen können sogar Preise im 5-stelligen Bereich erzielen.
• Anlagemünzen, auch Bullionmünzen genannt: Hierunter versteht man Münzen meist jüngeren Datums mit sehr hohem Edelmetallanteil, die primär für den Zweck der Geldanlage hergestellt wurden oder werden. Der Materialwert ist daher erheblich und auch wesentliches Kriterium, denn der Handel von Anlagemünzen erfolgt auf Basis dieses Materialwertes. Einzig die Händlerpauschale addiert sich noch hinzu. Anlagemünzen gibt es für alle gängigen Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin oder Palladium. Der Markt ist riesig. Fachkenntnisse sind aber nicht nötig, denn Preise sind auch für Einsteiger transparent nachvollziehbar und somit gut vergleichbar. Bekannte Anlagemünzen sind Krügerrand, Maple Leaf oder Wiener Philharmoniker. Gut zu wissen: Manche Bullionmünzen entwickeln sich mit der Zeit zu besonders gefragten Sammlerobjekten wie etwa die "Lunar" Serie in Gold oder Silber, was sich in einer überdurchschnittlichen Wertentwicklung niederschlägt. Hierfür gibt es den Begriff "Anlagemünzen mit Sammelcharakter".
• Historische Münzen: Im engeren Sinne werden darunter antike Münzen oder Münzen aus Mittelalter verstanden. Aber auch einige Münzen aus neuerer Zeit gelten bereits als historische Sammlermünzen. Der Markt ist riesig, daher werden Sammelgebiete weiter unterschieden etwa nach Epochen oder Ländern. Um den Sammlerwert einschätzen zu können, sind Fachkenntnisse sind nötig.
• Gedenkmünzen, auch Sonderpägungen genannt: Oft sind historische bedeutsame Orte, Ereignisse oder Personen Anlass für eine Münzauflage. Gedenkmünzen werden gezielt für Sammler produziert. Kleine Auflagen, limitierte Stückzahlen, bestimmte Motivserien oder eine besonders hohe Prägequalität ("Spiegelglanz", "polierte Platte") wecken Begehrlichkeiten. So sind etwa Euro Gedenkmünzen oder D-Mark Sonderprägungen sehr beliebt. Interessante Wertsteigerungen sind möglich. Gedenkmünzen werden oft auch als Sammlermünzen bezeichnet, dennoch sollten sie unterschieden werden von alten historischen Münzen.

Übrigens sind alle diese Münzen auch gesetzliches Zahlungsmittel. Oder waren es zu ihrer Epoche. Gesetzliches Zahlungsmittel heißt, dass etwas als Geld im Alltag benutzt wird. Bei Sammlermünzen oder Anlagemünzen macht das aber keiner, weil entweder der Sammlerwert oder der Materialwert deutlich über dem Nominalwert (= die eingeprägte Zahl) liegt.

Eine Sonderrolle nehmen Medaillen ein, denn sie gelten per Definitionem nicht als Münzen. Als Münze gilt nur was gesetzliches Zahlungsmittel ist oder war; die Münzhoheit liegt ausschließlich beim Staat. Es gibt zwar auch Medaillensammler, dieser Markt ist aber klein und schwierig.

Mehr: Münze oder Medaille? Warum man den Unterschied kennen muss!

Wert und Wertermittlung

Wer Münzen sammelt, landet schnell bei der Frage: Was ist die Münze wert? Hier sind bei der Wertermittlung drei Aspekte zu unterscheiden:

1. Nominalwert: Ist eine Münze gesetzliches Zahlungsmittel, dann ist die eingeprägte Zahl der Wert, der im alltäglichen Zahlungsverkehr gilt. Auch Nennwert genannt
2. Materialwert: Dieser ist bei Münzen aus Edelmetall erheblich und in der Regel höher als der Nominalwert. Der Materialwert wird vom tagesaktuellen Weltmarktpreis bestimmt (auch Spotpreis genannt) und kann von jedem einfach selber ermittelt werden: Es ist der Edelmetallanteil, multipliziert mit dem Spotpreis. Der Materialwert ist also das, was man immer bekommt, wenn man eine Münze verkauft (abzüglich einer kleinen Händlerpauschale)
3. Sammlerwert: Liegt stets deutlich über dem reinen Materialwert. Bei begehrten Sammlermünzen ist der Sammlerwert sogar völlig entkoppelt vom Materialwert. Für Top-Münzen werden in Einzelfällen hohe vier- oder fünfstellige Beträge bezahlt bis hin zu den spektakulären Millionensummen, welche teils auf internationalen Münzauktionen erzielt werden

Der tatsächliche Preis, zu dem eine Münze gehandelt wird, ist dann der Marktwert. Dieser beinhaltet die Händlerpauschale.

Münzsammlung verkaufen

Die Frage nach dem Wert einer Münze stellt sich oft auch für Unkundige. Insbesondere wenn es sich um seltene Münzen handelt. Der Klassiker: Erben, die Opas Münzsammlung nicht weiterführen wollen. Hier sollte man Expertenrat einholen.

Um Münzen schätzen zu lassen empfehlen sich Münzsachverständige, Auktionshäuser oder Münzfachhändler. Numismatiker in der Nähe findet man hier:

• Liste des Berufsverbandes des deutschen Münzenfachhandels

Messen oder Münzclubs können auch eine erste Anlaufstelle sein.

Viel einfacher gestaltet sich die Wertermittlung bei Anlagemünzen. Da diese im Regelfall nahe am Materialwert gehandelt werden, sind die Ankaufspreise der Edelmetallhändler auch für Unkundige transparent vergleichbar.

Auf was achten Sammler?

Sammlermünzen im engeren Sinne sind also Münzen, wo der Materialwert wenig bis gar nicht interessiert. Im Vordergrund steht das numismatische Interesse. Sammler achten daher auf Seltenheit, Begehrtheit, Herkunft, Alter und Erhaltungsgrad. Denn diese Faktoren bestimmen wesentlich den Wert von Sammlermünzen. Dabei gilt: Je seltener, je begehrter und je besser erhalten, desto teurer.

Hier ein vereinfachter Überblick der wichtigsten Erhaltungsgrade/Herstellungsverfahren:

International ist für die Einordnung auch ein sogenannte Grading anerkannt. Hier erfolgt die Begutachtung durch bekannte Institute wie NGC (= Numismatic Guaranty Company) oder PCGS (= Professional Coin Grading Service). Die Münzen werden dann versiegelt und bekommen das entsprechende Zertifikat.

Für Sammler ebenfalls von Interesse sind Fehlprägungen, da sie oft eine besondere Seltenheit begründen.

Auch besondere historische Anlässe sind für Sammler interessant. Paradebeispiel hierfür ist der Flowing Hair Silberdollar von 1794, der die Geburtsstunde des US-Dollars darstellt und heute mit 12 Millionen US-Dollar als teuerste Silbermünze der Welt gilt:

Was empfiehlt sich für wen?

Zu beachten sind die steuerlichen Regelungen. Beim Kauf von Sammlermünzen aus Silber, Platin, Palladium oder hochpreisigen Gold-Sammlermünzen kommt on top entweder die Mehrwertsteuer noch hinzu oder die günstigere Differenzbesteuerung.

Einzig Anlagemünzen aus Gold sind beim Kauf in der Regel steuerfrei.

Gewinne beim Verkauf sind grundsätzlich steuerfrei nach einer Haltefrist von einem Jahr.

Details hier: Steuer und Münzen

10 Tipps für Einsteiger

1. Für den Anfang Beschränkung auf ein bestimmtes Sammelgebiet empfehlenswert (Epoche, Land, Motivreihe, vollständige Serien / Auflagensätze)
2. Information darüber einholen: Literatur, Kataloge, Web, Besuch von Börsen oder Messen
3. Münzen empfehlenswert, die preislich im unteren Bereich liegen
4. Auch schon als Anfänger Preise vergleichen. Das übt und sensibilisiert für mögliche Schnäppchen
5. Qualität ist wichtiger als Quantität. Schlecht erhaltene Münzen oder Doppelungen in der Sammlung vermeiden
6. Handschuhe tragen beim Anfassen
7. Münzen reinigen sollte fachmännisch erfolgen. Gilt insbesondere bei alten historischen Münzen. Im Zweifel darauf verzichten
8. Münzen nicht lose aufbewahren: Etuis, Kapseln, Boxen, Tubes oder Koffer empfehlen sich
9. Sichere Lagerung bei Münzsammlungen wichtig: Haussafe, Bankschließfach oder Versteck
10. Nicht auf clevere Werbung mancher Münzversandhäuser hereinfallen. Immer mal wieder werden da hauseigene Produkte zu "begehrten Sammlereditionen" hochgejazzt oder es wird durch verwirrende Wortwahl wie "streng limitierte Gedenkausgabe" der Anschein erweckt, es handle sich um Münzen. Tatsächlich sind es nur geprägte Objekte in Münzform, also Medaillen. Ein späterer Verkauf ist schwierig. Kenner und Münzsammler haben in der Regel wenig Interesse an solchen Produkten. Meist ist auch der Edelmetallanteil gering; und wenn, dann ist das Preisniveau oft wenig konkurrenzfähig. Produktbeschreibung genau lesen!

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